Freitag, 8. Mai 2015

Ritas Riten und Sitten oder „ seduta et non abandonata“

Sie hiess Rita. Sie war die Tochter armer aber frommer Leute gewesen. Sie lebte in dieser ärmlichen Kleinstadt in Norditalien.                                                                                                                               Die Grossmutter—die Mutter war bei ihrer Geburt gestorben—hatte sie schon als ganz kleines Mädchen fast täglich zu Messe mitgeschleppt.So bigott die Oma auch war, dumm war sie nicht, nein sie wusste genau was sie tat, hatte es doch grosse Tradition. Ja sie selbst hatte das gleiche erlebt. Auch sie war von ihrer Oma zur Kirche mitgenommen  und später, als sie zu  einem  hübschen kleinen  Ding herangewachsen war, dem Pfarrer zur Obhut anvertraut worden.                              Jener, längst verstorbene Priester, hatte sie jahrelang missbraucht, ihr dann aber einen braven Ehemann gefunden. Und nun führte sie diese Tradition weiter, wäre sie gebildet gewesen, sie hätte an die drei Äffchen denken müssen, nichts sehen nichts hören und vor allem nichts sagen. Und so wurde aus Rita das, was  später dazu führte, im ganzen Städtchen als die „schöne im Tabakladen“ bekannt zu sein.                                                                                                                                                          Ja sie war in sehr jungen Jahren vom Priester geschwängert und von der Engelmacherin von diesem unerwünschten „Gotteskind“ befreit worden; dass dabei auch ihre Gebärmutter daran glauben musste sei nur nebenbei erwähnt. Auch ihrer Frömmigkeit tat dies keinen Abbruch. Der Priester sorgte dafür, dass Rita regelmässig zu Schule ging und später richtete er ihr, mit Geldern des lieben Gottes, einen kleinen Laden mit angegliederter Wohnung ein, in dem sie Tabak und Süssigkeiten anbot. Später kamen  noch eine Kaffeemaschine und eine Kühltruhe für Gelati dazu.                                                Als der liebe Gott den sündigen Priester, noch in recht jungen Jahren, zu sich rief, kamen alle folgenden Priester—mit Ausnahme eines schwulen—in den Genuss, bei Rita Kaffee zu trinken und ihre klitzekleine Wohnung zu „segnen“. Ja sie war und blieb der Kirche verhaftet, dadurch blieb ihr Ruf tadellos und sie konnte in aller Ruhe ihrer Neigung  nachgehen. Rita war sexbesessen und da sie keine Schwangerschaft befürchten musste lebte sie ihre Neigung hemmungslos aus.                                 Somit hat der erste Seelsorger, Ritas Verführer, der ganzen männlichen Bevölkerung, ohne es gewollt zu haben, einen grossen Dienst erwiesen. Einzig die Bordellbesitzerin im nahegelegenen Vercelli litt unter dieser unlauteren Konkurrenz.                                                                                         Und damit ist wieder einmal bewiesen wie wichtig die Institution unserer alles selig machenden heiligen römisch katholischer Kirche ist.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen