Gestern Samstag, obwohl es nach Regen aussah und die Temperatur
schon recht herbstlich war, spazierten wir, meine LAP* und ich, auf unserem
üblichen Weg in die Stadt. Diese Spaziergänge geniessen wir immer sehr geben
sie doch Gelegenheit unsere Gedanken auszutauschen und zu planen wie wir die
Welt verbessern könnten. Mit der Ankunft im Zentrum und der Sicht auf das
angenehmste Café wuchs die Lust eine kurze Kaffeepause einzuschalten um dann
gestärkt einigen Besorgungen nachzugehen. Es war etwas vor zehn Uhr als wir die
Tür des Kaffeehauses passierten und jäh eine Kehrtwendung machten. Vor lauter
Kinderwagen war,ohne Akrobatik, kein Durchkommen zu dem wohl letzten freienTisch im hinteren Teil des
Cafés.
Also verzichteten wir auf Zeitungslektüre und Erfrischung und machten
unsere Einkaufstour. Da einige Gegenstände und Kleidungsstücke sich uns sehr aufdringlich
anbiederten war es inzwischen Zeit essen zu gehen. Wir entschieden uns für ein gutbürgerliches
Restaurant welches in der ersten Etage eines schönen Altstadthauses liegt. Oben
an der Treppe war ein schon stark ergrauter Papa dabei einen Kinderwagen so neben
zwei schon dastehenden Wagen zu platzieren, dass treppauf steigenden Gästen kaum Platz blieb um in die Wirtsstube
zu gelangen. Ein sichtlich genervter und überforderter Kellner führte uns zu
einem freien Tisch. Erst sahen wir uns die Gäste an, welche die anderen Tischen besetzt hatten und dann uns selbst und nahmen schleunigst Reissaus.
Was
hatten wir in Windeseile gesehen? An fünf grösseren Tischen waren Familien. Je
ein halbes Dutzend Wickelkinder lagen teils schreiend, auf Stühlen und Bänken in Tragtaschen oder
noch in ihren Kinderwagen. Genauso viele Kleinkinder sassen in Kinderstühlen und musizierten mit Löffeln und Trinkflaschen,
all dies von lautem Geschrei begleitet. Ein weiteres halbdutzend spielte Fangen
zwischen den Tisch-und-Kellner-Beinen auch dies lautstark und lebensfroh
schreiend. All dies war sehr schön zu sehen, gesunde Jugend mit leider gar
nicht mehr jugendlichen Spätgebährenden prämenopausalen Müttern und auf jung
machenden ergrauten Vätern die ohne Probleme für Opas durchgingen.
Was
aber unsere Flucht beschleunigt hatte war eine knapp fünfzigjährig aussehende—nicht
etwa Dame—nein Frau die ihren vor Schmutz starrenden Pullover hochgezogen und
ihre Brüste ihren süssen etwa zweijährigen Zwillingen autoritär in den Mund
steckte.
Ganz
spontan entschieden wir uns, nach Hause zu gehen und unseren Hunger mit einem
selbst gekochten Pasta-Gericht zu stillen, obwohl wir noch immer die stillende Zwillingsmutter
vor unseren geistigen Augen hatten.
*LAP
Lebensabschnittspartnerin
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