Dienstag, 31. März 2015

Salopp

Ich war lange Jahre verheiratet mit einer Westschweizerin. Wir lebten immer in der Westschweiz. Da ich auch oft Besuch von Familie und Freunden aus der Deutschen Schweiz hatte kam es öfter zu, manchmal lustigen manchmal peinlichen, Sprachproblemchen. Wenn man zum Beispiel von einer Frau sagt : sie ist, oder gibt sich sehr salopp kommt das nicht wirklich gut an den „une saloppe“ ist zu Deutsch eine Schlampe; so versteht man auch wie schockiert meine Frau beim ersten Mal ,als sie glaubte so bezeichnet worden zu sein,  notgedrungen sein musste. Auch das in der Deutschen Schweiz sowie in Deutschland sehr gebräuchliche „leger“  oft „läschär“ gesprochen kann zu Pikiertheit führen; eigentlich verständlich denn wie in Deutsch ein Leichtes-Mädchen kein Kompliment ist, schätzt eine Frau im Französischen Sprachgebiet es kaum als legere bezeichnet zu werden auch wenn man hier alles ein klein bisschen leichter nimmt. Umgekehrt, wenn der Franzose von ordinaire spricht heisst das einfach nur gewöhnlich, Ordinär wäre in Französisch vulgaire=Vulgär!              Auch eine nette Verwechslung meines damaligen Chefs, eines Zürchers, der allerdings sehr fliessend Französisch sprach—mit hartem Akzent— aber die Subtilitäten der Sprache nicht verstand. Es war in den Sechzigerjahren als Küsschen-Küsschen in der Deutschen Schweiz noch nicht usuell war begrüssten sich auf einem Empfang die Frau eines seiner Angestellten und die Frau eines Kunden ,wie hier in Lausanne üblich, mit Küsschen, woraufhin mein Chef sagte: ici en Suisse Romande les Femmes se „BAISENT“ was genaugenommen heisst: hier in der Westschweiz vögeln die Frauen zusammen. Es entstand ein betretenes Schweigen. Es ist ganz gut zu wissen dass „ un baiser“ ein Kuss oder Küsschen bedeutet, aber baiser als Verb eben ein vulgärer Ausdruck für Beischlaf ist. Eine berühmte Sprachfalle für Französisch sprechende ist das deutsche Wort Schiessen ganz besonders in der Schweiz. Heisst doch auf Schweizerdeutsch Schiessen  Schüsse und nicht wie zu erwarten wäre Schiesse,was wiederum "Stuhlgang" heisst.

Montag, 30. März 2015

Flugsicherheit

Man macht ein riesen Tamtam und gibt Unsummen aus  um Doping Tests bei Sportlern zu machen. Sportler die verbotene Substanzen nehmen lügen und betrügen, sie  schaden sich selbst, dem Sport sicher auch, doch eigentlich kann das der Gesellschaft egal sein.                                                                 Aber bei Risikoberufen die auch sehr stressbelastet sind wird gar nichts kontrolliert. Die meisten Psychopharmaka werden in vielen Ländern—schon  in Flughafenapotheken—auch ohne Rezept verkauft. Geschäft ist ja schliesslich Geschäft und PECUNIA NON OLENT  wie schon der Kaiser Vespasian so schön sagte; aber dies ist eine andere Geschichte.                                                             Ja es ist wohl unvermeidbar, Piloten—genauso wie Sportler—unerwartet in irgendeinem angeflogenen Flughafen, noch in der Transitzone zu Urin & Blutprobe zu bitten. Auch müssten einige Haare gelassen werden um Langzeit Tests zu machen. Man wäre extrem erstaunt welche und wie viele Substanzen man finden würde; wie Kokain Haschisch Heroin sowie viele Designer-Party-Drogen und alle Psychopharmaka ob dämpfend oder stimulierend.                                                      Und all die ADHD Kinder die im Schulalter Ritalin nahmen, sind die im späteren Leben ohne solche Substanzen unterwegs?? sind einige davon im Cockpit?  Ich weiss es nicht, die Frage stelle ich aber trotzdem. Das moderne leben und der extreme Kostendruck trägt nicht dazu bei, seine Schwächen zur Schau zu stellen, nein alles muss Leistung sein, da greift man eben schon mal zur erweiterten Hausapotheke, umso wichtiger ist es direkt und unangekündigt zu kontrollieren.                                                                                                                                                   Für die jährliche Arztvisite die ja obligat und nach Termin erfolgt, kann man sich in aller Ruhe vorbereiten und viele berufsverhindernde Symptome „vergessen“. Die Meldepflicht die man den Ärzten auferlegen will und soll   —würde sie eingeführt—kann leicht umgangen werden, denn Piloten sind schon von Berufswegen sehr mobil und es findet sich immer ein Arzt irgendwo auf der Welt der nicht viel fragt… und dem man ja nicht auf die Nase binden muss, dass man Pilot ist. Ja warum soll es bei den Piloten anders sein als bei Anwälten ,Bänkern, Ärzten, Künstlern usw. die ja auch schon mal, sei es zur Flasche sei es zu Medikamenten greifen, so etwas toleriert die Gesellschaft problemlos,  wer, ja wer hat in seinem Umfeld nicht mehrere solche ,ganz banale, „Süchtige“? Nicht nur die Oma mit Benzodiazepin seit dreissig Jahren, auch viele „normale“ Menschen können nicht mehr ganz ohne solche, ja was denn? Chemo-Krücken Lebenshilfen oder Trösterchen ….leben.

Sonntag, 29. März 2015

Zwillinge

Er war nach vielen Jahren die er im Ausland verlebt hatte in seine Heimat zurückgekommen. Da er keine Verwandten mehr hatte und auch sonst keine besondere Bindung zu seinem Heimatort bestand, wählte er seinen Wohnsitz nach folgenden Aspekten aus. Es sollte eine mittelgrosse Stadt mit gutem kulturellen Angebot,besten Bahnverbindungen und einer guten medizinischen Versorgung sein. In der ausgewählten Stadt kaufte er sich eine schöne Wohnung und richtete sich nach seinem Gusto ein .Er nahm sich Theater und Konzertabonnemente und genoss das Leben. Schon beim zweiten Konzert fiel ihm eine junge sehr aparte, ja beinahe schöne Cellistin auf. Sie war recht gross, hatte lange Rabenschwarze Haare und fiel ihm durch ihre sehr aufrechte Körperhaltung auf.                                Wie riesig war sein Erstaunen, als er nach einigen Tagen an ein Extrakonzert, ausserhalb seines Abonnements, ging, es war ein Kammermusikkonzert mit Mozart und Beethoven Quintetten, dass „seine Cellistin“ plötzlich am Piano sass. Das Konzert war sehr schön, er beglückwünschte sich selbst die richtige Stadt gewählt zu haben um seinen wohlverdienten Ruhestand zu verbringen. Beim nächsten Abo-Konzert war „seine Cellistin“ wieder an ihrem Platz.   Einige Monate später auf einem Empfang mit Aperitif für die Sponsoren des Orchestervereins zu denen er als wohlhabender und musikliebender Neu Zuzügler in dieser Stadt gehörte, staunte er nicht wenig, als „seine Cellistin“ im Doppelpaket mithalf die Häppchen anzubieten. Auf seine diskrete Frage hin sagte eine der Beiden schwarzhaarigen Schönheiten  dass ihre Zwillingsschwester hier im Orchester Cello spiele und sie selbst weit weg in einem anderen Land verschiedene Streicher Trios und Quartetts  regelmässig auf dem Piano begleitete. So wurde aus dem Multitalent eine banale Zwillingsschwester.

Samstag, 28. März 2015

Gedanken zur Flugkatastrophe „GERMANWINGS“

Wie kann es sein, dass der Co-Pilot  P.L. der  seine Ausbildung wegen Depressionen während mehreren Monaten unterbrechen musste, dann wieder in die Ausbildung zurückkehren konnte? und am Ende eine Lizenz ( zum Töten??) erhielt?                                Bei Behandlungsbedürftigen Depressionen junger Erwachsener und Jugendlicher,  weiss schon jeder Assistenzarzt, dass die Rezidiv Rate extrem hoch ist, ausserdem werden solche Depressionen fast immer mit Psychopharmaka behandelt in deren Packungsbeilage wird davor gewarnt, dass das Reaktionsvermögen beeinträchtigt werden kann und man darauf verzichten sollte ein Fahrzeug zu lenken und/oder gewisse Apparate und Maschinen zu bedienen. Des Weiteren ist auch die euphorisierende Wirkung—die zu Fehleinschätzung der eigenen Fähigkeit führen kann—nicht zu vernachlässigen. Was auch zu bedenken ist, die Antidepressiva stimulieren ,deshalb müssen sie mit Sedativa kombiniert werden; lässt der Patient diese sedierenden Medikamente weg, so ist das Risiko  dem Drang sich selbst zu töten nicht mehr gehemmt, nein durch die Stimulation sogar gefährlich erhöht. Dass die Flugschule der Lufthansa so leichtsinnig mit den Risiken umgeht, obwohl sie als eine der Besten gilt, stimmt schon nachdenklich!                                                                                                             So tragisch es für P.L. auch gewesen wäre, seinen Traumberuf nicht ausüben zu können, ist es doch 149-mal tragischer –durch grobe Fehler der Selektion der Lufthansa—seiner Angehörigen verlustig gegangen  zu sein.



 NB-Eigentlich müssten Ärzte welche Piloten behandeln bei Verschreibung von psychoaktiven Medikamenten die Fluggesellschaft informieren. Die Sicherheit der Passagiere ist höher zu werten als das Arztgeheimnis.


Zeitenwandel

Ich erinnere mich, als ich in den frühen Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts in Altdorf, in der einzigen Apotheke weit und breit arbeitete, hatte ich doch ab und zu Probleme mit dem  Urner Dialekt und auch mit einigen Gepflogenheiten der Kundschaft. So kam eines Tages, ich war alleine in Laden, ein junger bärtiger Mann und sagte „Rekrutenschule“, es war weder seine noch meine Schuld dass ich nichts verstand; denn ich hätte wissen müssen das normalerweise auf diese Aussage hin der Apotheker dem zukünftigen „Landesverteidiger“ folgendes verkaufen musste. Zahnbürste und die dazugehörige Zahnpaste, Rasierapparat mit genügend Klingen Rasierseife und Rasierpinsel, dazu ein grosses Stück Seife und nicht zu vergessen einen s o l i d e n Kamm.  Glücklicherweise konnte ich per Telefon die, frisch operierte, Apothekerin in ihrem Spitalbett erreiche, die mir trotz der Wundschmerzen unter schallendem Lachen die Lage erklärte.                                                           Als routinierter Verkäufer hatte ich die Angewohnheit die Kunden, sollte eine Pause im Heruntersagen ihrer Einkaufswünschen entstehen, nach weiteren Desiderata zu fragen, dies war hier in Altdorf bei vielen, vor allem älteren Kunden, ein grober Fehler, fingen sie doch nach einer Unterbrechung wieder mit ihrer Einkaufsliste von vorne an.  Bald merkte ich dass viele Alte, des Schreibens unkundig, ihre Einkaufsliste die oft sehr gross war, da sie ja für mehrere Familien in ihren Dorf die Einkäufe erledigten, wie ein Gedicht auswendig gelernt hatten und dass jede Unterbrechung sie zwang von Neuem am Anfang zu beginnen.                                                                                Viele Kunden bestellten telefonisch, es handelte sich meist um kleine Dorfläden, die eine geringe Menge Medikamente als Erstversorgung an Lager nahmen, da zu dieser Zeit nur wenig Leute über ein Auto verfügten. Die Anrufe gingen etwa so: Grüezi Herr Dokter ich bruche 10 Aspirin 4 Pflasterpäckli 5 Hustesirup und und und, Danke und Adjö, natürlich kannte der Chef, der jedoch in der Armee für die Sicherheit des Landes sorgte, alle Kunden an der Stimme und musste nicht nach Name und Ort des „Lädelis“ fragen. Auch da half mir die immer noch im Spital weilende Apothekerin, kannte sie doch die Gewohnheiten aller Kunden, es kam kaum zu Fehllieferungen. Ich bin sicher dass alle Kunden heute per Internet bestellen, es geht zwar viel besser aber ich als alter Nostalgiker finde es hatte, damals, schon auch seinen Charme. 

Freitag, 27. März 2015

Geschwister

 Nun war auch noch der geliebte Vater gestorben, lange Jahre nach der verhassten Mutter. Beide Johanna und Bernhard hatten sich notgedrungener massen bei den Besuchen, erst noch in der Wohnung, dann im Heim und zum Ende in der Klinik, abgelöst. Wie jedes Mal wenn sie sich sahen war es zu Streit gekommen als sie die Besuchszeit festlegten um sich möglichst aus den Weg zu  gehen aber doch sicherzustellen dass der ,von beiden vergötterte, Vater täglich mindestens zwei, besser vier Mal besucht würde. Nach der pompösen Trauerfeier—jeder wollte den anderen übertrumpfen—ging Bernhard nach Hause um in Ruhe zu überlegen, wie es nun mit dem—sehr grossen—Erbe weitergehen sollte; ob er bald seinen Traum verwirklichen und mit dem verhassten Job Schluss machen könnte.                                                                                                                 Das Testament war beiden ja bekannt, der Vater hatte sie gezwungen ihre Fehde auf Eis zu legen und einen Erbschaftsvertrag zu unterschreiben. Sie sollten zu gleichen Teilen erben!                                Der Termin auf dem Notariat  hatte für alle beide  Schwester und Bruder eine grosse Überwindung bedeutet. So lange zusammen zu sein, erst Mittagsessen, dann der Termin im Notariat und zum Schluss die Heimfahrt mit dem Vater ins Haus ihrer zänkerischen Kindheit hatte beiden an den Nerven gesägt.                                                                                                                                      Was die beiden Streitenden nicht bemerkt hatten –da sie vor lauter Streit den Vertrag nur oberflächlich gelesen hatten— war eine im Erbvertrag vorhandene Klausel die vom Humor ihres Vaters zeugte. Im Vertrag stand, dass sowohl Haus wie Hausrat verkauft werden musste—im gegenseitigen Einvernehmen—ja jeder noch so keine Verkauf musste schriftlich dokumentiert und von beiden unterschrieben werden. Alle Objekte die einer der beiden selbst behalten wollte musste genauso dokumentiert, auf das gesamte Erbe angerechnet und vom anderen bestätigt werden. Erst nach dem Verkauf der Möbel und Objekte konnte der Verkauf des Hauses in Angriff genommen werden und erst dann kamen die beiden an das grosse Aktienpaket und das viele Bargeld heran. Bernhard wusste genau, dass er wegen des streitbaren Charakters von Johanna erst nach langen Jahren in den Genuss des ganzen Geldes kommen würde, ja er wäre dann schon lange Rentner und müsste auf  das viele schöne Geld bis in alle Ewigkeit warten.

Donnerstag, 26. März 2015

Unterstützung von Glaubensbrüdern

Es war in einer alteingesessenen Pharmafirma. Gegründet war sie von einem aus Osteuropa in die Schweiz eigewanderten Apotheker, er war Jude und hatte sich entschieden in  die liberale Schweiz zu kommen, da hier die Möglichkeit bestand eine Firma zu gründen und seiner Religion ohne allzu viele Probleme nachzuleben, gab es doch hier in der gewählten Stadt   eine aktive meist unbehelligte jüdische Gemeinde. Nun führte die dritte Generation die Firma, der Inhaber—Enkel des Gründers—war an Kunst und Kultur viel mehr interessiert als an Pharma, verschmähte  aber die pekuniären Vorteile, die ihm aus der Familienfirma erwuchsen nicht, im Gegenteil er nahm sie sehr gerne entgegen. Seine Schwester war Apothekerin und arbeitete Teilzeit in der Firma mit, wohl vor allem in der strategischen Leitung. Es wurde mal wieder ein Direktor gesucht und gefunden, in der jüdischen Gemeinde gefunden. Er war Arzt, Bruder eines berühmten Professors der medizinischen Universitätsklinik. Schlecht machte er seine Arbeit nicht, im Gegenteil denn er kannte seine Grenzen und umgab sich mit gut ausgebildeten Mitarbeitern. Das Geschäft florierte. Man suchte einen Wissenschaftler als Leiter der Forschung, der aber auch „Public-Relation“ Talent mitbringen sollte. Man fand einen in der Forschung versierten Arzt—einen jüdischen Arzt aus Israel— der aber seit einiger Zeit in einem Schweizer Universitätsspital forschte. Nach einigen Monaten, in denen er sich in der Firma einarbeiten sollte, wurde die Firma aufgefordert, an einem Kongress ihre Forschungsarbeit auf dem von ihr beackerten Spezialgebiet vorzustellen. Doktor Moshe Rohm, so wollen wir ihn nennen, der neue Chef der Forschungsabteilung übernahm ganz selbstverständlich diesen Vortrag. Der Kongress fand in der Universitätsklinik wo Doktor Moshe Rohm gearbeitet hatte statt. Es muss noch gesagt werden, dass Doktor Rohm sehr ungepflegt mit Dreitagebart und Fünftagehemd auftrat, ja eben wie ein zerstreuter Wissenschaftler. Der Vortrag war eine bunte Mischung aus Inkompetenz, Überheblichkeit, Phantasmen und wirren Gedanken  alles konfus und ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage. Die Publikumsreaktion ging vom betroffenen Schweigen über ungehemmtes Lachen zu höhnischen Zwischenrufen seiner ehemaligen Kollegen und endete in einem gewissen Tumult. Dem langjährigen Aussendienstmitarbeiter der Firma, der natürlich anwesend war fiel die undankbare –ja  eigentlich undenkbare—Aufgabe zu den Firmeninhaber, den er schon als halbwüchsigen Sohn des Chefs gekannt hatte zu informieren. Im Gespräch stellte sich heraus, dass Doktor Moshe Rohm auf ein dithyrambisches Zeugnis des Professors aus jener Universitätsklinik hin, angestellt worden war. Nun bat man den Langjährigen Mitarbeiter doch so schnell wie möglich, diesem Professor  einen Besuch abzustatten und um eine Erklärung zu bitten.  Der Mitarbeiter war ein alter Fuchs und merkte sofort dass da etwas nicht stimmte, also traf er den Professor „ganz zufällig“ im Korridor der Klinik. Auf Doktor Moshe Rohm angesprochen, bat  der Professor, ihn abends nach der Arbeitszeit der Sekretärin in seinem Büro zu besuchen. Der Professor verwarf seine Hände und sagte „ das ausgerechnet ihre Firma betroffen ist tut mir ja wirklich sehr leid, aber als Doktor Rohm mich um ein Zeugnis bat ,hatte ich nicht einmal den Mut es meiner Sekretärin zu diktieren, denn alle im Institut wussten dass Doktor Rohm absolut unbrauchbar ist und überall mit besten Zeugnissen weggelobt wurde. Auch ich als—nicht praktizierender—Jude konnte ihm, meinem Religionsbruder  doch keine Steine in den Weg legen, nein ich war ja so froh ihn endlich loszuwerden, aber dass ich ihn so wiedersehen musste ist wohl die Rache des Schicksals.                                                                                                                                                           Doktor Moshe Rohm wurde mit einer exorbitanten Abgangsentschädigung zurück ins gelobte Land geschickt.

Mittwoch, 25. März 2015

Wölfchen

Mein Vetter Wolfgang war viele Jahre lang in einer Pharmafirma in Basel in der wissenschaftlichen Dokumentation tätig. Er war sehr begabt und recht clever aber er hatte eine Art seinem Vorgesetzten immer wieder Fallen zu stellen um dann vor Allen seine Dummheit ans Licht zu bringen .Er war nicht faul, nein er war sehr selektiv mit der Arbeit, erledigte was nötig war sehr schnell, klagte aber immer über Zeitmangel um sich wichtigerem zuzuwenden wie Literatur und Kunst—vor allem Kleinkunst—hatte es ihm sehr angetan .Er war recht voraussehend und wusste meist was sein Vorgesetzter ihm als nächste Arbeit auftragen würde. Er bereitete sich darauf vor und wenn dann der Auftrag wirklich kam hatte er wieder Zeit für wichtigeres, privates. Bei einer erneuten Reorganisation kam sein Chef in eine verzwickte Lage, einerseits wollte er den aufmüpfigen Wolfgang endlich loswerden, andrerseits fürchtete er einen überdurchschnittlichen Mitarbeiter nicht ersetzen zu können. Wölfchen kriegte seine wohlverdiente und selbst verschuldete Kündigung.                                              Er machte sich „selbstständig“ arbeitete bei einem befreundeten Ehepaar in einer Beraterfirma—wo er dieselben Fehler machte—allen zu zeigen dass sie dumm seien, er aber sei intelligent. Wegen seiner Liebe zur Kleinkunst versuchte er sich als Artisten—Manager, dieser Flopp wurde zum Desaster. Denn Wölfchen war trotz seiner grossen Intelligenz in vielen Dingen geradezu erschreckend  naiv. Menschenkenntnis hatte er keine, und wurde deshalb weidlich ausgenützt.          Da es ihm immerzu an Geld mangelte, liess er sich gerne zum Essen einladen, auch und vor allem bei seinen Artisten wo immer ein Teller mehr hingestellt werden konnte—was dann im Teller war sei verschwiegen—                                                                                                                                     Zu solchen „Einladungen“ brachte er meistens einige Flaschen aus seinem ehemals gut bestückten Weinkeller mit, soviel er eben tragen konnte da er kein Auto fuhr. Bei so einem Verbrauch ist auch ein grosser Weivorrat bald leer, Wolfgang bestellte munter nach.  Weil er, seit vielen Jahren, ein sehr guter Kunde war lieferten ihm die verschiedenen Weinhändler munter weiter auch wenn noch Rechnungen offen waren. Wölfchen sagte immer, wenn ich vom selben Händler einerseits eine Mahnung andrerseits aber eine Offerte kriege so muss ich mich ja entscheiden! Er entschied sich meist für eine Bestellung, die komischerweise oft auch geliefert wurde. Wie prekär seine Lage wirklich war, hat er selbst nicht mit ansehen müssen, er verstarb an einem massiven Herzinfarkt, nachdem er mir nachts noch an Telefon von pektanginösen Beschwerden erzählt  hatte und mich fragte ob ich ihm bei Gelegenheit Nitroglycerin Pillen besorgen könne, von Ärzten hielt er nicht viel, hatte wohl auch Angst vor deren Urteil.                                                                                            Seine Geschwister mussten leider das Erbe ausschlagen, zu hoch waren die NEGATIVA und so wurde seine schöne Bibliothek in alle Winde verweht.

Dienstag, 24. März 2015

Montre de collection et son histoire

C’était les années soixante-dix du siècle dernier, j’étais marié depuis une dizaine d’années. Mon beau-père qui avait environ soixante-dix ans était ébéniste, il vivait avec sa femme dans le Jura neuchâteloise, à La Chaux-de-Fonds. Je m’entendais très bien avec mes beaux-parents, qui étaient des gens simple et très cordiaux. C’était une époque où les montres bracelets anciennes commençaient à prendre de la valeur. Mon  beau-père avais acheté en  dix-neuf cent quarante-six environ une très belle montre bracelet en or avec phase lunaire, jour, mois et date,  de la maison Juvenia –marque de luxe à cette époque—.C’était  la première montre avec phase lunaire qui étais automatique, une nouveauté. Il la portais pendent environ vingt Cinque ans tous les jours au travail, malgré le fait qu’il s’agissait en fait d’une montre délicate et de luxe qui n’étais pas destiné à être porté dans un atelier plein de poussière. Un soir nous, c’est-à-dire lui ma femme et moi, discutions de cette montre, et il nous raconta quand  et comment  il l’avait acheté. Je lui faisais remarquer, qu’il était dommage que les fonctions de date et de phase lunaire ne fonctionnaient plus. C’est la poussière de l’atelier nous disait-il  en enlevant sa montre et en me la tendent en disant « je t’en fais cadeau mais c’est toi qui va la faire réparer et tu vas la porter ».J’étais très surpris et je le remerciai de tout cœur car il s’agissait  d’un cadeau de grande valeur. C’était une pièce de collection qui valait à cette époque entre dix et quinze mille francs. J’ai fait réparer cette très belle montre et je l’ai porté pendant  longtemps. Des années plus tard ma femme a décidé de prendre un amant. Quand je l’ai attrapé sur le fait elle n’a pas pu nier l’évidence et m’a dit «  tant mieux , tu l’ai découvert, d’ailleurs je m’en vais « .Je l’ai laissé partir en lui annonçant que dans ce cas je demanderais évidement le divorce ; elle approuva avec un sourire béat.                                                                                                                     J’ai exigé que nous allions tout de suite ensemble chez mon beau-père pour lui annoncer le divorce et expliquer la raison  de cette rupture, car je ne voulais pas qu’elle raconte n’importe quoi ! Mon beau père, qui était veuf depuis quelques années disait avec une grande tristesse en me regardant « c’est vous qui savez » se retournant vers son établi en nous laissant partir sans se retourner.   Pendent le partage des biens, qui précède la séparation et le divorce, ma—encore—femme  me dit « je veux que tu me rends la montre de papa, ça me gêne de la savoir à ton poignet » Je lui répondais «  sans problème, viens nous allons chez ton père, s’il me demande de la lui rendre il y a pas de problème » La, elle regretta qu’elle avait demandé que je lui donne la montre, car elle ne voyais que l’argent qu’elle pourrais en tirer, savoir que je mettrai son père au courant, qui n’aurais pas du tout approuvé, la mettait dans un grand embarras.                                                                       Je n’ai rien dit à son père pour ne pas lui causer encore plus de chagrin.


Montag, 23. März 2015

Die verpasste Gelegenheit

Sie hatte sich auf ihn gestürzt wie die Wespe auf das Marmeladebrot. Sie hiess Marianne, Krankenschwester in dieser Psychiatrischen Anstalt, er hiess Thorwald war Anfang fünfzig und seit kurzem in diese Anstalt gekommen, weit weg von Frau und Kindern, denn er hielt die Familie mit ihren regelmässigen Psychodramen schon lange nicht mehr aus. Als Psychiater konnte er zwar mit „Spinnern“ umgehen aber im privaten Umfeld ist sowas eben ganz anders. Nun hatte er sich endlich dazu durchgerungen im benachbarten Ausland, der Schweiz, zu arbeiten. Dies hatte vor allem finanzielle Vorteile. Er wurde trotz, oder gerade wegen, seines Alters gerne als Oberarzt eingestellt, denn man hoffte, dass er als fleissiger Mitarbeiter der Anstalt  lange erhalten bleiben möge; dies hoffte vor allem der Chefarzt, der war nämlich für strikte Arbeitsteilung: du arbeitest ich kassiere, ich  gebe dir schon auch etwas ab, aber ich entscheide wie ich das Geld zwischen meinen Mitarbeitern aufteile. So machte Thorwald viele Stunden lang Konsultationen für den Chef—der ja oft in Sitzungen und an Kongressen war—.  Ach ja, wie schon gesagt,  hatte sich Marianne auf ihn gestürzt, sie stürzte sich auf alle Ärzte die vom Alter her und auch sonst irgendwie in Betracht zu ziehen waren, und Thorwald war es definitiv. Er war schlank, ziemlich gut aussehend, wohl erzogen und dadurch sehr höflich, nicht so spleenig wie sonst die Psychiater oft  sind. Was Marianne noch nicht wissen konnte, was ihr aber später schmerzlich bewusst wurde, war sein Harmoniebestreben das schon in Richtung Charakterlosigkeit ging. Ja Marianne war nicht die einzige die an diesem, von Frau und Kindern getrennt wohnenden –beinahe Junggesellen—grosses Interesse zeigte. Thorwald war nicht abgeneigt mit allen die ihn umschwärmten sehr nett zu sein, ja er ging mal mit dieser mal mit jener aus, zu Pizza und auch schon mal ins Kino oder auf eine kleine Radtour. Ob er  einer, mehrerer, oder gar allen dann auch näher kam und wenn ja wie nah ist nicht bekannt: gemunkelt wird ja immer, aber wo wird nicht gemunkelt? Mit Marianne war es sicherlich nicht bei Pizza und Wandern geblieben, da war doch mehr gewesen. Thorwald hätte das –Mehr— auch gerne zur Gewohnheit gesteigert, doch Marianne  zierte sich, ja sie war manchmal so zickig dass er sich an seine Frau erinnert fühlte, was eine gewisse Abkühlung zur Folge hatte.   Die beiden galten wohl schon in der ganzen Anstalt als etabliertes Paar. Trotzdem  entschied sich Thorwald für eine andere Frau, einer Freundin, wohl eher einer guten Bekannten, von Marianne, die sie ihm,dummerweise, eines Abends in der Pizzeria vorgestellt hatte. Ja Betty hatte sofort den gut aussehenden Thorwald ins Visier genommen und war nicht so zimperlich und vor allem nicht so berechnend, sie wollte ihn einfach haben, Punkt, Schluss. Alle, vor allem Marianne, merkten schnell, dass Thorwald und Betty zusammen waren. Nun bereute es Marianne bitter, sich geziert zu haben, sie hatte zu  hoch gepokert , um sich so teuer wie nur irgend möglich zu verkaufen; dieser tolle Fisch den ja alle gewollt hatten, war ihr in letzter Sekunde aus dem Netz geschlüpft. Sie hatte gehofft ihn, durch ihr Zögern, dazu zubringen sich endlich scheiden zu lassen um ihr Lebensziel zu erreichen, einen Arzt zu heiraten. Sie hätte sich ohrfeigen können. Nun schmiedete sie Pläne; wie könnte sie Thorwald zurückkriegen? Marianne glaubte dass es für sie von Vorteil sei, wenn sie jedes Mal wenn Thorwald Nachtdienst hatte auch im Dienst sei. Sie machte sich hübsch, ihre Schwesterntracht wurde ein wenig enger und durchscheinender. Hemmungslos flirtete sie, Thorwald blieb aber zuerst, wohl  hauptsächlich aus Angst, stoisch. Einem Abenteuer war er, trotz der intensiven Beziehung mit Betty, nie abgeneigt, aber er traute Marianne zu, Betty alles zu erzählen nur um ihn wieder zu bekommen. Jedoch Marianne gab nicht auf. In der Silvesternacht, als sie ihren gemeinsamen Dienst versahen, kam es zu dem von Marianne geplanten ,durch den wohldosierten Punsch—den Marianne mit reinem Alkohol aufgepeppt hatte—zu einer stürmischen Kopulation  im Dienstzimmer, bei der sie beide vom Chefarzt, welcher den Diensthabenden seine Neujahrswünsche, mit einer Flasche Sekt, überbringen wollte, überrascht wurden. Marianne kannte die Gewohnheit des Chefs solche späten Besuche zu machen!  Der schlagfertige Chefarzt gratulierte den Beiden indem er hämisch sagte: „ihr seid ein sehr schönes, gut zusammenpassendes Paar „. Thorwald merkte am nächsten Morgen, als der Alkohol sich verflüchtigt hatte, dass er mal wieder an eine Frau geraten war, die ihn genauso wie seine noch Gattin, manipulierte.  Eigentlich wollte er psychiatrische Fälle nur noch beruflich, aber nie mehr privat, betreuen.  Dass Betty schon am selben Tag von mehreren Seiten informiert wurde ist klar, sie verschwand aus Thorwalds Leben, der sich nun mit zwei „Fällen“ herumschlagen musste.

Sonntag, 22. März 2015

Bilder Fotos Erinnerungen

Neulich suchte ich etwas, es war nicht zu finden, wo hatte ich es denn hingesteckt vor mehreren Jahren? Ach ja vielleicht in den schönen Sekretär aus der Zeit der Transition ,also aus dem achtzehnten Jahrhundert, in dem ich meine alten Fotos aufbewahre. Seit Jahren hatte ich diese Fotos nicht mehr gesichtet. Und nun passierte etwas komisches, auf alten sehr alten Bildern erkannte ich die meisten Personen ,aber auf einigen waren junge Frauen -eher Teenager- abgebildet, die vor sehr langer Zeit meine Freundinnen gewesen sein müssen, die mir auch bekannt vorkamen, aber ein echtes Erkennen war es nicht, weder Name noch Gegebenheiten des Zusammenseins waren mit präsent. Dies erschreckte mich doch sehr, dass mein Gedächtnis, das ich eigentlich immer als sehr gut empfunden hatte plötzlich lückenhaft sein sollte. Verwirrt und enttäuscht räumte ich alles zurück in den Sekretär und vergass es schon bald. Aber ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht.                Der (virtuelle)Wirt kam zu mir und zwar im Traum. Ja plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen ,die drei nicht wiedererkannten waren Inge, Karin und Annaka, eine war Finnin; wie hatte ich diese drei Jugendliebeleien nur so lange vergessen können? Vergessen oder verdrängen, war unschönes in diesen Beziehungen passiert? War ich verletzt worden oder hatte ich verletzt  oder waren es gar gegenseitige Verletzungen?                                                                                                                          Gestern Abend sah ich im Fernsehen eine vierstündige Sendung über Elvis Presley und da plötzlich kamen Erinnerungen an die Oberfläche meines Bewusstseins aus den späten Fünfzigerjahren wo mir die drei jungen Frauen sehr konkret in die Erinnerung zurückkamen. Nun weiss ich wieder, diese drei Liebschaften waren damals ohne Streit oder krach einfach eingeschlafen.

Samstag, 21. März 2015

Jugendfreunde.

Wie es zu dieser festen Freundschaft gekommen war hätte keiner von ihnen genau sagen können, ja hätte man sie befragt, wäre die Antwort sicherlich bei allen dreien gleich ausgefallen. Ja wir kennen uns schon ewig. In Wahrheit hatten sie sich als Teenager an einer der ersten Saufpartys kennengelernt.  Es war der Abend des ersten Augusts, des Schweizer Nationalfeiertags, der damals noch kein offizieller Feiertag war, nein die Läden schlossen zwar etwas früher, so wie  Samstags, die meisten Betriebe und Büros hörten auch etwas früher auf aber bei weitem nicht alle. Wer diese Saufparty organisiert hatte ist nicht bekannt, aber auch ohne soziale Medien—die noch nicht existierten—waren sehr viele Teenager gekommen, auch hatten sie zu Trinken mitgebracht. Damals war das Problem Alkohol zu kaufen nicht ein Kaufverbot sondern ein pekuniäres Problem. Wenn irgend möglich nahm man etwas von zu Hause mit, angebrochene Kirschflaschen, eigentlich fürs Fondue bestimmt gab’s ja in jedem Haushalt, oder Wein aus dem Familienkeller aber auch schon mal aus dem Nachbarkeller. Irgendwie gings immer und man teilte auch redlich das Gesöff, was bei einigen zu dramatischen Resultaten führte. Gaston hiess der älteste der drei, er war eigentlich nicht mehr im Teenageralter, er war schon dreiundzwanzig, wusste aber dass so eine Party das ideale Jagdgebiet für alle möglichen Bekanntschaften darstellte. Schorsch so schrieb und nannte er sich ,war gerademal vierzehn, sah aber—gross  wie er war—eher  wie zwanzig aus und Gusti der kleinste war zwar schon siebzehn aber noch recht kindlich im Aussehen. Pfiffig waren alle drei. Wie sie sich kennengelernt hatten ist im übermässig getrunkenen Alkohol untergegangen. Seither machten sie fast alles zusammen, Gaston,  verdiente als junger Bankangestellter schon recht viel, da er clever und sehr strebsam war; er feierte gerne aber er arbeitete auch sehr viel. Schorsch war noch im Gymnasium und versuchte Lernen und Partys unter einen Hut zu bringen, Gusti machte eine kaufmännische Lehre in einer kleinen Handelsfirma wo er viel Selbstständigkeit an den Tag legen musste, da der Chef seinen zahlreichen Liebschaften nachging. Viele Jahre waren vergangen als die drei sich entschlossen die bevorstehenden Feiertage in Thailand zu verbringen. Sie richteten sich in Pattaya in einem eher einfachen dadurch sehr unkomplizierten Hotel ein. In Thailand ist für die Farangs alles billig, die Sexualpartner ob Frau Mann Mädchen Knabe oder irgendwelche Zwischendinger alles ist zu kaufen; auch die Unterkunft, der Mekong-Whisky das Essen  einfach alles steht problemlos zur Verfügung. Am Weihnachtsabend stieg eine Riesen-Party in ihren Zimmern, die durchgehende Türen hatten. Wer wen mitgeschleppt hatte und wer mit wem was auch immer tat ist nicht mehr zu sagen und auch nicht sehr relevant. Die grosse Frage über  die sie sich,  im Gefängnis, stritten war „wer hat die Drogen mitgebracht“. Bei dieser grossen Menge und vor allem Vielzahl von Substanzen –von LSD Morphium Crack Kokain über Haschisch und allen Designerdrogen—fehlte nichts im sichergestellten Lager. Sie wurden zu langen Gefängnisstrafen verurteilt, die Thai-Händler die ihre Hotelzimmer als „Bunker“ missbraucht hatten kamen natürlich ungeschoren davon.

Freitag, 20. März 2015

Zazi oder doch Lolita ?

Es war neunzehnhundertzweiundsechzig. Es passierte in Zürich. In einem Freundeskreis um die Mode-Cafés Odeon und Select tauchte  eines schönen Tages ein noch sehr junges Ding auf. Man nannte sie mal Lolita mal Zazi nach den beiden Romanfiguren die zu der Zeit Furore machten.Vor sieben Jahren hatte der russische Exilautor, Vladimir Nabokov  der in Montreux im Palace Hotel lebte, seinen Skandalroman „Lolita“ in der Olympia Press in Paris veröffentlicht. Vier Jahre später erschien“ Zazi dans le Metro“ von dem Franzosen Raymond Queneau. Beide Romane wurden  später verfilmt, aber die Buchform war viel besser. Alle in der Gruppe hatten beide Bücher gelesen. Das junge Ding war wie ein Wirbelwind, sie stammte irgendwo aus der Umgebung der Stadt. Sie hatte einen undefinierbaren Ost-Schweizer Dialekt und verdrehte den meisten jungen Männern den Kopf. Sie liebte das Leben und sie war geradezu süchtig auf Sex. Ja sie zerrte alle ins Bett, wo immer eine Party stattfand war sie dabei, Suchte sich einen Partner aus und verschwand mit ihm irgendwo in einem Zimmer, notfalls auch in einer dunkleren Ecke. Sie war nicht etwa Nymphomanin, nein sie liebte einfach jede Art von Sex, solange der Partner ein Mann war, mit Frauen oder auch Mädchen hatte sie Mühe, sie sah diese wohl als Konkurrentinnen. Wenn ein Mann sie anzumachen versuchte merkte er schnell, dass es so nicht ging, nein sie wählte und duldete keine Widerrede. Es kam, wie es kommen musste, sie wurde schwanger, verheimlichte es aber so lange wie nur irgend möglich. Ja sie sagte später als man ihr vorwarf es zu spät gesagt zu haben, endlich konnte ich ohne Bedenken rumvögeln  da ich ja schon schwanger war. Als sie schon im vierten Monat war kam ihr wahres Wesen zum Vorschein. Da sie unter keinen Umständen zurück zu ihrer Familie wollte suchte sie sich aus dem Freundeskreis den Mann aus der ihr am  reichsten schien und der schon arbeitete, die anderen waren ja meist noch Studenten. Ihre Wahl fiel auf Armin, er war  Steward bei der damals noch existenten Swissair, denn Steward war ja ein Traumjob und sie malte sich aus, dass sie einmal verheiratet, oft alleine sein würde, was ihrer Lust nach Lust entgegen kam. Es kam zur Vaterschaftsklage und auch zur Anklage, wegen Verführung einer Minderjährigen. Bei der Verhandlung waren alle, aber auch alle, Freunde im Saal. Armin wurde verhört, er stritt aber ab je mit der Klägerin geschlafen zu haben. Im Verhör outete er sich als Schwul—damals noch ein Riesenskandal—. Auf Anfrage des Richters hin bestätigten alle im Saal anwesenden, mit der Klägerin regelmässig Sex gehabt zu haben und dass der einzige der nie mit ihr intim geworden ist Armin war. Die Klage wurde abgewiesen und die noch minderjährige Schwangere von der Polizei zu ihren Eltern auf den Bauernhof gebracht. So verschwand Lolita—Zazi für immer aus dem Freundeskreis, eigentlich schade für die Libido der Gruppe.

Mittwoch, 18. März 2015

Nachtmahr nach Kinoabend

Er hatte im Kino einen sehr realistischen Film, das x te Remake über einen modernen Frankenstein, gesehen. Alles spielte in einer hochmodernen Klinik sehr realitätsnah. Das Thema war wie auch in jedem dritten Fernsehkrimi ,die korrupte Pharmaindustrie, die skrupellosen Ärzte und Forscher, die Geldgier, alles bekannte Clinches ;aber in diesem Film war noch eine ganz andere Dimension dazugekommen. Neben dem bekannten Plot war  etwas ganz neues in Erscheinung getreten, ein Chirurg  war seit kurzem da, er sah aus wie man sich den Erzengel Gabriel vorstellt, immer lächelnd, sanft, blond und mit rosa Wangen, einfach süss, der Schwarm aller Pflegerinnen zumindest jener die sich was aus Männern machten. Auch die Assistenz Ärztinnen drängten sich, um  ihm zu assistieren. Doch meist verzichtete er auf eine Zusammenarbeit, nein er war gern alleine mit einer jungen Frau die er selbst mitgebracht hatte. Ob diese Frau eine Pflegerin oder gar eine Ärztin war wusste keiner, dass sie sicherlich kein Paar waren sah man leicht, denn sie gingen kumpelhaft miteinander um, weder wie Liebende, noch wie Paare die schon lange zusammen sind.  Hatte unser Schönling Dienst, so machte er nachts bizarre Operationen an Patienten die auf geheime Art und Weise in die Klinik gebracht und nach dem Eingriff wieder aus der Klinik weggebracht wurden. Diese Operationen verliefen sehr professionell und routiniert, immer mit der Assistenz seiner Begleiterin. Die Personen die diese Patienten transportierten sah man nur schemenhaft so wie Scherenschnitte gegen das Licht, es war nichts Schummeriges dabei alles ganz akkurat aber eben Mysteriös. Auch wusste man nicht was operiert wurde, man sah kein Operationsfeld, alles war nur auf den ernsten Gesichter des Schönlings und seiner Assistentin abzulesen. Kein Wort wurde gewechselt, nur kurze Blicke.              Da kein Anästhesist dabei war, kann man davon ausgehen, dass in Lokaler Betäubung operiert wurde. Daneben lief der Klinikalltag auf gewohnte Art weiter mit Intrigen und Tändeleien, ja so wie in jeder Soap Oper. Was sehr beängstigend war, kam davon dass eigentlich nichts zu sehen war aber das  Ungewisse Vage in diesem modernen, cleanen Umfeld war die Raffinesse die an das Bauchgefühl appelierte. Zum Schluss sah man, in einer Jugendstielvilla am See ,es handelte sich wohl um den Wannsee,  wie der Arzt mit seiner Assistentin und sehr künstlich anmutenden Personen zusammen um einen grossen zentralen Tisch herum sassen .Ja es sah aus wie das Abendmahlsbild von Leonardo Da Vinci das man in Mailand in der Chiesa Santa Maria delle Grazie bewundern kann, nur waren neben jedem der zwölf Männern auch ebenso viele Frauen zu sehen. Alle Gesichter waren absolut ausdruckslos wie erstarrt, nur der Schönling und seine Assistentin hatten eine geradezu diabolische Mimik, sie machten sich über, wie sie sagten, „ Unsere—Kreaturen“ lustig. Im Kinosaal konnte man eine gewisse Unruhe fühlen obwohl eigentlich n i c h t s  geschah. Er, unser Held ging nach Hause und schon bald danach zu Bett, musste er doch am nächsten Tag in die Klinik eintreten für einen kleinen harmlosen Eingriff .Er wachte schweissgebadet auf, was hatte er geträumt? ja das Gesicht des Schönlings verfloss mit dem Gesicht seines Arztes, Doktor Schnetzler der ihm die drei Grützbeutel entfernen sollte. Mit zitternden Knien fuhr er zur Klinik wo er sich mit sehr gemischten Gefühlen in den Operationssaal schieben liess. Der Chirurg begrüsste ihn hinter seiner Maske, war das wirklich Doktor Schnetzler, den er seit vielen Jahren kannte? Oder doch der unbekannte Andere?

Montag, 16. März 2015

Fischers Fritz

Ja er hiess wirklich Fritz, seine Frau, die viel jünger als Fritz war, hiess Claudia. Fritz war nun schon Ende fünfzig, Claudia die er sehr jung geheiratet hatte, sie war gerademal achtzehn und von seinem Erfolg als Geschäftsmann geblendet. Kennengelernt hatten sie sich auf Fritzes Geburtstagsparty. Ja er hatte seinen fünfzigsten gross gefeiert und natürlich auch seinen Jugendfreund Emil samt Frau und Tochter eingeladen. Fritz hatte sie zuletzt als kleines Mädchen gesehen, ja und jetzt war sie eine siebzehnjährige Schönheit. Er verknallte sich wie ein Teenager; seine Frau war vor etwa einem Jahr an einem bösartigen Krebsleiden, jämmerlich, gestorben. Diese Geburtstagsparty sollte ihm ein klein wenig über den grossen Verlust hinweghelfen. Claudia machte es ihm sehr leicht, sie machte die ersten Annäherungsversuche, denn Emil, ihr Vater, hatte immer schon seinen Freund als den besten Mann der Welt dargestellt. Leider hatte Fritz keine Kinder. Claudia und Fritz kamen sich an diesem Fest wo auch getanzt wurde also rasch näher, Fritz blühte so richtig auf, wusste aber noch nicht, dass es weitergehen würde. Claudia  machte alles um einen Ferien-Job bei Fritz im Sekretariat zu bekommen, Fritz freute sich, hatte aber Mühe seine Gefühle zu verstecken. Claudia war  sehr hartnäckig, denn auch sie war unsterblich verliebt—oder doch eher fasziniert von diesem weltgewandten noch jugendlich wirkenden Mann— Waren die Gefühle von Fritz nicht auch väterlich da er nie Kinder gehabt hatte, wer weiss? Es kam immer öfter zu harmlosen Zärtlichkeiten, bis Claudia ihm das Versprechen abrang, sollte sie ihre Meinung nicht ändern, würde er nach einem Jahr bei seinem Freund, ihrem Vater Emil,  in aller Form um ihre Hand anhalten. Sie änderte ihre Meinung nicht, blieb aber standhaft denn sie wollte als Jungfrau in die Ehe gehen; Fritz hätte sicher auch nie etwas von ihr verlangt, war er doch ganz Gentleman der alten Schule. Der Antrag wurde zuerst mit einer gewissen Befremdung quittiert, aber sehr bald hatte Claudia auch ihre Eltern überzeugen können und so stand der Hochzeit nichts mehr im Weg. Es wurde eine lustige Feier, die Gäste waren in zwei geteilt, eine Gruppe so um die fünfzig die andere knapp achtzehn. Es mangelte auch nicht an vielen spöttisch-ironischen Witzeleien sowohl aus der jungen Gruppe, aber viel mehr und kritischer aus der Gruppe der älteren Generation.                                                                         
 Ein Jahr Weltreise war das Hochzeitsgeschenk, das Fritz sich selbst und vor allem Claudia machte. Sie kamen sehr glücklich und hochschwanger zurück; ja es schien als ob auch Fritz schwanger war. Das Geschäft war vom eingesetzten Direktor, der schon seit langem die rechte Hand von Fritz gewesen war, erfolgreich weitergeführt worden. Fritz stabilisierte die Strukturen im Geschäft und blieb im Hintergrund. Um nicht mit seiner neuen Frau im selben Haus wie mit der Verstorbenen zu leben, hatte er vor der Abreise während der geheimen Verlobungszeit ein neues Haus bauen lassen in das sie nun einzogen. Es war ein Traumhaus, sie hatten es ja auch gemeinsam erträumt. Zwillinge wurden geboren alle waren glücklich, Fritz blieb zu Hause und kümmerte sich um alles. Er war, wohl bedingt durch sein Alter, ein eher ängstlicher Vater, bei dem kleinsten Hüsteln hätte er schon den Arzt gerufen, würde  ihm Claudia das nicht verboten haben. Die Zwillinge wuchsen heran Fritz langweilte sich nie obwohl er kaum noch in die Firma ging. Trotz ein klein wenig Sport wurde er  mit den Jahren recht behäbig, ja fast schon dicklich. Eines schönen Tages dachte er, als ein entsprechender Film am Fernsehen lief, an eine alte Passion aus seiner frühen Jugend; das Fischen. Ja damals hatte er doch gerne und viel geangelt, auch oft mit Emil, seinem—lustig daran zu denken—Schwiegervater und Freund. Er sprach Emil darauf an. Auch Emil hatte sein Arbeitspensum stark reduzierter war sofort  Feuer und Flamme bei der Idee wieder gemeinsam fischen zu gehen. Bei einer oder eher zwei Flaschen Rotwein wurden Pläne geschmiedet .Forellen-Angeln in Bergbächen, Hochseeangeln wie in Hemingways Alter Mann und das Meer oder um bei Hemingway zu bleiben Forellen-Angeln in den Pyrenäen…. es wurde ein langer Abend, Claudia lag schon lange im Bett, sie lag leider immer öfter allein im Bett, Fritz war wie schon gesagt behäbig geworden er merkte nicht dass seine junge Frau sich langweilte und nach Zärtlichkeit lechzte; lieb war er ja, väterlich lieb, eben nicht so wie ein Gatte. Mit den Zwillingen war er auch sehr lieb das war schon OK, aber sie sie hatte doch Bedürfnisse, sie war noch keine dreissig, das schien Fritz zu vergessen. Ja er vergass in letzter Zeit immer mehr. Die zwei alten—ja so dachte Claudia immer öfter—verreisten nun häufig zum Fischen. Claudia war zu grosser Schönheit erblüht, sie hatte kaum zu arbeiten, dies machten die Dienstboten, und die Zwillinge wurden von der englischen Nanny betreut, zur Schule gebracht, abgeholt, zum Reiten und zur Musikschule gefahren .Was blieb Claudia zu tun ausser zu shoppen und sich zu langweilen. Ihr Abitur hatte sie noch vor der Hochzeit gemacht, dass war aber auch alles an Ausbildung und so kann es nicht verwundern, dass sie wieder mit Freunden aus der Gymnasialzeit anknüpfte. Die meisten hatten ihr Studium abgeschlossen waren zum Teil auch schon verheiratet und Familienväter aber viele waren noch immer in sie verliebt. Sie baute sich eine Art Harem auf, im umgekehrten Sinn, aber ganz bestimmt ohne Eunuchen. Überraschend kamen die beiden Alten nie nach Hause, nein es wurde immer angekündigt, Emils Frau also die Mutter von Claudia war sehr wenig präsent, sie hatte andere Interessen.                                                                                         Also konnte Claudia ihr immer unkonventioneller werdendes Lotter- Leben in vollen Zügen geniessen. Erst als die beiden Alten,  Fritz und Emil, in Alaska einen schweren Autounfall nicht überlebten kam Claudia zur Besinnung. Glücklicherweise wusste keiner im Umfeld, wie sie ihre Freizeit zugebracht hatte. Nun war sie eine sehr reiche, tief trauernde sehr junge bildschöne Witwe mit Zwillingen. Also konnte sie sich ihren zweiten Mann, nach der obligaten Trauerphase, frei aussuchen. Erprobt hatte sie ja recht viele und so nahm sie sich den besten und hungrigsten, der dazu auch sehr gut ausgerüstet war nicht nur seinen eigenen, sondern vor allem ihren, grossen Hunger zu stillen.

Sonntag, 15. März 2015

Urlaubsidyll

Es waren zwei Freunde, nennen wir sie Kurt und Georg. Kurt hatte, trotz seiner Jugend—er war gerademal dreiundzwanzig—schon, mit Evi ,seit Jahren eine recht turbulente Beziehung, Georg hatte seine Freundin erst vor kurzem, auf lustige unkonventionelle  Art, kennengelernt. Ja damals wohnte Georg, seit kurzem, in der Westschweiz und als er eines Abends die Telefonauskunft anrief, um, wie damals üblich, einen Weckruf zu bestellen, hörte er als Deutschschweizer sofort den Luzerner Akzent der Telefonistin heraus, sprach sie darauf an, erkundete ihr Alter, erfuhr dass sie erst seit einigen Wochen in dieser Zentrale arbeitete und so kam es noch am selben Abend zu einem ersten Treffen zwischen —Heimwehdeutschschweizern—.Liebe auf den ersten Blick war es sicher , was Georg betraf, nicht. Bei Silvia schien es sich aber darum zu handeln, denn schon bei diesem ersten Treffen strahlte sie ihn richtiggehend an, erzählte ihm ihr bisheriges Leben, auch dass in Luzern ein Freund existierte, den sie eigentlich durch die Distanz loswerden wollte, deshalb die Entscheidung sich  in die Westschweiz versetzen zu lassen. Ihre Beziehung wurde bald sehr intim, die Luzerner Beziehung schlief ein. Evi, Kurt und Georg waren nun in Georgs Auto  unterwegs nach Jugoslawien wo sie auf der Insel Mali Losinj zwei Ferienbungalows gemietet hatten. Der erste Halt war in Luzern, wo Silvia abgeholt wurde. Bei diesem ersten Kennenlernen zwischen Evi, Kurt und Silvia entstand sofort eine Kälte die recht praktisch war, gab es damals doch in VW’s noch keine Klimaanlage. Ja es war Antipathie auf den ersten Blick, wer wen nicht mochte ist noch heute fünfzig Jahre später nicht zu eruieren. Georg versuchte zu vermitteln aber es wurde eine schweigsame Fahrt über Venedig, das man im Morgengrauen kurz besuchte um ein Frühstück auf dem Markusplatz einzunehmen, dann nach Triest bis Rijeka dem ehemaligen Fiume. Dort musste man anstehen um auf die Fähre zu warten, dank eines Bakschischs standen sie vorne an. Nach der schönen Überfahrt bezogen sie ihre Bungalows, die glücklicherweise nicht sehr nah beieinander waren. Da Silvia nicht am selben Tisch mit den anderen sitzen wollte und es keine zweier Tische gab, kamen Georg und Silvia an einen Tisch mit zwei Wienerinnen, Mutter und Tochter. Georg war von der Mutter sehr eingenommen, sie war äusserst witzig, die Tochter, ja die war eine Bombe. Hübsch lächeln lustig offenherzig, ganz anders als die immer zickiger werdende Silvia. Schon in der zweiten Nacht schlief Georg nicht mehr im Bungalow mit Silvia zusammen. Die drei, Evi Kurt Georg waren nun ständig mit der jungen Wienerin zusammen, hatten einen wunderbaren Urlaub und teilten einen Tisch mit der Lebensfrohen Mutter aus Wien. Die Heimreise über Luzern verlief in eisigem Schweigen Silvias, und lustigem Schwatzen der drei anderen. Silvia verliess das Auto ohne Gruss und wurde auch in der Westschweizer Stadt nicht mehr gesehen. Georg, ja der verbrachte den nächsten Urlaub in Wien.

Samstag, 14. März 2015

Madrid

Mit einem Freund zusammen war ich einige Tage in Madrid. Welch ein Vergnügen diese, übrigens sehr saubere, Stadt nach über zwanzig Jahren einmal wiederzusehend .Es ist wirklich eine tolle Stadt, nicht nur der schönen Museen wegen, nein auch sonst bietet sie sehr viel, aber eben die Museen sind herausragend. Trotz knapp bemessener Zeit konnten wir viel sehen. Beim Besuch des Thyssen Museums kann man als Schweizer nur kopfschüttelnd bedauern, dass der Kanton Tessin und auch der Bund es verpasst haben diese herausragende Sammlung in Lugano zu behalten; Kurzsichtigkeit, Ängstlichkeit und Kleinmütigkeit scheinen  die hervorragenden Kennzeichen der Schweizer Politik zu sein. Es ist zu hoffen, dass im Falle des Gurlitt-Nachlasses ein wenig mehr Weitsicht herrscht. Ja Probleme muss man lösen und ihnen nicht kleinmütig aus dem Weg gehen.                                          Um alles diesmal nicht Gesehene zu besuchen, werde ich bald eine zweite Reise nach Madrid planen müssen.


Freitag, 13. März 2015

Geld

Zur Zeit meiner Kindheit waren fast alle, das, was man heute arm nennen würde. Das, was man auf Reisen in die dritte Welt noch immer sehen kann, ich weiss nicht wie ich es bezeichnen soll? Armut , Knappheit,  Bedrängnis? Gehungert haben die wenigsten, satt war man eigentlich schon aber alles war abgemessen, abgewogen, zugeteilt. In den meisten Familien, nicht etwa bei den Armen, war so zehn Tage bevor der Vater  mit der Lohntüte nach Hause kam Ebbe in der Kasse. Das Kleingeld wurde aufgetürmt,gezählt und eingeteilt. Man fragte sich, was muss, kann, soll und wird noch gekauft werden, Salat oder Gemüse, Obst oder Wurst, alles war nicht zu machen. In vielen Firmen gab es damals eine zwar bescheidene aber unentbehrliche Herbstzulage die dazu bestimmt war Kartoffeln und Obst, vor allen Äpfel und Birnen einzukellern sowie genügend Zucker für Marmelade und Kompott zu kaufen. Ja die übliche Sonntagsnachspeise war Kompott, heute träumt man davon so gutes, selbstgemachtes Kompott zu essen, damals lechzte man nach  Süssem aus Bäckerei und Konsumladen. Damals wusste man oder ahnte es mindestens als Kind, dass andere wirklich arm waren sogar hungerten oft auch hungrig zur Schule kamen, man fühlte sich trotz der allgemeinen Knappheit privilegiert. Aber unglücklich waren wir nicht eher fröhlicher als Heute und vor allem war man immer in Gesellschaft, spielte und redete statt elektronisch zu kommunizieren. Mir scheint, es war erst kürzlich, es ist aber schon sehr lange her.

Donnerstag, 12. März 2015

Asyl und Asylanten im Laufe der Zeit

Vor langer Zeit, sehr langer Zeit verliessen Menschen ihre europäische Heimat aus Abendheuerlust oder aus Not .Sie machten sich, oft mit Gewalt in anderen Ländern breit, wurden sesshaft und obwohl sie eine Minderheit waren entwickelten sie sich zu den neuen Herrschern dieser Länder die man dann meist Kolonien nannte. Für die Einwohner dieser Länder waren es, zu Beginn, Asylsuchende, zwar oft suchten sie das Asyl mit Gewalt zu erzwingen, aber eben  Asylanten waren sie doch. In Wirklichkeit waren es aber eigentlich eher Goldgräber, wobei sie nicht etwa selbst gruben, nein das überliessen sie den Eingeborenen, sie liessen sich unterstützen und sorgten dafür, oft auch mit Nachdruck, dass das Gold und alle anderen brauchbaren Schätze in ihre Heimat geschickt wurde! Bald schon wurden sie von Asylanten zu Kolonialherren, trieben schamlos Raubbau und  liessen ihre Familien und Freunde nachkommen. Sie gründeten Schulen und unterrichteten die Eingeborenen .Sie brachten ihnen Anstand und Religion sowie Gehorsam bei, wenn nötig auch mit brutaler Gewalt. Einige Jahrhunderte später, die Zeiten hatten sich geändert, wurden die Kolonien zu unabhängigen Staaten. Die neuen  Politiker, die von den ehemaligen Kolonialherren,  deren ergebene Diener sie gewesen waren, auf deren Schulen weit ab der Heimat  ausgebildet worden waren, machten gute Geschäfte mit den ehemaligen Herrschern. Auch hatten sie gesehen, dass die beste Regierungsform  Diktatur und Gewalt ist. Wohl aus Grössenwahn und immenser Kurzsichtigkeit haben die ehemaligen Kolonialherren den Menschen ihrer Kolonien den freien Zugang zum Arbeitsmarkt ihrer Länder zugestanden, oft auch die Staatsbürgerschaft gegeben. Dass nun in diesen Ländern Massen an Asylanten mit Familie ankommen ist eigentlich absolut nachvollziehbar, aber eben auch sehr sichtbar. Schliesslich haben die Kolonialherren die verschiedenen Länder ausgelaugt, ihre Sprache und Unsitten eingepflanzt und beim Wegzug  ein Chaos hinterlassen. Dass gewisse Länder die nie Kolonien besassen auch viele Asylanten haben ist verständlich, man kommt ja schliesslich nicht gerne freiwillig zu seinen alten Folterern! und wenn auch noch die seinerzeit aufgezwungene Sprache gesprochen wird umso besser.

Samstag, 7. März 2015

Diabetes

Sie waren ein seltsames Trio, der alte Hans und seine Frau die Luise und dann die Hauptperson die zugelaufene Katze. Es war eigentlich ein kastrierter Kater. Er war schon vor vielen Jahren zugelaufen, hatte sich die zwei alten Menschen als neue Heimat gesucht, ja er war auf diese zwei Menschen fixiert, so hatte er  auch ganz ohne Murren den Umzug vom Land in die Stadt problemlos  mitgemacht. Hans war schon seit langer Zeit recht gebrechlich, das Herz wollte nicht so wie es sollte, ausserdem die üblichen Altersprobleme und nun auch noch dieser blöde Diabetes. Was sollte das, am liebsten ass er ja Süsses alles andere schmeckte ihm einfach schon lange nicht mehr und jetzt sollte er strenge Diät einhalten, wozu? um länger zu leben? wozu? was machte denn im Leben noch Vergnügen, was? ausser Süsses und süsser Kaffee mit viel Sahne. Luise, pflichtbewusst wie sie nun mal erzogen war, spritzte ihm das Insulin und kochte Diät,  ja sie wog alles aufs Gramm genau ab, alles was dann zum grossen Teil im Teller blieb und dann im Katzenteller landete. Zu Anfang war Hans noch mobil, ging noch ein wenig spazieren und kaufte die Rauchwaren und Zeitschriften. Täglich musste Hans seinen Urin auf Zucker untersuchen, dazu benutzte er eine alte leicht angeschlagene grosse Tasse mit einem Henkel.  Zuerst urinierte er eine mehr oder weniger kleine Menge in die Tasse die er dann auf den Spülkasten stellte, um anschliessend sein kleines Geschäft ins Klo zu beendigen. Er nahm die Teststreifen, merkte sich das Resultat, sagte seiner Luise meist „alles in Ordnung“ und ging zum Tisch wo seine Lieblingsmahlzeit schon auf ihn wartete, das Frühstück. Er genoss Frühstück und Zeitung, wurde aber bald wieder müde und legte sich mal kurz aufs Sofa—so ein bis zwei Stündchen—In dieser Zeit, wo Luise ihren dritten Kaffee trank,  die Zeitung ausführlich las, und ununterbrochen rauchte, schlich sich der Kater ins Bad. Er sprang, trotz seines schon fast biblischen Alters, auf den Spülkasten beroch den Urin-Rest seines Herrchens und trank ihn aus, ob des Zuckers  darin, oder ob der Anhänglichkeit wegen sei dahingestellt. Einige Jahre danach starb Hans, alle waren traurig, Luise die Kinder und Enkel und der Kater. Kurz darauf starb auch der Kater, es war die Katastrophe für Luise, nun war sie ganz alleine. Beim Aufräumen fanden die hilfsbereiten Kinder in der Einkaufstasche, die Hans immer zum Zeitungsladen mitgenommen hatte, hunderte säuberlich ausgeschnittene Rabattmarken, wie sie auf den Schokolade und Kekspackungen damals zu finden waren, fein säuberlich sortiert, in dem Seitenfach.                                                                                                                                                                                                                 Dies als Kommentar  zu Diät und Diabetes.

Donnerstag, 5. März 2015

Orient am Neuenburger See

Es war in den siebziger Jahren, damals wohnte ich in Neuchâtel direkt am See. An einem Freitagabend, im Herbst, parkte genau vor meiner Wohnung ein recht grosser beigefarbener Mercedes mit deutschem Kennzeichen. Die Personen stiegen aus. Eine alte Frau ein Mann mittleren Alters eine ebensolche Frau und drei Kinder wohl zwischen vier und neun Jahre alt. Die beiden Frauen waren mit Kopftuch, langen weiten Kleidern und darüber einem Regenmantel bekleidet. Der Mann trug Anzug und Weste, kragenloses weisses Hemd und Turban-ähnliche Kopfbedeckung . Dass diese Familie aus dem Orient stammte war mir sofort klar. Was nun geschah war recht bizarr. Sie umkreisten das Auto, öffneten alle Türen sowie den Kofferraum der von Gepäck überquoll. Dann fingen sie an mit einfachsten Mitteln ein Essen zuzubereiten. Aus Taschen und Körben zauberten sie Esswaren und Thermosflaschen zutage ,gekocht wurde nicht aber getafelt .Die Eltern sassen quer auf den Autositzen ,die Knie auf denen je ein Kind untergebracht war, gegen aussen mit den Füssen auf dem Asphalt. Die Oma und die grössere Tochter sassen alleine aber genauso auf ihren Sitzen. Immer wieder wurden die Plätze getauscht, es war ein endloses Hin und Her zwischen den Erwachsenen und den Kindern. Das Autodach diente als Tisch und es war sehr amüsant die Auslage der Speisen und Dinge zu sehen. Die Oma stand immer mal wieder auf und verteilte das Essen an alle. Es dauerte Stunden .Danach verschwand die Mutter erst mit dem einen dann mit dem zweiten Kind im Gebüsch um Seeufer, die anderen folgten diesem Ritual. Der Vater rauchte genüsslich mehrere Zigaretten und dann, ja dann quetschten sich alle irgendwie ins Auto, die Fenster wurden von innen mit Tüchern verhängt und dann wurde es ruhig im Auto. Es war sehr  spannend, das Aufwachen und das Aufstehritual zu beobachten; wieder die Wanderung  aller Familienmitglieder ins Gebüsch am Seeufer, dann das Frühstück. Keiner verliess die unmittelbare Umgebung des Autos.Den ganzen Vormittag über machten sie eigentlich nichts ausser ums Auto herum zu sein. Mittags und abends war eine genaue Wiederholung des Rituals, es wurde getafelt und sonst passierte einfach nichts auch die Nacht zum Sonntag verlief genauso wie die erste Nacht. Am Sonntag nach dem Frühstück, die Getränke mussten inzwischen sicherlich kalt sein, denn gekocht wurde nicht, packte man alles ein  und das Schauspiel wurde durch die Abfahrt des schönen Mercedes beendet.


Mittwoch, 4. März 2015

Desto tiefer ist der Fall….

Susanne hatte sich vor Jahren schon ganz bewusst einen sehr erfolgreichen Mann geangelt. Dass sie eine äusserst  attraktive Frau war, hat ihr bei diesem Plan nicht geschadet. Sie hatten zwei gesunde Kinder, einen Sohn und eine Tochter, so ganz die Bilderbuchfamilie. Dazu kam Villa, Hund  und Ferienhaus, einfach alles um eigentlich zufrieden zu sein. Susanne war nun aber mal nicht der Mensch je zufrieden zu sein, immer verlangte sie nach mehr, viel mehr, ja sie wollte einfach alles. Über ihre Herkunft wusste Gerhard nicht das Geringste, alle Fragen wurden ausweichend beantwortet. Nein sie hatte keine Eltern mehr. Nein auch keine Geschwister. Was sie für eine Schulbildung hatte und ob sie eine Berufsausbildung gemacht hatte wusste Gerhard nicht genau ,er wusste nur dass sie, als er sie bei Geschäftsfreunden kennengelernt hatte, eine sehr einnehmende Person war die auch ein souveränes Auftreten an den Tag legte. Sie war so ganz beiläufig zum Mittelpunkt des Abends gewordener. Gerhard, der noch sehr jugendlich wirkende Unternehmer, war von ihr fasziniert.                                                                                                                           Gerhard führte die,  geerbte, grosse,  Import Export-Firma ganz alleine, nur er hatte  das Sagen. Susanne machte immer wieder Pläne wie sie ein noch glamouröseres Leben haben könnte. Auf ihr Drängen hin war Gerhard  schon seit einiger Zeit in eine politische Partei eigetreten, nun wurde er bedrängt als Abgeordneter zu kandidieren. Nach langem Zögern und Abwägen sagte er zu. Schon in der Zeit der Kandidatur, aber erst so richtig nach der brillanten Wahl, begannen  die Journalisten mit Recherchen und stiessen auf viele Ungereimtheiten in der Vergangenheit von Susanne. Sie soll eine dubiose Vergangenheit als Escort-Dame haben, ja man munkelte gar, dass sie in ihrer Heimatstadt einem verpönten Gewerbe nachgegangen sein sollte. Ein besonders cleverer Journalist fand ihre Eltern—auf die sie ja nicht gerade stolz sein konnte— und machte ein grosses Interview mit dem stadtbekannten Halbbruder der eine anrüchige Kneipe mit sogenannten „Hinterzimmern“ und Animierdamen besass. Was die Eltern und der ominöse Halbbruder über Susanne erzählten war vernichtend. Sie habe aus einer ersten Beziehung einen Sohn, den der Vater, ein marokkanisches Schlitzohr entführt und bei seiner Mutter in der Nähe von Tanger versteckt hatte. Dieser Marokkaner sass zurzeit wegen Zuhälterei und Drogen-Delikten im Knast. Angeblich sei er auch Susannes Zuhälter gewesen. Durch all diese Berichte kam die Politkarriere Gerhards schnell ins Stocken, dadurch zerfiel die ach so schöne Ehe und Susanne, die nach den Sternen gegriffen hatte verschwand von der Bildfläche und aus dem Leben von Gerhard und den Kindern. Sollte es eine Moral der Geschichte geben würde sie so lauten.                                                                                                                      “wenn du nach den Sternen greifst solltest du immer auf dem Boden bleiben“

Dienstag, 3. März 2015

LAND IDYLLE

Der Bauer nannte immerzu
Seine Frau—du dumme Kuh—
Bis die Frau es endlich wagte
und ihn bei Gericht verklagte.
Das Urteil war für diesen Bauer
in der Tat ein wenig sauer.
Würd als Kuh er sie betiteln
Müsst‘ der Richter neu ermitteln.
Und dann käme er zum  Schluss
Dass er ins Gefängnis muss.
Auf dem Heimweg keift die Frau
der Richter machte dich zur Sau.
Hass voll sieht der Mann sie an
Weil er sie nicht riechen kann.
Und er zischt dann doch verschmitzt
dass es ihr die Seele ritzt.
Ich werf die Flinte nicht ins Korn

eher brech ich dir ein Horn!


Bäuerliche Moritat

Nach der Fahrt zur Milchzentrale
fährt der Bauer jedes Male
zu der Kneipe hier im Kral
s‘gibt doch keine andre Wahl.
Erstmal trinkt er gerne Wein
zweitens auch ein Schnäpschen fein.
Da trat ein neuer Zecher ein
dieser  lachte wie ein Schwein.
Als er von dem Kerl erfuhr
seine Frau gleich einer  Hur  
treib es draussen  auf dem Flur
rast er blind vor Wut hinaus
bläst das Lebenslicht ihr aus.

Montag, 2. März 2015

Schulerinnerungen

Wir haben in der Schule, ich war etwa vierzehn Jahre alt „Die Braut von Messina „ von Schiller gelesen. An dies erinnerte ich mich viele Jahre später, als ich mit einem Freund und Kunden im Jura beim Nachtessen war. Es war Juni ein wunderschöner Abend. Wir sassen auf der Terrasse eines Restaurants in Tariche direkt am Wasser, am Doubs. Wir unterhielten uns sehr angeregt, assen zur Vorspeise frisch gefangene Forelle aus dem nahen Fluss und hatten eine Lammkeule, als Hauptgang, in den Ofen schieben lassen. Wie immer mit meinem Freund Paco floss der Wein in reichlicher Menge. Zu dem Zeitpunkt als die nette Serviererin die Lammkeule zum Tisch brachte ,blökte in der Wiese neben unserem Tisch ein süsses schneeweisses Lämmchen zum Herzerweichen, roch es wohl sein verschwundenes Geschwisterchen? Die Keule war vorzüglich doch es beschlich mich eine gewisse Nostalgie und ich dachte an die Schullektüre zurück die ich sogar nach über vierzig Jahren noch teilweise auswendig wusste. Und hier nun zur Erbauung die schönen Verse von dem Dichter, der leider, hierzulande, heute nur noch seines Tells und vielleicht der „Glocke“ wegen bekannt ist.


Schön ist der Friede! Ein lieblicher Knabe
Liegt er gelagert am ruhigen Bach,
Und die hüpfenden Lämmer grasen
Lustig um ihn auf dem sonnigten Rasen,
Süßes Tönen entlockt er der Flöte,
Und das Echo des Berges wird wach,
Oder im Schimmer der Abendröthe
Wiegt ihn in Schlummer der murmelnde Bach –
Aber der Krieg auch hat seine Ehre,
Der Beweger des Menschengeschicks;
Mir gefällt ein lebendiges Leben,
Mir ein ewiges Schwanken und Schwingen und Schweben
Auf der steigenden, fallenden Welle des Glücks.

Sonntag, 1. März 2015

Gleichwertig? Gleichberechtigt? Gleichgestellt?

Sie waren gleichwertige Partner. Er war Anwalt mit einem Doktortitel. Sie war Leiterin der Pflege in einem mittelgrossen Krankenhaus. Sie hatte die klassische Laufbahn mit Lehre, Weiterbildung, Fachkursen etc. gemacht und war nach geduldigem Warten nun in diese leitende Position aufgerückt; einen akademischen Titel hatte sie natürlich immer noch nicht. Er arbeitete in mittlerer Kaderstelle in einer Grossbank, sein Vorgesetzter, der Leiter der Rechtsabteilung war ein Studienkollege, der immer eine Nasenlänge Vorsprung gehabt hatte, sei es bei den Frauen sei es im Beruf. Sein Chef ging damit souverän um, ihn wurmte es aber sehr, besonders als nicht er, sondern ein neu angeworbener Kollege zum Leitenden Berater der Geschäftsleitung und zum Stellvertreter des Leiters  der ganzen Rechtsabteilung, immerhin seines Studienkollegen, wurde. Er wertete das eigentlich beinahe als Verrat. Das kratzte schon sehr an seinem Selbstwertgefühl. Sie erzählte viel über ihre Arbeit und die Entscheidungen die sie treffen musste. Auch über die Machtkämpfe der Ärzte die sie ja eins zu eins mitbekam und die sie meist lächerlich fand, denn es ging nie um fachliches sondern nur ums aufeinanderprallen der Egoismen und um Titelchen; so etwa: warum ist der befördert worden, ich bin doch besser, dienstälter, loyaler etc. also warum nicht ich?                                                                                                                                                                    Er sagte nie etwas über seine Arbeit, beklagte sich aber ständig über Ungerechtigkeit und Benachteiligung. Ja das war auch der –wohl unbewusste—Grund, dass er sich wann immer möglich aufs hohe Ross setzte und immer wieder betonen musste, „schliesslich bin ich Akademiker, du nicht. Ihre Antwort war eines Tages, als sie es einfach weder nochmals hören noch aushalten konnte, und vor allem wollte: „Wäre ich Akademikerin mit Doktortitel, sässe ich schon längst im Direktionssessel“. Das kam aber gar nicht gut an, denn insgeheim wusste er ja dass sie mal wieder Recht hatte! Eigentlich war an diesem Abend geplant gewesen, gemeinsam nach dem nächsten Urlaubsziel zu suchen, daraus wurde komischerweise nichts; zum Glück lief im Fernsehen irgendeinen Blödsinn sodass man nicht miteinander zu reden brauchte.