Kürzlich, etwa vor einem Monat, war
ich in einem Buchladen in Konstanz. Es war das Bücherschiff. In diesem Geschäft
wird ab und zu aus und aufgeräumt. Alte etwas abgeriebene Bücher, die seit
einer gewissen Zeit im Regal stehen und einstauben, werden auf einem
Spezialtisch und auch im Schaufenster zu stark reduziertem Preis angeboten. Was
ich daran, mehr noch als den billigen Preis, schätze ist die unerwartete Begegnung mit Literatur,
die ich sonst nie angesehen hätte. An diesem Tag war ein über tausend Seiten
dicker Schunken dabei, es handelte sich um ein Buch vom Zürcher Schriftsteller
Kurt Guggenheim. Der Name und der Titel riefen Erinnerungen in mir wach. Ja
damals in den Fünfzigerjahren, als der Roman erschien, schwärmte meine Mutter
immer wieder von diesem wunderbaren Epos welches der Stadt Zürich ein phantastisches
Denkmal setze. Obwohl mir schon damals dicke Schmöker keine Angst machten, war ich wohl doch noch zu
jung solch ein Epos zu lesen. Später vergass ich es und nach dem Tod der Eltern
verschwanden die Bücher irgendwohin. Ausserdem wer liest schon als Kind Bücher
die den Eltern so gefallen, dass sie immer mal wieder, mit unverhohlener
Begeisterung davon sprechen?
Ich nahm meine Einkäufe—ich hatte
natürlich nicht nur ein Buch erstanden—mit zum Bahnhof in Konstanz, setzte mich
in die Bahn und fing an zu lesen. Dass
ich in meiner Wohnstadt Winterthur ausstieg ist eigentlich ein Wunder, ich anhatte
mich festgelesen. Und ich schaffte die mehr als tausend Seiten in kurzer Zeit. Ich
war und bin immer noch begeistert. Diese
Art, über den Umweg dutzender Schicksals-Beschreibungen ein Loblied auf seine
Heimatstadt zu singen, die geschichtlichen Abläufe zu erklären und in
Zusammenhang mit der Weltgeschichte zu setzen, ist einfach Magistral! Ich
selbst bin Zürcher, habe aber nur etwa acht Jahre lang, zwischen vierzehn und
zweiundzwanzig, während denen ich die Stadt kennen und lieben gelernt habe, in
Zürich gelebt. Noch bevor
ich das Buch zu Ende gelesen hatte bestellte ich die ,im letzten Jahr
erschienene Gesamtausgabe der Werke von Kurt Guggenheim, deren letzter Band der Roman „Gerufen und nicht Gerufen“ eine Art Fortsetzung des „Alles in Allem“ ist
und den ich in nur einem Tag verschlang .
Das schöne Buch von Kaspar Schnetzler „Das
Gute“ ein Schmöker über eine Zürcher Familie von 1912 bis 2012 zeigt gut, dass Schnetzler –dessen Roman ich
mit Vergnügen gelesen habe—sicherlich „Alles in Allem“ recht genau studiert hat¸
dies ist keine Kritik eher ein Lob!
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