Donnerstag, 10. März 2016

Der Knipser

Baldur liebte die Liebe so sehr, dass ihn seine Frau deshalb  nach über fünfzehn Jahren Ehe und einer sehr unschönen Begegnung abrupt verlassen hatte. Diese Begegnung war im Innenpool der luxuriösen Villa, die er sich mit viel Zielstrebigkeit erarbeitet hatte, passiert. Ja Regula, seine Frau war mit einer Freundin für zwei Wochen nach Mallorca gereist und Baldur hat die Gelegenheit nicht verpassen wollen, seiner derzeitigen Geliebten—einer Sekretärin seines Chefs—die Villa zu zeigen. Dass er dann neben dem Pool mit ihr wild gevögelt hatte war, wie sich später herausstellen sollte, der erste seiner fataler Fehler. Regula ging wie eine Furie auf das eng umschlungene, nichts von ihrer Umgebung wahrnehmende  Paar zu. Ein eiskalter starker Wasserstrahl brachte die beiden in die harte Realität zurück. Was war geschehen? Regulas Freundin musste wegen eines akuten medizinischen Notfalls per Rettungsjet zurück in die Heimat geflogen werden und Regula begleitete sie. Hätte Baldur, in seiner Überheblichkeit, nicht den zweiten fatalen Fehler begangen und  seit zwei Tagen das Smartphone ausgeschaltet, wäre er gewarnt gewesen und alles wäre beim Alten geblieben, aber nun war das Ende der Ehe plötzlich da! Baldur war vor etwa achtzehn Jahren, als junger Investment-Banker in die Schweiz gekommen. Dank einer gewissen Begabung und vor allem eiskalter Rücksichtslosigkeit, hat er es sehr schnell zu viel Geld gebracht. Reich geheiratet hat er dann natürlich auch, Regula war die Tochter des Senior-Chefs und schon bald seine Gattin. Kinder kamen keine, ob gewollt oder nicht tut nichts zur Sache. Auch wenn Regula mit viel Geld aus der Ehe verschwand, blieben  ihm noch genügend Mittel seine Villa und Gespielinnen weiterhin (im materiellen Sinn) zu unterhalten. Auch liess er sich Zeit einen neuen Job zu suchen, sein Arbeitsvertrag war ja sofort sistiert worden, denn sowas tut man dem Senior-Chef nicht ungestraft an. Da sein privilegiertes  Jagdgebiet, die vielen willigen Sekretärinnen der Grossbank, ihm nun verschlossen war, sann er auf eine neue Jagdmethode. Er erinnerte sich an seine Jugend, als er seine Eroberungen immer fotografiert hatte; er kramte sein altes—Haremsbuch genanntes—Fotoalbum raus. Sein Entschluss war schnell gefasst, ein Fotostudio musste her. Als Rache baute er das sehr geräumige  Boudoir Regulas als Studio um. Mit Hilfe von Internet-Begegnungsportalen und Kleinannoncen fand er was er brauchte und wollte. Es gab verschiedene Bewerberinnen, die welche an ihre Schönheit und dadurch auch an eine Karriere als Modell glaubten und die welche einfach nur Spass mit einem neuen Partner haben wollten aber das Fotoshooting als Anstandsvorwand brauchten. Den vielen naiven, dummen  Möchtegern- Modells versprach er  viel, nahm sich noch mehr und hielt seine Versprechen nie. Nur die erotischen Bilder, auf denen er seine „Männlichkeit“ eminent zur Schau stellte, seine Schönlings-Visage aber im Schatten liess, welche er von und mit   seinen Modellen schoss, konnten diese  frustrierten, enttäuschten sich betrogen fühlenden dann im Internet auf seinem Blog ansehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen