Sonntag, 15. Februar 2015

Falsche Anschuldigung

Und jetzt schon wieder. Er weiss gar nicht mehr, wie oft im Leben ihm das schon passiert war, es fing  an wo sich auch seine ersten Erinnerungen abspielten, er musste also etwa vier bis fünf Jahre alt gewesen sein damals. Erst war er sprachlos gewesen, dann hatte er laut seine Unschuld beteuert. Zuerst war ein schrilles Klirren  zu hören gewesen, dann keifendes Geschrei einer alten Frau und dann, ja dann hatten ihn die anderen Spielkammeraden als den Schuldigen Steinewerfer hingestellt; das war nicht wahr, er hatte den Stein nicht geworfen, wusste aber genau wer es  getan hatte. Später auf die Frage der Mutter hin, wenn du es nicht warst, wer war’s denn; antwortete er, ich hab’s nicht gesehen denn er wusste das es gegen die Anschuldigung aller anderen sinnlos war zu antworten. Die Strafen waren immer ähnlich, ohne Essen zu Bett gehen, keine Gutenachtgeschichte, tagelang keinen Dessert, ja etwa so war es. Freunde hatte er keine in dieser neuen Wohngegend, aber alle anderen kannten sich schon seit immer, drum wurde er zum einzig-Schuldigen egal was war, er sollte es gewesen sein. Meist spielte er zu Hause, lernte alleine lesen und las alles was ihm in die kleinen Hände geriet. Auch in der Schule wo er, ohne sich darum zu kümmern oder gar zu bemühen seit Anfang der Klassenbeste war, blieb er ein Einzelgänger. Als  ihn auch hier in der Schule die ganze Klasse  unberechtigterweise beschuldigte, hatte er sein erstes Erfolgserlebnis, die Lehrerin, die die Schuldigen gesehen hatte bestrafte alle ausser natürlich ihn. Es kam zu einer Lektion in Fairness und Ehrlichkeit. Es war auch später in der Armee so, dass er immer als der Sündenbock als hingestellt wurde, nur war er hier nicht der Beste sondern eher der letzte, dieser „Klub“ passte ihm nicht. Nach seinem Studium heiratete er, erst nach der Hochzeit merkte er, dass seine Frau krankhaft an Eifersucht litt, oder war es eher so, dass er unter den falschen Anschuldigungen, denen er entkommen zu sein glaubte, schrecklich litt. Die Ehe wurde zur Hölle, sie wurden nach kaum zwei Jahren geschieden; natürlich war er schuld .Er wurde sehr schnell zur rechten Hand des Managers dieser grossen Handelsfirma, alles lief über seinen Schreibtisch, glaubte er. Er genoss das volle Vertrauen der gesamten Geschäftsleitung und er vertraute ihnen, leider, blindlings. Nach einigen Jahren, kam eines Morgens ein Dutzend Polizisten mit Untersuchungsbefehl und Haftbefehl. Er wurde beschuldigt.    Die Geschäftsleitung konnte alles gegen ihn, der gutgläubig vieles blindlings unterschrieben hatte, beweisen. Er hatte nie etwas von den unorthodoxen Geschäften gemerkt die hinter seinem Rücken, wohl für die Mafia getätigt wurden. Er beteuerte seine Unschuld, merkte sogar dass die Untersuchenden Beamten ihm glaubten, aber die Last der raffiniert hergestellten Beweise war zu gross. Bei der Gerichtsverhandlung merkte man dass sowohl der Staatsanwalt wie auch der Richter nicht so richtig an seine Schuld glaubten, aber die Beweise.. Er kam für kurze Zeit ins Gefängnis, hier hatte er nun wieder, wie als Kind, Ruhe und konnte sehr viel lesen. Als er nach kurzer Zeit wieder frei war, seine Eltern waren beide, wohl aus Kummer und Gram, verstorben, verkaufte er das Haus und verliess die Heimat. Genug Geld hatte er um einige Zeit ohne Arbeit auszukommen, er ging nach Brasilien, denn Portugiesisch hatte er in den Ferien mit seinen Eltern zusammen schnell gelernt gehabt. Er lernte eine wundervolle Frau kennen, so anders als seine Ex, anschmiegsam  fleissig, sie hatte eine gutgehende Kaffeebar in Recife. Beide wollten sie nicht mehr heiraten, und sagten so als Witz, damit spart man das Geld einer Scheidung. Nach einiger Zeit, so etwa zehn Monaten musste er nach Hause reisen. Die Botschaft hatte ihn ausfindig gemacht  er musste sich, als einziger Verwandter um den Nachlass eines fast vergessenen Onkels kümmern. Der Flug verlief wie alle Flüge, stressig obwohl er Business geflogen war, er kam verschlafen in Frankfurt an. Als er durch den Zoll ging wurde er von einem Hund angebellt und sofort von zwei Zöllnern in einen  separaten Raum gebeten, da war schon sein Koffer auf einem Tisch, der Hund bellte auch— und vor allem— den Koffer an. Haben sie ihren Koffer selbst gepackt? Hat ihnen jemand geholfen ihren Koffer zu packen? Konnte ein Fremder ungesehen an ihren Koffer? Ich weiss nicht, warum? Sehen sie diese Pakete, das ist Kokain fünf Kilo! Er beteuerte seine Unschuld, diesmal glaubte man ihm aber nicht. Die Frau mit der er mehrere Monate zusammen gelebt hatte  war wie vom Erdboden verschluckt, in der Kaffeebar in Recife hatte man nie etwas von ihr gehört, selbst er der doch fast täglich dort seinen Kaffee getrunken hatte, war unbekannt!! Weinend stammelte er  „nicht schon wieder“.

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