Seit sie die zweite Schulklasse besuchten und nun
lesen konnten, waren die zwei Zwillingsbrüder auf ihre Eltern nicht mehr gut zu
sprechen. Hans und Peter wurden nämlich seit einigen Wochen immer wieder
gefoppt, ja auf brutale Art ausgelacht und das kam so. Ein Klassenkamerad der
in ihrer Nähe wohnte, hatte eines Tages ,beim Vorbeigehen an ihrem Elternhaus
gesehen, dass –zwar etwas ausgebleicht—aber noch immer deutlich lesbar auf
einem Riesenschild zu lesen war : Papi und Mami sind überglücklich, dass der
Klapperstorch <der auch, mit zwei Babys im Schnabel, abgebildet war>
ihnen heute Nacht Hansli und
Peterli gebracht hat und danken dem
Storch und auch dem lieben Gott für dieses Himmelsgeschenk. Seither war immer
Streit, ob bei Tisch ob beim ins Bett gehen. Hans und Peter wollten dass das
Schild endlich entfernt werde, waren aber noch zu klein es selbst zu tun, Papi
und Mami wollten das „so herzige“ Schild mindestens bis zur Konfirmation an
seinem Platz auf dem Giebel des Hauses belassen. Eines Tages, als die Eltern
irgendwohin gegangen waren und die beiden Buben alleine waren, benutzten sie
die Gelegenheit um aufs Dach zu klettern
und mit einer grossen Zange, die sie kaum halten konnten, den Draht des
Schildes zu durchtrennen. Als die Eltern nach Hause kamen, fanden sie die
Zwillinge leise weinend mit zusammen fünf gebrochenen
Gliedern am Boden liegen unter der schiefhängenden Geburtsankündigung. Man kann
vermuten, dass auch der „Haussegen“ schief hing und nach dem Spitalaufenthalt
wieder geradegerückt werden musste. Als die beiden Schlingel aus dem Spital
nach Hause kamen sahen sie schon von weitem, dass der Giebel nun in seiner
erhabenen Unverhülltheit bis weit in die Ferne leuchtete.
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