Montag, 23. Februar 2015

Marie-France

Schon in sehr jungen Jahren, Anfang der Sechzigerjahre, entschied sich M-F  ohne einen Mann zu leben. Dass hiess aber keineswegs ohne Männer zu leben, dazu hatte sie viel zu viel Spass am Sex. Ja schon als Teenager hatte sie gemerkt, dass Sex ihr riesigen Spass machte und auch dass ein Mann ihr nie genügen würde, nein einer würde sie zu sehr einschränken ja geradezu einengen wenn nicht gar einsperren. Darum entschied sie sich ihr Leben so zu organisieren, dass sie sexuell nie darben musste aber immer frei blieb. Ihr Ideal war, allein einzuschlafen und vor allem aufzuwachen, darum bat sie wenn irgend möglich ihre Liebhaber nach genossenem Sex und einem Drink zu verschwinden; was sonst die Männer taten war ihr sehr wichtig, kam aber oft schlecht an—Männer wollen sich nicht benutzt fühlen—. Ihrer Arbeit machte ihr immer sehr viel Freude, obwohl sie nie das grosse Geld verdiente, es war einfach immer knapp aber sie war unabhängig, total frei.  Ihren Beruf übte sie sehr selbstständig aus obwohl sie sich  mit Cathy, einer Kollegin, eher einer Freundin, zusammentat,  um eine Beratungsfirma zu gründete. Alle beide blieben selbstständig hatten aber ein gemeinsames LOGO und ein Sekretariat. Es war stadtbekannt, dass Cathy, ihre Geschäftspartnerin, lesbisch war, dies nutzte sie geschickt aus und zwar auf besondere Weise. Durch ihre Beratertätigkeit, für die sie viele Schulungen und Kurse machte, lernte sie immer wieder attraktive Männer kennen—verheiratete Männer—andere mied sie der Komplikationen wegen. Ja sie fand nichts schlimmer als „freie Männer“ sie brauchte Männer die sich „freie Momente“ schafften um mit ihr guten aber zeitlich beschränkten Sex zu haben. So baute sie sich ein Netzwerk von Lovern auf. Mit einigen hatte sie auch familiären Kontakt, kannte Frau und Kinder und war ab und zu zum Essen eingeladen. Dies bescherte ihr auch zwei Patenkinder um die sie sich sehr liebevoll kümmerte. Die Ehefrauen waren überzeugt, dass sie und ihre Geschäftspartnerin ein Paar waren, alle wussten ja dass Cathy lesbisch war, also lag es auf der Hand dass auch M.F. eine Tribade sein musste. Gab es eine bessere Tarnung?         M.F. gab sich sehr unkonventionell, fuhr Motorrad und unternahm Sauftouren am liebsten in einem der  Pubs die in den Achtzigerjahren auch in der Westschweiz, wo sie ja lebte, wie Pilze aus dem Boden geschossen  waren. Es gab in Lausanne einen Rugby-Club mit, meist Irischen  oder Schottischen Spielern wie Wandschränke, genau ihre Wunschlover! Sie fand immer wieder junge, sehr junge, Liebhaber die sie –oft auf ihrem Motorrad—zu einer wilden Nacht zu sich nach Hause nahm. Ab und zu verreiste sie auch mit so einem jungen, potenten, sportlichen Lover zu einem Liebeswochenende, natürlich immer zeitlich limitiert.                                                                                   Jahre später, naturgemäss wurde auch sie ein wenig ruhiger, hatte sie zwei regelmässige Lover behalten, plus einen Ersatzlover für alle Fälle, der, aus familiären Gründen nur  am Wochenende  zur Verfügung stand; sie hatte wöchentlich zwei Mal Besuch, so von fünf bis sieben ,sie sprach immer von „hygienischem Besuch“! Es waren die Väter ihrer beiden Patenkinder, die inzwischen selbst schon Familien hatten.                                                                                                                                      Und dann kam die erste echte Katastrophe ihres Lebens, einer ihrer Lover, der Vater der älteren Patentochter verwitwete und begann sich an sie zu klammern, es war fürchterlich, sie musste die Beziehung, aus Selbsterhaltungstrieb sofort beenden. Glücklicherweise lebte die Gattin des Ersatzlovers noch und war guter Dinge, so war der zwei Mal pro Woche Rhythmus –allerdings einmal immer am Wochenende—wieder hergestellt.

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