Schrullig war er, der Onkel Willibald, dabei immer zu
Scherzen aufgelegt. Sein heute eher ungewöhnlicher Namen erfüllte ihn mit
Stolz, er sagte immer, Gluck wäre ein noch besserer Komponist geworden, wenn
seine Eltern ihm den Namen Willibald, statt des banalen Christoph, als ersten
Namen gegeben hätten und sein dröhnendes Gelächter erfüllte das verrauchte
Zimmer des Onkels. Alle Nichten und Neffen gingen gern zu ihm, er erzählte die
skurrilsten Geschichten und die unglaublichsten Lebenserinnerungen. Jetzt lebte
er in einer kleinen Wohnung unmittelbar im Stadtzentrum. Willibald lebte sehr
gut von seinem Ersparten—oder eher von den Erträgen seines beträchtlichen
Vermögens. Eigentlich war er der Grossonkel, der Bruder der alten Uroma, die
nie antwortete wenn die Urenkel und Grossneffen und Nichten das Gespräch auf
den kauzigen Alten brachten. Willibald hatte viele Reiseerinnerungen aus aller
Welt mitgebracht die er immer mal wieder vorzeigte, die dazugehörigen
Geschichten variierten zwar immer ein klein bisschen, aber in dem Alter darf
das Gedächtnis ja mal leicht gestört sein, dachten die jungen Besucher.
Süssigkeiten und Cola war immer da, Willibalds Bitte—hol doch mal die Keksdose
aus dem Schrank—wurde gerne befolgt, leer war die Dose—eigentlich waren es
deren viere!— nie. Oft erzählte, oder besser gesagt fabulierte er über seine
Besitztümer; besonders gerne machte er Andeutungen über einen ominösen Berg,
den er besitze und den er seinen Erben auch hinterlassen werde; alle Nichten
und Neffen, nein Grossnichten und Grossneffen werden sich mein Erbe teilen wenn
ich dann einst—er war schon weit über neunzig—in die ewigen Jagdgründe gehe
sagte er unter verhustetem Lachen.
Kurz nach seiner Schwester, der Uroma, die
er seit Menschengedenken nicht mehr gesehen hatte, starb auch Willibald, einfach so, ohne krank gewesen zu
sein. Man fand ihn, in seinem Lehnstuhl, die erloschene Havanna noch zwischen
den Fingern mit geschlossenen Augen und einem Lächeln um den zahnlosen Mund, eines Morgens tot auf.
Bei der nach einiger
Zeit anberaumten Testamentseröffnung erfuhren die potenziellen Erben wo der
ominöse Berg sich befand, er befand sich in Utopia, denn alles was Willibald
hinterlassen hatte waren die vier Keksdosen und ein riesiger Schuldenberg.
Traurig aber auf realistisch-vernünftige Weise schlugen die Grossnichten und Neffen die Erbschaft aus und verzichteten damit auch
auf die immer so geliebten Keksdosen mit den nun ausgetrockneten Keksen.
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