Donnerstag, 27. April 2017

Quer oder Andersdenker

In der Wissenschaft, besonders in der Medizin—ist Medizin nun eine exakte Wissenschaft oder wie es noch vor nicht allzu langer Zeit hiess eine Kunst—gibt es immer wieder abweichende Meinungen. Publiziert eine Studiengruppe etwas, muss man im Allgemeinen nicht lange auf eine Gegenstudie warten.
Ob dies ehrlich gemeint  oder als intellektuelles Spiel gedacht ist wird man wohl nie wissen. Ich erinnere mich an eine Zeit, als in einer Schweizer Uniklinik auf der gleichen Abteilung zwei Professoren ihre schon lang dauernde Fehde—zum Gaudi der ganzen wissenschaftlichen Elite des Unispitals— über konträre Publikationen austrugen. Ja in der Medizin ist eben vieles noch nicht restlos etabliert; ich erinnere zum Beispiel an die Zeit, wo bei Magen-Darm Geschwüren noch keine effiziente Therapie zur Verfügung stand, was da für ein Wildwuchs an „Mittelchen“ und chirurgischen Pseudo-Lösungen im Angebot war, welche in kürzester Zeit verschwanden als die effizienten  H2 Blocker auf den Markt kamen. Zwar gibt es bis heute noch Alterna(t)iv-Mediziner, die weiterhin an Hokus-Pokus zu glauben vorgeben—Umsatz muss ja sein!— aber die Schulmedizin kann sich der Evidenz neuer so wirksamer Therapien kaum verschliessen.
Vor dem Hintergrund dieser Erklärung möchte ich nun eine Episode aus meiner Zeit als Pharma—was nun—Vertreter, Berater, Verkäufer, Referent, Reisender oder gar Hausierer—wäre ich eine Frau käme noch Pharma-Schlampe hinzu— erzählen.
Bei Magnetresonanz-Untersuchungen gibt es klare Richtlinien wann Kontrastmittel zum Einsatz kommen sollen, müssen, könnten und wann kein Grund zu deren Einsatz vorliegt. Nun ist es aber so, dass Untersuchungen mit Kontrastmitteln mehr Cash-Flow bringen also bei manchen, vielen? sicher nicht allen Untersuchungsinstituten immer ein Grund Kontrastmittel einzusetzen besteht.

Ich erinnere mich im Besonderen an einen Kunden der immer aber auch wirklich immer Kontrastmittel einsetzte—was meinem Umsatz natürlich auch zu Gute kam—und der von den Konkurrenz-Instituten wegen übertriebenem Kontrastmittel-Einsatz öffentlich oder eher halb-öffentlich (eigentlich absolut berechtigt) angeschwärzt wurde. Eines Tages bat er mich, doch den wissenschaftlichen Leiter unserer Firma zu bitten Studien zu finden die belegen, dass er recht habe und alle andren falsch liegen mit ihrer Zurückhaltung im Kontrastmittel-Einsatz; dies kommt ja auch ihnen und ihrer Firma zu Gute! war seine, etwas gezwungen lächelnde, Aussage.

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