Mittwoch, 28. Januar 2015

Souvenirs vom Internat

Zeitungen                                                                                                                                                                                           

Ich habe schon immer gerne gelesen, alles was mir unter die Augen kam wurde verschlungen. Damals in den frühen Fünfzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts war ich in einem Internat in der Westschweiz, in der Nähe von Lausanne untergebracht worden, es war ein Bauerndorf, das damals schon begann allmählich mit der Agglomeration Lausanne zusammen zu wachsen. Eine der vielen Strafen, für Vergehen die ich als Schüler meist nicht begriff da ich noch nicht wusste was Willkür ist, bestand darin, die Tageszeitung in postkartengrosse Stücke zu zerschneiden, die dann mit einem Loch versehen und auf einen Draht gesteckt in die verschiedenen Toiletten gehängt werden mussten. Übrigens eine Methode die damals auch in vielen Familien üblich war, meist hatten, wenn überhaupt, nur die Eltern ihre persönliche Rolle weiches zartes Papier; so war es auch in diesem Internat, euphemistisch „ECOLE DE FAMILLE „genannt. Ja die Lehrkräfte hatten eigene Rollen, manchmal war es lustig, wenn so ein Lehrer oder eine Lehrerin plötzlich in ihr Zimmer rannte und dann wohl versehen mit ihrer Rolle in einem der Klos verschwand.                                                                    Also ich war oft dazu verdonnert die Zeitung zu zerschneiden, dass ich dabei die Zeit durch lesen vertrödelte störte nicht ,es war ja meine sehr knapp bemessene Freizeit und das Pensum Popogerechte Quadrate Papier zu liefern musste einfach erledigt werden. Und da las ich einen Artikel den ich auch sechzig Jahre später nicht vergessen habe.                                                                                           Der Titel war „ Cueillir des noix a la vaudoise“ zu Deutsch Nüsse auf Waadtländer Art pflücken. Der Artikel war etwa so: An einem schönen Herbstsonntag sass der alte Bauer vor seinem Bauernhaus auf der Bank und genoss die warme Herbstsonne ,als er sah wie ein Auto mit Genfer Nummer weiter entfernt am Strassenrand anhielt und vier Personen ausstiegen. Da Autos damals auf dem Dorf noch selten zu sehen waren beobachtete der alte Bauer genau was vor sich ging. Sie hatten Körbe und Taschen und auch eine recht lange Stange dabei. Diese feinen Herrschaften begannen nun mit der Stange an die Äste zu schlagen und die herunterfallenden Nüsse in die Körbe und Taschen einzusammeln.  Der Bauer lachte vor sich hin, rief seine vier Söhne und zusammen schlenderten sie gemächlich zu dem abgestellten Auto.   Als nun die Herrschaften vollbepackt zurückkamen, wurden sie freundlich lächelnd begrüsst, man bedankte sich für die geleistete Erntehilfe und bat sie, doch die schönen Nüsse mit dem Auto bis zum Bauernhof zu fahren. Der Mut fehlte den Herrschaften, diese so freundliche Bitte auszuschlagen.

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