Freitag, 6. Februar 2015

Scheissleben oder etwa nicht ?

Schon seit vielen Jahren wohnten sie in dieser grossen Altbauwohnung in Lausanne, renoviert und verschönert hatten sie alles nach und nach auf eigene Kosten, denn die Verwaltung tat nichts oder noch weniger als nichts.  Die  Familie bestand aus Mutter Oma und vier Söhnen. Die Söhne waren etwa 12,14,16,und 18 Jahre alt, als ich in diesem Haus eine Wohnung, die ich auf eigene Kosten erneuerte, fand. Schon sehr bald merkten wir, meine Frau und ich, dass es sich um ungewöhnlich gut erzogene Kinder handelte. Ja sie waren immer höflich freundlich und hilfsbereit. Mit vier von den sechs Mitbewohnern hatten wir  schnell gutnachbarliche Beziehung geknüpft. Eines Abends im Sommer waren wir auf dem Balkon als die Mutter und die Oma sich auch auf ihren Balkon setzten, wir luden sie ein doch zu uns hochzukommen und ein Glas Wein mit uns zu trinken. Es wurden mehrere Gläser und die Oma, oft von ihrer Tochter unterbrochen, erzählte uns die Familiengeschichte. Der Vater, ein Spanier, hatte eine gute Stelle als Polier auf dem Bau  als er tödlich verunglückte, die Mutter war mit dem vierten Kind schwanger. Nun war sie eine sehr junge Witwe mit bald vier Kindern. Sie zog bei ihrer Mutter, die vor kurzem verwitwet war, ein, kam also in die Wohnung zurück in der sie ihre ganze Kindheit verbracht hatte, Platz war genügend da, es waren ja sechs Zimmer. Wie diese beiden energischen Frauen es geschafft hatten vier Knaben grosszuziehen, daneben auch noch  Vollzeit zu arbeiten, keiner verstand es, aber so gut erzogene Kinder waren eine Freude für alle im Quartier. Als ich sie kennenlernte war der erste der Söhne schon in einer Berufslehre, die andern folgten im Abstand von ein bis zwei Jahren in verschiedene Lehren. Sie konnte wirklich stolz sein, dass aus ihren Kinder allen etwas werden würde. Sie war immer noch recht jung, noch keine vierzig Jahre alt und hatte schon so viel geleistet und auf vieles  verzichten müssen. Und dann oh Wunder lernte sie einen tollen Mann kennen, er war zwar schon etwas älter so ende fünfzig aber noch extrem unternehmungslustig. Auch Oma und vor allen die Söhne waren begeistert von so einem lieben Menschen. Man plante gemeinsamen Urlaub zum ersten Mal ohne Oma und Kinder und dachte an eine gemeinsame Zukunft. Im Urlaub wurde er plötzlich krank, er der sein Leben lang nie krank gewesen war und kaum je einen Arzt aufgesucht hatte.  Noch am Urlaubsort wurde die fatale Diagnose—Pankreaskopfkrebs—  gestellt. Drei Monate später war es vorbei, ausgeträumt. Deshalb habe ich diesen Titel gewählt.


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