Waldemar hasste seinen Namen, wie blöd
mussten meine Eltern eigentlich sein um mir so einen Namen zu verpassen. Schon
in der Unterstufe der Gemeindeschule wurde ihm ständig das Lied vom Waldemar
vorgesungen. „Ja er hiess Waldemar, weil es im Walde war“ als er klein war,
weinte er darüber fast täglich, später als er zum stärksten Jungen der ganzen
Schule herangewachsen war, hatte niemand mehr den Mut über seinen Namen zu
spotten! All das lag nun viele Jahre zurück, Waldemar hatte ganz andere Sorgen
und Probleme. Seine Ehe war futsch, die Kinder zum Kotzen, alles ging einfach
den Bach ab. Plötzlich horchte er auf, hatte die Speakerin am Fernseher nicht
was von einem, in den Fluten der Muota weggeschwemmtem Auto gesagt? Er hatte nicht alles mitbekommen und
schaltete auf den lokalen Info-Sender um. Ja, die Gewitter hatten die sonst
harmlose Muota zum reissenden Strom gemacht und ein Auto mitgerissen, von dem
etwas über sechzig Jährigen Fahrer war keine Spur gefunden worden. Waldemar
versank in einem Tagtraum, er sah sich verschwinden und nie mehr aufzutauchen.
Auch in den nächsten Wochen und Monaten gingen ihm seine, inzwischen zu einem
Plan ausgewachsenen, Fantasien nicht aus dem Sinn. Waldemar erinnerte sich an
seine einzige grosse Reise, die ihm, noch vordem er seine spätere Frau—die
ewige Nervensäge—kennengelernt und leider in einem schwachen Moment
geschwängert hatte, fast ein Jahr Freiheit
von zuhause beschert hatte. Ja diese Reise nach Mittelamerika war nun schon
seit vielen Jahren sein innerer Rettungsanker. Die Nächte in Guatemala am
Attitlansee mit der kleinen Rucksacktouristin, hatte er nie vergessen, wie sie
hiss und woher sie stammte wusste Waldemar nicht mehr, aber von den heissen Nächte träumte er immer mal
wieder. Irgendwann, sagte sich Waldemar, ja irgendwann wird wieder ein heftiges
Gewitter einen unserer sonst so ruhig dahinfliessenden Bergbäche anschwellen
und alles mit sich reissen lassen. Dann muss ich alles vorbereitet haben!
Waldemar transferierte viel Geld auf seine Visa, Amexco, Master und andere
Kreditkarten-Konten sowie auf
verschiedene Banken in aller Welt. Fast ein Jahr danach kam in den Medien eine
Unwetterwarnung, diesmal war das Berner
Oberland im Fokus der Wetterfrösche. Waldemars Auto wurde, mit offener Tür, im
Fluss gefunden, von ihm fehlte jegliche Spur.
Genüsslich schlürfte Waldemar auf der Terrasse
eines Hotels in Panajachel am Attitlansee, in Begleitung einer jungen
Guatemaltekin, seinen Tequila-Sunrise
und las dabei die Zeitungen aus der Heimat, wo noch immer nach seiner Leiche
gesucht wurde.
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