Die Redewendung, „er oder sie machte ihr oder ihm das Leben
zur Hölle“ kann und muss man in diesem Fall ändern zu „alle beide machten aus
ihrem Zusammenleben die Hölle“. Sie das waren die weinerliche Rosi und der
gleichgültige Horst. Er Horst war nicht nur gleichgültig, nein er zeigte auch
sadistische Züge und Rosi litt eigentlich gerne um sich, über Horst, bei all
ihren Bekannten und den wenig Freundinnen beklagen zu können. Es waren immer
tränenreiche vertrauliche Gespräche bei denen zum Teil erlebtes aber auch zu
gedichtetes erzählt wurde. In dieser Hölle lebten auch vier kleine Teufelchen,
ihre zwei gemeinsamen und je ein mitgebrachtes Kind. Ja alle beide hatten schon
eine erste Ehe an die Mauer gefahren und sich dann gefunden. Die beiden
ältesten Teufelchen waren Silke die Tochter von Horst und Walid Rosis Sohn.
Rosi war von einem Libanesen geschieden
worden, der bald darauf spurlos verschwunden war und bis heute verschwunden
blieb. Die Exfrau von Horst lebte in einer Art Wohngemeinschaft wo Silke sich
nicht so richtig wohl fühlte. Sie hatten geheiratet als Rosi angeblich trotz der Pille! schwanger wurde,
sie hatte es Horst erst nach mehreren Wochen gesagt. Das Ultraschallbild zeigte
Zwillinge. Alle, die Eltern und die
Kinder taten so als freuten sie sich auf die Geburt und vor allem auf das
Zusammenleben in diesem ein wenig verlotterten Haus das zugleich am Stadtrand als auch an einem
Waldrand stand. Nach der grossen
Hochzeitsfeier und der bald darauf erfolgten Geburt ging es los mit den Problemen.
Keiner blieb keinem etwas schuldig, Silke und Walid hassten sich seit sie sich
zum ersten Mal gesehen hatten, aber noch mehr Wut und Groll zeigten sie den
jeweiligen Stiefeltern, ja manchmal spannten sie zusammen in einer unheiligen
Allianz gegen die schreienden Zwillinge und die Eltern. So ging das nun schon
seit langen Jahren, die Zwillinge Melanie und Ruprecht waren nun schon in der
Schule .Ihr Verhältnis zueinander war, wohl in Anlehnung an den Vater Horst vor
allem Gleichgültigkeit, sie spielten kaum zusammen und wurden schon früh zu
Einzelgängern. Oft war in dieser Familie Waffenstillstand doch plötzlich kam es
zu einer Explosion, einer oder eine der sechs sagte das Wort zu viel, dass in
unversöhnlichen Streit oder besser noch Krieg ausartete. Silke drohte zu ihrer
Mutter zu gehen, dort ist es auch nicht besser, sagte sie, aber wenigstens muss
ich euch nicht immer sehen. Walid konnte ja nicht zum Vater, drohte aber einfach
abzuhauen, die Zwillinge mischten sich nie ein ,der Vater lachte alle aus und
die Mutter Rosi drohte sich diesmal wirklich umzubringen; sie drohte immer sich
etwas anzutun, keiner nahm sie ernst, niemals. So war der Alltag in dieser selbstgemachten Hölle. Rosi wurde mit jedem
Streit immer passiver; aber manchmal
plötzlich wie aus heiterem Himmel extrem aggressiv. Dann drohte sie immer wieder sich umzubringen; mal ging sie
„ins Wasser“ mal hängte sie sich auf, dann wieder nahm sie Gift oder sprang vom
Dach. Nie wurde sie ernst genommen, ganz im Gegenteil Horst Silke Walid und auch
selten mal die Zwillinge stichelten sogar oft: „das versprichst du ja immer,
tust‘s aber leider nie“. Das Frühstück
nach solchen Abenden—die meist am Samstag stattfanden—verlief immer schweigsam.
Es war mal wieder zu solch einem Abend
gekommen, die Sticheleien waren noch bösartiger ausgefallen und was neu war, auch
die Zwillinge waren ungewohnt böse geworden.
Nach solchen Abenden blieb Rosi fast immer
unten im Wohnbereich und weinte sich in den „Sofaschlaf“. Als Horst an
diesem Sonntagmorgen runterkam um zum Bäcker zu gehen frische Brötchen zu
kaufen, und das Frühstück zu machen, erschrak er sehr. Der Frühstückstisch war
schon gedeckt alles stand da und in der Mitte lag Rosi halbnackt mit
aufgeschnittenen Pulsadern, das Blut war schon geronnen Rosi hatte
ausnahmsweise einmal ganze Arbeit geleistet, sie war wirklich tot. An diesem
Sonntag gab’s keine frischen Brötchen zum Frühstück.
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