Er, nennen wir ihn Sebastian, stammte aus einer sehr
einfachen Familie. Die Vorfahren waren von Italien nach Frankreich, ins
Departement du Doubs ausgewandert. Der Urgrossvater hat in Sochaux in der
Peugeot-Fabrik gearbeitet. Auch der Grossvater
war in der Fabrik angestellt. Sebastians Vater wanderte in die nahe
Schweiz aus, wo er beim Importeur der Peugeot-Autos als „ Homme a tout
faire“ „ einfachster Angestellter“ oder auch "bring mir hol mir" genannt arbeitete,
dies war besser als in der Fabrik aber doch nicht viel besser. Sebastian fiel
dem Lehrer schon sehr früh auf, so ein intelligenter Schüler war in Bure, dem
Wohnort der Familie sehr ungewöhnlich. Sebastian wurde vom Lehrer sehr
gefördert, es brauchte alle Überredungskunst des Lehrers und einige Flaschen
Wein, um den Vater zu überreden—überzeugen konnte man ihn ja nicht—Sebastian
aufs Gymnasium im nahen Porrentruy gehen zu lassen (von schicken kann keine
Rede sein). Sebastian bestand das Gymnasium mit Auszeichnung und ging dann,
dank eines grosszügigen Stipendiums der Familie Burrus—Besitzer der Tabakfabrik
in Bonfol—zum Wirtschaftsstudium nach Genf. Jahre später, er war zuerst –wohl
aus Dank—einige Zeit bei Burrus gewesen, wurde er, noch in jungen Jahren,
Direktionsassistent der Schweizer Niederlassung eines mittelgrossen französischen Handelsunternehmen.
Nach der Pensionierung des Direktors rutschte er nach und wurde Chef der
Schweizer Filiale. Die ersten Jahre waren problemlos, die mit seinem Vorgänger
gealterten Mitarbeiter waren ja alle noch da, doch als allmählich einer nach dem
anderen in Rente ging fingen die Probleme an. Sebastian hing seine familiäre
Herkunft wie eine zweite Haut an, er konnte nicht über den Schatten seiner
Familie springen. Er ersetzte—sicher unbewusst—die guten Mitarbeiter die nun in
Rente gegangen waren mit schwachen Jasagern, die eine Stelle aber keine Arbeit
suchten und ihm nicht gefährlich werden konnten. Die Geschäfte gingen weiterhin
gut, oder mindestens zufriedenstellend, bis, ja bis zufällig ein cleverer Mann
von Sebastian angestellt wurde. Dieser neue Mitarbeiter erfasste die Lage
sofort, er merkte dass Sebastian sich an seinen Direktionsstuhl klammerte und vor
Angst seine Stelle zu verlieren zu allem bereit war. Der neue nutzte dies
schamlos aus und machte Sebastian—den einst so brillanten Hochschulabsolventen—zur
Marionette. Sebastian wird sicherlich bis zur Rente auf seinem Direktionssessel
kleben ohne je etwas Innovatives in Angriff zu nehmen.
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