Ihren Namen
weiss ich nicht mehr genau, irgendetwas mit der Endung …..kis dass sie eine
schillernde Persönlichkeit in dieser Kleinstadt war bleibt mir aber gut in
Erinnerung. Sie und ihr schon längst verstorbener Ehemann waren lange vor dem
zweiten Weltkrieg aus ihrer Griechischen Heimat in diese Kleinstadt am See
gezogen. Dieser Grieche war Kunstmaler, na ja er malte eher „niedliche“ Kinderbilderchen
und idealisierte Portraits. Kaum eine
der bürgerlichen oder gar grossbürgerlichen Familien entging seiner Kunst. So
sah man in den meisten Wohnungen niedliche Bilder der Kinder oft auch der
Eltern. Frau X malte auch, noch süsser als ihr verstorbener Ehemann, aber neben hübschen Blumensträussen eben auch
Portraits.
Er war
damals—so sagte man mir, denn er war schon lange tot als ich in diese Stadt
zog— das ganze Jahr über immer äusserst
elegant weiss gekleidet. Seine Witwe geisterte durch die Stadt, grüsste alle ob sie diese Menschen nun kannte oder nicht
war ihr ganz egal. Wo immer etwas los war traf man Frau X. Sie stellte ein Mal
pro Jahr, so kurz vor Weihnacht, ihre Bilder aus. Teuer waren diese Aquarelle
nicht und sie verkaufte doch recht viele davon, ob die Leute aus Mitleid
oder weil die Bildchen Anklang fanden kauften, weiss ich nicht.
Frau X kleidete
sich immer in Pastell-Farben und trug stets einen exuberanten, mit Seidenblumen
geschmückten, Strohhut. War irgend eine Beerdigung anberaumt, Frau X war dabei,
im Besonderen wenn danach zu einem Aperitif oder gar zu einem kleinen Imbiss
geladen wurde.
Bei der
Abdankungsfeier in der Friedhofkapelle entledigte sich Frau X ihres—doch zu
fröhlichen Hutes—und legte ihn—den bunten Strohhut—auf die letzte, meist
unbesetzte Bank der Kapelle. Bei der Beerdigung eines Notabeln der Stadt
passierte dann das Malheur, einer der Angestellten des Bestattungsinstituts, wohl
ein Neuling, legte den Hut mit den Kränzen zusammen auf den Sarg, der dann zum
Grab gefahren wurde.
Ernst blieb
kaum ein Gesicht, als Frau X schreiend versuchte ihren Hut vor dem Totengräber
zu retten. Man sah Frau X danach nie mehr bei Beerdigungen bis, ja bis, sie selbst
in ihrem, unter der Blumenpracht verborgenem Sarg zu Erde getragen wurde.
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