Dienstag, 28. Februar 2017

Buchempfehlung

Ehe: ein hoffnungsvolles, grosszügiges, unendlich liebevolles Glücksspiel, das zwei Menschen wagen, die noch nicht wissen, wer sie sind oder wer der andere wohl sein mag, die sich an eine Zukunft binden, die sie nicht begreifen und die sie wohlbedacht nicht genauer erforscht haben.

Die einzigen Menschen, die uns normal erscheinen, sind diejenigen, die wir nicht gut kennen. Das beste Mittel gegen die Liebe ist, den Betreffenden besser kennen zu lernen.

Ehe: letztlich eine zutiefst merkwürdige Lieblosigkeit, die man niemandem antun sollte, der einem viel bedeutet oder den man angeblich liebt.

Jemanden zu heiraten, selbst den noch so passenden Menschen, heisst letztlich zu wählen, für welche Kombination von Leiden wir uns aufopfern möchten.

Diese Sätze stammen aus dem neuen Roman—der fast eher ein Fachbuch in Sache Beziehung ist—von Alain de Botton: Der Lauf der Liebe.

Aus der Gelassenheit  meines grossen Alters herab habe ich  recht viel Spass gehabt viele lapidare Weisheiten so gut beschrieben zu lesen.





Sonntag, 26. Februar 2017

Flucht? oder Befreiung?

Ein ganzes Leben lang hatten sie, Gebhard und Regula nun schon zusammen—nein parallel—gelebt. Gebhard war als erfolgreicher Arzt immer sehr beschäftigt gewesen, die gemeinsamen Urlaube—Kinder waren ihnen nicht beschert gewesen—begannen meist mit einem Kongressbesuch an welchen dann einige Tage, nie mehr als eine gute Woche, angehängt worden waren. Regula lebte das ganze Jahr über sehr zurückgezogen, Freunde hatte sie kaum und als ihre Eltern gestorben waren—sie war ein Einzelkind gewesen—vereinsamte sie immer mehr. Trotz sehr guter finanzieller Lage lebten die beiden äusserst bescheiden fast schon ärmlich, sie hatten kaum Ansprüche und ausser Büchern und Schallplatten und natürlich Originalgrafik, kauften sie nur wenig. So war eine sehr grosse Sammlung von Kunst zusammengekommen. Wie andere ihre  Briefmarkensammlungen zu komplettieren suchen, hatte Gebhard die Manie alte Stiche zu sammeln. Wenn er einen Stich hatte musste er unbedingt al l e Stadien dieser Druckgrafik besitzen, dafür war ihm der Preis nie zu hoch!
Wochenende und Feiertage verbrachte Gebhard meist mit Musik und dem Betrachten und Ordnen seiner Kunstblätter. Da er es verabscheute, dass während dem Hören von Musik gesprochen wurde und es wurde immer Musik gehört, beschränkte sich die eheliche Unterhaltung auf einige Worte bei Tisch.
Nun hatte Gebhard die Praxis an einen jüngeren Kollegen übergeben und da er, genauso wie Regula keine wirklichen Freunde hatte verlief sein Rentnerleben—er war schon fast achtzig—sehr monoton. Regula zwang ihren Mann, zum Einkaufen mitzukommen, da sie nicht mehr so viel tragen konnte. Und so kam es regelmässig zu gehässigen Streitereien, jede Kleinigkeit war Anlass dazu. Bisher schien Gebhard nie gemerkt zu haben was auf den Teller kam, jetzt sagte er schon im Supermarkt was alles er nie gemocht hatte. Du, sagte er anklagend zu Regula, hast nie gemerkt was mir schmeckt und was ich verabscheue! Eines Freitag Morgens, man ging immer am Freitag zum Einkaufen, eskaladierte der Streit am der Fleischtheke, eigentlich ging es nur um eine Wurst, Gebhard hingegen schien es „UM DIE WURST“ zu gehen. Fortan schwieg er beim Einkauf. Da beide nie Autofahren gelernt hatten, musste alles nach Hause geschleppt werden. Meist gingen die beiden nach dem Supermarkt einen Kaffee trinken um in den Zeitschriften zu blättern. An einem der nächsten Freitage ging Gebhard nach der Kaffeebestellung kurz raus, wohl zur Toilette, dachte Regula. Seit diesem Moment blieb Gebhard verschwunden.
Regula war sich ganz sicher, dass ihm etwas zugestossen sein musste, denn er wäre freiwillig nie ohne seine Kunstsammlung weggegangen, sagte und dachte sie.
Kein Brief, kein Lebenszeichen, kein Bankverkehr, einfach weg war er. Hatte er die Flucht—was sollte es sonst sein als eine Flucht ? vorbereitet.

Nach kurzer Zeit erkrankte Regula an Demenz, von Gebhard hat man nie mehr etwas gehört.

Freitag, 24. Februar 2017

Heimreise

Der Bade-Tauch-Schnorchel Urlaub war wie immer—auf dieser nicht genannten Insel der Malediven—traumhaft gewesen. Ja sagten beide beim letzten Nachtessen mit einer sehr guten Flasche Wein, so harmonisch wars noch nie gewesen, eigentlich doof schon abzureisen.
Nun waren die beiden hier am Flughafen von Dubai, nach einer wegen verspätetem Ankommen hier verbrachten Nacht, in einem dazu bestimmten„ na-ja Hotel“ und warteten auf die Öffnung des Gates. Ich geh noch mal  schnell zur Toilette, sagte sie, bleib du doch hier mit dem Handgepäck.
Nun wurde das Gate geöffnet und die Passagiere strömten, Ellbogen benutzend zum Eingang, um dann noch beinahe eine Stunde aufs Einsteigen warten zu müssen.
Sie, nennen wir sie Gisela, war nun schon seit geraumer Zeit zum Klo gegangen, wie lange wusste Lutz, dies war sein Name, nicht mehr weil er beinahe eingedöst war. Plötzlich hörte Lutz die Durchsage: „ Frau Gisela und Herr Lutz werden dringend zum Gate B 28 gebeten“. Keine Gisela in Sicht. Und dann „Dies ist der letzte Aufruf für Frau Gisela und Herrn Lutz“.
Das Flugzeug flog ohne die beiden ab.
Die total überforderte Flughafenpolizei brauchte mehrere Stunden um alle Toiletten, ohne Resultat,  zu durchsuchen; Gisela war wie vom Erdboden verschluckt. Noch Monate später, Lutz war dann nach einer Woche ergebnislosen Suchens—mit zwei Koffern und beider Handgepäck— zurück nach Europa und in seine, d.h. Ihre gemeinsame Wohnung irgendwo in Deutschland zurückgekehrt, fragte der an seinem Verstand zu zweifeln beginnende Lutz: war etwas dass ich nicht bemerkt habe, ist Gisela freiwillig verschwunden, ist sie Menschenhändlern in die Hände geraten, es soll ja auch Kidnapping wegen Organentnahme geben…….
Dass Gisela f r e i w i l l i g verschwand—das,nein das wollte und konnte Lutz sich nicht vorstellen—dann schon lieber ein Verbrechen!
Diese Ohnmacht einfach keine Antworten auf die vielen Fragen zu bekommen, liessen Lutz, so apathisch, dass er nicht mal die Energie sich umzubringen aufwenden konnte.



Mittwoch, 22. Februar 2017

Kinder Kids etc.

Es gibt Kinderdörfer, Kinderschutzbehörden, Kindergärten, Kinder Kinder Kinder…………….
Trotzdem erfrechen sich viele Eltern die eigentlich schutzbedürftigen Kleinkinder auf lange Reisen in, für deren zartes Alter, viel zu heisse ferne Destinationen mitzuschleppen. Weil Kinder unter 2 Jahren kein Ticket brauchen werden sie eben nicht zu Oma und Opa—die sich sicherlich darüber freuen täten—gebracht, sondern Oma und Opa müssen ob sie wollen oder nicht auch in angesagte Feriendestinationen mitreisen um dort die süssen Enkel zu behüten damit sich die egoistischen—schon selbst bald im Grosseltern Alter stehenden—Eltern, abends  in Ruhe  in der Disco volllaufen lassen können. Es sind eben oft (un)Menschen die nach Karriere, Haus, Hund, Perserteppich und Pool nun auch noch zwei Kinder—mit oder ohne Fertilitätsunterstützung—brauchen um das Nirwana auf Erden zu erleben.
Um solchem Kindsmissbrauch einen Riegel zu schieben, braucht es—analog zu den Tieranwälten—Kinderanwälte, die bei Kenntnisnahme solcher  eklatanten Missbrauchsfälle diese Rabeneltern—ich will aber keine Vögel beleidigen—wegen Kindesmissbrauch vor den Kadi zu ziehen.



Dienstag, 21. Februar 2017

Fehler

Macht ein Weber oder eine Weberin einen Fehler produzieren sie eben Ausschussware.
Macht ein Chirurg oder ein Anästhesist einen krassen Fehler wird dieser mit Erde zugedeckt.
Macht ein Musiker in einem Orchester einen Fehler schauen die wenigen die es merken sich vielsagend an..
Macht ein Frisör einen Fehler so wächst das Haar fehlerfrei nach.
Macht der Koch einen Fehler verliert das Lokal Kunden.
Macht ein Koch einen groben Hygiene-Fehler geben die Gäste das Essen gewissermassen zurück!
Macht der Postbote einen Fehler liest man  die Post der Nachbarn bevor man sie dann in den richtigen Briefkasten steckt.
Macht der Lieferant von Heizöl einen Fehler, schwimmen  Weinflaschen auf einem Öl See in Keller.
Macht die Kassiererin im Supermarkt einen Fehler zu meinen Gunsten freue ich mich, sonst merkt‘s keiner.
Macht das Call-Girl einen Fehler, freut sich womöglich ein Anderer über den Überraschungs-Besuch!
Macht die Politesse einen Fehler wundert sich ein Nichtbeteiligter über eine Parkbusse dort wo er nie geparkt hatte.
Macht ein Strassenkehrer Fehler stolpert man über Unrat.
Macht ein Staatsoberhaupt Fehler, ist dies ganz normal aber grosse Teile der Bevölkerung leiden darunter—und viele schämen sich dafür—.
Aber wenn ICH Fehler mache merkt’s kein Mensch(Schwein)und mich kümmert‘s  nicht; das ist Freiheit!





Donnerstag, 2. Februar 2017

Richtigstellung!

NICHT JEDER ALTE KNACKER
IST EIN KORINTHENKACKER


Nabelschnur

War es Ende der Achtziger oder Anfang der Neunzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts, ich weiss es nicht mehr genau, da war ich zum Jahreswechsel in Mittelamerika unterwegs. In Costa-Rica am Flughafen in San José wollte ich eine SIM-Karte für mein—damals noch sehr klobiges Mobil-Telefon kaufen. Es war nicht möglich und die angebotene Lösung: neues Telefon, mit neuer Nummer war nicht nur sündhaft teuer sondern auch sehr umständlich denn ich hätte einige Tage darauf warten müssen. Zwar hatte ich meinem Chef in der Firma ganz stolz gesagt, ich werde mit meinem Mobil-Phone immer erreichbar sein, aber eben es war nicht möglich. Von einer Telefonzelle mitten im  Urwald  aus rief ich dann meinen Chef an um ihm zu sagen, dass ich nun während circa sechs Wochen nicht erreichbar sei. Dies war eigentlich kein Problem, die wichtigsten Kunden waren  ja informiert und wendeten sich—wie das damals üblich war—bei allfälligen Problemen direkt an die Firma.
Ich erinnere mich an das befreiende Gefühl nun wochenlang  ungebunden zu sein.
Erst jetzt, als Rentner merke ich wie angebunden ich damals war. Dank der modernen Fernmeldetechnik  verstanden die Kunden kaum, wenn man einmal nicht innerhalb von wenigen Stunden zurückrief. Ja das Mobil-Phone, heute Smartphone genannt, war wie eine Nabelschnur an die User angebunden, oder besser der User war angekettet.
Es dauerte auch recht lange, bis ich, als ich dann in Rente ging, das reflexartige „ins Telefon Starren“ allmählich aufgab.
Und heute lasse ich mein Smartphone meist zu Hause liegen wenn ich weggehe, ich geniesse diese wiedergefundene Freiheit nun schon seit mehreren Jahren und habe längst nicht mehr das Gefühl etwas zu versäumen.




Mittwoch, 1. Februar 2017

Zurück zur Natur

oder wie man Jean-Jacques Rousseau auch falsch verstehen kann

Wie angewurzelt blieb Jakob stehen als er in den Stall trat, das war doch nicht möglich, nein sowas gibt’s ja gar nicht. Seine tragende Schäfer-Hündin hing an einem grossen Fleischerhaken der ihr durch den Unterkiefer bis ins Gehirn gerammt worden war, Zwar lebt sie noch aber zu retten war sie nicht mehr. Dann erschütterte Jakobs Schrei den ganzen Hof am Waldrand.  Alle liefen zusammen und der jüngste Knecht nahm die Leila vorsichtig vom riesig grossen Haken. Leila starb kurz darauf in Jakobs Armen.
Die Frage, wer macht sowas erübrigte sich, fanden alle Bewohner im Hof; das waren die Neuzugezogenen. Seit diese Leute aus der Stadt es sich in den Kopf gesetzt hatten aufs Land zu ziehen versuchten sie das Land ihren städtischen Gepflogenheiten anzupassen. Dazu gehörte R u h e ! keine Kuhglocken, kein Gebell, denn sobald sich  jemand dem benachbarten Hof näherte schlug der Hund an, selbst das blöken der paar Schafe störte die so ersehnte Land-Ruhe. Immer wieder war es zu unliebsamen Zwischenfällen gekommen zwischen der Landbevölkerung und diesen „grünen zurück zur Natur, aber bitteschön sehr ruhig-idyllisch-sauber" Unmenschen. Ein Scharmützel folgte dem nächsten. Gegen Kuhglocken wurde geklagt, Zäune wurden aufgeschnitten, der Gockel wurde „vom Fuchs“ geholt, Fersen und Schafe verschwanden von den Wiesen und irrten im nahen Wald umher, nur die Kühe kamen zum Melken in den Stall zurück.
Die Häuser der Neuzugezogenen wurden dann schon mal mit Gülle bespritzt, die gepflanzten Blumen und Beeren mit Schweinemist bedeckt und im Pool schwamm Stalldung. Und nun dieser Mord an Leila! dies ging entschieden zu weit, fanden alle alteingesessenen Dorfbewohner. Eins hatten die Zuzügler im Nu geschafft, die seit Generationen dauernden Fehden zwischen den Bauer-Familien wurden beigelegt—man hatte ja nun einen gemeinsamen Feind. Ab sofort ist Krieg, sagten sich die Alteingesessenen, diese Neuen müssen weg!
Garageneinfahrten wurden zugemauert, der Dorf Bach floss eines schönen Tages durch die Siedlung der Neuzugezogenen und füllte die Keller.
Nachdem der Konflikt zwischen Dorfkindern und den Kids der Neuen bedrohliche Formen annahm wurden einige Kids der Zuzügler in Privatschulen der Stadt gebracht. Aber schon nach wenigen Monaten sah man Schilder im Garten der hübschen neuen Villen „Zu verkaufen“.
Weil die Lokalpresse über die Probleme im Dorf genüsslich berichtet hatte fanden sich keine Käufer und bald verlotterten einige der leerstehenden Villen.
Das „ Zurück zur Natur“ scheint wohl in der Literatur einfacher als in der Realität zu sein.