Dienstag, 12. Juli 2016

Erzwungene „lohnende“ Trennung

Und du gibst mir jetzt den Wohnungsschlüssel, sonst knallt’s! Herbert konnte einfach nicht akzeptieren, dass Senta ihn auf die Strasse gesetzt  und alle seine Sachen als Erpressungs-Pfand zurückbehalten hatte. Auch Herbert wusste zwar, dass diese stürmische Beziehung nun definitiv im Arsch war, aber so liess er sich einfach nicht behandeln, wo bleibt denn da die Manneswürde von der am Stammtisch—nach zu viel Drinks—immer gestammelt wird. Herbert war schliesslich nicht nur ein Maulheld, dachte er, bis, ja bis er gestern die Wohnung nicht mehr aufschliessen konnte.
 Es lag nicht an der Alkoholbedingten Zittrigkeit, nein der Schlüssel passte nicht ins Schloss, welches sichtlich geändert worden war. Sie standen vor der Haustür dieses gut bürgerlichen Miethauses, in das sie eigentlich –nach der Song von Udo Jürgens—nie gepasst hatten. Was war passiert? Herbert, der ewige Student, war dumm genug, mit seiner  Neuen ausgerechnet in der Nähe der Kanzlei wo Senta ihrer beiden Brötchen als Sekretärin verdiente, rumzuknutschen. Gesehen hatte ihn und die Neue Sentas Chef, ein älterer Anwalt der schon lange eher zwei als ein Auge auf sie geworfen hatte. Ja seit der Seniorchef der Kanzlei verwitwet war wurde er immer aufdringlicher. Der Blick aus dem Fenster in den ,im Spätherbst nur noch karg belaubten Stadtpark war gefundenes Fressen für diesen alten, sich überschätzenden, Lüstling. Senta berechnete ihrerseits schon seit dem Bekanntwerden der Krankheit der Frau des Seniors, ob und wie sie ein Leben mit dem bald trauernden Witwer—das natürlich übers Standesamt gehen müsste—in Betracht ziehen sollte. Und so kam ihr die Beobachtung ihres—hoffentlich baldigen Gatten—sehr gelegen.
Noch auf dem Heimweg ging sie beim Schlüsseldienst vorbei und eine Stunde später war sie, vor dem meist angetrunken und gewaltbereit heimkommenden Herbert sicher eingeschlossen. Wie, dachte Senta, ja wie werde ich Herbert so schnell als irgend möglich los ohne Federn zu lassen. Ausser ein paar Klamotten und Büchern gehörte alles Senta, obwohl recht bedacht hatte sie ihm ja immer wieder Sachen geschenkt, die er eigentlich mitnehmen könnte. Und dies war das Erpressungs-Pfand. Wenn du sofort aus meinem Leben und auch aus dieser Stadt verduftest und dich nie mehr meldest, kriegst du all deinen Kram, sonst nimm den Koffer vor der Tür und scher dich zum Teufel.  Plötzlich beruhigte sich der bisher so aufgebrachte Herbert und lächelnd sagte er „es ist berührend   welch zarte Abschiedsworte du trotz enttäuschter Liebe findest“ und sagte krampfhaft lächelnd: „ich lasse meine Sachen hier bis ich eine Bleibe in meiner Heimatstadt gefunden habe“.


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