Mittwoch, 31. August 2016

Grüner als grün





In den frühen Siebzigerjahren war Umweltschutz noch etwas sehr exotisches und die Umweltler zogen Unverständnis und Spott auf sich. Einige waren echt besorgt um die Umwelt, man muss sich daran erinnern, dass damals noch in vielen Orten die Abwässer ungeklärt in unser Seen,  Flüsse und Bäche geleitet wurden. Müll trennen konnte man auch noch nicht, alles wurde in die Verbrennungsöfen gebracht. Aber es gab damals schon eine kleine Schar sehr exotisch anmutende Umweltler. Viele davon waren politisch eher links, was in der Zeit des kalten Krieges zu heftigen erbitterten Auseinandersetzungen führte. Alle die sich Sorgen um unseren Lebensraum machten waren automatisch linke Chaoten die unser Wertsystem untergraben und uns an Moskau verscherbeln wollten. In dieser politisch aufgeheizten Zeit—aus Amerika schwappte die Hippie-Bewegung auf Europa über—war ich mit einigen Freunden zusammen bei einem Pick Nick im Jura. Wir waren drei Paare mit insgesamt zwei Kindern. Es war so gegen elf Uhr, also Apéro-Zeit, als wir den charakteristischen Sound einer „Ente“ in der Westschweiz Deux chevaux genannt, ganz in unserer Nähe aber durch Gebüsch versteckt wahrnahmen. Der Motorenlärm dauerte an und wie fingen an uns darüber zu ärgern, denn wir waren ja im Wald um zu entspannen und nicht, um die nun wahrzunehmenden stinkenden Abgase der „Ente“ einatmen zu müssen. Wir, die Männer gingen dann mal nachsehen und entdeckten zu unserer Überraschung eine alte, mit Aufklebern übersäte „Ente“ mit offenen Fronttüren und laufendem stotterndem Motor. Nach gefühlten zehn bis fünfzehn Minuten kamen zwei  bunt und dreckig gekleidete Hippies sprich Gammler angeschlendert. Sie hatten Pilze oder Beeren gesucht und wollten sich ins Auto setzen und wegfahren. Wir baten sie sehr höflich aber auch sehr bestimmt, den Motor abzustellen und die vielen Aufkleber für die Umwelt und gegen vieles—wie Anti Vietnamkrieg Anti Atombombe, Anti Apartheit, Anti Autoritäre Erziehung usw.  zu entfernen. Sie stammelten, dass sie den Motor doch nur angelassen hatten weil er so schwer anspringt und so tief im Wald sicher keine Hilfe zu erwarten sei. Dass im Wald allgemeines Fahrverbot war—wir hatten unsere Autos am Waldrand abgestellt—war den Umweltlern nicht bewusst! Sie wollten sich rausreden und vor Allem die „Stickers“ nicht entfernen aber unsere Entschlossenheit grob zu werden überzeugte sie dass es keinen anderen Ausweg gebe. Innerlich schmunzelnd aber äusserlich grimmig sahen wir zu wie die Stickers entfern und, nicht etwa zu Boden sondern brav ins Autoinnere flatterten. Darauf, ihnen die langen dreckstarrenden Bärte und Haare zu scheren verzichteten wir, unser Ekel war stärker als der Spass der daraus resultiert hätte.



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