In meiner fast fünfzigjährigen Zeit als Pharma-Vertreter habe
ich sehr viele Ärzte aus ganz unterschiedlichen Ländern, kennen, mögen, aber
auch verachten und manchmal selbst hassen gelernt. Ich arbeitete vor allem in
der französischen Schweiz, dort gibt es zwei Universitäten wo man Medizin studieren
kann und eine Universität—Fribourg-Freiburg—in der die Ausbildung bis zum
Propädeutikum vor den klinischen Semestern angeboten wird. Fribourg zog viele Studenten
aus aller Welt an, wurde dort doch zweisprachig doziert. Aus fast allen
Afrikanischen Länder, sowohl aus
Schwarzafrika wie aus dem Maghreb, aus Haiti und Kuba, aus dem damals
noch vom Schah beherrschten Iran und
Ländern wie Pakistan oder Indien und zum Teil auch aus dem Ostblock
stammten die Studenten, die vom Heimats-Staat unterstützt in der Schweiz
studieren durften mit der Auflage, dann in der Heimat ihr Wissen anzuwenden und
auch weiterzugeben. Kaum einer hielt sich an sein Versprechen und ging zurück,
nein es war ja viel schöner in der Schweiz zu bleiben und als Arzt ein
Luxusleben zu führen, als zurück in die Heimat zu kehren. Die Erklärungen waren
meist: ich gehe doch nicht in diese Diktatur zurück, ich will nicht in einem
kommunistischen Land leben, ich würde dort politisch verfolgt usw. Ich habe nur ein Leben, ich bin auf
egoistische Art mir selbst an nächsten, ich scheisse auf mein Versprechen und
auf meine Heimat, wurde von keinem gesagt, eigentlich komisch! Was besonders
auffiel, war, dass diese (un)Menschen den Kapitalismus in blitzeseile
verinnerlicht haben und oft –aber nicht immer—zu den grössten Abzockern im
Gesundheitswesen gehörten. Jeder Kranken-Kassen Verwalter kann davon ein
Klagelied singen. Ja in den Siebzigerjahren war zum Beispiel im Kanton
Neuchâtel der Teuerste Arzt sechzehnmal teurer als der billigste—und dies im
Durchschnitt pro Fall—.
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