Opa Oliver war ein noch recht rüstiger etwa achtzigjähriger Mann.
Er war grossgewachsen und recht sportlich. Sein Gang war manchmal ein wenig
unsicher, darum hatte er immer seinen
alten Bergstock bei sich mit dem er auch trotz seines respektablen Alters
grössere Wanderungen unternahm. Die Unsicherheit kam nicht von den Beinen
sondern von seiner nachlassenden Sehkraft, dies war auch der Grund dass er vor
einiger Zeit sein Auto dem überglücklichen Enkel verschenkt und den
Führerschein abgegeben hatte.
Oliver war sehr bekannt in seinem Stadtteil, er ging Besorgungen
machen, auch mal ins Kaffeehaus um mit anderen Menschen zusammen zu sein. Ja
Marie, Olivers Ehefrau war schon seit Jahren an Demenz erkrankt und nun, nach
einem Sturz, auch noch ans Bett gefesselt. Oliver kümmerte sich um alles, nur
eine Pflegerin—jung und hübsch—half einige Stunden morgens und abends bei der
Pflege von Maria mit. Oliver flirtete sanft mit der, wie er immer noch sagte,
Krankenschwester, wahrte aber trotz eines
gewissen Sehnens, den anstands-Abstand.
An diesem Morgen war Oliver zur Bank gegangen. Er war noch ganz „alte
Schule“ und sein Grundsatz war: nur Bares ist Wahres. Er hatte einige grössere
Anschaffungen zu machen, denn plötzlich gaben mehrere Maschinen zur fast selben
Zeit den „Geist“ auf.
Da die geplanten Ausgaben mehrere Tausend Euros betrugen hatte
er eine ganz schöne Stange Geld abgeholt, den Umschlag der Bank in dem das Geld
steckte, legte er wie immer ganz unten in den alten Marktkorb. Nun schlenderte Oliver von Marktstand zu Marktstand und
kaufte Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und noch einiges andere ein. Er wurde
überall mir Hallo oder guten Tag Oliver begrüsst, denn alle wussten dass er den
Kürzel Oli oder gar Olli nicht mochte. Nun schleppte Oliver den recht schwer
gewordenen Korb durch die enge Gasse um zur Bushaltestelle zu gehen, der Weg
nach Hause war ihm mit dem beladenen Korb einfach zu Mühsam.
Aus einer Toreinfahrt trat ihm ein verwahrloster sichtlich
bekiffter junger Kerl mit einem grossen Messer in den Weg. Raus mit dem Geld sagte
er leise. Oliver stellte den schweren Korb zwischen seine Beine und fischte
sein Portemonnaie aus der Gesässtasche. Dann fingerte er zwei fünf und einen
zehn- Euro Schein heraus und schüttelte den nun leeren Geldbeutel demonstrativ
aus, um zu zeigen, dass nichts mehr darin war. Als der Bekiffte nach den
Scheinen griff, liess Oliver ungeschickterweise das Geld fallen. Beim Bücken
nach den Scheinen kam dem Möchtegern-Gangster leider die Stahlspitze des
Bergstocks in die Quere, unglücklicherweise durchstach die Spitze Penis und
Hoden was—nach dem lauten Schreien zu urteilen—recht schmerzhaft sein musste. Was
eigentlich alle Bewohner, das heisst
alle älteren Bewohner der Stadt, wussten war, dass Oliver in seiner Jugend Karate-Olympiasieger
gewesen war.
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