Heiner hatte nur noch wenige Freunde. Zu lange war er weg
gewesen. Nun war er krank, ernsthaft krank. Ja nach den Ärzten waren seine Tage
gezählt. Sehen tat man‘s nicht; es war nicht eine dieser Krankheiten die einen
körperlichen Zerfall mit sich bringen. Durch seine vielen Stunden auf dem Golfplatz und seiner Gewohnheit stundenlang am Pool zu liegen und
zu lesen, war er sonnengebräunt und sah kerngesund aus. Wie, fragte er sich,
kann ich alle meine alten Freunde und Bekannte dazu bringen mit mir wieder
Kontakt aufzunehmen. Da hatte er eine geniale Idee.
Durch seinen einzig verbliebenen Freund,
einem Journalisten bei der Lokalzeitung, liess er verbreiten, er habe einen
Riesengewinn in der Internationalen Lotterie gemacht und sei deshalb zurück in
die Heimat gekommen. Arm war er nicht, er lebte recht gut in diesem Nobelhotel
am See, wusste er doch, dass bei seiner prophezeiten Lebenserwartung das Geld bestimmt reichen würde um hier an See seine letzten Tage oder gar Monate zu verleben.
Aber eben, so alleine das wäre doch irgendwie fad. Wie von Honig angelockte
Fliegen kamen alle verlorengeglaubten Freunde –natürlich ganz zufällig—ins
Hotel um an der Bar oder im Speisesaal absolut überraschend auf Heiner zu treffen. Keiner sprach offen von
dem Fabelhaften Gewinn, gewisse Anspielungen aber waren nicht zu überhören.
Heiner genoss es sehr, erzählte von seinem abenteuerlichen Leben und freute
sich diebisch über die Manöver die einige der wiedergewonnenen Freunde
anstellten um zum Drink oder gar zum
Essen eingeladen zu werden. Heiner lud nie ein, denn er musste, als Stammgast
auch nie eine Rechnung verlangen oder gar unterschreiben. Als Heiner nach
wenigen Wochen starb, veröffentlichte der Freund—jener Journalist—diese
Geschichte, die sie eben gelesen haben, in der Tageszeitung. Manch einer
ärgerte sich grün und blau über seine eigene Dummheit.
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