Sie hiess
Rita. Sie war die Tochter armer aber frommer Leute gewesen. Sie lebte in dieser
ärmlichen Kleinstadt in Norditalien. Die Grossmutter—die
Mutter war bei ihrer Geburt gestorben—hatte sie schon als ganz kleines Mädchen
fast täglich zu Messe mitgeschleppt.So bigott die Oma auch war, dumm war sie nicht,
nein sie wusste genau was sie tat, hatte es doch grosse Tradition. Ja sie
selbst hatte das gleiche erlebt. Auch sie war von ihrer Oma zur Kirche
mitgenommen und später, als sie zu einem
hübschen kleinen Ding
herangewachsen war, dem Pfarrer zur Obhut anvertraut worden. Jener, längst
verstorbene Priester, hatte sie jahrelang missbraucht, ihr dann aber einen
braven Ehemann gefunden. Und nun führte sie diese Tradition weiter, wäre sie
gebildet gewesen, sie hätte an die drei Äffchen denken müssen, nichts sehen
nichts hören und vor allem nichts sagen. Und so wurde aus Rita das, was später dazu führte, im ganzen Städtchen als
die „schöne im Tabakladen“ bekannt zu sein.
Ja
sie war in sehr jungen Jahren vom Priester geschwängert und von der
Engelmacherin von diesem unerwünschten „Gotteskind“ befreit worden; dass dabei
auch ihre Gebärmutter daran glauben musste sei nur nebenbei erwähnt. Auch ihrer
Frömmigkeit tat dies keinen Abbruch. Der Priester sorgte dafür, dass Rita
regelmässig zu Schule ging und später richtete er ihr, mit Geldern des lieben
Gottes, einen kleinen Laden mit angegliederter Wohnung ein, in dem sie Tabak
und Süssigkeiten anbot. Später kamen noch eine Kaffeemaschine und eine Kühltruhe
für Gelati dazu. Als
der liebe Gott den sündigen Priester, noch in recht jungen Jahren, zu sich
rief, kamen alle folgenden Priester—mit Ausnahme eines schwulen—in den Genuss,
bei Rita Kaffee zu trinken und ihre klitzekleine Wohnung zu „segnen“. Ja sie
war und blieb der Kirche verhaftet, dadurch blieb ihr Ruf tadellos und sie
konnte in aller Ruhe ihrer Neigung
nachgehen. Rita war sexbesessen und da sie keine Schwangerschaft
befürchten musste lebte sie ihre Neigung hemmungslos aus. Somit hat der erste
Seelsorger, Ritas Verführer, der ganzen männlichen Bevölkerung, ohne es gewollt
zu haben, einen grossen Dienst erwiesen. Einzig die Bordellbesitzerin im
nahegelegenen Vercelli litt unter dieser unlauteren Konkurrenz. Und damit ist wieder einmal bewiesen wie
wichtig die Institution unserer alles selig machenden heiligen römisch
katholischer Kirche ist.
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