Montag, 6. Juli 2015

Rheuma Patientin wird zur Tyrannin

Vor vielen Jahren hatte ich einen Kollegen mit dem mich auch ein freundschaftliches Verhältnis verband. Er ,Hans ,hatte mich ja schliesslich als Kollege für seine Firma angeworben und   seinem Arbeitsgeber vermittelt, warum er dies tat, habe ich erst Jahre später entdeckt—es gab eine Prämie wenn man einen Mitarbeiter anwarb— ja ich hatte ihm zweitausend Franken eingebracht, damals viel Geld. Ich glaube noch immer, dass die Kopf-Prämie nicht der einzige Grund mich anzuwerben war, schliesslich war ich damals, als er mich anwarb sein direkter erfolgreicher Konkurrent gewesen und er erwartete dadurch einen Vorteil für die Verkäufe seiner Firma, ausserdem verstanden wir uns immer gut, was für die Zusammenarbeit auch von Vorteil war.                                                                Nach meiner Ausbildung in der Firma hat er mir einen Teil seiner Kunden übergeben; er besuchte zuvor etwa einen Drittel der Schweizer Ärzte—mehr als die ganze Westschweiz— und die Firma wollte expandieren und den Aussendienst verdoppeln. An einem Abend lud er mich zu sich nach Hause ein, er stellte mir seine Frau vor, von der er schon seit ich ihn kannte, in höchsten Tönen geschwärmt hatte. Ich war konsterniert, dieser Frau sah man auf den ersten Blick ihre „bewegte Vergangenheit“ an, sie sah recht nuttenhaft aus. Sie war  Serviererin in einem Genfer-Lokal  gewesen, wo Hans sie, als er noch mit seiner ersten Frau zusammen war, kennen und lieben gelernt hatte.                                                                                                                                                                Diese Frau, Louisa stammte aus Katalonien, sie war äusserst sensibel und merkte sofort, dass ich sie durchschaut hatte und sie hasste mich dafür, auf stille aber effiziente Art. Ihrem Mann Hans gegenüber  konnte sie diesen Hass sehr geschickt verstecken, jedes Mal wenn wir uns sahen war sie absolut liebenswürdig—ja sogar scheissfreundlich—mit mir.                                                                       Erst nach der Hochzeit erfuhr Hans, dass sie schon einmal kurz liiert gewesen war und einen Sohn aus dieser Beziehung hatte, es sei eine Jugendsünde gewesen und der Sohn sei damals, wie üblich  in Spanien, zur Adoption freigegeben worden. Hans und Louisa hatten gemeinsam zwei Söhne, Zwillinge, die aber sehr verschieden aussahen.                                                                                            Mehrere Jahre, nach dem wir zusammen in derselben Firma arbeiteten, wurde Louisa krank, die Diagnose fiel wie ein Schicksalsschlag auf die Familie, sie litt an einer besonders aggressiven Form von Polyarthritis und musste schon bald mit schwerer Munition therapiert werden. Nach nur  wenigen Jahren bereits war sie an den Rollstuhl gefesselt, wurde unförmig dick und trank immer mehr. Hans war inzwischen sechzig Jahre alt und dachte daran, sich vorzeitig pensionieren zu lassen um sich der Pflege seiner Frau zu widmen und durch seine Präsenz ihren Wein und Schnapskonsum zu kontrollieren. Ich erlaubte mir ihn davor zu warnen indem ich ihm darlegte, dass er dann zum „Hol mir bring mir „ von Louisa würde. Er schlug meine Warnung in den Wind, aber schon ein Jahr nach seinem Entschluss bereute er es so sehr ,dass er versuchte seine Arbeit wieder aufzunehmen, aber die Stelle war natürlich schon längst, zu vollen Zufriedenheit der Firma, besetzt. Nun brachen die Probleme Schlag auf Schlag über ihm herein. Erstens erfuhr er, als Louisa und er beschlossen  ein Testament zu machen, dass der Sohn nicht wie immer behauptet, adoptiert worden war, sondern bei Verwandten aufgewachsen und somit erbberechtigt war, was bei Gütergemeinschaft die Zwillinge um einen Drittel des erhofften Erbes bringen würde. Zweitens kam noch eine Tochter zum Vorschein, diese Tochter war leider ein wenig zurückgeblieben und lebte in einem Heim, natürlich war auch sie erbberechtigt. Und dann, ja dann wurde Hans selbst krank, es wurde bei ihm—trotz regelmässiger Voruntersuchung—ein metastasierendes Prostata Karzinom entdeckt. Als er,  eine Woche nach der Operation von den beiden Zwillingen und Louisa im Rollstuhl, im Spital abgeholt wurde, trat er freudig aus dem Lift, machte einige Schritte und  brach  noch in der Halle des Spitals tot zusammen, ein fudroyanter Schlaganfall! Nun hatte Louisa nur noch die Zwillinge zum Tyrannisieren, alle beide verliessen fast schon fluchtartig ihr Vaterhaus und Louisa musste sich mit Pflegepersonen und einer alten Putzfrau herumschlagen, diese liessen sich aber nicht schikanieren und so landete Louisa bald in einem Pflegeheim.

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