Neulich fuhr ich mit der S-Bahn von Winterthur nach
Zug. Ich fuhr in der ersten Klasse. Gegen halb Zehn hielt der Zug am Flughafen,
wo ein gutes Dutzend Männer einstieg. Alle waren im typischen Business-Look und
alle vertieften sich sofort in ihre Notebooks, Tabletts und Mobile-smart Phones.
Nun ging ein lautes geschäftiges Telefonieren los.
Alle sprachen irgendwie Englisch, mal mit Amerikanischen mall mit Indischem
aber meist mit deutschem Akzent. Obwohl es eine S-Bahn war, kamen zwei
Schaffner um die Tickets zu kontrollieren. Einer dieser jungen dynamischen
Schlips-Träger hatte kein Billet vorzuweisen und gab als fadenscheinige
Erklärung an, der Ticket-Automat habe nicht funktioniert, dies akzeptierten die
Kontrolleure nicht, denn sie hatten diesen Schnösel auf dem Bahnsteig
beobachtet, wie er am Automaten so tat
als ob er ein Ticket nehmen würde aber eben nur so als ob!
Ruhig erklärten sie, dass sie beobachtet hätten wie
er ohne Fahrschein eingestiegen sei also müsse er ausser dem Fahrpreis eine
Strafe von hundert Franken bezahlen. Der schuldige Fahrgast wurde ausfällig
aber nicht mehr auf Englisch—das er ja nur gebrochen sprach—sondern auf
ordinärstes Berlinisch.
Alle anderen hatten ein ordnungsgemässes Ticket. Es
war lustig mitzuhören wie sich diese, meist jungen, „Managerchen“ in Szene
setzten, ich vermute, dass sie sich gegenseitig Überbeschäftigung vorspielten. Ja
Zug ist eben das Schweizerische Business-Zentrum vor allem für meist
undurchsichtige internationale Firmen wie Erdöl und sonstige Rohstoff-Händler.
Als ich in Zug eintraf war es noch zu früh zum
Museumsbesuch und so schlenderte ich von Schaufenster zu Schaufenster. Im Fenster
irgendeiner Nobel-Boutique war etwas ausgestellt was mein Interesse erweckte. Ich
trat ein und wurde von einem sehr snobistischen Verkäufer äusserst kritisch von
oben bis unten gemustert. Dieses abschätzige Mustern weckte in mir den Schalk.
Angezogen war ich mit Leinenhemd und sportlicher Hose sowie mit offenen
Sandalen, also gar nicht zu solch einer feinen Boutique passend und dies wurde
mir auch sehr klar zu verstehen gegeben. Nun sagte ich ich wolle mich nur eben
ein wenig umsehen und begann dies und das zu mustern, den argwöhnischen
Verkäufer immer auf den Fersen.
Abrupt drehte ich mich dem Verkäufer zu und frage
ihn nach der genauen Stoffzusammensetzung eines Hemdes. Seine überhebliche
Antwort war 100% Baumwolle. Auf meine Frage hin, ob es nicht eher Leinen sei suchte
er verdattert nach dem Etikett. Stotternd und leicht fahrig sagte er, dass es
sich tatsächlich um reines Leinen handle. Lächelnd riet ich ihm, statt die
Kunden von oben herab zu behandeln täte er besser daran seine Ware kennen zu
lernen und verliess freundlich lächelnd die ach so schicke Boutique.
Mein Museumsbesuch und das anschliessende Essen im
Museumsfoyer war sehr angenehm sicherlich weil sich junge "Managerchen" nur
selten in Kulturinstitutionen verirren!