Samstag, 14. Februar 2015

Misslungener Hausarztmissbrauch

Sie kamen alle gemeinsam, alle sechs Geschwister, um dem älteren Hausarzt ihr Anliegen vorzutragen. Er, der Arzt, hatte die ganze Familie fast ein Lebenslang behandelt. Er hat allen zur Seite gestanden, als der Vater das erste Mal verwitwete und auch als seine zweite Frau, die Mutter der beiden jüngsten, hier anwesenden Kinder, starb. Das Anliegen war eigentlich eine Zumutung, sollte der Arzt doch den Vater zur Vernunft bringen.   Ja der Vater hatte wieder eine Frau kennengelernt, von einer Urlaubsreise auf Mauritius kam er mit einer bildhübschen jungen Frau zurück; die Frau war rabenschwarz und hatte ein Diplom der Sorbonne in Philosophie! Der Vater hatte sie im Ferienresort kennengelernt, wo sie ihr Talent mit Sekretariatsarbeit vergeudete und hatte sich sofort für sie interessiert. Sie waren sich rasch nähergekommen, er war über ihr Wissen erstaunt und als sie ihm ihre Lebensgeschichte erzählte ,dass sie an der Sorbonne studiert hatte, dann aber zurückkommen musste um die inzwischen verwitwete Mutter zu unterstützen, war ihm klar mit wem er es zu tun hatte. Eigentlich hatte der Vater die junge Frau nur mitgenommen um zu versuchen ihr in der Schweiz eine Arbeit zu verschaffen die ihrem Niveau entsprach, aber auf die aggressive Reaktion seiner Kinder hin und weil er doch ein klein wenig mehr als nur Freundschaft für seinen Schützling empfand ging er mit ihr ein Verhältnis ein; ja er verliebte sich trotz oder gerade wegen seiner fünfundsiebzig Jahre in sie. Damit war der Skandal perfekt. Die Kinder fragten sich, was sollen die Leute denken und was passiert mit unserem Erbe? Denn der Vater arbeitete immer noch .Ja er führte  seine Immobilienfirma wie eh und je.  Es war eigentlich ein kleines Imperium, denn er war zu sehr viel Geld gekommen. Nun fürchteten die Kinder leer auszugehen, die Angst war nicht berechtigt denn der Vater war ein sehr anständiger Mann. Zwei der Kinder waren Juristen, sie strengten nun ein Entmündigungsverfahren gegen den, noch sehr aktiven luziden, eigenen Vater an. Dazu brauchten sie auch ein ärztliches Attest über die nicht mehr intakte Urteilsfähigkeit des Vaters, dies war der wahre Grund ihres Kommens. Die Reaktion des Arztes war zurückhaltend reservieret, es kam zu einer Verhandlung wo der Arzt dem Vater volle Zurechnungsfähigkeit Attestierte. Dem Vater ging dieser Vertrauensbruch seiner Kinder sehr nahe, er war  tief verletzt, rappelte sich aber schnell wieder auf. Er wanderte mit seiner jungen Frau in ihre Heimat aus. Der Hausarzt und seine Frau waren seine Trauzeugen, sie waren die einzigen Schweizer Gäste an dieser Hochzeit auf Mauritius. Standesamtlich waren sie schon in der Schweiz getraut worden mit notariell beglaubigtem Ehevertrag, der das ganze Vermögen der jungen Angetrauten vermachte. Auch die Enterbung der Kinder war rechtsgültig und notariell beglaubigt worden wegen des aus Habgier eigeleiteten Entmündigungsverfahrens. Es wurden die schönsten Ferien des alten treuen Hausarztes und seiner Frau. Jahre später konnte der Hausarzt der nun schon lange nicht mehr praktizierte, auf seiner nächsten Reise nach Mauritius die drei kleinen schokoladebraunen Kindern kennenlernen.

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