Donnerstag, 28. September 2017

Hänsel & Gretel

Gestern waren wir, ohne es gewollt oder gar geplant zu haben, in einer vergewaltigungs-Oper. Erwartet hatten wir es nicht, handelte es sich doch um Hänsel & Gretel von Engelbert Humperdinck, also um eine Märchenadaptation. Vergewaltigt wurde aber nicht etwa Gretel oder gar Hänsel, nein Opfer dieser Vergewaltigung waren die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm oder eher noch ihre Geschichte.
Eigentlich war die Darbietung sehr ansprechend, gut inszeniert und auch die Schauspieler machten ihre Sache sehr gut, aber eben von dem—unsere Kindheit begleitenden— Grimm-Märchen war kaum etwas geblieben, keine Elternintrige, kein verlaufen im Wald mit Brösel und Kieseln. Nur das Knusperhäuschen war da und die, nach Kinderfleisch lechzende Hexe.
Nachts als ich so im Halbschlaf lag kamen mir Verfilmungen von Büchern in den Sinn. Auch im Filmen ist meist vom literarischen Werk nicht viel geblieben, alles muss der sogenannten „Künstlerischen Freiheit“ und wohl auch den kommerziellen Wünschen der Geldgeber untergeordnet werden.
Eine sehr bemerkenswerte Ausnahme war die Kino-Adaptation des Romans des russischen Schriftstellers Wladimir Klawdijewitsch Arsenjew  über den Taiga Jäger Dersu Usala vom Altmeister des Japanischen Films  Akira Kurosawa. Als ich diesen Film in den Siebzigerjahren gesehen habe, also etwa ein viertel Jahrhundert nachdem ich als Kind den Roman, nicht etwa gelesen, sondern verschlungen hatte, fand ich alles was ich mir damals vorgestellt hatte wieder. Auch Werke wie Süsskinds Parfüm sind gut fürs Kino adaptiert worden aber das sind die löblichen Ausnahmen.





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