Montag, 11. Mai 2015

Im Park (Philosophische Überlegungen)

Aus welchem Land sie ursprünglich stammen weiss ich nicht, es scheint mir aber, dass es irgendwo in Südost Europa sei. Ich sehe sie nun schon seit vielen Jahren, von meinem Fenster aus, wie sie in der schönen Jahreszeit so ab März bis in den November hinein mittags sowie abends diesen kleinen Park, der auch ein Kinderspielplatz ist, als ihren persönlichen Garten nutzen. Sie kommen, kurz nach dem Mittagsessen, setzen sich gemeinsam auf eine Bank und schwatzen angeregt miteinander. Alle beide sind wohl schon seit vielen Jahren Rentner. Auch abends sieht man sie gemeinsam friedlich, auf meistens derselben Bank sitzen und den Kindern bei Spiel und Sport zuschauen.                                Eigene Enkel scheinen sie nicht zu haben, sie reden nur manchmal mit anderen älteren Menschen die sich auch hier im Park treffen. Seit diesem Jahr ist etwas anders, zwar kommen die Beiden wie eh und je und zur selben Zeit, setzen sich auf „ihre“ Bank und beginnen zu schwatzen. Nun wird aber aus dem Gespräch oft ein Streit und der Mann erhebt sich und setzt sich auf eine etwa fünfzehn Meter entfernte Bank. Nach kurzem Schweigen, er raucht inzwischen eine Zigarette, wird das Gespräch, aus der Entfernung, wieder gestenreich aufgenommen. Manchmal geht er zurück auf die gemeinsame Bank doch oftmals erheben sich aber beide gleichzeitig beinahe schon synchron  und gehen in einigen Metern Abstand—noch immer  gestikulierend und schwatzend—ihrer Wohnung entgegen. Ich frage mich nun, was mag diese Änderung im Verhalten hervorgerufen haben, senile Starrköpfigkeit, ein psychorganisches Syndrom des einen oder der Beiden oder einfach neu aufgeflammte Streitigkeiten aus längen vergangenen Zeiten? 

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