Donnerstag, 18. August 2016

Opa

Gustav war so was wie ein Bilderbuch Opa. Alle acht Enkel, sie waren zwischen drei und neun Jahre alt, liebten ihn. Gustav war ein alter Opa, er hatte spät geheiratet. Die Oma war viel jünger und sie bestimmte alles im Haus. An diesem heissen Sommertag waren alle Enkel nach dem Mittagsessen  angehalten worden—natürlich von der Oma—einen Mittagsschlaf zu machen. Für die kleinen war das schon in Ordnung aber die grösseren meckerten, sie wollten lieber am Pool spielen. Nur der Opa beneidete die Kinder um ihre Mittagsruhe, denn wenn die Enkel da waren musste er nach den Mahlzeiten der Oma beim Abwasch und Aufräumen zur Hand gehen. Als dann alles in Ordnung gebracht war, schickte ihn die Oma, statt ins Bett zur Siesta, zum nur wenige hundert Meter entfernten Kiosk um die Kleinen nach der Siesta mit Eis zu überraschen.
Eigentlich ging Gustav sehr gerne zum Kiosk, denn er flirtete immer –natürlich ganz harmlos—mit der Kioskdame. Zu einem  Schwätzchen war die Endvierzigerin immer zu haben. Gustav verkürzte den Schwatz und kaufte eine grosse Tasche voll verschiedener Eissorten, denn er wollte eine grosse Auswahl weil er die Präferenzen der Enkel immer durcheinander brachte. Wohlbepackt ging Gustav, so schnell ihn die alten doch schon recht zittrigen Beine trugen, in Richtung seines Hauses. Doch dann sah er, dass ein Schnürsenkel offen war, er hatte berechtigte Angst darüber zu stolpern. Gustav setzte sich auf die nahegelegene Parkbank und längere Zeit später fanden ihn die grösseren der Enkel tief schlafend  auf der Bank und neben ihm  eine aufgeweichte auslaufende Tragtasche wo noch vor kurzer Zeit das so begehrte Eis, nur noch eine klebrige Sosse war.



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