eine etwas kitschige Geschichte
Diese beiden
hatten sich am selben Abend ins Kino begeben. Der Zufall schlug an diesem Abend
gleich mehrmals zu, oder war’s Eros, Amor oder die beiden Schutzengel die sich
einmischten? Es sei nicht weiter danach gefragt, denn Antwort kommt keine.
Jeden(zu)falls sass, als Ken seinen nummerierten Platz einnahm, auf dem
Nebenplatz diese hübsche junge Blondine—nein eher nicht so richtig blonde sondern Hellhaselnussbraune—aber das
stellte Ken erst später fest. Wenn es so was wie Evidenz auch in Beziehungen gibt
so war das sicher so ein Fall. Ken sah, bevor er sich setzte die junge Frau
halb erstarrt an. Auch Tamara erstarrte beim Aufblicken einige Atemzüge lang.
Beide hatten dann, als sich Ken hinsetzte ein blödes Lächeln auf den, bei
beiden komischerweise befeuchteten, Lippen. Welchen Film sie doch sicherlich
ganz bewusst ausgesucht hatten und wie der Film war, wussten später wohl beide
nicht zu sagen. Wie in Trance sassen sie nebeneinander, wagten sich nur ab und
zu zum Nachbarn zu blicken. Ken fragte sich seit Beginn der Projektion, ob er
wohl den Schneid haben würde, in der Pause seiner Nachbarin ein Eis oder
Getränk anzubieten? oder wie er insgeheim dachte „anzubiedern“. Tamara sah sich
den Film genau an <nicht den auf der Leinwand, den in ihrem hübschen
Köpfchen, denn der Traumprinz sass ja neben ihr > Kurz vor der Pause
bemerkte Ken, dass er verliebt war und zwar daran, dass er nicht an Sex sondern
ans Beschützen und Kuscheln dachte, er hatte nämlich keine Erektion! Nach
Coca-Cola und Pause fanden sich ein
schüchternes Händchen und eine stressklamme Hand. Wohin, zu dir zu mir ?
all dies wurde gar nicht besprochen, wie Automaten fanden sie sich im
Treppenhaus wo Ken in einer Wohngemeinschaft ein Zimmer hatte. Und plötzlich
sagte er sich, so nicht, nicht mit diesem Engel. Tamara wäre sicherlich mitgekommen,
aber Ken zog sie zurück auf die Strasse. Sie wohnte am anderen Ende der Stadt,
der Weg dahin schien beiden sehr kurz. Trotz dem es keine erste Nacht war, ist
dies in ihrer Erinnerung die erste Nacht
geworden. Er brachte sie nach Hause, am Nachmittag trafen sie sich in einem
kleinen Tee Salon wo nur ein paar alte Damen ihr Teekränzchen abhielten. Da sie
niemanden wahrnahmen fühlten sie sich, wie die kleinen Kinder, auch selbst
unbeobachtet. Tamara war die, welche es auf den Punkt brachte, wir sind ja
beide hoffnungslos ineinander verliebt, das ist wunderschön unterbrach sie Ken
und kniete sich—versteckt vom Tischtuch—vor Tamara hin. Willst du meine Frau
werden? Ja klar! eigentlich eine überflüssige Frage, sagte Tamara, weil wir uns
lieben und gar nicht anders können. Auch die grösste Liebe wird irgendwann zur
Gewohnheit, zur lieben Gewohnheit oder liebgewonnenen Gewohnheit. Liebt man die
liebgewordene Gewohnheit mehr als den Partner, denn nur der Partner kann—im
Gegensatz zur Gewohnheit auch mal enttäuschen—kann es zu Liebesentzug kommen.
Meist ist Liebesentzug nicht etwa keinen Sex zu haben, sondern Sex ganz
mechanisch und ohne liebe zu praktizieren. So etwas kann schon mal –trotz
sexueller Befriedigung—recht schmerzlich und frustrierend sein. Und irgendwann
wird aus der liebgewordenen Gewohnheit eine unliebe Last. All dies haben Ken
und Tamara mehrmals miterlebt, aber durch ihren Humor und die Erinnerung an
ihre erste Nacht, die wie wir wissen ja gar keine gewesen war, bis Heute, viele
Jahre danach stets wieder überwunden.
Danach stellte sich immer erneut die Liebe Gewohnheit, sich richtig zu lieben, ein.
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