Jahrelang hatte Sabine dafür gekämpft und viele Opfer
gebracht um eines schönen Tages diesen Triumpf auszukosten zu können. Welch Genuss
nun in dem wohlverdienten Urlaub in ihrem Haus auf Mallorca ihren Rachefeldzug
zu planen. Ja sie war vor kurzem zur Direktorin des Universitätsspitals ernannt
worden und genoss die paar Wochen Urlaub in vollen Zügen. Das Haus hatte sie
von ihrem verstorbenen Mann geerbt zusammen mit der Villa in der Heimat und dem
gut gehenden Geschäft mit Franchising-Verträgen. Ja Hugo ,ihr nun, leider?
verstorbene Mann hatte eine geniale Idee gehabt und sein Geschäftsmodell so
eingerichtet, dass er auf lange Jahre hinaus Geld kassierte ohne noch etwas
anders tun zu müssen als zu
Kontrollieren ob das Geld auch den vertraglich ausgehandelte
Umsatzprozenten entsprach. Eigentlich müsste Sabine nicht mehr arbeiten, aber
wenn sie so kurz vor dem erreichten Ziel aufgegeben hätte wäre sie irgendwie
frustriert gewesen. Nein sie wollte noch ihren Lebensplan –sich an allen, die
ihr im Laufe der Jahre in die Quere gekommen waren, gebührend zu rächen—realisieren,
auf diesen Triumpf wollte und durfte sie nicht verzichten bevor sie ihr
Vermögen ungehemmt geniessen konnte. Ins reine Genussleben, mit dem ererbten
Vermögen würde sie dann nach genossener Rache eintauchen. Sabines
Berufslaufbahn hatte damit angefangen, dass sie trotz vieler Nachhilfestunden
das Abitur –wohl wegen panikartiger Examensangst— nicht geschafft hatte. Sie
fing eine Ausbildung als, damals noch Krankenschwester benannte, Pflegefachfrau
an. Sabine wurde eine sehr gute Pflegerin, die Prüfungen –da zum grössten Teil
praktischer Art—schaffte sie ohne Probleme, die panische Examensangst war
vorbei. Nun beschloss sie ihr Abitur nachzuholen, sie schaffe es spielend.
Eigentlich wollte sie dann Medizin studieren, aber als ihr Vater plötzlich
verstarb, wurde sehr bald klar, dass die ganze Familie, sie hatte fünf
Geschwister alle jünger als sie, vor dem Nichts stand. Das Geschäft des Vaters
stand kurz vor dem Aus, es war total überschuldet und die Mutter welche immer
nur Hausfrau gewesen war, erwies sich als absolut überfordert. In dieser
Situation war an ein Studium nicht zu denken, nein sie musste Geld verdienen um,
als die Älteste, der Mutter zu helfen. Sie machte eine Ausbildung als
Operationsschwester und Instrumentalistin. Nach Jahren weiterer Kurse, Fort und
Ausbildungen war sie Chefin aller Operationssäle dieser grossen
Universitätsklinik. Welche Genugtuung wäre das für die meisten Menschen
gewesen, Sabine strebte aber nach viel mehr Macht. Inzwischen hatte sie, schon
vor Jahren, einen wesentlich älteren Geschäftsmann geheiratet. Kinder waren
keine gekommen, auch hatte ihr Ehemann in seiner vorherigen Ehe keine Kinder
gehabt. Ja er, Hugo, war verwitwet, seine Frau war auf dem Operationstisch
verstorben. Es war sehr dramatisch gewesen, denn sie war ja nur zu einem
kleinen Routineeingriff in die Uni-Klinik gekommen. Leider gehörte sie zu den
sehr seltenen Fällen die an der Anästhesie starben, schuld war wirklich keiner
ausser der „Fatalität“. Sabine hatte sich rührend um diesen völlig hilflosen
Mann gekümmert, sprach ihm Trost zu und brachte ihn mit dem Anästhesisten und dem
Chirurgen zu einem erklärenden Gespräch zusammen. Knapp ein Jahr später bat
Hugo sie seine Frau zu werden, was Sabine gerne annahm, denn dadurch stieg sie
in eine viel höhere Gesellschaftsschicht auf. Sabines Racheplan war
aufgegangen, sie war nun schon bald die Vorgesetzte all jener die ihr
irgendwann im Laufe der Jahre übel mitgespielt oder einfach in die Quere
gekommen waren; und davon gab es recht viele, seien es Ärzte oder auch
Pflegende. Sabine schwelgte in ihren Racheplänen, sie freute sich wahnsinnig
ihre neue Position als Direktorin einzunehmen und mit dem Katz und Mausspiel zu
beginnen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen würde sie aktiv keinen entlassen,
aber die Angst im Gesicht derer die sie irgendwann geärgert hatten wollte sie
doch in vollen Zügen geniessen. Sie stellte sich vor, wie sie solche Opfer ins
Büro bitten würde um dann eigentlich nur belangloses zu bereden und sich an dem
Anblick des gestressten Opfers zu erfreuen.
All
dies musste nun als Traum beerdigt werden, dachte Sabine im Bruchteil einer Sekunde,
als das Flugzeug im Sturzflug gegen die schneebedeckten Berge raste.
Montag, 31. August 2015
Freitag, 28. August 2015
Fiese Machenschaft
Zusammengekommen sind sie, Walther und Ursula, als beide
schon mehrere Beziehungen hinter sich hatten. Kennengelernt hatten sie sich,
wie heute üblich im Internet. Walther war schon dabei seine dritte Ehe durch
einen bösartigen Prozess zu beenden; schuld war, wie bei den zwei
vorausgegangenen Scheidungen natürlich seine Frau. Walther hatte aber auch immer
Pech mit seinen Ehefrauen, alle waren psychisch angeknackt, konnten dies aber
in der anfänglichen Werbephase sehr geschickt vertuschen. Bösartig war
natürlich seine Frau, die alles von ihm wollte, ja –so sagte Walther immer
wieder—sie war arm wie eine Kirchenmaus und nun will sie von mir alles was ich
mir erarbeitet habe und auch noch die Hälfte meines Erbes. Nicht ganz ohne
Eigennutz unterstützte Ursula ihren neuen Lebenspartner, denn endlich hatte
sie—so glaubte sie mindestens—den idealen Lebenspartner gefunden. Walther war
gebildet, schrieb wunderschöne verliebte E-Mails und war auch ein grosser
Kunstfreund. Museen und Ausstellungen sowie Theater und Konzerte waren ihm
lebenswichtig. Dass er auch gerne wanderte und ein wenig Sport trieb rundete
die Vorstellung die Ursula von einem idealen Partner hatte ab. Walther
arbeitete im mittleren Kader in einer Grossbank. Ursula war Filialleiterin
eines konkurrierenden Bankhauses in derselben Stadt irgendwo in Deutschland.
Ursulas Stelle war besser dotiert und prestigeträchtiger als die Walthers, was
alle beide nicht störte, ja Walther sagte immer wieder, dass er es toll finde
eine solch erfolgreiche Frau „sein Eigen nennen zu können“. Nun wurde die
Direktionsstelle in Walthers Bank plötzlich frei, der Direktor war auf einer
Bergtour tödlich verunglückt. Ein Headhunter kontaktierte Ursula und bot ihr
die Nachfolge an. Ursula besprach alles mit Walther, der sie voller Begeisterung unterstützte. Die
Verhandlungen gingen reibungslos und erstaunlich schnell vonstatten. Schon
wenige Tage später hatte sie den vom CEO unterzeichneten Vertrag zugeschickt
bekommen. Zur Feier des Vertrags brachte Walther, ganz galanter Gentleman, eine
Flasche Dom Perignon, Kaviar und gekochten Hummer mit nach Hause. Es folgte
eine lebhafte Liebesnacht, Ursula schlief
selig in Walthers starken Armen ein. Am nächsten Morgen sagte Ursula, dass
sie den Vertrag sofort zur Post bringen wolle denn es wurde erwartet dass
dieser wichtige Vertrag innert achtundvierzig Stunden auf dem Schreibtisch des
CEO`s läge. Walther sagte, dass er in zwei Stunden sowieso eine Sitzung der
Geschäftsleitung habe und den Vertrag dem Big Boss persönlich geben könne. Mit
einem dicken Kuss bedankte sich Ursula dafür, sie dachte immer noch an die
vergangene Nacht. Zwei Wochen später klingelte das Telefon auf Ursulas
Schreibtisch es war der CEO ,ihr neuer Arbeitsgeber, er wollte wissen warum Ursula, nach der mündlichen Zusage, durch
ihren Anwalt telefonisch bestellen
lassen hatte, dass sie nun die Stelle doch
nicht antreten würde, da sie ein viel besseres Angebot von ihrem
jetzigen Arbeitsgeber erhalten habe, er finde das sehr befremdlich und unfair.
Ursula fiel aus allen Wolken, sie beteuerte dass ihr Lebenspartner Walther ihm
doch den unterschriebenen Arbeitsvertrag persönlich gebracht haben musste.
Einen Walther kenne ich nicht und ich glaube, dass ein Kader mit diesem
Vornamen nicht hier bei uns existiert, nun hat ihr Mitbewerber das Rennen
gemacht, schade für sie. Ungläubig rief Ursula ihren Walther auf seinem
Mobiltelefon an, die automatische Antwort „diese Nummer ist nicht mehr in
Betrieb“ gab ihr den zweiten Schock des Morgens. Sie setzte sich ins Auto und
raste nach Hause. Die Wohnung war leer, nichts zeugte davon, dass irgendeinmal
ein Mann namens—und nun zweifelte sie auch am Namen—Walther in dieser Wohnung
gewesen war. Ursula beteuerte nun schon—
zwei Mal die Woche— wenn sie erschöpft auf der Couch des Psychiaters lag, dass
sie dies alles doch nicht geträumt haben konnte. Ghosting, sagte der
Psychiater, nennt man sowas, aber so fies habe ich es noch nie gehört, das tönt
wirklich nach Rache, haben sie diesem Walther irgendetwas zuleid getan? Nun
zerbrach sich Ursula auch noch das Gehirn was ach was habe ich ihm denn Böses
getan?? Wäre Walther in der Lage gewesen dies zu beobachten hätte er sich
sicherlich daran sehr „aufgegeilt“ sein Ziel war total erreicht.
Donnerstag, 27. August 2015
Vom klugen Trinken
Ich lebte viele Jahre in der Französischen Schweiz, mal in
Neuchâtel dann in Lausanne wieder in Neuchâtel erneut in Lausanne bis ich nach
noch einigen Wohnorten in Avenches ankam. Dort wohnte ich mitten im Städtchen,
hatte einige Kneipen quasi vor der Haustür die ich anfangs nicht oder kaum
frequentierte. Dies änderte sich nach einiger Zeit, so etwa nach einem
dreiviertel Jahr. Inzwischen hatte ich einige Leute kennengelernt, zuerst die
junge Frau die in meinem Haus einen Coiffeur-Salon hatte samt ihrem Freund, der
schon bald ihr Mann wurde. Zu dieser Hochzeit war ich –warum auch
immer—eingeladen worden. Dabei lernte ich das halbe Städtchen kennen, also
grüsste ich plötzlich sehr viele Leute und wurde von noch viel mehr Menschen
gegrüsst. Nachdem Isabell die letzten
Kunden entlassen hatte und ihr Salon geschlossen war, traf sie sich meistens,
mit ihrem Mann auf der Terrasse eines der Bistros, oft sassen schon einige
Bekannte da und es kamen fast immer noch mehrere dazu. Da ich gar nicht nach
Hause gehen konnte ohne an den Terrassen vorbeizukommen wurde ich natürlich
immer aufgefordert auch ein Glas zu nehmen. Und so lernte ich die typisch
Waadtländische Art zu trinken kennen. Das geht nämlich so, der erste Gast
bestellt einen Deziliter Weisswein, kommt ein zweiter dazu bestellt dieser zwei
Dezi die dann geteilt werden ,der dritte verlangt ohne zu sprechen nur durch
ein Handzeichen drei Dezi, die geteilt
werden. Der als vierter angekommene bestellt je nach Grosszügigkeit drei Dezi
oder schon mal einen halben Liter; wer nun dazu kommt bestellt ,nur durch ein
Handzeichen einen halben Liter .Und so geht es weiter, kommt kein neuer Gast
dazu, und die Gläser gehen zur Neige, sollte eigentlich der zuerst dagewesene
eine Bestellung tätigen, meist sagt dieser im entscheidenden Moment, so ich
muss nun nach Hause, sonst schimpft meine Alte mal wieder; dadurch hat er als
Schmarotzer bei minimer finanzieller Belastung maximalen Weinkonsum intus. Solche Saukumpanen gibt es in jeder Kneipe,
ob erster oder zweiter Apéro-Gast spielt auch kaum eine Rolle, jedermann kennt
diese Profiteure, macht sich auch über sie
lustig, ändern tun diese sich nie, es sei denn sie werden zu lästig,
dann bleiben sie alleine an ihrem Tisch sitzen.
Dienstag, 25. August 2015
Zum Glück gab’s damals noch kein Mobile-Phone
Mehrere Freunde hatte ich, die das Pech hatten, eine jüdische
Mamme wie sie sonst nur in den Witzen vorkommt, zu haben, die ärmsten. Vor
allem einer ist mir noch immer im Gedächtnis, er ist leider schon lange
gestorben—noch vor besagter Mamme, die dann ihre Schwiegertochter weiterhin
belästigte. Jedes Mal wenn Daniel in die Ferien fuhr oder—er war Arzt—zu einer
Tagung oder Schulung musste, rief die Mamme oder oft sogar eine Freundin in Extremfällen
auch mal der Rabbiner im Hotel an, Daniel muss sofort zu seiner Mutter kommen
es geht ihr so schlecht, dass bald ihr letztes Stündchen schlagen könnte. Der
guterzogene(dressierte) Daniel rief umgehend an, Mamme meldete sich nicht,
manchmal nahm sie auch ab und stöhnte leise unverständliches vor sich hin.
Kurzerhand fuhr Daniel so schnell er konnte nach Hause zu seiner Mutter, die
ihn fast immer strahlend begrüsste mit den Worten „wolltest du nicht in den
Urlaub fahren, warum bist du eigentlich hier“. Auf seine erzürnte Frage
antwortete sie nur „ach so schlimm war’s eigentlich nicht“. Einmal, er war mit
Ruth und den drei Kindern in Rom um die ewige Stadt zu erkunden, beschloss er,
nicht auf die Anrufe, die ihn im Hotel schon erwarteten, zu reagieren, auch
seiner Frau Ruth untersagte er es sich an seiner Stelle zu melden, die Kinder
hatten schon lange gesagt, er solle doch einfach nicht reagieren. Es wurden
drei wunderbare Wochen, die Entdeckung des alten Roms war für die ganze Familie
ein Erlebnis, auch die Renaissance und Barockbauten begeisterten alle. Mehrmals
ging man den Kindern zuliebe nach Fregene an den Strand der römischen
Oberschicht. Nach drei Tagen hörten auch die Anrufe auf. Glücklich und erholt
kamen sie in die Schweizer Heimat zurück. Der erste Weg der ganzen Familie war
zur Mutter. Die Wohnung war leer, keine Notiz, einfach nichts. Bis spät in die
Nacht wurden alle Verwandten und Freunde allarmiert, nichts; endlich rief Daniel,zu schon später Stunde den Rabbiner an, der ihm die schwersten Vorwürfe machte, seine liebe Mutter
vernachlässigt zu haben, sodass sie –natürlich auf des Sohnes Kosten—in ein
luxuriöses jüdisches Pflegeheim gebracht werden musste. Als Daniel seine Mutter
in diesem Pflegeheim spät abends abholte, sah er die Mamme, in sehr angeregtem
Gespräch mit mehreren anderen Heimbewohnern, bei einem Glas Portwein sitzen.
Sie begrüsste ihn mit einem „ da bist du ja du ungezogener Lümmel der seine
alte Mamme krank und allein, wie eine räudigen Hündin ihrem Schicksal überlässt.
Du kannst dank bar sein, dass mich der Rabbiner gefunden hat vor ich gestorben
bin, eigentlich hättest du es verdient mich Tod und verwest in der Wohnung zu finden.
Nach dieser Episode, ging alles wieder seinen alten Gang Daniel fuhr weg, Mamme
rief an Daniel kam zurück, Mamme staunte dass er nicht weg war, bis Daniel dann
eines Tages nach langer Krankheit, von der er seiner Mamme nie etwas gesagt
hatte—denn Söhne haben nicht krank zu sein, Mütter sind krank und müssen
umsorgt werden!—starb, quälte die ach so traurige Mutter ihre Schwiegertochter.
Du hast meinen lieben Daniel sterben lassen, hast ihn nicht richtig bekocht und
gepflegt, du bist eine böse Frau, dass wusste ich immer schon aber Daniel
wollte dich ja unbedingt heiraten obwohl ich für ihn eine bessere Frau gefunden
hatte.
Montag, 24. August 2015
Masse neu erfunden!
Gestern im Fernsehen auf verschiedenen Kanälen konnte man
hören, dass Usain Bolt erneut Weltmeister im 100 Meter Rennen geworden ist.
Dabei wurde von einem Vorsprung von normalen hundertstel Sekunden gesprochen beziehungsweise von
einer kleinen hundertstel Sekunde auch dünne hauchdünne oder gar dünnste
hundertstel Sekunden gibt’s wohl! Wissen das unsere Uhrenfabrikanten
eigentlich? kann man Uhren mit normal dünnen, hauchdünnen, dünnsten oder gar allerdünnsten
Hundertstel-Sekunden kaufen? Blumige Sprache hin oder her, Masseinheiten
sollten weder vergrössert noch verkleinert werden, dies ist meine Meinung
.Punkt Schluss!
Freitag, 21. August 2015
Ein Samstag in Konstanz
Entweder man nimmt’s mit viel Humor oder man ärgert sich, na
was? grün und blau, oder einfach nur fürchterlich. Item, es war der erste kühle
verregnete Samstag seit langem in diesem Ausnahmesommer 2015. Meine
Lebenspartnerin und ich hatten uns spontan entschieden mit der Bahn nach
Konstanz zu fahren, der Zug von Stein am Rhein war nicht sehr voll, aber die
Bahn die von Kreuzlingen nach dem benachbarten Konstanz fuhr war übervoll. Wir waren
sicherlich die einzigen, die ohne Einkaufskaddy’s –ja viele zogen mehrere davon
hinter sich her— grosse leere Rucksäcken und leichten—da leeren—Koffern sich im
viel zu engen Zug drängelten, ja beim Aussteigen wurde gedrängelt, Alt und Jung,
aber vor allem Alt wollte sofort ins Schlaraffenland zum Einkaufen gehen. Zu
Recht beinhaltet der uns allen aus der Kindheit bekannte Name SchlaRAFFENland
das Wort Raffen. Ja die Raffgier dieser Einkaufstouristen mahnte an die Zeiten
des Hamsterns –in und vor Allem nach Kriegs und Krisenzeiten—die sehr alten
Menschen noch in Erinnerung sind. Bewusst ,und weil wir nichts brauchten,
verzichteten wir darauf, Lidl, Aldi, Penny ,und wie die Billigläden sonst noch
heissen mögen, einen Besuch abzustatten, da wir wussten, dass wir diesen Horror
nicht verkraftet hätten. Aber auch schon die Kleiderläden und sonstigen
Boutiquen waren den Besuch wert; wie sich die Einkaufstouristen benehmen ist
geradezu grotesk, jede genaue Beschreibung erübrigt sich! Mittags gingen wir
ins Barbarossa essen, selbst gut besucht war es ein Hort der Ruhe. Das Essen
war sehr gut und die junge Kellnerin kompetent und nicht nur freundlich, nein
richtig liebenswürdig. Ich erinnere mich noch an die Zeiten, wo so etwas üblich
und das Gegenteil selten war!! Nach dem Essen statteten wir meinem
Lieblingsbuchladen –dem Bücherschiff—einen Besuch ab. Leider war, wohl wegen
der Uhrzeit, es war dreiviertel zwei, die gute kompetente nette ältere Dame –ob
es die Chefin ist weiss ich nicht— noch nicht da. Meine Partnerin und ich
selbst stöberten in den auf Tischen ausgelegten Büchern. Sie, meine Partnerin, ging
zur Kasse und erwarb ein Paar Bücher. Nun ging ich zur Kasse, legte meine
Auswahl hin, wurde von einer Verkäuferin gefragt,“ muss was als Geschenk
eingepackt werden“, ich verneinte und sie schickte sich an ,meinen Einkauf in
die Kasse zu tippe. Plötzlich drehte sie sich zu einer ihrer Kolleginnen um, die mit einer Kundin der Kasse entgegen
kam und sagte ihr in ihrem Alemannisch „ du kansch zuerscht tippe du hasch ja
nur zwei Sachen“ und dies natürlich ohne mich zu fragen ob dies mir Recht sei!!Diese
Verkäuferin hatte ein unverdientes Riesenglück, dass ich nicht alleine, sondern
mit meiner Partnerin da war, welche die Szene die ich, wäre ich alleine
gewesen, veranstaltet hätte, perhorresziert.
Was hätte ich ihr nicht gerne gesagt. Ist diese Kundin mehr
wert als ich—ist es die Galanterie dass eine Frau dem ach so bösen Mann vorgezogen wird—oder haben
sie vergessen ihr Gehirn einzuschalten—vielleicht haben sie zu viele Kunden und
versuchen damit ihre Arbeitsbelastung zu verringern –es sei denn eine männliche
Kundschaft ist ihnen unerträglich—dies müssten sie dann aber an die Ladentür
schreiben. Oder ist’s ganz einfach ihre zum Himmel stinkende Dummheit??
Mittwoch, 19. August 2015
Lebenslüge
Er, nennen wir ihn José, war mit etwa einem Jahr mit seiner verwitweten Mutter nach
Buenos-Aires gekommen. Geboren war er in Wien. Dort hatten seine Eltern sich ja
auch kennen und lieben gelernt. Ja geliebt hatten sie sich auf eine
unvergleichliche fast schon schmerzhafte Art, so erzählte es seine Mutter
Margot ihrem José nun schon seit seiner frühsten Kindheit. Auch sagte sie ihm
immer, dass sein Vater Lionel kurz nach seiner Geburt an einem falsch
behandelten geplatzten Blinddarm auf einer Geschäftsreise im fernen Galizien in
der Stadt Lemberg verstorben war. Du, José, bist Halbwaise, aber
glücklicherweise hatte dein Vater mir schon bei der Hochzeit ein recht
ansehnliches Vermögen überschrieben. Margot, seine Mutter, hatte schon nach
wenigen Jahren alle Kontakte in der alten Heimat abgebrochen, ausser zu einer
ihrer Schwestern, Bertha, die sie schon bald nach Argentinien nachkommen liess.
Warum sie dies getan hatte wurde José schon als Kind klar, Margot –seine
geliebte Mamma—brauchte ausser ihm noch jemanden dem sie ihren unbeugsamen
Willen aufzwingen konnte und dazu war die leicht hinkende, arme, schüchterne
Bertha wie geschaffen. Margot führte mit ihrer Schwester und dem Sohn einen
recht grossen Haushalt. In den ersten Jahren hatte sie immer wieder
freundschaftliche Männerbekanntschaften; die Männer verschwanden meist nach
nicht allzu langer Zeit und dies fast immer nach einem, unüblich heftigen,
Streit. Ja Margot war extrem zänkerisch und rechthaberisch. Mehrere Wirtschaftskrisen
hatten das stattliche Vermögen Margots und das eigentlich „Mündelsichere
Kapital „ Josés schmelzen lassen .Margot, die nun ihre Schwester-Dienstmagd
nicht mehr als gratis Hilfe sondern als zu stopfendes Maul ansah ,sann auf
Abhilfe. Die glänzende Idee war bald gefunden, José war schliesslich
Österreicher von Geburt, also konnte man ja ein Stipendium für sein Studium
beantragen, denn er war, im Gegensatz zu Mutter und Tante nicht Argentinier geworden, warum wusste José
–eigentlich Josef—nicht. Dem Antrag wurde
stattgegeben und so flog José nun nach Wien. Wie gross war seine Überraschung, als
er am Flughafen Wien-Schwechat von einer Dame mittleren Alters ,die eine grosse
Karte mit seinem Namen in der Hand
hielt, abgeholt wurde. Diese Dame zerstörte ohne es zu wollen das Lügenpaket
das Margot ihrem Sohn seit nunmehr achtzehn Jahren aufgetischt hatte. Sie, die
Dame am Flughafen, begleitete José in ein schönes altehrwürdiges Hotel den „
König von Ungarn“ und dort in dem wunderschönen Innenhof bei einem erfrischenden
Getränk erzählte ihm diese Dame, die die Sekretärin einer grossen Firma war,
dass sein Vater—der in Lenbach verstorbene—sie beauftragt habe sich um ihn den
Sohn zu kümmern. Sehen, nein sehen wollte sein Vater ihn nicht, zu schlimm
waren die Erinnerungen an und zu teuer war die Scheidung von seiner Mutter
Margot gewesen um nun diesen Sohn kennenzulernen. Die nette Dame, die schon
seit vielen Jahren die Vertraute des Vaters Lionel war, erzählte dem staunenden
José, wie seine Mutter den Studenten Lionel umgarnt hatte, wie sie zuerst
liebenswürdig und charmant, und geradezu devot gewesen war bis sie dann ein Kind
erwartete. Lionel heiratete sie trotz heftigen Widerstands der Familie und aus
der liebenswürdigen Margot wurde in wenigen Wochen eine unerträgliche
Furie. Die Scheidung, kurz nach Josefs Geburt –den sein Vater n i e sehen
wollte und auch nie gesehen hatte—war für Lionel extrem schwierig und ruinös;
für Margot hingegen bedeutete diese Scheidung das ganz grosse Los. Lionel
willigte nur dazu ein, wenn Margot und der kleine Josef sofort und definitiv
aus Wien, Europa und vor allem aus Lionels Leben verschwinden würden.
Nun hatte
Margot—weil das Geld weg war—auch dieses Versprechen dadurch gebrochen, dass
sie ihren Sohn als Lockvogel nach Wien geschickt hatte. Aber Lionel bleibe
stahlhart, solle sie, die Vertraute des Vaters, ihm bestellen. Er habe ja vom
Staat ein Stipendium erbeten aber der Staat—der den steinreichen Vater
natürlich ausfindig gemacht hatte—bat diesen nun zur Kasse. Vom Vater gebe es,
ausser den auf das strikte Minimum berechnete Studiums-Kosten keinen Schilling,
punkt Schluss und auf nimmer wiedersehen. Monatlich werde auf ein Konto ein
minimaler Betrag zum Lebensunterhalt überwiesen, wie er mit dem wenigen Geld zurechtkommen
würde sei sein Problem und nicht das von seinem erpressten Vater .Das Zimmer
ist für eine Woche im Voraus bezahlt sagte die Vertraute des Vaters und empfahl
sich. Zurück blieb ein José, dem alle Träume und Illusionen so plötzlich
abhandengekommen waren..
Dienstag, 18. August 2015
Man sollte wissen wie weit man gehen soll !
Er war ihr
sofort aufgefallen, so einen interessanten Mann hatte Jeannine noch nie von so
nahe beobachten können, auch war er alles andere als unnahbar, nein er schien
sich für sie zu interessieren. Yannick war ein gutaussehender Endvierziger. Er
war mit Freunden in diesen Ferienklub gekommen um endlich einmal abzuschalten.
Ja seit seine Frau so jämmerlich an einem Lungenkrebs sterben musste,
ausgerechnet sie die ihr Leben lang das Rauchen verurteilt und verabscheut hatte.
Ihretwegen hatte Yannick schon kurz nach dem Kennenlernen damit aufgehört. Es
war eine glückliche Ehe gewesen, trotz unerfülltem Kinderwunsch. Beide hatten
sie zusammen ein nun sehr gut florierendes Geschäft aufgebaut. Sie Verkauften
und installierten Küchen von Betrieben wie Restaurants, Kantinen und Spitäler.
Nun war er also im Visier von Jeannine, die gar nicht merkte dass auch Yannick
sie angepeilt hatte. Für Yannick war es allerdings sehr schwer ,hatte er doch
ausser seiner geliebten Frau ,nie mit einer anderen eine ,nur schon
freundschaftliche, Beziehung ,geschweige denn eine Liebesbeziehung, gehabt.
Dadurch war er naiv ängstlich und gehemmt wie ein Teenager, er der erfolgreiche
Geschäftsmann. Jeannine merkte bald, dass sie ihn sicher in ihrem Sinn
manövrieren könnte. Yannick liess sich als williges Opfer geradezu verführen, er
war dann allerdings selbst sehr erstaunt und angenehm überrascht, dass seine,
nun schon seit langem, eingeschlafene Sexualität—immerhin nach fast dreieinhalb
Jahren—vollkommen zurückkam.Es wurden zwei sexgeladene
Ferienwochen. Kurz darauf besuchte Yannick seinen Ferienflirt, Jeannine, in
Paris, vor allem um nüchtern zu beurteilen, was von dem ferienbedingten Taumel
übriggeblieben war. Nun merkte er, dass Jeannine doch aus sehr einfachen
Verhältnissen kam, kaum gebildet war und sich allzu augenscheinlich an ihn
klammerte. Sie teilte ihm noch auf dem Bahnsteig mit, dass sie sich unsterblich
in ihn verliebt habe, lächelnd hörte er zu, seine Skepsis konnte er gut
verstecken. Als er ihre Wohnung, in der schrecklichsten Vorstadtzone sah, entschied er, dass er schon am nächsten Morgen im Zentrum ein Hotel
nehmen werde, dies teilte er Jeannine nach dem ersten stürmischen Lieben auch
mit. Allerdings sagte er, es sei für alle Beide besser abends noch in Ruhe
auszugehen und dann zusammen im Hotelbett die Nacht würdevoll zu beenden. Also
kein Wort über die scheussliche Wohnung und Gegend. Nun begann ein Balanceakt
für alle Beide, Jeannine wollte „Ihren Yannick“ nicht an irgend eine Andere
verlieren, redete viel von Liebe und gemeinsamer Zukunft; Yannick hingegen
sprach nie von Liebe, er schützte vor, nach dem schweren Verlust noch nicht
dazu bereit zu sein, sagte aber zugleich dass er die ungezwungene und
hemmungslose Liebeszweisamkeit doch sehr genoss. Jeannine schien sich damit,
und mit der Grosszügigkeit Yannicks, abzufinden. Yannick kaufte ihr gerne
Kleider und auch ab und zu ein kleines Schmuckstück—Ringe, nein Ringe gab’s
nie—er wollte ihre Hoffnung nicht auch noch schüren. So vergingen knapp
zwei Jahre, Jeannine dosierte auf recht kluge Art die Vorstösse, sodass Yannick
nicht brüskiert war, kam aber immer auf das Sujet zurück. Nicht immer war Paris
der Ort ihrer Liebesspiele, nein auch mal am Meer oder in den Bergen fanden
diese häufigen Begegnungen statt. Ja fast jedes Wochenende und manchmal auch
eine Woche lang waren sie beieinander—aber wie Jeannine immer sagte—nicht
zusammen. Eines Abends eröffnete Jeannine „ihrem Yannick“ sie habe eine Stelle
in Genf gefunden und auch angenommen, damit sei sie ihm näher, wohnen werde sie
allerdings in Frankreich, „weil du ja nicht mit mir wohnen willst, schmollte
sie. Yannick stand auf, obwohl er eben erst angekommen war und sie noch nicht
einmal Sex gehabt hatten, zog sich an und sagte ihr Lebwohl, knallte einige Geldscheine auf den Nachttisch—wie bei einer
Hure—und sagte zahl bitte das Zimmer! dann verschwand er. Jeannine hat nie eine Antwort auf
ihre vielen Briefe und Anrufe gekriegt.
Moral, wer zu hoch pokert verliert oft alles.
Montag, 17. August 2015
Psychoterror und Antwort darauf
Überleg doch
mal selbst was du mir wieder angetan hast, ich lass dich jetzt alleine, denn
solange du dich nicht darauf besinnst und mich um Entschuldigung bittest,
möchte ich nicht mit die ausgehen und schon gar nicht zu meinen Freunden. Ich
werde sagen, dass du mal wieder Migräne hast, denn Frida meine ex-Frau versteht
das, denn sie leidet auch an Migräne. Ich
hatte noch nie Migräne, wie kommst du auf eine
solch absurde Idee. Ich kann doch meinen
Freunden nicht sagen, dass ich dich zur Strafe allein lassen muss, weil du mir
nicht das sagen willst was du genau
weisst und womit du mich mal wieder bis zur Weissglut geärgert hast. Also liess Ken Annemarie daheim und ging alleine zu seinen Freunden, die Freunde waren
Frida seine ex-Frau mit der er ja fast täglich Kontakt hatte und einigen ihrer
Kollegen die in der selben Gruppen-Therapie ihrer seelischen Problemen Herr zu
werden versuchten. Für Ken war das ein ideales Jagdrevier um neue psychisch
labile Frauen kennenzulernen die er vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt genauso
manipulieren konnte wie er das zurzeit mit Annemarie sehr genüsslich tat. Annemarie, alleingelassen zerbrach sich nun schon seit langem den Kopf,
was hatte ihn wohl diesmal wieder geärgert? Ach ja, sie hatte sich erfrecht ihn
zu fragen, ob er dann heute nicht im Büro gewesen sei, denn sie hatte ja versucht ihn zu erreichen weil das
Reisebüro noch einige Fragen hatte. Das muss es gewesen sein. Warum Annemarie
sich so behandeln liess wusste sie selbst nicht, war es die Angst verlassen zu
werden, einsam zu sein? sie wusste es nicht aber bei jeder Drohung von Ken ,sie
zu verlassen, brach sie in Panik aus,
obwohl sie ja selbstständig war, ja sogar mehr verdiente als Ken—was Ken
sicherlich auch ärgerte—. Annemarie überlegte wann und warum solche Situationen
auftraten. Meist war es doch so, dass Ken aus fadenscheinigen Gründen
ausflippte um dann einen Grund zu haben irgendetwas, was meist schon zu zweit
geplant war, alleine zu machen, sei es eine Reise ein Theater oder Konzertbesuch
oder auch nur ins Kino zu gehen. Was Annemarie auch plötzlich wie Schuppen von
den Augen fiel, die Konzert oder Theaterkarten für beide nahm er dann immer
mit. Und plötzlich wurde die ach so sanfte Annemarie stutzig und neugierig. Sie
entwickelte ein Talent für Recherchen und folgte Ken an einem Abend ins
Theater. Er traf sich mit Frida, seiner ex-Frau und sie hielten nicht nur Händchen....... Nun flippte Annemarie richtig aus,
Blut strömte über Kens zerkratztes Gesicht und auch Frieda bekam ihren Teil
ab. Als Ken spät nachts
nach Hause kam fand er alle seine
Kleider in der Mitte des Wohnzimmers auf einem Haufen, der grösste Fetzen war
knapp Taschentuchgross. Alle Möbel und auch die Unterhaltungselektronik war zu
Kleinholz zerhackt worden. Von Annemarie sah und hörte Ken nie mehr etwas.
Sonntag, 16. August 2015
Eine Lebensgeschichte in 14 Minuten.
Am letzten
Samstag ging ich zum Bahnhof in Oberwinterthur.
Ich war zu früh, der Zug fuhr erst in 14 Minuten. Ein älterer Mann
begrüsste mich mit einem lebhaften Grüezi. Ich setzte mich auf die Bank da ich
vom raschen Laufen etwas ausser Atem war. Der, sportlich gekleidete recht
gepflegte Mann fragte mich ob dieser Zug in Wallrüti anhalte, ich antwortete er
hält an allen Stationen bis Stein am Rhein. Nun redete der Mann ohne
Unterbruch. Ja ich wohne in einem Doppel Familien Haus an der
Rychenbergstrasse, das Haus gehört mir aber der Garten ist recht klein darum
habe ich einen Garten in Wallrüti, nun fahre ich dorthin, ich fahre früh, weil
es sonst zu heiss zum im Garten werkeln wird. Er hatte sicher gewusst dass der
Zug in Wallrüti hält da er ja regelmässig in seinen Garten ging, wollte aber
einen Grund haben ein Gespräch zu beginnen. Ich sagte ihm auf seine Frage hin, dass
ich an der Römerstrasse Ecke Talacker wohne, worauf er sagte .Da beim Schulhaus, da bin ich die
ersten Jahre in die Schule gegangen, ja die Schule war anders als heute, wir
waren sauber und folgsam, sonst gab’s mit dem Lineal auf die Finger. Ich war
Gärtner bei der Stadt aber die letzten siebzehn Jahre—ich bin schon mit
dreiundsechzig in den Ruhestand gegangen—war ich Gärtner im Friedhof, mit den
Toten hatte ich nichts zu tun, nur mit den Pflanzen, sicher. Am zwanzigsten
August gehe ich nach Finnland, meine Frau ist von dort, sie ist Finnin, der
Flug ist dann viel billiger weil die Ferien vorbei sind ich bezahle dann nur
siebenhundert Franken, aber das Mietauto kostet auch siebenhundert, ich finde
es gschpässig, dass das Auto gleich teuer ist wie der Flug. Ja fischen tu ich
dann dort, es hat viele Seen über tausend sagt man, ich fische mit einer Reuse
,die Hechte kommen ans Ufer wenn der See warm genug ist , ich habe fast jeden
Tag einen Hecht im Korb, beim Rudern kann ich nicht mit dem Löffeli fischen
weil meine Frau nicht mitkommt und alleine kann man’s nicht, das Rudern und das
Löffeliziehen. Jeden Mittwoch gehe ich ins Zürcher Oberland, ich weiss nicht ob
sie sich dort auskennen, ich nehm den Bus bis Hombrechtikon, dort treffe ich
einen Freund und seinen Sohn ,der Freund ist dreiundachtzig der Sohn auch schon
pensioniert, wir wandern zum Lützelsee und retour, dann nehmen wir ein
Zvieriplättli und ein Eineli Wy .Weil ich schon sieben Jahre pensioniert bin
,bin ich auch schon siebzig, sie werden ja dann auch sehen, dass, wenn man pensioniert ist man immer etwas vorhat; er
fragte zwar nicht, machte aber eine Pause in seinem Monolog damit ich ihm mein
Alter nenne. Ich sagte ihm, dass ich bis fast neunundsechzig gearbeitet habe
und dies Jahr dreiundsiebzig werde. Er sah mich etwas ungläubig an sagte dann
aber dass er seinen Sohn oft in Wädenswil besuche, meist am Donnerstag. Er ist fünfunddreissig und an der Hochschule
für Angewandte Wissenschaft. Dort ist er für die Technik verantwortlich –für
die Haustechnik—Heizung Lüftung Wasser einfach alles Wichtige. Er hat sich
selbst weitergebildet und auch ein schönes Diplom, ja er macht etwas aus seinem
Leben hat auch mit der Freundin zwei Kinder ,der Kleine ist schon vier Monate
alt und die Mutter der Freundin hat Alzheimer und ihnen das Haus gegeben, der
Vater der Freundin lebt auch in der Nachbarschaft und hilft beim Kinderhüten
gern mit. Er, der Vater der Freundin kommt auch oft mit mir, sagt er, in den
Wald um zu holzen, ich nehme Maschinen er aber arbeitet nur mit Axt, Beil und Säge
von Hand; wir beide heizen viel mit Holz und
ich habe ja diesen Wald, auch im Oberland, vom Vater geerbt und er
bekommt das Holz umsonst, klar er ist ja der andere Grossvater. Einmal war ich
mit auch der Frau und andern die wir kennen in Thailand eine Woche mit der
Migros jede Nacht in einem andern Hotel bis an die Grenze von—wie heisst das
Land das vorher Burma war—? Ach ja Myanmar, und dann eine Woche Badeferien in
…. Ich suggerierte Phuket, nein Ko… Ich
fragte Ko Samui? ja warum kennen sie das waren sie auch mal in Thailand.Ich bejahte ohne ihm zu sagen dass ich
mehrmals dort war, denn er sagte mir es sei schön gewesen aber nun kenne er ja
Thailand und müsse nicht mehr dorthin oder sonst in diese Gegend. Mit seinen
Kollegen von der Arbeit geht er auch ab und zu „eis go näh“ so am
Freitagnachmittag, man will ja wissen wie es allen geht, manche sind ja krank
oder schon gestorben aber Hauptsache man hat die Gesundheit gäll ! Der Zug fuhr
ein, wir wünschten uns einen schönen Tag und er fuhr die eine Station bis
Wallrüti. Schon toll, dass ein ganzes Leben in vierzehn Minuten Platz finden
kann, wenn man „verzälle“ kann.
Samstag, 15. August 2015
NEONAZIS oder ein Horrorszenarium
Es war wieder Mal ein Konzert von „Blut und Heimat-Boden“ an das auch mehrere Sympathisanten aus Amerika gekommen waren. In dieser Kleinstadt Mecklenburg-Vorpommerns liessen die Behörden sie gerne gewähren, eigentlich sind ihre Ideen –wenn auch etwas exzessiv—gar nicht so falsch, sagte der Bürgermeister hinter vorgehaltener Hand, zum Polizeichef, auch der Grossteil der Bevölkerung stand ihnen wohlwollend gegenüber, denn hier wollte niemand Fremde, oder gar Asylanten, sehen. Drei von ihnen, Adolf, Hagen und Friedrich sollten sich um die Gäste aus Übersee kümmern. Bei viel Bier und Schnaps wurde beschlossen, dass die drei doch mal zu einer Veranstaltung nach Milwaukee im Staate Wisconsin kommen sollten und den Kollegen Grüsse aus der Heimat des Ursprungslandes des Nazi-Gedankengutes zu bringen. Gesagt getan, unsere drei Nazis wurden eingeladen in etwa acht Monaten zu einer, fast schon nationalen, NS Zusammenkunft zu kommen. Und nun ging die Diskussion erst richtig los. Der Sogenannte „Gruppenführer“ hatte die graue Eminenz der Szene gebeten diesen drei Reiselustigen doch einige Instruktionen mit auf den Weg zu geben. Der geistige –Führer kam und hielt erst mal einen Monolog über Heimatrecht, Untermenschen anderer Rasse sowie fremden Glaubens und das Recht auf deutschen Boden. Dann ging's zu den Reisevorbereitungen. „Ihr müsst, sagte er, so unauffällig wie möglich in die USA reisen, lasst euch die Haare wachsen und zieht bürgerliche Kleidung an“. Den Pass und die Esta-Visen lasst ihr erst dann machen wenn ihr unauffällige Fotos habt. Nehmt eure Frauen mit, der noch ledige Hagen muss sofort heiraten, und bleibt einige Zeit in den Staaten. Was ihr dort macht ist eigentlich egal, Geld geben wir euch genügend mit – unsere Kriegskasse ist übervoll—für ein „sorgloses bürgerliches“ unspektakuläres Leben. Dann kauft ihr—wie schon besprochen—die Waffen und die Munition. Es ist sicherlich ein leichtes die Waffen im Hausrat zu verstecken und in den Container zu den Möbeln und Bücherkisten zu legen. Dies ist eure „heilige“ Pflicht. In Milwaukee waren, von den amerikanischen Parteifreunden, drei Häuser angemietet worden in die alle drei Familien nun einzogen. Zu dritt besuchten die drei Nazis nun, gut getarnt als solide Familienväter die, wie sie jedem Neugierigen bereitwillig sagten, hier waren um die Sprache zu lernen zu studieren und um Land und Leute kennenzulernen, in den verschiedenen Staaten Waffenläden auf, kauften ab und zu etwas und trainierten mit den neuen Waffen. Einsame Orte gab es ja zur Genüge im mittleren Westen. An ihren Schiessübungen hatten sie sehr viel Spass, doch bald strebten sie nach mehr Nervenkitzel. Zuerst schossen sie auf alles was lebt, Kaninchen Füchse Squirrels (die amerikanischen Eichhörnchen) und Vögel ,aber auch mal auf Rinder und Pferde, die ja meist unbewacht auf grossen Prärien weideten. Und dann beschlossen sie, mit ihren tollen Geländewagen auf eine ganz besondere Jagd zu gehen. Man war ja schliesslich in den vereinigten Staaten von Amerika, Land das unter der Präsenz vieler, nicht weisser, Ausländer litt. In wenigen Wochen hatten sie achtzehn Latinos, zweiundzwanzig Afro-Amerikaner (die sie Nigger nannten) und mehrere Araber vor ihre Präzisionsgewehre bekommen. Sie blieben nie lange am gleichen Ort, nein nach wenigen Tagen wechselten sie in einen entfernten Staat, so dass das FBI ihnen nicht auf die Schliche kam. Als sie nach etwa einem Jahr, wohlgesittet den Transport des Hausrates in die Deutsche Heimat organisierten gab es keinerlei Probleme. Auch in Hamburg, am Zoll wurden diese drei netten jungen Familien nur so durchgewinkt. Und so kam ein richtiges Arsenal nach Deutschland, dessen Einsatz wir leider sicherlich irgendwann merken werden. Sieg………………………………..wie hiess das schon wieder?
Freitag, 14. August 2015
Schöngeredet, gar schöngesoffen? oder ein Beispiel luzider Selbsteinschätzung!
Sie war
wirklich nicht schön, ganz im Gegenteil, man musste zugeben, so hässlich war
wohl in der ganzen Stadt keine. Trotzdem verliess sie die Bar fast nie alleine. Es war nicht
nur die eine Bar oder Kneipe, nein Alice frequentierte alle Orte wo man ein
Glas trinken und sei’s am Tisch oder eben an einer Bar Bekanntschaften
schliessen oder meist sogar erneuern konnte. Betrachtet man es genau, war
eigentlich nur ihr Gesicht hässlich ansonsten hatte sie einen
durchschnittlichen unauffälligen Körper. Allerdings legte sie keinen Wert auf
Kleidung, sie war ungepflegt, lief immer
in abgetragenen Pullis oder Blusen, flachen Schuhen und zerrissenen Jeans rum;
ja ihrer Kleidung nach hielt sie , wer sie noch nicht kannte, für eine Clocharde. Alice hatte einen Vorteil,
sie war wohlhabend, nicht sehr reich aber eben wohlhabend. Es genügte um
komfortabel ohne finanzielle Probleme zu leben und sich fast alles leisten zu
können. Tagsüber arbeitete sie im Geschäft, dass ihr verstorbener Vater ihr
hinterlassen hatte. Sie hatte, bis sie fast vierzig war, mit dem doch, sehr
schrulligen, Vater zusammen gelebt, ihre Mutter war kurz nach ihrer Geburt
spurlos verschwunden, bis heute ist es nicht klar was damals geschehen war. Man
munkelte — aber man munkelt ja viel —, dass sie ermordet oder entführt worden
sein könnte, genaueres weiss man nicht und der Vater hat das Geheimnis—wenn es
überhaupt eines gab—mit ins Grab genommen. Die ganze Stadt wusste, dass ihre
Mutter eine Schlampe gewesen war und dass ihr Verschwinden für ihren Vater
sicherlich eine Erleichterung gewesen sein musste. Zurück zu Alice, sie war wie
schon gesagt hässlich aber auf eine ganz subtile Art, für viele Männer—vor allem
junge Männer—doch sehr anziehend. Lag das etwa an ihrer kumpelhaften Art oder
an den deftigen Geschichten und Witzen die sie laut lachend zum Besten gab oder
war sonst noch etwas mit im Spiel? Alice brauchte die fast tägliche Bestätigung
dass sie noch immer mit über fünfzig Jahren dazu im Stande war einen jungen
Liebhaber für eine Nacht abzuschleppen; manchmal in Ausnahmefällen blieb sie
mit dem jungen Liebhaber mehrere Tage verschwunden. Ob die Tatsache, dass sie
nur Champagner trank und trinken liess eine Rolle gespielt hat, dass sie immer
Erfolg hatte bei den Männern die sie ins Visier nahm weiss man nicht, aber klar
scheint, dass Alice ausser reichlich Champagner keine Geschenke machte. Mehrere
ihrer Liebhaber, versuchten sich dauerhaft an Alice zu binden, auch
Heiratsanträge erhielt sie des Öfteren, sie war aber viel zu luzide um dahinter
nicht ein pekuniäres Interesse zu wittern. Sarkastisch fragte sie dann: „es ist
doch nicht meine hässliche Visage sondern mein Geschäft und Bankkonto die in
dir mein „Schatzi“ die grosse Liebe erweckt haben“ dies begleitete sie mit
schallendem Gelächter.
Mittwoch, 12. August 2015
Arbeitsmoral
Es ist sehr erstaunlich
mit wie wenig Arbeitseinsatz es in vielen Firmen—ob im privatem oder im öffentlichen Dienst—möglich
ist sich durchzuwursteln. Hat man einmal die Probezeit überstanden und ist als
unauffällig und nicht aufmüpfig angesehen worden, muss man sich kaum noch
bemühen Eigeninitiative zu zeigen, nein man stellt die Langsam-Gangart ein und kann unbehelligt und
unauffällig jahrelang seinen Job behalten. Ist es nicht meist so in unserer schönen
Schweiz dass die schwachen dummen faulen Mitarbeiter geschützt werden. Denn die
sind ja so arm, haben Familie, Kinder, Verpflichtungen, und Haustiere, sie
könnten ohne das—zwar unverdiente aber
nötige—Einkommen nicht über die Runden
kommen. Die Schwachen werden geschützt und gefördert, die guten, ehrlichen,
arbeitsamen Mitarbeiter werden als Streber oder Arschkriecher bezeichnet und gehen
daran kaputt. Ich glaube, es ist die uneingestandene Angst
vieler Chefs, selbst doch auch nicht so gut zu sein wie sie von den
Headhuntern verkauft worden waren und dadurch ist es eigentlich Selbstzweck wenn
man die Schwachen fördert und die Starken, die irgendwann gefährliche Konkurrenten
werden könnten, in die Wüste schickt,
oder zumindest gehen lässt. Mir hat einmal ein Abteilungschef
im öffentlichen Spital , als ich ihn auf einige „faule Eier“ in seinem
Mitarbeiterstab ansprach folgendermassen geantwortet: „die drei erwähnten sind
unsere Sozialfälle, wenn wir sie rausschmeissen, werden sie zu echten
Sozialhilfeempfängern, das ist für die Gesellschaft –und meine Steuern— teurer
und nimmt ihnen den letzten Rest an Würde. Soviel Klarsicht eines Chefs
verdient Respekt.
Dienstag, 11. August 2015
Smartphone, das wichtigste Auge
Alles hatten
sie bei ihrer Reise nach Europa gesehen, ja nun kannten sie Europa viel besser
als ihre Nachbarn die Suzukis, denn die waren ja nur sieben Tage in Europa
gewesen, darum mussten sie auf viele Orte verzichten. Sie aber die Nagashis
waren überall gewesen, dies war auch möglich weil sie sich einundzwanzig Tage
Urlaub leisten konnten. Angekommen waren sie in Helsinki, wo sie nach der
Stadtrundfahrt sofort zum Flughafen zurückgebracht worden waren um noch
rechtzeitig nach Stockholm zu kommen da abends ein Konzert auf dem Programm
stand. Früh morgens, nach einer durch ein spätes Nachtessen verkürzten Nacht
ging es erneut zum Flughafen um dann nach Oslo zu fliegen. Direkt vom
Flughafen fuhr der Bus –um keine Zeit zu
verlieren—durch die Stadt mit den obligaten Erläuterungen der
Sehenswürdigkeiten. Es war sehr praktisch, dass man den Bus nicht wechseln musste
denn nun gings auf der berühmten Route nach Bergen. Die Reise dauerte etwa neun
Stunden, die obligaten Foto und Pipi Pausen mitgerechnet, so blieb noch genug
Zeit um eine kurze Fjord-Fahrt mit einem späten Mittagsessen zu machen. Und nun
trat das erste grössere Problem auf, die Akkus der Handys waren inzwischen leer
und auf dem Boot gab es keine Möglichkeit sie zu laden! Was nützt eine
Fjord-Fahrt OHNE die Möglichkeit Fotos und Videos zu schiessen?? Die Nacht in
Bergen war auch nur kurz, denn der Flug nach Kopenhagen war schon um halb acht.
In Kopenhagen gab es wieder eine Stadtrundfahrt und dann wurden die leicht
übermüdeten Reisenden ins berühmte Museum Louisiana gefahren. Der Genuss war
doch sehr limitiert, dann entgegen aller Erwartungen wurde das Foto und
Video-Verbot strikt und energisch durchgesetzt. Wie sollte man später zu Hause
den Freunden und der Familie den Museumsbesuch erzählen ohne Bilder? Manch
einer kaufte sich einen CD-Rom vom Museum den er dann—man war ja technisch begabt— als eigene
Aufnahme manipulieren konnte. Dass auf dieser „Bildungsreise“ Paris, London, Moskau,
Riga, Berlin, Brüssel, Lissabon, Venedig, Rom, Zürich und Luzern, Sofia,
Bukarest, Madrid und noch viele andere Orte besucht wurden ist
selbstverständlich. Meist reichte die Akku-Kapazität auch aus und in
südlicheren Ländern nahm man Foto und Video-Verbote nicht ganz so ernst!
Zuhause angekommen konnten die Nagashis sich endlich ausruhen und dann erholt
die vielen tausend Bilder und Videos geniessen. Es mutete schon irgendwie
komisch an, als die Eltern Nagashi ihren Kindern und Enkeln erklärten wie sie
damals als sie Europa in fünf Tagen „gemacht“ hatten immer auf der Suche nach
Fuji-Filmen waren und sogar manchmal mit Kodak, Ilford oder gar Agfa vorlieb nehmen mussten.
Montag, 10. August 2015
Risiken der Diaspora
So, genug
damit, das muss sofort aufhören, so geht das nicht mehr weiter, sagte sich Kumar als
er schon wieder einen dubiosen Bettelbrief in Händen hielt. Wie kommen die dazu
mich immer wieder anzuschreiben ich habe doch wirklich nichts mit ihnen zu tun
und vor allem ich will nie etwas mit ihnen zu tun haben. Seit er vor nun acht
Jahren Sri Lanka verlassen hatte, um
dieser schönen Deutschen Frau , seiner grossen Liebe nach Essen nachzureisen ,bekam er diese Bettelbriefe, die auch immer,
kaum versteckte, Drohungen enthielten wie etwa „wir wissen wo deine Verwandten
in der Heimat leben“. Du schuldest uns zehn Prozent deines Einkommens, denn
ohne uns hättest du nie die Heimat verlassen können. Ja nun lebte er, der
absolut apolitische Kumar schon so langem in Deutschland und die meisten Leute
dachten, er sei als Tamile aus seiner Heimat geflohen. Dem war aber nicht so,
er war freiwillig ausgewandert und auch einige Zeit mit Gudrun, in Essen,
zusammen gewesen. Allerdings hatte diese Ferienliebschaft der Zeit nicht
standgehalten. Seit vielen Jahren lebte und arbeitete er nun in Konstanz, in
Essen wolle er, als die Beziehung zu Ende war, nicht bleiben und in Konstanz
konnte er ein Indisches Restaurant billig übernehmen, der Vorbesitzer hatte
schlecht gewirtschaftet und war froh –wie er glaubte—einen Dummen zu finden dem
er das Lokal andrehen konnte. Kumar war aber ein begnadeter Koch und ein
raffinierter Geschäftsmann, das Restaurant florierte und er hatte schon drei
Filialen eröffnet. Alles lief wie erträumt, er war seit langem mit einer
Deutschen Frau zusammen, schon drei Kinder spielten in einer Ecke des
Restaurants und alles war so friedlich, wenn nur diese erpresserischen Bettel-Briefe
nicht gewesen wären. Es machte ihm jedes Mal irgendwie Angst, denn man hörte ja
viel Übles von den Tamil-Tigern. Diesmal reichte es ihm, er ging zur Polizei
und übergab dem älteren Beamten die erpresserischen Bettelbriefe. Der Beamte
war sehr glücklich endlich etwas gegen die Tamil-Tiger in der Hand zu haben,
damit konnte er sich sicherlich profilieren, er nahm sofort Kontakt mit dem Verfassungsschutz auf, der ihm Schweigen
befahl und ihm das Dossier aus der Hand nahm. Einige Wochen später konnte man
in der Lokalpresse lesen: „ganze Familie
eines Singhalesen mit seiner Deutschen Ehefrau und ihren drei Kindern brutal
ermordet aufgefunden“ . Diese
Nachricht mit den schrecklichen Bildern ging um die Welt. Der von der Diaspora der Tamilen geschickt
gestreute Kommentar:
„Mafiöser
Bandenkrieg unter Indischen-Singalesischen Gaststätten“
Freitag, 7. August 2015
ER ein Name erübrigt sich denn es gibt viele davon
Seine grosse
Stärke war, dass ER ausser sich selbst nie jemanden geliebt hatte. Die Anderen
waren nur dazu da, ihm das Leben
angenehm zu machen. Schon in jungen Jahren war es so gewesen, nie hatte ER
selbstlos etwas getan, ja ER machte gerne Geschenke und galt als lieber Junge,
dass es reiner Eigenzweck war wurde ihm selbst erst mit der Zeit klar. Dass ER
nichts für andere Menschen fühlte, ausser Herrschsucht, merkte ER als zwei
Mitschüler während des Ferienlagers im Wildbach ertrunken waren. Alle Kinder
waren verzweifelt und heulten tagelang auch noch nach der Beerdigung, nur ER
fühlte nichts, es tat ihm nicht leid, denn von diesen Kindern hatte ER nie
etwas bekommen, also fehlten sie ihm auch nicht. Wären seine Vasallen, die Kinder die ER
beherrschte gestorben hätte ihn der Verlust eben dieser Vasallen geärgert—nicht
traurig gemacht—aber so lange ER sie rumkommandieren konnte war ihm einfach alles andere egal. Später hatte ER mehrere
Freundinnen, so zur Probe. Waren sie ihm über, verliess ER sie ohne ein Wort der
Erklärung oder des Abschieds. Überhaupt mussten seine Freundinnen sich „lohnen“
umsonst gab’s weder Zuwendungen noch Sex. Seine Bleibe, von Wohnung konnte man
damals nicht reden—musste geputzt und der Kühlschrank gefüllt sein wenn ER
geruhte zu kommen—; meist nistete ER sich aber lieber bei den Freundinnen ein, da wurde gewaschen gebügelt und der Tisch war
immer gedeckt. Oft dauerte es weniger als ein halbes Jahr bis ER eine bessere
fand, besser heisst mit grösserer Wohnung, mehr Geld um in Restaurants zu
gehen—da lieh ER sich immer das Geld um als Gentleman selbst zu bezahlen—zurückgezahlt
hat ER das geliehene Geld natürlich nie! Mit knapp dreissig lernte ER die Tochter nicht ganz armer Eltern kennen, sie war etwas naiv und fast zehn Jahre
älter als ER. Da die Eltern alt und krank waren rechnete ER sich genügend
Vorteile aus die ihn dazu brachten um ihre Hand anzuhalten. Für Christa war es
eine Erlösung, so lange nach „Torschluss“ doch noch unter die Haube zu kommen.
Die arme Christa träumte von Liebe und Geborgenheit, wurde aber nur ausgenützt.
Sie ging täglich arbeiten und brachte Geld nach Hause, ER machte „Geschäfte“
welcher Art und ob diese Geschäfte real waren hat Christa nie erfahren. ER
schaffte sich einen Hund an, Christa kümmerte sich um den Hund. Nach einigen
Jahren starben die Schwiegereltern kurz nacheinander, zuerst die Mutter von
Christa und dann kaum einen Monat später auch noch der Vater. Sie wohnten schon
seit ihrer Hochzeit im oberen Teil des geräumigen Hauses, das ER nun erbte,
denn sie lebten nicht nur in Gütergemeinschaft sondern hatten einen –für
ihn—sehr vorteilhaften Ehevertrag gemacht.Christe hatte nie begriffen was sie
da beim Notar alles unterschreiben musste! Nachdem die Erbschaft abgeschlossen
war, eröffnete ER ihr, dass er sich neu verliebt habe und dass er nun teilweise
ausziehen werde. Da sie ja leider keine Kinder hatten, bot er ihr an, den Hund
gemeinsam zu betreuen. Meist war der Hund bei Christa, nur manchmal an
Wochenenden nahm ER ihn zu sich. Seiner neuen Liebe, Rosi, machte ER ein Kind.
ER pendelte zwischen den beiden Frauen hin und her, liess sich bekochen, und
vertraute Christa mitunter auch die Wäsche von Rosi an. Christa duldete alles
um nur ja nicht total verlassen zu werden. Rosi litt seit der Geburt an einer
Malformation der Hüfte, dies zwang ihr einen hinkenden Gang auf über den es
sich oft unverhohlen lustig machte. Als das Kind fünf Jahre alt war, starb der
Hund. Ein Ersatz wurde –auf Christas Kosten—angeschafft. Die Hundebetreuung
blieb wie eh und je. Wieder fand ER eine neue Liebe, diesmal zog ER ohne ein
Wort weg. Weder Rosi und sein Kind noch natürlich Christa haben je ein
Lebenszeichen von ihm erhalten, ER war einfach weg, verschwunden als hätte es
ihn nie gegeben. Aus Verzweiflung und Einsamkeit näherten sich die beiden
Frauen Christa und Rosi an, der Hund blieb bei Christa, dies war ihr einziger
Trost.
Donnerstag, 6. August 2015
Stadtidylle
Es war Ende
Mai, die drei Geschwisterchen Emma, Ken und Lois spielten im grossen Garten mit
den neugeborenen fünf Kätzchen. Die Mutter war mit dem Einmachen der ersten
Erdbeeren beschäftigt .Es war noch früh am Tag, das Wetter war herrlich. Die Katzenmutter lag in der warmen
Sonne und schnurrte behaglich vor sich hin. Mit der Zeit verloren die Kinder
das Interesse am Spiel mit den süssen kleinen Kätzchen und gingen zu ihrem
Spielplatz mit Schaukeln, Rutschbahn ,Sandkasten und dem kleinen Karussell
.Es wäre für jeden Erwachsenen ,der sich
noch an seine eigene Kindheit erinnert, ein berührender Anblick gewesen. Plötzlich
ertönte ein heftiges Rauschen, ein riesiger Greifvogel stiess vom blauen Himmel
nieder und so schnell, dass man kaum etwas sehen konnte flog er mit einem der
kleinen Kätzchen in den Klauen zurück dem Himmel entgegen. In das vergebliche Fauchen der Katzenmutter
mischten sich das Heulen der drei Geschwister und das überraschte Schreien der
Mutter. Als alles wieder zur Ruhe kam, fehlte ein Kätzchen und die so heiss
geliebte Erdbeermarmelade schmückte den Küchenboden.
Mittwoch, 5. August 2015
Die Last der Herkunft
Er, nennen wir ihn Sebastian, stammte aus einer sehr
einfachen Familie. Die Vorfahren waren von Italien nach Frankreich, ins
Departement du Doubs ausgewandert. Der Urgrossvater hat in Sochaux in der
Peugeot-Fabrik gearbeitet. Auch der Grossvater
war in der Fabrik angestellt. Sebastians Vater wanderte in die nahe
Schweiz aus, wo er beim Importeur der Peugeot-Autos als „ Homme a tout
faire“ „ einfachster Angestellter“ oder auch "bring mir hol mir" genannt arbeitete,
dies war besser als in der Fabrik aber doch nicht viel besser. Sebastian fiel
dem Lehrer schon sehr früh auf, so ein intelligenter Schüler war in Bure, dem
Wohnort der Familie sehr ungewöhnlich. Sebastian wurde vom Lehrer sehr
gefördert, es brauchte alle Überredungskunst des Lehrers und einige Flaschen
Wein, um den Vater zu überreden—überzeugen konnte man ihn ja nicht—Sebastian
aufs Gymnasium im nahen Porrentruy gehen zu lassen (von schicken kann keine
Rede sein). Sebastian bestand das Gymnasium mit Auszeichnung und ging dann,
dank eines grosszügigen Stipendiums der Familie Burrus—Besitzer der Tabakfabrik
in Bonfol—zum Wirtschaftsstudium nach Genf. Jahre später, er war zuerst –wohl
aus Dank—einige Zeit bei Burrus gewesen, wurde er, noch in jungen Jahren,
Direktionsassistent der Schweizer Niederlassung eines mittelgrossen französischen Handelsunternehmen.
Nach der Pensionierung des Direktors rutschte er nach und wurde Chef der
Schweizer Filiale. Die ersten Jahre waren problemlos, die mit seinem Vorgänger
gealterten Mitarbeiter waren ja alle noch da, doch als allmählich einer nach dem
anderen in Rente ging fingen die Probleme an. Sebastian hing seine familiäre
Herkunft wie eine zweite Haut an, er konnte nicht über den Schatten seiner
Familie springen. Er ersetzte—sicher unbewusst—die guten Mitarbeiter die nun in
Rente gegangen waren mit schwachen Jasagern, die eine Stelle aber keine Arbeit
suchten und ihm nicht gefährlich werden konnten. Die Geschäfte gingen weiterhin
gut, oder mindestens zufriedenstellend, bis, ja bis zufällig ein cleverer Mann
von Sebastian angestellt wurde. Dieser neue Mitarbeiter erfasste die Lage
sofort, er merkte dass Sebastian sich an seinen Direktionsstuhl klammerte und vor
Angst seine Stelle zu verlieren zu allem bereit war. Der neue nutzte dies
schamlos aus und machte Sebastian—den einst so brillanten Hochschulabsolventen—zur
Marionette. Sebastian wird sicherlich bis zur Rente auf seinem Direktionssessel
kleben ohne je etwas Innovatives in Angriff zu nehmen.
Dienstag, 4. August 2015
Alles geplant ausser……
Ja geplant war alles, so konnte er unbeschwert seine
Kündigung einreichen um in den Frühruhestand zu gehen. Dass er diese Entscheidung
getroffen hat lag daran, dass seine um siebzehn Jahre ältere Frau so plötzlich
gestorben war. Ja Patrizia, die schon seit langen Jahren in Rente war und mit
der zusammen er ganz Europa mit ihrem alten Camping-VW abgeklappert hatte, war
überraschend erkrankt und wenige Monate später verstorben. Von Krankheiten
verstand er nichts, aber es muss wohl etwas Bösartiges an der
Bauchspeicheldrüse gewesen sein. Oskar war eigentlich nie krank gewesen, kaum
mal eine Erkältung. Nun war er
Jungrentner und ein junger Witwer von sechsundfünfzig Jahren. Sein Leben
lang war er sehr viel unterwegs gewesen, als Techniker seiner Firma musste er
immer, wenn die Kunden mit der Wartung und Instandstellung der Anlagen nicht zu
Recht kamen, ins nächste Flugzeug springen und die Sache in Ordnung bringen.
Durch die viele Überzeit die dieser Job mit sich brachte –Wochenende und
Achtzehnstundentage wurden grosszügig kompensiert—hatte Oskar extrem viele
Ferien. Seit ihrer
Pensionierung organisierte Patrizia all die Reisen mit dem Camper, mal in den
Norden, dann auch rund ums Mittelmeer, oder auch nur in die Alpen. Seit dem
Zusammenbruch der kommunistischen Macht auch viel im Osten Europas. Patrizia hat, schon todkrank, Oskar
das Versprechen abgerungen, nach ihren Tod in Rente zu gehen und alle die
vielen gemeinsamen Reisen zu ihrem Andenken noch einmal zu unternehmen. Kinder
waren keine da, sodass Oskar nichts zurückhielt. Er kaufte sich ein neues, nach
seinen Plänen gebautes Camping-Car. Nun war er dabei, die vielen Reisetagebücher,
die Patrizia so gewissenhaft aufgeschrieben und später mit den Fotos
vervollständigt hatte,zu
studieren. Ja er wollte alle Reisen chronologisch nachfahren, wie er es der
Sterbenden so hoch und heilig versprochen hatte. Beim Lesen dieser Tagebücher
kamen ihm—der seit seiner Kindheit nie mehr geweint hatte—Tränen, er sah nicht
mehr klar alles verschwamm. Oskar dachte, er müsse nun auch eine Lesebrille benutzen.
In der nahegelegenen Apotheke probierte er diese Lesehilfen, aber die komisch
blinden Flecke blieben. Jetzt entschied er sich bei einem Augenarzt
vorzusprechen. Dies war sein erster Arztbesuch seit Jahrzehnten, er war ja nie
krank gewesen, abgesehen von den
Impfungen die er für seine vielen Reisen in aller Herren Länder brauchte
und die er in der Poliklinik machen liess. Oskar suchte im Telefonbuch unter
Ärzte die Rubrik Augenärzte und ärgerte sich seiner Leseschwierigkeit wegen,
dann schrieb er sich mühsam mit grossen
Buchstaben die Adresse auf. Die erste Frage der schnippischen Dame am Empfang war,
„haben sie einen Termin“ auf seine Verneinung hin hiess es beinahe bösartig,
wir nehmen keine neuen Patienten an, gehen sie in die Klinik. Der junge
Assistenzarzt in der Augenpoliklinik untersuchte ihn nett schwatzend wurde dann
plötzlich still, stand auf und kam nach kurzer Zeit mit einem älteren Herrn in
weissem Kittel den er als Professor X Chefarzt der Augenklinik vorstellte.
Oskar wurde es ganz komisch als nun der Herr Professor dieselbe Untersuchung,
die der Assistent schon gemacht hatte, wiederholte. Sie haben eine
fortgeschrittene Netzhautablösung und müssen sofort ich betone sofort!
behandelt werden damit wir noch ein wenig Sehkraft retten können. Wenige Wochen
später war in der Zeitschrift „Auto Motor und Sport“ ein Inserat zu lesen :
Neues nie gebrauchtes
Camping-Mobil, auf Mass für eine Person eingerichtet, mit Motorroller und Schlauchboot mit
Aussenbordmotor umständehalber, wegen
geplatztem Traum, zu verkaufen.
Montag, 3. August 2015
Traum vom Eigenheim wird zum Albtraum
Sie waren alle Beide nicht mehr jung. Marlies war doch schon
siebenundfünfzig, Bodo elf Jahre älter. Kennengelernt hatten sie sich auf einer
Wanderreise im Norden Indiens im Ladakh. Als Bodo mit Durchfall und Fieber im
Kamp bleiben musste erklärte sich Marlies spontan dazu bereit, im Kamp bei ihm
zu bleiben und Bodo zu pflegen, es störe sie nicht, mal einen Tag lang
auszuruhen, denn der Trip war doch anstrengender als sie erwartet hätte. Sie
fanden Gefallen aneinander, ja es funkte wie in Teenager-Zeiten. Dies war nun
etwa vier Jahre her. Heiraten wollten sie alle Beide nicht mehr, nach schlecht
verlaufenen Ehen und noch viel schlechter erlebten Scheidungen. Kinder hatten
beide nicht, aber komischerweise waren in beiden Ehen Stiefkinder vorhanden,
die die neuen Partner Ihres Elternteils nie akzeptiert und ihnen das Leben zur
Hölle gemacht hatten. Sie waren oft zusammen, lebten aber jeder in einer
anderen Stadt und Wohnung. Alle Beide, besonders aber Bodo träumten von
Gemeinsamkeit, ach wäre das schön zusammen zu wohnen. Du Marlies könntest ja in
Rente gehen, dann wären wir beide Ortsungebunden und könnten uns ein Haus
kaufen, ein einfaches Haus auf dem Land wäre sicherlich erschwinglich. Das Haus
wurde gefunden und erworben, es war beider Traumhaus an einem kleinen Bach
gelegen in einem Birkenhain. Da nun alle Beide nicht mehr arbeiteten begannen
sie—obwohl sie schon da wohnten—mit der Restaurierung, die immer mehr Schäden
und Probleme aufdeckte. Der hübsche Bach liebte ihr Haus so sehr, dass er ihm
immer näher kam, sie brauchten professionelle Hilfe. Ihr Erspartes schrumpfte
zusehends. Endlich nach fast zwei Jahren Fronarbeit war alles zu einem guten
Ende gekommen. Es war kurz vor Weihnacht als Bodo eines Morgens unter der
Dusche einen etwa Baumnussgrossen Bobbel unter der linken Achsel entdeckte. Der
Bobbel war absolut schmerzlos, Bodo schwieg, erst an Heilig Abend hielt er es
nicht mehr aus, seine Sorge und—ja sagen wir es ruhig—Angst wurden zu
belastend. Er sagte es beim traditionellen Weihnachts-Essen, das sie der
Feierlichkeit halber bereiteten –sie waren beide Atheisten—. Das gute Essen
blieb fast unberührt, Marlies war unter Schock und brauchte Trost vom
ängstlichen Bodo; so ist es ja oft, dass der Kranke die Gesunden trösten muss. Die
Erkrankung war ernst aber nicht Lebensbedrohlich. Es folgte Bestrahlung und
Chemotherapie. Dann kam das Frühjahr, an die Realisierung der vielen Reisepläne
und an Gartenarbeit war nicht mehr zu denken. Die Distanz des „Traumhauses“ zur
Klinik wurde zu einem fast unüberbrückbaren Problem. Bald war es Marlies klar,
dass das so ersehnte Haus verkauft werden musste und dass eine Stadtwohnung in
der Nähe des Spitals besser zur neuen Lebenssituation passte. Und so wurde aus
dem Traum ein Albtraum, der dank des energischen Einschreitens von Marlies zu
einem guten Ende kam.
Sonntag, 2. August 2015
Psychologische Betreuung der besonderen Art
Zimperlich war Diana nie gewesen, ganz im Gegenteil. Schon
als Kind wusste sie alle ihre Launen und Ideen durchzusetzen. Passte ihr etwas
nicht, konnte sie ausserordentlich stur sein, bis sie das bekam was sie wollte.
Sie durchlief die Schule problemlos bis zum Abitur, dann studierte sie Medizin.
Heute ist sie eine anerkannte Jugend-Psychiaterin und beamtete Leiterin der Ambulanz
für Jugend-Psychiatrie. Inzwischen ist sie eine drahtige Frau von etwa fünfundvierzig
Jahren. Ihr Alter erkennt man erst beim
genauen Hinsehen, denn sie sieht auf den ersten Blick recht jugendlich aus, ja
meist wird sie so Anfang bis Mitte dreissig geschätzt. Ihr Lebensinhalt ist
zugleich ihr Problem, denn sie betreut vor allem halbwüchsige Jungs, und die
liebt sie auf sehr konkrete Weise. Sie weiss, dass sie im Widerspruch mit den
Regeln der klassischen Psychiatrie handelt .Es ist aber wie ein Zwang mit
diesen jungen Knaben? – oder
schon Männern—? innigste Beziehungen zu
unterhalten. Auch belügt sie sich selbst indem sie sich sagt , ich ersetze
diesen armen frustrierten Menschen nur die mangelnde liebevolle Zuwendung die
ihnen in der Kindheit verwehrt worden
ist. Dass einige Kollegen von ihren unorthodoxen Methoden wissen, aber sich
darüber in Schweigen hüllen hat wohl mit dem sakrosankten Arztgeheimnis zu tun
oder gar damit: wenn die das darf, darf ich’s ja auch irgendwie!
Samstag, 1. August 2015
Lügen haben kurze Beine
Endlich ein Abend an diesem Kongress in Aix-les-Bains , wo
wir, mein Kollege Hans und ich, keine Einladungen hatten, da es der Abend des
grossen Galadiners war. Also sassen wir in unserem Lieblings-Restaurant, assen
gut und lachten viel mit dem, immer zu Scherzen bereiten, Wirt. Hans trank,
entgegen seiner Gewohnheit, erstaunlich wenig. Auch drängte er, Müdigkeit
vortäuschend zu raschem Aufbruch. Jahre zuvor hatte er mir von einer Affäre,
die er im benachbarten Annecy gehabt hatte, mit allen pikanten Einzelheiten
erzählt. Und nun fuhren wir zurück ins Hotel um endlich mal genügend Schlaf zu
bekommen. Ich ging noch nicht aufs Zimmer, denn der Hotelbesitzer, den wir schon
seit Jahren kannten, lud uns noch zu einem Drink in der Bar ein; Hans verweigerte den Drink, dies war sehr
ungewöhnlich! denn meist war er es der immer noch ein letztes Glas wollte. Die
Hotelbar war nur spärlich besetzt, da die meisten Gäste am Galadiner waren. Es
wurde spät, denn der Hotelier war mal wieder bei seinem Lieblingsthema
angekommen—er sammelte Bilder regionaler
Künstler—und dafür reiste er von Auktion zu Auktion. Als ich endlich im Zimmer
war und die Balkontür öffnete, sah ich zu meinem Erstaunen, dass der Citroen meines lieben Kollegen
verschwunden war. Ich überlegte noch, ob er wohl gestohlen worden sei, denn
damals war so etwas in dieser Gegend recht häufig der Fall, ging dann allerdings
bald zu Bett. Beim Frühstück fragte ich –auf etwas perfide Art—ob Hans auch so
tief und gut geschlafen habe. Da tischte er mir folgende Lüge auf: „ ja kaum
hatte ich den Kopf auf dem Kissen war ich schon weg“. Ich konnte es mir nicht
verkneifen zu antworten: „ja du warst sogar mit deinem Auto weg“ woraufhin Hans
zum Frühstücksbuffet ging und mit gefülltem Teller zurückkehrte, das Gespräch
drehte sich ab dann nur noch um die Arbeit am Kongress. Wochen später bat mich
Hans um ein Gespräch. Er hatte ein Problem. Seine Frau hatte einen Brief der
Polizei von Annecy geöffnet und nun musste er ihr erklären wie es dazu gekommen
war, dass er um fünf Uhr früh in Annecy, in der Strasse wo seine –ehemalige inzwischen
aufgegebene Mätresse—wohnte, geblitzt worden war. Er erwartete von mir, dass ich
seiner Frau eine Geschichte auftischen sollte, denn auf dem Beweisfoto war
nicht klar zu erkennen wer da nun am Steuer sass. Weil ich mich nicht darauf
einliess, entstand eine gewisse kühle Distanz zwischen uns, die erst nach
seiner Scheidung, die seine Frau ihrer Drohung entsprechend sofort verlangt
hatte, allmählich verschwand. Fortan wohnte Hans in einer billigen
Studio-Wohnung im schlechtesten Quartier von Genf und trauerte—nicht etwa
seiner Frau—sondern der schönen Villa und den „Federn“ die er hatte lassen
müssen, nach. Auch dass seine Kinder jeden Kontakt mit ihm verweigerten schmerzte und verletzte
ihn—in seiner Überheblichkeit verstand er nicht wie sehr er seine Familie
verletzt hatte. Dies ist ein neuer Beweis, dass seinen Instinkten und Trieben
nachzugeben—also schwanzgesteuert zu sein—
zur Lebens- Katastrophe führen kann.
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