Samstag, 27. Juni 2015

Jean-Paul Sartre und Venedig

Ob wann und warum Jean-Paul Sartre einmal oder sogar mehrmals die Lagunenstadt Venedig besucht hat weiss ich nicht, ich bin noch nicht dazugekommen die Sartre Biografie die ich vor Jahren gekauft habe, zu lesen. Aber an ihn und seine Aussage –l’enfer c`est les autres (die Hölle das sind die Anderen)— musste ich bei meinem letzten Venedig Besuch leider sehr oft denken.                            Es gibt in Venedig seit mehreren Jahren eine „Chorus“ genannte Vereinigung die etwa  fünfzehn der schönsten Kirchen umfasst und die ein kleines, leider viel zu kleines, Eintrittsgeld verlangt. Dafür bekommt man eine Karte mit der man ein Jahr lang Zeit hat die fünfzehn Kirchen zu besuchen, die Karte kostet zurzeit  € 12. —also fast nichts. Seither lernen viele Touristen Kirchen kennen die zuvor nur von Kunstverständigen besucht wurden, es gehört nun einfach dazu so wie Gelati, Kitschglas, bunte Fantasiemasken und eine Pizza auf den Stufen der Denkmäler. Leider kommen viele dieser Touristen mit Kind und Kegel –weder Kind noch Kegel haben so etwas wie Erziehung genossen—und stören die kunstbeflissenen Besucher durch Geschrei und ungehindertes Herumtoben. Bei unserem Besuch in meiner Lieblingskirche Venedigs der Santa Maria dei Miracoli war‘s besonders schlimm, dass dem schreienden Kind nicht auch noch die verschissenen Windeln in der Kirche gewechselt wurden ist wohl nur meinem  bösartigen Blick  zu verdanken. Ja ich bin eben nicht Kindernarr genug um so etwas zu tolerieren. Was für mich auch die Hölle ist, sind die Massen von Menschen die alles aber auch alles filmen oder fotografieren aber nichts wirklich sehen oder gar anschauen; weder   Fisch, Krebs, Muschel, Pasta ,Bisteca noch Schaufenster und Bauwerke werden verschont, ja durch die modernen Smartphones wird nichts der Vergangenheit überlassen, alles, aber auch wirklich alles, wird verewigt. Und das ist für, zum Zuschauen verurteilte, normale Reisende ein Gräuel, eben DIE HÖLLE SIND DIE ANDEREN.

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