Montag, 25. Mai 2015

Stipendien

In meiner fast fünfzigjährigen Zeit als Pharma-Vertreter habe ich sehr viele Ärzte aus ganz unterschiedlichen Ländern, kennen, mögen, aber auch verachten und manchmal selbst hassen gelernt. Ich arbeitete vor allem in der französischen Schweiz, dort gibt es zwei Universitäten wo man Medizin studieren kann und eine Universität—Fribourg-Freiburg—in der die Ausbildung bis zum Propädeutikum vor den klinischen Semestern  angeboten wird. Fribourg zog viele Studenten aus aller Welt an, wurde dort doch zweisprachig doziert. Aus fast allen Afrikanischen Länder, sowohl aus  Schwarzafrika wie aus dem Maghreb, aus Haiti und Kuba, aus dem damals noch vom Schah beherrschten Iran und  Ländern wie Pakistan oder Indien und zum Teil auch aus dem Ostblock stammten die Studenten, die vom Heimats-Staat unterstützt in der Schweiz studieren durften mit der Auflage, dann in der Heimat ihr Wissen anzuwenden und auch weiterzugeben. Kaum einer hielt sich an sein Versprechen und ging zurück, nein es war ja viel schöner in der Schweiz zu bleiben und als Arzt ein Luxusleben zu führen, als zurück in die Heimat zu kehren. Die Erklärungen waren meist: ich gehe doch nicht in diese Diktatur zurück, ich will nicht in einem kommunistischen Land leben, ich würde dort politisch verfolgt usw.                                                                                                                   Ich habe nur ein Leben, ich bin auf egoistische Art mir selbst an nächsten, ich scheisse auf mein Versprechen und auf meine Heimat, wurde von keinem gesagt, eigentlich komisch! Was besonders auffiel, war, dass diese (un)Menschen den Kapitalismus in blitzeseile verinnerlicht haben und oft –aber nicht immer—zu den grössten Abzockern im Gesundheitswesen gehörten. Jeder Kranken-Kassen Verwalter kann davon ein Klagelied singen. Ja in den Siebzigerjahren war zum Beispiel im Kanton Neuchâtel der Teuerste Arzt sechzehnmal teurer als der billigste—und dies im Durchschnitt pro Fall—. 

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