Warf
man mir als Kind einen Ball zu, wich ich verängstigt aus oder duckte mich weg.
Dies waren für mich—damals wohl noch unbewusst—Abwehrreaktionen auf eine imminente Gefahr. Als ich am 6. Februar 1952 bei einem Skiausflug auf einem kleinen Berg in der Westschweiz
Skifahren sollte hatte ich zwei Schlüsselerlebnisse. Das erste und wichtigste
Erlebnis war folgendes. Wir, die ganzen Bewohner sowie mehrere Lehrkräfte des
Internats in dies ich damals gesteckt worden war, sassen in der Berghütte auf
der Tour de Gourze wo wir zu unserem Mitgebrachten eine heisse Suppe serviert
bekamen. Es war Mittagszeit und im Radio kamen die Nachrichten. Als erstes
wurde der Tod von Georges VI ,König von England bekanntgegeben ; dies war ein
richtiger Schock für mich damals elfjährigen, dass ein König einfach so sterben
konnte war wirklich kaum zu fassen, denn in den heissgeliebten Märchen war das
ganz anders. Das zweite Erlebnis war dadurch hervorgerufen, dass man mich zwang
Skier anzuschnallen und den Berg herunter zu fahren. Nach einigen kleinen
Stürzen und etwa fünfzig Metern schnallte ich die Skier ab, nahm sie auf
die—nicht leichte—Schulter und ging bergab. Ich schwor mir nie wieder! stelle
ich mich auf solche blöden Bretter; gebrochen habe ich während des Abstiegs
weder die Beine noch später je diesen
Schwur! Zurück zum Sport, ich habe nie Freude an körperlicher Betätigung
gehabt, ausser sie machte für mich Sinn. Eine Stadt erlaufen, Stunden, ja gar
Tagelang durch Museen schlendern bis ich meine Füsse kaum noch spürte war mir
immer ein Bedürfnis aber eben alles als Mittel zum Zweck. Auch dem Volks oder besser
Massensport—vom Sofa aus, Bier-trinkend Gladiatoren zu begaffen—konnte ich nie
etwas abgewinnen. Was mich aber am allermeisten anwidert, ist das Vokabular der
Kommentatoren sportlicher Radio und Fernsehübertragungen. Was man sich da alles anhören muss! Statt zu sagen, Klub X
hat gewonnen heisst es „Unser Klub“ hat den Gegnern eine beschämende
Niederlage, Korrektur, Abreibung, Ohrfeige etc. verpasst oder auch wir haben
sie geschlagen, vernichtet, lächerlich gemacht usw. oder die Anderen haben sich
blamiert, sind zusammengebrochen vor der Macht unseres Klubs …. Einfach
schrecklich so über Sport-Partner zu reden. Im französischen Sprachgebrauch
gibt es auch einen sehr beleidigenden Kommentar: „on les à décullotée“ wörtlich:“ wir haben ihnen die Hosen
ausgezogen“ einfach ekelhaft! Im Einzelwettkampf ist es nicht besser, man
vernichtet, korrigiert, stellt bloss, entthront den Gegner; Respekt vor dem
Anderen kennt man nicht und Fairness ist nur ein leeres Wort im Sport.
Ausnahmen gibt es sicherlich, aber mein Interesse ist nicht gross genug um
sie—wie die berühmte Nadel im Heuhaufen—zu suchen.
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