Freitag, 28. August 2015

Fiese Machenschaft

Zusammengekommen sind sie, Walther und Ursula, als beide schon mehrere Beziehungen hinter sich hatten. Kennengelernt hatten sie sich, wie heute üblich im Internet. Walther war schon dabei seine dritte Ehe durch einen bösartigen Prozess zu beenden; schuld war, wie bei den zwei vorausgegangenen Scheidungen natürlich seine Frau. Walther hatte aber auch immer Pech mit seinen Ehefrauen, alle waren psychisch angeknackt, konnten dies aber in der anfänglichen Werbephase sehr geschickt vertuschen. Bösartig war natürlich seine Frau, die alles von ihm wollte, ja –so sagte Walther immer wieder—sie war arm wie eine Kirchenmaus und nun will sie von mir alles was ich mir erarbeitet habe und auch noch die Hälfte meines Erbes. Nicht ganz ohne Eigennutz unterstützte Ursula ihren neuen Lebenspartner, denn endlich hatte sie—so glaubte sie mindestens—den idealen Lebenspartner gefunden. Walther war gebildet, schrieb wunderschöne verliebte E-Mails und war auch ein grosser Kunstfreund. Museen und Ausstellungen sowie Theater und Konzerte waren ihm lebenswichtig. Dass er auch gerne wanderte und ein wenig Sport trieb rundete die Vorstellung die Ursula von einem idealen Partner hatte ab. Walther arbeitete im mittleren Kader in einer Grossbank. Ursula war Filialleiterin eines konkurrierenden Bankhauses in derselben Stadt irgendwo in Deutschland. Ursulas Stelle war besser dotiert und prestigeträchtiger als die Walthers, was alle beide nicht störte, ja Walther sagte immer wieder, dass er es toll finde eine solch erfolgreiche Frau „sein Eigen nennen zu können“. Nun wurde die Direktionsstelle in Walthers Bank plötzlich frei, der Direktor war auf einer Bergtour tödlich verunglückt. Ein Headhunter kontaktierte Ursula und bot ihr die Nachfolge an. Ursula besprach alles mit Walther, der sie  voller Begeisterung unterstützte. Die Verhandlungen gingen reibungslos und erstaunlich schnell vonstatten. Schon wenige Tage später hatte sie den vom CEO unterzeichneten Vertrag zugeschickt bekommen. Zur Feier des Vertrags brachte Walther, ganz galanter Gentleman, eine Flasche Dom Perignon, Kaviar und gekochten Hummer mit nach Hause. Es folgte eine lebhafte Liebesnacht, Ursula schlief  selig in Walthers starken Armen ein. Am nächsten Morgen sagte Ursula, dass sie den Vertrag sofort zur Post bringen wolle denn es wurde erwartet dass dieser wichtige Vertrag innert achtundvierzig Stunden auf dem Schreibtisch des CEO`s läge. Walther sagte, dass er in zwei Stunden sowieso eine Sitzung der Geschäftsleitung habe und den Vertrag dem Big Boss persönlich geben könne. Mit einem dicken Kuss bedankte sich Ursula dafür, sie dachte immer noch an die vergangene Nacht. Zwei Wochen später klingelte das Telefon auf Ursulas Schreibtisch es war der CEO ,ihr neuer Arbeitsgeber, er wollte wissen warum  Ursula, nach der mündlichen Zusage, durch ihren Anwalt  telefonisch bestellen lassen hatte, dass sie nun die Stelle doch  nicht antreten würde, da sie ein viel besseres Angebot von ihrem jetzigen Arbeitsgeber erhalten habe, er finde das sehr befremdlich und unfair. Ursula fiel aus allen Wolken, sie beteuerte dass ihr Lebenspartner Walther ihm doch den unterschriebenen Arbeitsvertrag persönlich gebracht haben musste. Einen Walther kenne ich nicht und ich glaube, dass ein Kader mit diesem Vornamen nicht hier bei uns existiert, nun hat ihr Mitbewerber das Rennen gemacht, schade für sie. Ungläubig rief Ursula ihren Walther auf seinem Mobiltelefon an, die automatische Antwort „diese Nummer ist nicht mehr in Betrieb“ gab ihr den zweiten Schock des Morgens. Sie setzte sich ins Auto und raste nach Hause. Die Wohnung war leer, nichts zeugte davon, dass irgendeinmal ein Mann namens—und nun zweifelte sie auch am Namen—Walther in dieser Wohnung gewesen war. Ursula beteuerte  nun schon— zwei Mal die Woche— wenn sie erschöpft auf der Couch des Psychiaters lag, dass sie dies alles doch nicht geträumt haben konnte. Ghosting, sagte der Psychiater, nennt man sowas, aber so fies habe ich es noch nie gehört, das tönt wirklich nach Rache, haben sie diesem Walther irgendetwas zuleid getan? Nun zerbrach sich Ursula auch noch das Gehirn was ach was habe ich ihm denn Böses getan?? Wäre Walther in der Lage gewesen dies zu beobachten hätte er sich sicherlich daran sehr „aufgegeilt“ sein Ziel war total erreicht.

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