Freitag, 5. Februar 2016

Frauen

Fünfzehn Jahre lang hatte ich eine Chefin. Diese Frau war sehr begabt für den Job, hatte aber—wie viele Frauen—einen Komplex und zwar den, dass sie, als Frau, immer alles wissen müsse und nicht wie die Männer in gleicher Position, improvisieren könne. Dadurch brauchte sie halbe Nächte um sich auf Tagungen oder Präsentationen vorzubereiten. Ihre Notizen waren sehr voluminös aber absolut übersichtlich geordnet, dass sie kaum gebraucht oder meist ungebraucht  zum Altpapier kamen zeigte wie viele unnötigen Stunden sie zu ihrer Erstellung geopfert hatte.  Ihr Vorgesetzter nahm es als absolut selbstverständlich hin, dass ihm bei gemeinsamen Geschäftsreisen alles sozusagen mundgerecht vorgekaut auf einem Silbertablett serviert wurde, damit er  –wohlversehen mit Dormicum—im Business-Sitz schlafen konnte. Dass Frau MM, nennen wir sie mal so, deshalb im Flugzeug nicht mal Zeit zum Essen—geschweige denn zum Relaxen—hatte war ihm, sollte er es überhaupt bemerken, schnurzegal. Natürlich war der Lohn von Frau MM etwa dreissig Prozent unter dem eines Mannes in derselben Funktion, hatte sie doch keine Familie zu ernähren; soviel zum Paternalismus einer Familien AG. Eines Tages sagte uns MM, unsere Chefin, sie suche eine Assistentin um sie zu entlasten und ihr bei der Vorbereitung der Dossiers die ihr Chef immer sehr kurzfristig in Auftrag gab zur Hand zu gehen. Ich schlug ihr eine Bekannte vor, die nach jahrelanger Karriere im Aussendienst zurück in ihre Heimatstadt Basel und vor allem in den Innendienst wechseln wollte. Sie hatte in Abendkursen das Diplom als Verkaufsleiter/in mit Bravour bestanden. Nach einem langen Vorstellungsgespräch sagte mir MM, auf meine Anfrage hin was für einen Eindruck  denn meine Bekannte gemacht habe, ganz lapidare: exzellent, aber ich werde mir doch keine Assistentin nehmen die an meinem Stuhlbein sägen und mir gefährlich werden könnte!! soviel zur Solidarität zwischen den—ach so sanften, lieben, non-aggressiven—Frauen. Diese Reaktion zeigt auch die latente Unsicherheit vieler Frauen in höheren Positionen, ein männlicher Chef in dieser Situation nimmt gerne sehr gute Assistenten, die er dann aber mit harter sicherer Hand, im Zaum hält. Eine andere Marotte von MM war es mich—und sicher auch alle anderen—über Kollegen auszufragen; dass ich keine Meinung zur Arbeitsweise meiner Kollegen hatte ärgerte sie sichtlich sehr, hinderte sie aber nicht weiterhin zu versuchen mir die „legendären“ Würmer aus der Nase zu ziehen. Es ist sicherlich keine Gender-Frage wie sich ein Chef, Angestellten gegenübe, verhält aber eher eine Frage der Herkunft, denn da kommt die vorgelebte Erziehung ins Spiel.                                        Ob Mann ob Frau, als überglücklicher Rentner werde ich keine profilneurotische Chefchens mehr ertragen müssen, Altersvorsorge sei Dank.

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