Er hatte ein Chemiestudium begonnen, musste es aber leider
abbrechen als sein Vater starb. Eines Morgens fand er seinen Vater, als er sein
Fahrrad aus der Garage holen wollte, im Auto sitzen, mit laufendem Motor, alle
Hilfe war vergeblich der Notarzt konnte nur den, wohl vor Stunden schon
eigetretenen Tod feststellen. Die polizeiliche Untersuchung und Befragung zog
sich stundenlang hin, zur Prüfung zu gehen war nicht möglich. Es war die erste
Zwischenprüfung eines schon zwei Jahre dauernden Chemiestudiums, er hatte sich
sehr gut darauf vorbereitet da es für seine Eltern eine grosses Opfer war ihm
ein Studium möglich zu machen, waren doch noch fünf weitere Kinder zu
versorgen, alle jünger als er. Sein Name war Geza, wie sein Grossvater der 1956
aus Ungarn mit Frau und Sohn – seinem Vater— geflohen war. Sein Vater
war Kunstmaler gewesen. Er war äusserst
talentiert aber fand nie zu einem eigenen Stil; sein Problem bestand darin,
dass er immer wenn er ein passendes Sujet fand, an alle grossen Maler die
gerade dieses Sujet gemalt hatten ,denken musste ,sodass er in deren Stil
malte, immer täuschend ähnlich dem vorgestellten Bild. Was sehr erstaunlich
war, er malte im Stil jeder Zeitepoche und jeden Künstler konnte er
nachempfinden. Verkaufen konnte er nur sehr selten, an Privatpersonen, da keine
Galerie Interesse an solch unpersönlicher Kunst zeigte. Und so kam es
notgedrungener massen dazu, dass er in seinem Atelier viele Bilder hatte, die
sicher keine Kopien waren aber vom inspirierenden Künstler gemalt schienen.
Dies fiel auch einem Kunstmakler auf, dieser Makler hatte ganz bewusst keine
eigene Galerie, nein er vermittelte, oft im Geheimen, Bilder an Museen und
grosse Galerien in der ganzen Welt. Er erkannte in dem guten Maler—eher ein
genialer Handwerker—eine schon lange gesuchte Möglichkeit an das grosse Geld zu
kommen. Er kaufte ihm diese Bilder die zum Verwechseln den geistigen Vorbildern
ähnelten, duzendweise, für gutes aber doch knapp bemessenes Geld ab. Dieser
Händler war selbst ein erfolgloser Maler gewesen, beherrschte zwar das Handwerk
sehr gut aber es fehlte ihm die, wie soll man sagen, Phantasie, Begabung,
Originalität, Inspiration und vor allem die Geduld und Ausdauer. Aber seinen
Künstlerblick hatte er nie verloren. Nun begann er vorsichtig die von ihm
nachbearbeiteten und signierten Bilder zuerst kleinen unbedeutenden Galerien
und Museen anzubieten und oft auch zu verkaufen. Er war selbst sehr erstaunt
wie einfach die Händler und auch viele Museumsdirektoren und Konservatoren zu
täuschen waren; ja er glaubte das sie es gar nicht hinterfragen wollten denn
von sorgfältigen Recherchen oder Nachforschungen hat er nie etwas gemerkt.
Mutig geworden dachte er an grössere “Fische“; also besorgte er sich das
notwendige Material, alte Bilder fand er billig auf den Flohmärkten, Dokumente
von Galerien und Transportfirmen und all den nötigen Kram besorgte er sich oder
stelle sie selbst her. Er amüsierte sich darüber wie einfach es war, und wie
wenig genau die Kunden hinschauten. Ja die Gier nach Geld und oder Ruhm machte
wohl blind. Umso besser fürs Geschäft. Sein grösstes Problem blieb den
Lieferanten seiner Ware, den Kunstmaler zu überreden besser noch zu überzeugen
dass er nun nicht mehr zurückkrebsen konnte, zu viel von seiner Kunst sei schon
im Umlauf und er der Händler habe Beweise dass er nichts von den Fälschungen
wusste. Notgedrungen machte der, inzwischen sechsfache stolze Vater weiter und
akzeptierte sogar aktiv mitzuhelfen indem er auf alte Leinwände sogar auf
antike Holztafeln malte. Besonders gut eigneten sich Holzpaneele aus Abbruch
Häusern die man auf Schutthalden finden konnte. So tauchten ab und zu kleine
auf Holz gemalte Werke von Crivelli
Gaddi und anderen Malern aus dem 14. und 15. Jahrhundert auf. Die ganz
berühmten Namen wie Botticelli, Michelangelo, Raffael und andere, deren Werke
eine Sensation bedeutet hätten liessen sie aus, es wäre zu gefährlich gewesen. Viel einfacher war es mit der Moderne und
dem 19.Jahhundert. Durch den problemlosen Erfolg war der Händler unvorsichtiger
geworden und musste mehrmals ein Geschäft annullieren, aber die Gier ist keine
gute Beraterin. Durch eine Lappalie wurde alles aufgedeckt, eigentlich keine
Lappalie sondern ein grober leichtsinniger Fehler. Der Händler hatte in Paris
auf einer Auktion eine Landschaft aus dem 18.Jahhundert gekauft, das Format war
ideal zum Weiterverkauf geeignet, das Bild im Stil von Hubert Robert konnte
teilweise übermalt werden und mit neuem Firnis und Unterschrift für einen
stolzen Preis an ein Museum in Sao Paulo verkauft werden. Er hatte den
Museumsdirektor, dem er schon einige Werke verkauft hatte schon neugierig
gemacht. Das Geschäft ging problemlos über die Bühne. Mehrere Jahre später
wollte es ein unglaublicher Zufall, dass der Sohn des ehemaligen Besitzers
dieses Bildes es in Sao Paulo im Museum sah. Das Bild hatte im Esszimmer
des Schlosses wo er seine Kindheit
verbracht hatte gehangen , einige nur ihm erkennbare Details erkannte er wieder,
unverwechselbar , denn wenn man sich viele Jahre lang an einem französischen
Familientisch bei lange dauernden Essen langweilen musste hatte man ja viel
Zeit um die Umgebung phantasievoll aber auch genau zu beobachten. Er sagte
zunächst nichts, kam aber bei der nächsten Reise nach Brasilien mit seiner
Schwester ins Museum er hatte ihr nichts von dem Bild gesagt denn er wollte
sehen ob sie auch ein „Déjà-Vu“ haben
würde. Das ist doch unser Bild, sagte die Schwester . Ja es war das Bild dass auch sie
genau kannte, es war im elterlichen Schloss geblieben als sie dieses
Schloss einer wohltätigen
internationalen Stiftung vermacht hatten, im Gedenken ihrer Eltern. Dass diese
Stiftung in deren Verwaltungsrat beide Geschwister sassen Möbel und
Kunstgegenstände verkauft hatte war so vorgesehen gewesen, aber wie das
Bild auf mysteriöse Art verändert und
plötzlich signiert hierhergekommen war, dass wollten sie nun genau wissen. Sie
sagten vorerst nichts schalteten aber über einen bekannten Politiker die
Spezial Abteilung von Interpol ein. Die Spur führte zu dem Händler der
natürlich versuchte den “Fälscher“ als allein schuldigen hinzustellen. Nun kurz
vor der Verhandlung hatte der Künstler
keinen anderen Ausweg gesehen als sich umzubringen. Der Sohn Geza, brach sein
Studium ab denn er fühlte sich verantwortlich seine Mutter und die Geschwister
zu beschützen. Er wusste dass er das Talent zum Malen geerbt, es aber dem Vater
immer versteck hatte. Im Prozess der natürlich nur dem Händler gemacht wurde,
der zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden war, waren die
Mitschuldigen Galeristen, Direktoren und Konservatoren die ja schon immer
geahnt hatten, dass etwas nicht stimmen konnte, ungeschoren davongekommen. Dass
die Welt ungerecht ist hatte Geza schon durch die komplizierte
Familiengeschichte sehr früh vom geliebten Grossvater gelernt. Er
sann auf Rache, ja das wäre toll alle zu bestrafen, aber wie? Er zog nach Ungarn in die Heimat seiner Ahnen
zurück. Als einziges Umzugsgut nahm er das Atelier seines Vaters, vor allem
wegen der umfassenden Bibliothek über Kunst und Kunsttechnik, mit. Was er im
Chemiestudium gelernt hatte kam ihm jetzt doch noch zu Gute .Er richtete sich
auch ein kleines Chemielabor ein und fing an zu tüfteln. Er besuchte in Paris
mehrmals einen Professor zu dem er immer schon einen freundschaftlichen Kontakt
gepflegt hatte, und holte sich diskret Informationen. Er fing nun selbst an zu
Malen und merkte mit Freude, dass er problemlos, wie der Vater, dem er als Kind
ja tagelang zugesehen hatte, alles schaffen konnte was er nur wollte. Nur etwas machte er grundlegend anders als
sein Vater, er mischte unter die verwendeten Farben eine Substanz, ein Agens,
das er selbst entwickelt hatte. Er begann Kataloge von Kunstauktionen zu
studieren und marktgerecht machte er entsprechende Bilder die er inkognito, er
hatte den Namen seiner Mutter angenommen, in Auktionen gab. Schon nach kurzer
Zeit hatte er nicht nur das Geld um die Mutter und seine Geschwister zu
unterstützen, sondern ein gutes Startkapital. Er baute sich ein Verkaufsnetz
auf, belieferte Händler und Museen so ähnlich wie der nun im Gefängnis weilende
Händler es gemacht hatte. Die Abnehmer waren ebenso unvorsichtig wie eh und je.
Er merkte sich über die Jahre hinweg alle Standorte seiner „Werke“. Nach 26 Jahren war er ein sehr vermögender
Mann. Er war nie in Zusammenhang mit seinem Vater gebracht worden, nun
entschloss er sich zu handeln. Er hatte schon vor langer Zeit ein Reagens, als
Gegenstück zu dem Agens dass er in seine Farben eingemischt hatte, entwickelt,
mit diesem Reagens wurde die programmierte Zerstörung durch das Agens massiv
beschleunigt. All seine Gemälde würden
sich selbst, nach etwa 50 Jahren, zerstören. So lange wollte er aber nicht
warten. Er reiste nun von Museum zu Museum und schüttete sehr diskret eine
kleine Menge einer farb und geruchlosen
Flüssigkeit in die Nähe seiner ausgestellten Werke. Beim Verdunsten setzten
sich die Dämpfe überall ab, auch auf seine Gemälde. Nun würde die Selbstzerstörung nach wenigen
Monaten einsetzen und das ging so. Die Farbe würde beginnen zu zerbröckeln und
sich dann plötzlich verflüssigen; dieser Prozess war nicht zu stoppen. Nach seiner Weltreise informierte er die internationale Presse anonym
aber sehr genau über alle Details, wie
Standorte und Sujets der Falschen Gemälde, Verkaufskataloge mit Abbildungen,
Namenlisten der Galerien und auch, sofern bekannt, der Käufer, einfach alles
wissenswerte, auch dass die Bilder, auch ohne das Reagens, sich nach etwa 50
Jahren zersetzen würden; liess aber seine eigene Identität im Dunkeln. Der Skandal war riesig als die ersten Bilder in berühmten Museen
anfingen zu bröckeln und dann plötzlich wegzutropfen. Sehr viele Sammler die
zuhause oder in irgendeinem Bankfach Bilder besassen, die sie in den letzten
zwanzig Jahren erworben hatten versuchten sie zu veräussern, aber
komischerweise war der Markt wie ausgetrocknet.Mit grosser Freude stand er am
Grab seines Vaters und, obwohl er nicht ans Jenseits glaubte, konnte er es
nicht unterlassen seinem Vater die Rache in allen Einzelheiten zu schildern.