Sie
waren, wegen diverser Straftaten in diesem Gefängnis gewesen. Irgendwie sind sie
so etwas wie, na was denn, Kumpels Freunde Kameraden oder doch nur Komplizen
„in spe“ geworden. Der erste der freikam war Geza, er war wegen Betrugs
eingesessen. Geza war ein Gentleman-Betrüger, er war stets, wie viele Ungarn, pikfein
angezogen, hatte sehr gute Manieren und sein leichter ungarischer Akzent war
für Frauen meist unwiderstehlich. Einige Wochen später war die Reihe an Enzo,
er stammte aus der Toskana, und hatte, nachdem
ihm dort das Pflaster zu heiss geworden war, in der Schweiz Arbeit
gefunden. Er war ein nicht unbegabter Auto-Elektriker was ihm auch geholfen
hatte—schon damals in Florenz—Autos zu knacken und im Mezzogiorno, dem Süden
Italiens, an die Auto-Mafia zu liefern. Als es ihm dann zu "heiss" wurde kam er
eben in die Schweiz, wo er wegen einer—wie er meinte—Lappalie für ein Jahr in
den Knast musste. Der dritte im Bunde war Ruedi, ein echter Schweizer, er war nicht
das Gehirn, sondern das schlagende Element dieses Trios. Im Knast hatten sie
ausbaldowert, was wohl in Zukunft ihre Geschäftsmasche sein könnte. Geza das
Hirn der Möchtegern-Gangster-Bande, hatte die
geniale Eingebung. Wir machen eine Firma auf, die Kredite ohne Garantien
abgibt. Daneben eröffnen wir eine Garage mit Gebrauchtwagen, die wir dann den
Kunden mit einem Leasing-Vertrag abgeben. Dass einige der Autos ohne richtigen
„Stammbaum“ sind merkt sicher keiner, falsche Papiere und vor allem dumme Kunden
sollten sich leicht finden lassen. Alle drei wussten ja aus schmerzlicher
eigener Erfahrung, wie schwer es ehemalige Knastbrüder haben irgendetwas zu
mieten oder auf Kredit zu erstehen. Da Gezas Bruder Janosch ein
unbescholtenes—da noch nie erwischtes—Blatt war, wurde er Manager und Inhaber
der Firma. Und das Geschäft ging so. Man vermietete an ex Knasties und
Sozialhilfeempfänger Autos zu überhöhten Monatsraten aber ohne finanzielle Garantien zu verlangen. Wollte einer der
Leasings Nehmer aus dem Vertrag aussteigen war der zu entrichtende Preis
horrend, die Kunden hatten keine Möglichkeit sich zu wehren, denn die meisten
waren schon wieder in strafbare Aktivitäten verwickelt und fürchteten sich vor
einer Klage der Leasingfirma, auch die Sozialamts-Kunden konnten ja nicht um
Unterstützung oder Hilfe beim Amt vorstellig werden. Der zweite Geschäftszweig
war, alte baufällige Immobilien zu kaufen und an dieselbe Art von Kunden zu
Wucherpreisen, aber ohne Garantiedepot, zu vermieten. Was den vieren –Janosch
war ja nun auch Partner—das Genick brach, war das Sozialamt. Und das kam so.
Einige der Knasties waren ehrlich geworden und baten das Sozialamt um
Unterstützung bei der Wohnungsmiete. Einem der wenigen cleveren Beamten fielen
die Wuchermieten für diese Drecklöcher auf, es wurde recherchiert, als dann der
Skandal im Regional-Fernsehen kam war das so schöne Geschäftsmodell futsch. Nach
diesem Prozess war auch der Vorzeigebruder Janosch kein unbeschriebenes Blatt
mehr.
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