Sie kamen alle gemeinsam, alle sechs Geschwister, um dem
älteren Hausarzt ihr Anliegen vorzutragen. Er, der Arzt, hatte die ganze
Familie fast ein Lebenslang behandelt. Er hat allen zur Seite gestanden, als
der Vater das erste Mal verwitwete und auch als seine zweite Frau, die Mutter
der beiden jüngsten, hier anwesenden Kinder, starb. Das Anliegen war eigentlich
eine Zumutung, sollte der Arzt doch den Vater zur Vernunft bringen. Ja der
Vater hatte wieder eine Frau kennengelernt, von einer Urlaubsreise auf
Mauritius kam er mit einer bildhübschen jungen Frau zurück; die Frau war
rabenschwarz und hatte ein Diplom der Sorbonne in Philosophie! Der Vater hatte
sie im Ferienresort kennengelernt, wo sie ihr Talent mit Sekretariatsarbeit
vergeudete und hatte sich sofort für sie interessiert. Sie waren sich rasch
nähergekommen, er war über ihr Wissen erstaunt und als sie ihm ihre
Lebensgeschichte erzählte ,dass sie an der Sorbonne studiert hatte, dann aber
zurückkommen musste um die inzwischen verwitwete Mutter zu unterstützen, war
ihm klar mit wem er es zu tun hatte. Eigentlich hatte der Vater die junge Frau
nur mitgenommen um zu versuchen ihr in der Schweiz eine Arbeit zu verschaffen
die ihrem Niveau entsprach, aber auf die aggressive Reaktion seiner Kinder hin
und weil er doch ein klein wenig mehr als nur Freundschaft für seinen
Schützling empfand ging er mit ihr ein Verhältnis ein; ja er verliebte sich
trotz oder gerade wegen seiner fünfundsiebzig Jahre in sie. Damit war der
Skandal perfekt. Die Kinder fragten sich, was sollen die Leute denken und was
passiert mit unserem Erbe? Denn der Vater arbeitete immer noch .Ja er
führte seine Immobilienfirma wie eh und
je. Es war eigentlich ein kleines
Imperium, denn er war zu sehr viel Geld gekommen. Nun fürchteten die Kinder
leer auszugehen, die Angst war nicht berechtigt denn der Vater war ein sehr
anständiger Mann. Zwei der Kinder waren Juristen, sie strengten nun ein
Entmündigungsverfahren gegen den, noch sehr aktiven luziden, eigenen Vater an.
Dazu brauchten sie auch ein ärztliches Attest über die nicht mehr intakte
Urteilsfähigkeit des Vaters, dies war der wahre Grund ihres Kommens. Die
Reaktion des Arztes war zurückhaltend reservieret, es kam zu einer Verhandlung
wo der Arzt dem Vater volle Zurechnungsfähigkeit Attestierte. Dem Vater ging dieser
Vertrauensbruch seiner Kinder sehr nahe, er war
tief verletzt, rappelte sich aber schnell wieder auf. Er wanderte mit seiner
jungen Frau in ihre Heimat aus. Der Hausarzt und seine Frau waren seine
Trauzeugen, sie waren die einzigen Schweizer Gäste an dieser Hochzeit auf Mauritius.
Standesamtlich waren sie schon in der Schweiz getraut worden mit notariell
beglaubigtem Ehevertrag, der das ganze Vermögen der jungen Angetrauten
vermachte. Auch die Enterbung der Kinder war rechtsgültig und notariell beglaubigt
worden wegen des aus Habgier eigeleiteten Entmündigungsverfahrens. Es wurden
die schönsten Ferien des alten treuen Hausarztes und seiner Frau. Jahre später
konnte der Hausarzt der nun schon lange nicht mehr praktizierte, auf seiner
nächsten Reise nach Mauritius die drei kleinen schokoladebraunen Kindern
kennenlernen.
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