Und du gibst
mir jetzt den Wohnungsschlüssel, sonst knallt’s! Herbert konnte einfach nicht
akzeptieren, dass Senta ihn auf die Strasse gesetzt und alle seine Sachen als Erpressungs-Pfand
zurückbehalten hatte. Auch Herbert wusste zwar, dass diese stürmische Beziehung
nun definitiv im Arsch war, aber so liess er sich einfach nicht behandeln, wo
bleibt denn da die Manneswürde von der am Stammtisch—nach zu viel Drinks—immer
gestammelt wird. Herbert war schliesslich nicht nur ein Maulheld, dachte er, bis,
ja bis er gestern die Wohnung nicht mehr aufschliessen konnte.
Es lag nicht an der Alkoholbedingten
Zittrigkeit, nein der Schlüssel passte nicht ins Schloss, welches sichtlich
geändert worden war. Sie standen vor der Haustür dieses gut bürgerlichen Miethauses,
in das sie eigentlich –nach der Song von Udo Jürgens—nie gepasst hatten. Was
war passiert? Herbert, der ewige Student, war dumm genug, mit seiner Neuen ausgerechnet in der Nähe der Kanzlei wo
Senta ihrer beiden Brötchen als Sekretärin verdiente, rumzuknutschen. Gesehen
hatte ihn und die Neue Sentas Chef, ein älterer Anwalt der schon lange eher
zwei als ein Auge auf sie geworfen hatte. Ja seit der Seniorchef der Kanzlei verwitwet
war wurde er immer aufdringlicher. Der Blick aus dem Fenster in den ,im
Spätherbst nur noch karg belaubten Stadtpark war gefundenes Fressen für diesen
alten, sich überschätzenden, Lüstling. Senta berechnete ihrerseits schon seit dem
Bekanntwerden der Krankheit der Frau des Seniors, ob und wie sie ein Leben mit
dem bald trauernden Witwer—das natürlich übers Standesamt gehen müsste—in
Betracht ziehen sollte. Und so kam ihr die Beobachtung ihres—hoffentlich baldigen
Gatten—sehr gelegen.
Noch auf dem
Heimweg ging sie beim Schlüsseldienst vorbei und eine Stunde später war sie,
vor dem meist angetrunken und gewaltbereit heimkommenden Herbert sicher
eingeschlossen. Wie, dachte Senta, ja wie werde ich Herbert so schnell als
irgend möglich los ohne Federn zu lassen. Ausser ein paar Klamotten und Büchern
gehörte alles Senta, obwohl recht bedacht hatte sie ihm ja immer wieder Sachen geschenkt,
die er eigentlich mitnehmen könnte. Und dies war das Erpressungs-Pfand. Wenn du
sofort aus meinem Leben und auch aus dieser Stadt verduftest und dich nie mehr meldest,
kriegst du all deinen Kram, sonst nimm den Koffer vor der Tür und scher dich
zum Teufel. Plötzlich beruhigte sich der
bisher so aufgebrachte Herbert und lächelnd sagte er „es ist berührend welch zarte Abschiedsworte du trotz
enttäuschter Liebe findest“ und sagte krampfhaft lächelnd: „ich lasse meine Sachen
hier bis ich eine Bleibe in meiner Heimatstadt gefunden habe“.
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