Jeder einigermassen aufgeklärte Reisende weiss es ,in Italien
ist sowohl der Kunde als auch der Händler, Hotelier Wirt etc. verpflichtet für
jeden Verkauf oder jede Dienstleistung
eine offizielle Quittung die -Ricevuta fiscale- abzugeben,
beziehungsweise einzufordern; sei es ein Espresso schnell an der Bar für
einen Euro konsumiert oder eine Suite in einem Luxushotel zu mehreren tausend
Euros ein Beleg muss sein um die Steuerhinterziehung zu verhindern. Ich war
kürzlich in Venedig, hatte mich sehr kurzfristig zu dieser Reise entschieden
und musste in einem mir noch nicht bekannten Hotel buchen .Es war schwierig ein
Zimmer zu finden, fand doch zur gleichen Zeit ein grosser Kongress statt. Dank
Internet wurde ich aber doch noch fündig, buchte aber direkt im Hotel wo ich
anrief. Der Chef, wohl auch zugleich Besitzer, bot mir einen „Spezialpreis“ an,
€190. —pro Nacht also 3040. — für 16 Nächte. Er schickte mir umgehend eine Offerte
mit diesem Preis, kurz darauf –nach meiner Zusage—ein Bestätigung der
Reservation wo auch die Konditionen standen 5% Sconto bei Barzahlung. Bei
meiner Ankunft sagte die nette junge Dame an der Rezeption, bei den € 3040. —sei das Sconto schon abgezogen, was
auch mit dem Begriff (tariffa scontata) der wirklich auf der
Bestätigung stand so verstanden werden konnte. Wir kamen überein, dass ich am
nächsten Morgen direkt mit dem –Dottore, Chef, Besitzer—sprechen solle. Am nächsten Morgen sagte besagter Dottore
(typischer italienischer Pseudotitel), weil er merkte dass ich den Trick durchschaut
hatte wohl auch weil ich einigermassen italienisch spreche, es handle sich
natürlich um ein Missverständnis; sollte ich bar bezahlen zöge er die 5 %
selbstverständlich ab. Ich bezahlte und ersparte mir dabei ein gutes Essen für
zwei Personen, erhielt aber nur eine handgeschriebene und unterzeichnete
Quittung—keine offiziell Ricevuta fiscale—also war meine Ausgabe für ein Zimmer
nirgends belegt und für den findigen Dottore natürlich Steuerfrei. Ein weiterer
lustiger Fall von Steuerumgehung fand in einem sehr guten etwas abseits der Touristenströme
gelegenen Restaurant auf sehr charmante Weise statt. Beim ersten Mal vergass
der Wirt den Wein und das Wasser sowie den Kaffee zu verrechnen, ich machte ihn
darauf aufmerksam, eine korrigierte Rechnung und zwei Grappas waren die Antwort.
Bei unserem nächsten Besuch begnügten wir uns nicht mit dem kleinen Menu, nein
wir bestellten viele gute Speisen sowie eine Flasche teuren Wein. Das Essen war
hervorragend, eins der bester Essen die ich je in Italien serviert bekommen
habe; ich rechnete, den Preisen auf der Speisekarte entsprechend, mit etwa
€ 220.— Wie gross war mein Erstaunen, als
ich zu Kasse ging und der Chef mir eine, nicht detaillierte, Rechnung von € 160.—
vorlegte, eben eine Rechnung und KEINE Ricevuta fiscale! also auch er glaubt wohl nicht an Steuern. Wie
gross muss die steuerliche Belastung eigentlich sein, wenn man lieber auf € 60. — verzichtet??? als ehrlich zu sein???
Übrigens gab’s wieder einen gratis Grappa. Bei meinen weiteren Besuchen lief es
immer gleich ab, so wurde ich zum Komplizen ass aber günstig und gut. Später
stellte ich einige Überlegungen an. Wir
schütteln den Kopf über die Griechischen Finanzprobleme, die sind aber zum Teil
auch durch solche Praxis bedingt. Dies führt neben der endemischen Korruption, der Misswirtschaft,
der massiven Steuerflucht, den durch Bakschisch erreichten Reichenfreundlichen
Gesetzeslücken, den unrealistischen Rentengesetzen und vielen anderen Praktiken
die wir uns im restlichen Europa nicht einmal vorstellen können, zur jetzigen
unlösbaren Katastrophenlage. Die Überlegung, ist es an mir und in meinem Interesse?
, meinen charmanten Dottore-Hotelier und den so liebenswürdigen Wirt an die –wohl
auch korrupte—Finanzpolizei zu verpfeifen? ich bin ehrlich, ich tue es nicht.
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