In den frühen Neunzigerjahren, ich war erst seit wenigen
Jahren in dieser Firma, war ich zu einem Kongress nach Paris geflogen. Schon am
Flughafen in Zürich traf ich einen meiner Kunden, ich hatte ihn etwa zwanzig
Jahre zuvor kennengelernt. Damals waren wir beide noch sehr jung, er der
Kunde—nennen wir ihn Antoni— war um einiges jünger als ich. Er war damals Assistenzarzt
im ersten Jahr nach seinem Studium, ich arbeitete zu dieser Zeit noch für eine andere
Firma. Gut, Antoni und ich trafen uns in Zürich, checkten zusammen ein und
flogen gemeinsam nebeneinander nach Paris. Da meine Firma das Zimmer von Antoni
reserviert hatte, waren wir im selben Hotel untergebracht. Antoni erzählte, dass
er einen sehr ermüdenden Arbeitstag hinter sich habe und doch recht schlapp sei.
Ich bot ihm an, zusammen, in der Nähe des Hotels, eine Kleinigkeit essen zu gehen.
Auf seine Antwort hin, es sei doch schon spät, sagte ich “ du wir sind in Paris und zehn Uhr ist hier
sicher nicht spät um essen zu gehen. Dass ich recht hatte sahen wir, als wir
bei Scossa am Place Victor Hugo nach einem Tisch fragten. Der Chef bat uns
doch an der Bar zu warten, es würde sicher bald etwas frei. Nach dem zweiten
Glas Champagner etwa um viertel vor elf hatten wir endlich, nicht nur einen
Bärenhunger sondern auch einen Tisch. Das Essen war, wie immer hier, sehr gut
und reichlich. Nach
Mitternacht schlenderten wir die Avenue Victor Hugo entlang unserem Hotel
entgegen, wir hatten alle beide recht viel getrunken, nach dem Apéro-Champagner
zur Vorspeise eine gute Flasche Weisswein und dann eine Flasche Chateau
Palmer, dass zum Kaffee ein Cognac gehört, wenn man schon einmal in Paris ist
versteht sich von selbst. Nun begegneten wir mehreren alleine spazierenden
Damen—wohl eher „Dämchen“—. Diese Damen waren, nicht wie an der Rue Saint-Denis
halb nackt, nein sie waren im Gegenteil recht chic und dezent bekleidet, ja
auffallend Unauffällig! Leicht lallend fragte mich Antoni, sind das …… ja sagte ich, das sind! Das ist aber kaum
glaublich sagte Antoni. Als unser Hotel, zwar
noch ziemlich weit weg, aber doch schon in Sichtweite war, sagte Antoni: ach
bin ich müde, ich freue mich richtig aufs Bett. Im Hotel bat ich ihm noch einen
letzten Absacker in der Hotelbar an, aber Antoni war—zu meiner Erleichterung—zu
müde, ja er sagte er würde sofort ins Bett fallen. Als ich in meinem Zimmer
die Balkontür öffnete und auf den kleinem Balkon heraustrat, sah ich meinem
Antoni wie er schnellen Schrittes in die Richtung aus der wir eben gekommen
waren eilte—sicher um wie er gesagt hatte s o f o r t ins Bett zu fallen.
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