Ob wann und warum Jean-Paul Sartre einmal oder sogar mehrmals
die Lagunenstadt Venedig besucht hat weiss ich nicht, ich bin noch nicht
dazugekommen die Sartre Biografie die ich vor Jahren gekauft habe, zu lesen.
Aber an ihn und seine Aussage –l’enfer c`est les autres (die Hölle das sind die
Anderen)— musste ich bei meinem letzten Venedig Besuch leider sehr oft denken. Es gibt in Venedig seit mehreren Jahren eine
„Chorus“ genannte Vereinigung die etwa
fünfzehn der schönsten Kirchen umfasst und die ein kleines, leider viel
zu kleines, Eintrittsgeld verlangt. Dafür bekommt man eine Karte mit der man
ein Jahr lang Zeit hat die fünfzehn Kirchen zu besuchen, die Karte kostet zurzeit € 12. —also fast nichts. Seither lernen viele Touristen
Kirchen kennen die zuvor nur von Kunstverständigen besucht wurden, es gehört
nun einfach dazu so wie Gelati, Kitschglas, bunte Fantasiemasken und eine Pizza
auf den Stufen der Denkmäler. Leider kommen viele dieser Touristen mit Kind und
Kegel –weder Kind noch Kegel haben so etwas wie Erziehung genossen—und stören
die kunstbeflissenen Besucher durch Geschrei und ungehindertes Herumtoben. Bei unserem
Besuch in meiner Lieblingskirche Venedigs der Santa Maria dei Miracoli war‘s
besonders schlimm, dass dem schreienden Kind nicht auch noch die verschissenen Windeln
in der Kirche gewechselt wurden ist wohl nur meinem bösartigen Blick zu verdanken. Ja ich bin eben nicht Kindernarr
genug um so etwas zu tolerieren. Was für mich auch die Hölle ist, sind die
Massen von Menschen die alles aber auch alles filmen oder fotografieren aber
nichts wirklich sehen oder gar anschauen; weder
Fisch, Krebs, Muschel, Pasta ,Bisteca
noch Schaufenster und Bauwerke werden verschont, ja durch die modernen
Smartphones wird nichts der Vergangenheit überlassen, alles, aber auch wirklich
alles, wird verewigt. Und das ist für, zum Zuschauen verurteilte, normale Reisende
ein Gräuel, eben DIE HÖLLE SIND DIE ANDEREN.
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