In den frühen Siebzigerjahren war
Umweltschutz noch etwas sehr exotisches und die Umweltler zogen Unverständnis
und Spott auf sich. Einige waren echt besorgt um die Umwelt, man muss sich
daran erinnern, dass damals noch in vielen Orten die Abwässer ungeklärt in
unser Seen, Flüsse und Bäche geleitet
wurden. Müll trennen konnte man auch noch nicht, alles wurde in die
Verbrennungsöfen gebracht. Aber es gab damals schon eine kleine Schar sehr
exotisch anmutende Umweltler. Viele davon waren politisch eher links, was in
der Zeit des kalten Krieges zu heftigen erbitterten Auseinandersetzungen
führte. Alle die sich Sorgen um unseren Lebensraum machten waren automatisch
linke Chaoten die unser Wertsystem untergraben und uns an Moskau verscherbeln
wollten. In dieser politisch aufgeheizten Zeit—aus Amerika schwappte die Hippie-Bewegung
auf Europa über—war ich mit einigen Freunden zusammen bei einem Pick Nick im
Jura. Wir waren drei Paare mit insgesamt zwei Kindern. Es war so gegen elf Uhr,
also Apéro-Zeit, als wir den charakteristischen Sound einer „Ente“ in der
Westschweiz Deux chevaux genannt, ganz in unserer Nähe aber durch Gebüsch
versteckt wahrnahmen. Der Motorenlärm dauerte an und wie fingen an uns darüber
zu ärgern, denn wir waren ja im Wald um zu entspannen und nicht, um die nun
wahrzunehmenden stinkenden Abgase der „Ente“ einatmen zu müssen. Wir, die
Männer gingen dann mal nachsehen und entdeckten zu unserer Überraschung eine alte,
mit Aufklebern übersäte „Ente“ mit offenen Fronttüren und laufendem stotterndem
Motor. Nach gefühlten zehn bis fünfzehn Minuten kamen zwei bunt und dreckig gekleidete Hippies sprich Gammler
angeschlendert. Sie hatten Pilze oder Beeren gesucht und wollten sich ins Auto
setzen und wegfahren. Wir baten sie sehr höflich aber auch sehr bestimmt, den
Motor abzustellen und die vielen Aufkleber für die Umwelt und gegen vieles—wie Anti
Vietnamkrieg Anti Atombombe, Anti Apartheit, Anti Autoritäre Erziehung usw. zu entfernen. Sie stammelten, dass sie den
Motor doch nur angelassen hatten weil er so schwer anspringt und so tief im Wald
sicher keine Hilfe zu erwarten sei. Dass im Wald allgemeines Fahrverbot war—wir
hatten unsere Autos am Waldrand abgestellt—war den Umweltlern nicht bewusst! Sie
wollten sich rausreden und vor Allem die „Stickers“ nicht entfernen aber unsere
Entschlossenheit grob zu werden überzeugte sie dass es keinen anderen Ausweg
gebe. Innerlich schmunzelnd aber äusserlich grimmig sahen wir zu wie die
Stickers entfern und, nicht etwa zu Boden sondern brav ins Autoinnere
flatterten. Darauf, ihnen die langen dreckstarrenden Bärte und Haare zu scheren
verzichteten wir, unser Ekel war stärker als der Spass der daraus resultiert hätte.
Mittwoch, 31. August 2016
Dienstag, 30. August 2016
Wohnungswechsel mit Hilfe aus Afrika
Vor vielen Jahren wohnte ich in Rolle
am Genfer See. Die Wohnung lag direkt am See. Die Besitzerin war die Witwe
eines Dachdeckers, der besoffen vom Dach gestürzt war. Er lag wenige Jahre nach dem Unfall eines Tages tot
in seinem Paraplegieker-Bett. Wie und woran er gestorben war blieb ein gut
gehütetes Geheimnis, war doch der Arzt der den Tod festgestellt hatte ein naher
Verwandter der Familie. Die Besitzerin hatte einen sehr geregelten Tagesablauf.
Morgens war sie, vom Vorabend her verkatert, mittags schlecht gelaunt aber so
ab drei Uhr empfing sie meist Herrenbesuch. Später kamen dann mehrere Gäste und
es wurde gezecht. Mit ihrem Sohn, der die Firma weiterführte war immer Streit.
Es ging meist um gegenseitige Anschuldigungen über den Lebenswandel der Mutter
und das Saufen des Sohnes und umgekehrt. Sie war schon mehrmals wegen Blaufahrens auf
Staatskosten für einige Monate untergebracht worden. Auch hatte sie erst vor kurzem
den Führerschein wieder—für wie lange war das beliebteste Wettthema in der
ganzen Gegend. Warum ich in dort wohnen blieb ist sehr einfach zu erklären. Die
Wohnung war klein und sehr romantisch, sie lag direkt am See und die grossen Dampfer
fuhren zwischen der künstlichen Poeten Insel „Ile de la Harpe“ und dem Hause
zum Greifen nahe vorbei.
Dann entschied ich mich meinen
Arbeitgeber zu wechseln. Ich fand nach fünfzehn Jahren eine neue Aufgabe. Mein
neues Reisegebiet umfasste einen kleineren Teil der Westschweiz und einige
grössere Gebiete der Deutschschweiz. Ein Umzug wurde nötig um pro Tag etwa 200
Kilometer weniger fahren zu müssen. Eines Mittags klingelte ich bei der Besitzerin
um meinen ausserterminlichen Auszug zu verhandeln. Sie machte auf Stur, ich müsse –wie es das Gesetz
vorschreibt—zwei zumutbare solvente Nachmieter finden oder die Miete bis zum
Vertragsende 11 Monate lang weiterbezahlen. Freundlich lächelte ich und dachte in
Petto: du Schnapsdrossel, dir werde ich’s
zeigen. Dann verabschiedete ich mich süss lächelnd.
Ich hatte einen Freund, er war
Gynäkologe mit eigner Praxis in Lausanne. Mein Freund stammte aus Schwarzafrika
was man auch nicht übersehen konnte. Er hatte eine weisse Frau und vier
Milch-schokoladefarbene Kinder Er war mit Feuer und Flamme dabei dieser—wie ich
wusste und ihm schon mehrmals gesagt hatte—primitiven Rassistin eins
auszuwischen. Zum Besichtigungstermin kam er mit seiner Ebenholz-farbenen
Schwester und den so süssen adrett bekleideten Kindern. Sofort will ich den
Vertrag unterschreiben sagte er der Vermieterin, die ihn bat zur Verwaltung zu
gehen, denn es seien ja noch andere Bewerber da. Andere Bewerber? fragte ich
lächelnd, also muss ich keinen zweiten Nachmieter suchen?
Dumm war die Dame nicht, sie hatte
mein Manöver sofort durchschaut wusste dass sie verloren hatte und sprach seither kein Wort mehr mit mir. Die Verwaltung teilte mir mit, dass ich ohne
Bedingung zum gewünschten Termin die Wohnung verlassen könne.
Mittwoch, 24. August 2016
Yo-Yo-Kind
Vor vielen vielen Jahren hatte ich
einen Freund—halt den Freund habe ich ja immer noch—aber eben damals war er
frisch verheiratet. Schnell kam ein Kind, ein Junge. Der Junge war sicher auch
der Hauptgrund dieser Ehe. Die Frau, nennen wir sie Jutta, war sehr schön, wie
aus einem Bild Rosettis oder eines anderen Pre-Raphaeliten kopiert. Damals war
man politisch eher links, also nannte man den Sohn Karl-Friedrich nach den
Idolen der Linken (Liebknecht Engels Marx). Später war mein Freund sehr froh
über den Mangel an Wissen der es den meisten Menschen unmöglich machte aus dem
Namen des Sohnes auf die „linke Vergangenheit der Eltern zu schliessen“. Beide
Eltern arbeiteten Teilzeit um ihre künstlerischen Ambitionen nicht verkümmern
zu lassen. Geld war knapp. Mein Freund kümmerte sich um den Löwenanteil der Haushaltsarbeit,
denn Jutta musste sich ja—wie damals üblich—realisieren! ausserdem vergass
Jutta regelmässig, dass sowohl ihr Mann als vor allem ihr Söhnchen manchmal Hunger
hatten und zu Essen brauchten, denn sie selbst brauchte vor Allem „geistige Nahrung“.
Also Stefan, nennen wir meinen Freund mal so, putzte, kochte, wusch, bügelte, besorgte
die Einkäufe und windelwickelte den kleinen Karl-Friedrich. Es wurde nicht
besser mit den Jahren, Karl-Friedrich war inzwischen knapp zehn Jahre alt/jung
als Jutta ihrem Stefan eröffnete dass sie ihre Freiheit brauche, da sie nun mit
einem ganz einfühlsamen Mann zusammenziehen wolle der sie wirklich verstehe. Dieser
Idealmann werde sie unterstützen und von den ach so belastenden Haushaltspflichten
befreien!
Stefan war am Boden zerstört, er
verstand die Welt nicht mehr, musste sich aber seinem Schicksal fügen. Es kam zur Scheidung.
Karl-Friedrich war eins der ersten
Scheidungs-Kinder der seinem Wunsche entsprechend von beiden Eltern wochenweise
betreut wurde. Meist war er etwa eine Woche bei Jutta mit ihrem Freund und drei
bis vier Wochen bei Stefan. In der Jutta-Woche war er meist sich selbst überlassen,
nur manchmal kümmerte sich der neue Freund Juttas—ein Psychologe—um sein Seelenheil,
für das leibliche Wohl war der—meist fast leere—Kühlschrank zuständig.
Bei Stefan gab’s reichlich und gut zu
essen, auch wurden die Schulaufgaben kontrolliert und die Kleider instand
gehalten oder erneuert. Was Karl-Friedrich sich in drei Wochen, gemäss seiner Mutter Jutta, „angefressen“
hatte verlor er in der Woche bei seiner Mutter wieder. Also kann man mit Fug
und Recht von einem YO-YO-Kind sprechen!
Dienstag, 23. August 2016
Riesenspass!!
Ich bin dabei ein Buch zu lesen, das
ein 83 ¼ Jahre alter Holländer –zu
meiner grossen Freude—geschrieben hat. Es ist ein Tagebuch seines Lebens im
Heim für betreutes Überleben (eigentlich Wohnen). Der Stil ist erfrischend
direkt, die Vorkommnisse im Heim oft makaber-lustig. Es erinnert mich sehr an
die Amerikanische Literatur von Charles Bukowski, Richard Brautigan und John
Fante, die ich in den frühen Siebzigern verschlang.
Hier der Titel und die ISBN Zahl: ISBN 978-3-492-05808-7 Eierlikörtage Das geheime Tagebuch des HENDRIK GROEN im Piper-Verlag.
Jetzt gehe ich aber zurück um die zweite Hälfte zu lesen.
PS: der Originaltitel: Pogingen iets van het leven te maken .Het geheime dagboek van Hendrik Groen 831/4 jaar bei J,M,Meulenhoff bv Amsterdam.
Montag, 22. August 2016
Mehr, immer mehr so die Devise !
Jeder der Geschäfte macht muss
jährlich mehr—was auch immer sein Geschäft ist—machen! Ob es nun mehr Kunden
beim Frisör, Klienten beim Anwalt, Pferde beim Schmied, Trinker an der Bar,
Spieler im Casino, Patienten beim Arzt, Absätze beim Schuster oder was auch
immer sind , mehr muss sein. Wenn in einem Ort auch nur Tausend Menschen leben,
rechnen alle Anbieter jedwelcher Dienstleistungen mit mindestens Tausend und
einem Kunden!
Ich habe in einer Firma gearbeitet in welcher wir Medikamente feilhielten. Eins dieser Mittel diente der Behandlung einer
sehr limitiert auftretenden Krankheit. Es waren also im ganzen Land nur eine
bestimmte Anzahl Patienten mit diesem Medikament zu behandeln.
Dennoch verlangte—der allgemein üblichen
Geschäftspraxis gemäss—der Hersteller, unser Zulieferer, jedes Jahr m e h r Umsatz.
Anfangs erhöhten wir die Dosisempfehlungen
,dann suchten wir verzweifelt nach neuen Indikationen ,aber alles war nutzlos
,zum Heil der Patienten machten die wenigen betroffenen Ärzte dieser
limitierten Zahl von Patienten nicht mit. Wir, d.h. unser Chef versuchte dem
Zulieferer klar zu machen, dass es einfach nicht möglich sei jedes Jahr mehr zu
verkaufen. Der Exportverantwortliche der Herstellfirma verstand sehr gut, dass
bei diesem Medikament die Marketing-Logik nicht zur Anwendung gebracht werden
könne; trotzdem wurde jedes Jahr zehn
Prozent m e h r budgetiert. Dies beweist aufs Beste die Unlogik der
Business-Logik
„Immer Bergauf mit den Verkaufszahlenkurven“
sonst suchen wir einen neuen Geschäftspartner als Distributor!! war die
implizite Warnung.
Donnerstag, 18. August 2016
Opa
Gustav war so was wie ein Bilderbuch
Opa. Alle acht Enkel, sie waren zwischen drei und neun Jahre alt, liebten ihn.
Gustav war ein alter Opa, er hatte spät geheiratet. Die Oma war viel jünger und
sie bestimmte alles im Haus. An diesem heissen Sommertag waren alle Enkel nach
dem Mittagsessen angehalten worden—natürlich
von der Oma—einen Mittagsschlaf zu machen. Für die kleinen war das schon in
Ordnung aber die grösseren meckerten, sie wollten lieber am Pool spielen. Nur
der Opa beneidete die Kinder um ihre Mittagsruhe, denn wenn die Enkel da waren
musste er nach den Mahlzeiten der Oma beim Abwasch und Aufräumen zur Hand
gehen. Als dann alles in Ordnung gebracht war, schickte ihn die Oma, statt ins
Bett zur Siesta, zum nur wenige hundert Meter entfernten Kiosk um die Kleinen
nach der Siesta mit Eis zu überraschen.
Eigentlich ging Gustav sehr gerne zum
Kiosk, denn er flirtete immer –natürlich ganz harmlos—mit der Kioskdame. Zu
einem Schwätzchen war die Endvierzigerin
immer zu haben. Gustav verkürzte den Schwatz und kaufte eine grosse Tasche voll
verschiedener Eissorten, denn er wollte eine grosse Auswahl weil er die Präferenzen
der Enkel immer durcheinander brachte. Wohlbepackt ging Gustav, so schnell ihn
die alten doch schon recht zittrigen Beine trugen, in Richtung seines Hauses. Doch
dann sah er, dass ein Schnürsenkel offen war, er hatte berechtigte Angst
darüber zu stolpern. Gustav setzte sich auf die nahegelegene Parkbank und längere
Zeit später fanden ihn die grösseren der Enkel tief schlafend auf der Bank und neben ihm eine aufgeweichte auslaufende Tragtasche wo
noch vor kurzer Zeit das so begehrte Eis, nur noch eine klebrige Sosse war.
Dienstag, 16. August 2016
Wundersamer Wandel
Wie aus einer Schlampe und einem
Hurenbock eine keusche zarte Braut und ein zu vergötternder Schwiegersohn werden.
Ganz einfach!
Reiner und Esther kommen zu Esthers
Eltern um denen zu beichten, dass Esther trotz, wohl falsch verwendeter,
Vorsichtsmassnahmen nun schon seit mehreren Wochen auf die sonst so verhasste
doch nun sehnlichst erwartete Regelblutung wartet. Reiner wird als Wüstling,
Verführer und liederlicher verantwortungsloser Hurenbock beschimpft, die listreich
verführte Tochter Esther als unschuldiges Opfer
bemitleidet. Wiedergutmachen soll er es, geheiratet muss nun
unverzüglich werden um die grosse Schande zu verbergen!
Bei Reiners Eltern führt die selbe
Beichte zu einer ganz anderen Reaktion, Esther ist eine fiese Schlampe die
ihren vergötterten Sohn Reiner hinterlistig reingelegt hat denn sie hat sicherlich
mit Absicht die Verhütungsmittel nicht richtig eingesetzt um sich in eine so „gute“
Familie einzuschleichen . Aber so geht das nicht, das Kind der Sünde muss
weggemacht werden und Esther soll sofort aus dem Leben des Reiners—dem eine
viel bessere Frau bestimmt ist—verduften.
Einige Wochen später, nach der Trauung
in Weiss, mit viel Pomp und noch mehr Gästen sieht man das neuvermählte
Brautpaar mit den Eltern zusammen in die Fotokamera lächeln. Aus dem
Schwerenöter und der Rumtreiberin ist in nur wenigen Minuten—dank des Segens
der alles seligmachenden einzigen römisch-Katholischen Mutter-Kirche—eine keusche
Ehefrau und ein Traum-Schwiegersohn geworden und—nach der zu erwartenden
Frühgeburt des ersten süssen Liebes-Kindes—wird der nächste „erfolgreiche“
wilde Beischlaf nun sicherlich nicht
mehr als verwerflich sondern als segenvoll beklatscht werden.
Freitag, 12. August 2016
Bauchgefühl
Anita und Friedemann waren sich,
trotzdem sie beide schon seit Jahren in dieser Grossbank arbeiteten, nie zuvor
begegnet. Es war an der grossen Feier zum hundertfünfundzwanzigsten Jubiläum
dass sie, ganz zufällig bei einer Polonaise,
an der sich nicht zu beteiligen leider unmöglich war, sich gegenüber
standen und demzufolge auch miteinander tanzen mussten. Beide waren, so
stellten sie etwas später—als sie zusammen in der dunkelsten Ecke der grossen
Terrasse standen—wie vom Blitz getroffen worden. Es herrschte aber kein
Gewitter an diesem schönen Sommerabend, also musste es etwas anderes sein. Es
war Amors Pfeil der mal wieder getroffen hatte. Anita und Friedemann gaben sich
alle Mühe, die Schmetterlinge die in ihren Bäuchen wild herumflatterten zu
zähmen. Erfolg hatten sie dabei keinen und so kam es, dass sie im Park im
Dickicht übereinander herfielen. Zurück im Festsaal wurden sie wieder getrennt
und kamen erst einige Tage späte dazu richtig Bekanntschaft zu schliessen.
Beide waren verheiratet mit Haus Kindern,
Hund und Partner! Aber eben, die Schmetterlinge liessen sich nicht
verscheuchen. Friedemann schlug vor, sich doch ab und zu einer Schmetterlingsjagt zu treffen. Diese
Treffen—obwohl schwierig zu bewerkstelligen—wurden zur, zwar raren aber,
sehnlichst erwarteten Gewohnheit. Später
trafen sie sich meist zu einem Nachtessen bevor Jagd auf die wenigen
überlebenden Schmetterlinge gemacht wurde. Und an dem Abend, als sie
feststellen mussten, dass sie keine Schmetterlinge sondern nur noch einige
Dutzend Austen im—inzwischen bei beiden recht vorgewölbten Bauch— hatten,
beendeten sie ohne Trauer ihre Jagdabende.
Mittwoch, 10. August 2016
Rache auf dem Lido di Venezia oder späte Einsicht.
Enzo, Mario Giuseppe und Tiziano waren
zusammen zur Polizeischule gegangen. Alle vier stammten aus Venedig. Mario war
an der Via Garibaldi aufgewachsen, Enzo und Giuseppe in Pellestrina, nur
Tiziano kam vom Festland, ja er stammte
aus Mestre. Nach der Ausbildung fingen
alle vier zur selben Zeit als uniformierte Poliziottos ihren Dienst in Venedig
an. Dank der schneidigen Uniform und ihrem süffisant-überheblichen Gebaren
hatte sich bald jeder unserer vier Helden eine Freundin geangelt. Jahre später,
alle vier waren inzwischen verheiratet und hatten je ein Kind, hatten sie es
geschafft sich auf den Lido versetzen zu lassen. Mario war sogar zum Chefchen
aufgestiegen, war es einfach Zufall oder vielleicht doch eher sein (arsch)kriecherisches Verhalten den
Vorgesetzten gegenüber? Nun herrschten sie auf dem Lido und bestimmten alles.
Wurden Diebstähle am Strand gemeldet, kam es immer darauf an wer solche
Diebstähle meldete. War es ein Familienvater oder eine in die Kilos geratene
Matrone, wurde die Anzeige zwar pflichtgemäss aufgenommen, dann aber dem
Einstauben im Regal der Polizeistation überlassen. Beklagte sich eine nette
hübsche junge Frau so tat man so als suche man nach dem Stranddieb. Natürlich kannten die vier
Ordnungshüter alle zwielichtigen Gestalten am Strand, denn diese zahlten ja
auch dafür, dass sie nie—oder nur in Ausnahmefällen—erwischt wurden. Wenn also
solch eine junge Frau etwas vermisste, wurde es von der immer hilfsbereiten
Polizei „gefunden“ und am folgenden Tag oder gar am selben Abend der
bestohlenen Schönheit ins Hotel gebracht. Manche dieser jungen Damen zeigte
sich den Polizisten gegenüber äusserst dankbar…..
Übrigens gingen die Polizisten jeden
Abend schwimmen—sie mussten doch ihren durchtrainierten Körper auch zur Schau
stellen—. Ihnen wurde weder Geld-Börse
noch Telefonino geklaut, die danebenliegende Uniform schreckte selbst Amateurdiebe
effizient ab.
Jahre später wurden die vier Freunde
vom Lido-Dienst abgezogen, jüngere Kollegen übernahmen den Stranddienst. Wohnen
taten sie aber weiterhin alle vier in derselben
Sozialwohnungs—Überbauung am südlichen Ende des Lidos. Nun gingen sie oft
gemeinsam abends nach Dienstschluss zusammen zum Strand. Sie hatten alle vier
zum nicht-uniformierten Polizeidienst gewechselt und träumten von einem
prestigeträchtigen Job als „Commissario“ a la Brunetti. Es gab inzwischen viele
neue Stranddiebe jeglicher „Couleur“ die natürlich keine Ahnung hatten wer
diese vier Männer waren die so stolz am
Strand ihre Muskeln zeigten und die sich von den Strandnixen bestaunen liessen. Nun lernten
unsere Helden den Alltag der Touristen—mit entwendetem Telefonino, Portemonnaie und manchmal gar allen
Kleidern—ganz persönlich kennen. Sie, die solch Anzeigen nur in Ausnahmefällen
ernst genommen und dann auch verfolgt hatten waren—da selbst
betroffen—empört! Das kann nicht so
weiter gehen, wir lassen uns doch nicht von Zigeunern, Balkanesen Maghrebinern
und Schwarzafrikanern bestehlen sagten sie sich als sie auf der Terrasse der
Sferetta ihren Aperol-Spritz schlürften. Der Plan war schnell gemacht, die
Ausführung dauerte etwas länger, aber schon nach wenigen Tagen hatten sie die
Genugtuung, zuzusehen wie ferngezündete Badetaschen und Telefoninos in den
Händen der davoneilenden Stranddiebe explodierten.
Dienstag, 9. August 2016
Sehr sehr frei nach Rainer Maria Rilkes Herbsttag
Herrgott es reicht. Die
Sommerhitze war zu gross.
Leg etwas Schatten auf die Sonne nun
Lass Kühle Lüfte auf die Hitze los.
Befiel dem Thermometer nun zu fallen;
nichts Südliches soll hier die Tage
wärmen,
weil Wochenlang an sonst die Mücken schwärmen
zu süsse Weine schmecken ja nicht
allen.
Wer jetzt ein Haus hat kühlt die
warmen Räume.
Wer jetzt allein ist kann nach Thule
reisen,
im Nordlicht allen Freunden Briefe schreiben.
Mit Robben Eisbärn Elchen ohne Bäume
unruhig nordwärts auf den Schollen
treiben.
Montag, 8. August 2016
Friedrich Glauser aus Matto regiert. 1936
„ Was unter den Namen der Religion umgeht,
ist bestenfalls, wie ich ihnen in Wien schon sagte, etwas Ähnliches wie
Lebertran. Man sagt, es kräftigt, aber es ist unangenehm zu schlucken, und es
hilft nicht viel. Auf alle Fälle herrscht der Ekel vor, und der Ekel ist sicher
stärker als die gesundheitsfördernde Wirkung „
Zum Glück sind Heute, für viele Menschen sowohl Lebertran als auch Kirchengebundene-Religion obsolet geworden.
Freitag, 5. August 2016
Eine Art von Pygmalion
Kai Uwe von
X
stammte aus sogenannt gutem
Hause. Früher hätte sicher ein Titel
seinen Namen geschmückt, aber diese Zeiten sind nun längst vorbei. Schon im
Gymnasium hatte er viele Affären, ja er wechselte seine Freundinnen
regelmässig, wobei er oft für kurze Zeit zu einer seiner Verflossenen
zurückfand. Die meisten dieser jungen Frauen liessen es zu, so begehrt war Kai
Uwe eben. Als er zum Studium in die Landeshauptstadt ging wurde sein
Frauenverschleiss noch grösser. Dann wurde er Juniorpartner in einem Verlag für
schöngeistige Literatur. Sein Lebenswandel blieb der eines Schwerenöters.
Verliebt hat sich unser Kai Uwe nur in die Liebe, nie in eine seiner unzähligen
Kürzestzeitsexualundlebenspartnerinnen.
Er brach viele Herzen, aber komischerweise
waren die meisten seiner Ex-Geliebten immer wieder—gegen besseres Wissen— bereit
neu mit ihm anzubandeln. Er war so was zwischen Salonlöwe und Möchtegern-Playboy.
Ganz unmerklich kam er in die Jahre. Zur goldenen Hochzeit seiner hochbetagten
Eltern richtete er im Ballsaal des angesagtesten Hotels der Stadt ein
rauschendes Fest aus. Und da verlor er etwas, was er eigentlich nicht zu
besitzen schien, sein Herz! Ja eine blutjunge Schönheit, mit einem
Ansteckschild Antje Azubi, die am
reichhaltigen Buffet ein ganzes Tablett voller Häppchen umgekippt hatte und nun
mit hochrotem tränenüberströmtem Kopf dastand stach ihm nicht nur ins Auge
sondern irgendwo ganz tief ins Gemüt. Als der Oberkellner Antje aus dem Saal
verweisen wollte griff Kai Uwe sofort ein und bat die „Kleine“ zu einem Tanz!
Drei Monate später wurde Hochzeit gefeiert—im
selben angesagten Ballsaal—Rache muss sein, dachten Antje und ihr Kai Uwe.
Antjes Kreuzberger-Berlinisch war zwar
charmant, doch Kai Uwe erschauderte jedes Mal, wenn Antje mit den beiden
Zwillingen—die nach kurzer Zeit die Familie vergrössert hatten—sprach. Der vor
seiner Kindlichen Gattin so schüchterne ehemalige Schwerenöter korrigierte nie,
nein er wiederholte alles was Antje den kleinen sagte mehrmals in gutem Deutsch,
in der Annahme und Hoffnung, dass sein Beispiel Schule machen würde, doch es
schien zwecklos zu sein. Die beiden Zwillinge lernten waschecht zu berlinern, trotzdem war die Familie,
so denk ich mal, überglücklich und Kai Uwe entwickelte sich zum behäbigen Pater
Familias in Französisch auch mal Papa Gateaux genannt.
Donnerstag, 4. August 2016
Out oder in? in Sachen Life-Style
Nach zwei Wochen
Urlaub im übervollen Venedig—ich bin sicher, dass alle die in—wahlweise—Türkei,
Tunesien, Ägypten, Paris Brüssel, Nizza Lampedusa etc. ihren wohlverdienten
Urlaub gebucht hatten auf Venedig ausgewichen sind, stelle ich mir einige
wichtige Fragen. Habe ich Trends verpasst und bin dadurch für die moderne
Gesellschaft nicht mehr geschaffen? Ich habe nämlich versucht, wie fast alle
Mitreisenden meine beschuhten Füsse auf Sitze in Bahn, Boot und auch in den
Restaurants auf die vorhandenen Sitzflächen zu stellen beziehungsweise zu legen,
leider ohne Erfolg. Meine zum Teil beginnende zum Teil etablierte Arthrose
verunmöglicht es mir zu meinem Leidwesen, mich dem Modetrend des saloppen
Sitzens anzuschliessen. Auch habe ich versucht mit übervollem Mund meiner
Lebenspartnerin während den Mahlzeiten Geschichten zu erzählen. Auch dies scheiterte da ich kaum einen
audiblen Ton hervorbrachte;nicht etwa weil ich Angst haben müsste meine Zähne zu verlieren-dank meiner Zahnärzte,erst Dr.Daniel Chappuis in Lausanne dann Dr.Felix Bertschinger in Winterthur habe ich noch kein "mobiles" Kauwerk!! Muss ich nun auf Reisen und Ausgehen verzichten und
im stillen Kämmerlein auf meinen Tod warten? Oder ist Hoffnung da, dass diese
Modeerscheinungen genauso wie alle Moden
bald vorübergehen? Kann mir bitte ein/e kompetente/r Leser/in beratend zur Seite
stehen?!
Kalauer des Tages
Auf seinem Arbeitsweg sagt sich mancher sicherlich: ist es nicht bitter in diesen sauren Apfel zu beissen ?
Mittwoch, 3. August 2016
Homage an Werner Finck –1902 >1978—
Werner Finck
ist viel mehr als ein genialer Kabarettist gewesen, er war ein Humanist im
wahrsten Sinne des Wortes.
Oft denke ich
an seine Gedichte, am Häufigsten wenn ich nach längerem Verzicht mal wieder,
irgendwo auf der Welt ins Meer wate.
Ja da fällt mir
sein Gedicht „Der Zögerer“ wieder ein und ich ärgere mich oft, dass mir meinige
Worte fehlen, wenn ich es „in Petto“ vor mich hin murmle. Nun also ,und zwar in
extenso, ohne Gedächtnislücken : Der
Zögerer.
Wenn sich des
Meeres salzige Substanz
Mit nassem
Schlag um seine Lenden schlingert,
Verspürt man,
wie sich seine Arroganz,
Bei jedem
Atemzug verringert.
Die Brust wird
nass, er winselt vor Vergnügen,
Hineingetaucht!
und alles ist vorbei.
Schon zählt er,
um sich zu belügen.
Erst zählt er
eins, dann zählt er zwei.
Dann zählt er
langsam in der Runde
Das Volk am
Strande, bis er landwärts strebt.
Und zählt
gerade diese halbe Stunde,
Zum schönsten
was er je erlebt.
Dienstag, 2. August 2016
Urlaubs-Mitbringsel der kleinstren Art
Im Google Artikel über Norovirus Infektionen steht, dass es
ausser subfrebilen Temperaturen,
Gliederschmerzen Übelkeit und Durchfall auch zu Geschmacksverlust kommen kann.
Erklärt dies, dass ich mir zwischen zwei Gängen zur Toilette am Fernsehen so
geschmackloses Zeug reinziehe??
Montag, 1. August 2016
Venezianische Idylle
Gut erinnere
ich mich noch an die Zeit in den frühen Sechzigerjahren, als ich das erste Mal im
Hochsommer in Venedig weilte. Die ganze Stadt –um es euphemistisch zu sagen— roch
seltsam. Dann wurde, auch mit internationaler Hilfe, das ganze Abwasserproblem
angegangen. In den Achtzigerjahren war kaum noch Gestank auszumachen. Irgendwie
muss dies die Venezianer nostalgisch gestimmt haben, denn sie helfen der
gerucharmen Luft auf ganz besondere Art und Weise ab. Jeder Venezianer der sich
selbst respektiert hat nämlich mindestens einen, meist aber mehrere Hunde.
Besonders beliebt sind Hunde, die weder vom Breitengrad noch von der städtischen
Bauart her in diese schöne Stadt passen, wie Huskys, Neufundländer, deutsche
oder dänische Doggen, Schäferhunde jeglicher Herkunft—obwohl ich ausser auf
Metzgerbänken nirgends irgendein Schaf gesehen habe— und natürlich die Modehunde
par exellence Golden Retriever, die mit ihrem flauschigen Fell geradezu ideal
in südliche Gegenden passen. Dazu kommen nostalgische Rassen wie Pudel
jeglicher Grösse und Schur, Bulldoggen, Bullterrier—ja Kampfhunde sind sehr
angesagt— und natürlich Möpse. All diese lieben Tierchen werden stolz „Gassi
geführt“ und sorgen dafür, durch ihre Pisse den alten typischen Venedig-Duft wiederherzustellen.
Das „ grosse
Geschäft“ wird wie überall auf der Welt üblich—so hoffe ich doch—weggeräumt,
wenn der/die Hundehalter/in nicht sicher sein kann, dass niemand sie/ihn
dem dampfenden Haufen zuordnen kann. Wie sonst, frage ich mich, sollten die vielen „vergessenen“ Haufen, die dann oft
mit den Schuhen in Hotels und Gaststätten getragen werden—denn bei der
Menschenmasse kann man auch mit dem besten Willen den Boden meistens nicht sehen—zu
erklären sein??
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