Donnerstag, 30. Juni 2016

Telefonwerbung.

Eben bin ich abrupt aus dem Tiefschlaf meiner Mittagsruhe gerissen worden, das Klingeln des Telefons!

Ich: Ja
Sie: Schönen guten Tag, mein Name ist S. von der Schweizer Familie, bin ich richtig bei Herrn M. ?
Ich: verschlafen, Was wollen sie von mir.
Sie: Wir möchten ihnen ein Geschenk machen. Die Zeitschrift Schweizer Familie ist dies Jahr 123 Jahre alt und darum möchten wir ihnen ein Probeabonnement schenken.
Ich: Gibt es die Zeitung auch in Blindenschrift?
Sie: hörbar betretenes Schweigen und dann tschuldigunggestammel.
Ich: Ich gratuliere ihnen zum hundertdreiundzwanzigsten Jubiläum.

ENDE


Mittwoch, 29. Juni 2016

Nigel, David und Boris oder frei nach dem alten Goethe

Die Zauberlehrlinge David, Nigel und Boris heckten mal wieder Unfug aus, als der alte Meister ihnen sagte, ich muss kurz weg, macht keine Dummheiten bis ich wiederkomme. David, der älteste war schon im dritten Lehrjahr, die beiden anderen erst im ersten beziehungsweise im zweiten. Nigel, der jüngste heckte immer Dummheiten aus, die seine älteren Mit-Lehrlinge begeistert ausführten. Und so kam es, das sie die Geister beschwörten alles auf den Kopf zu stellen. Es klappte diesmal sofort und sehr gut. Als sich die drei und die vielem Millionen Zuschauer am entstandenen Chaos sattgesehen hatten, sagte der Witzbold Boris zu David: nun sag schon das Zauberwort, um den lustigen Spuk zu beenden. David versuchte es mit vielen Zaubersprüchen die er dem Alten Meister abgelauscht hatte—ja er glaubte schon lange mehr als der Alte zu können—aber es klappte nicht. Der alte wird ja bald kommen prustet Nigel heraus, der kommt doch sonst auch immer im falschen Moment, jetzt soll er mal im richtigen Moment aufkreuzen.
Nur, was die drei nicht wussten, der Alte hatte sich vor Verzweiflung über die Dummheit seiner Lehrlinge in aller Stille das Lebenslicht selbst ausgeblasen und so sprach keiner die befreienden Worte: IN DIE ECKE……….! 



Dienstag, 28. Juni 2016

Babyklappe mal anders

Sofie hatte sehr lange auf ein Kind gewartet. Jedes Mal wenn sie irgendwo im Urlaub war, meist in Drittweltländern, wo die Männer nicht wählerisch sind wenn sie glauben aus Urlaubsaffären Bares gewinnen zu können, liess sie sich mit mehreren Männern ein. Sofie war –mit allem Respekt gesagt—schrecklich hässlich und beinahe schon pathologisch fett, aber luzide genug es zu wissen. Geld hatte sie für westeuropäische Verhältnisse genug, für die Länder des Maghreb war sie reich! stinkreich. Schwarzafrika kam für sie nicht in Frage, denn das eventuelle Resultat ihrer Ferienbemühungen wäre zu auffällig ausgefallen. Ja sie machte Urlaub so oft sie konnte. Zu jedem Eisprung plante sie einen Kurztrip in eins der Länder des Maghreb. Dann endlich mit fast fünfzig Jahren wurde sie schwanger. Ihren Berechnungen nach musste der Vater Tunesier sein. Sie gebar, erstaunlicher Weise ohne die geringste Komplikation, Zwillinge. Es war ein Junge und ein Mädchen. Wie die meisten alten Mütter war sie überängstlich. Weil sie aber alleinerziehende Mutter war, musste sie die Kleinen immer mitnehmen, ob im Supermarkt oder sonst wo zum Einkaufen. Dann als sie ein au Pair Mädchen suchte, fand sie—Ironie des Schicksals—eine junge Tunesierin.
Nun konnte Sofie wieder normal arbeiten um ihren Lieblingen ein schönes Heim zu bieten. Auch Aischa entwickelte sich zu einer lieben Betreuerin, dank ihres jungen Alters sah es fast so aus als ob Aischa mit Puppen spiele.
Sofie war überglücklich. Jetzt im Juni, wo es sehr lange hell blieb, ging Sofie gerne abends, ihren Doppelbabywagen stolz vor sich hin schiebend mit den beiden Kleinen spazieren.
In der Nähe des, bis spät abends geöffneten kleinen Supermarktes erinnerte Sofie sich, dass sie vergessen hatte Pampers zu kaufen. Sie stellte den Babywagen vor dem kleinen Quartierssupermarkt ab, nahm die beiden Babys raus und balancierter sie auf den Einkaufskaddy denn sie war ja viel zu ängstlich ihre Schätzchen auch nur fünf Minutenlang unbeaufsichtigt zu lassen. Es war schon ein Kraftakt—für die immer fetter werdende Sofie— die, dank einer Aktion im Viererpack angebotenen Pampers und die zwei Kids zum Doppelkinderwagen zu bugsieren.
Im ersten Moment glaubte Sofie zu spinnen, im Babywagen lag ein Kind! War das ihr Babywagen? Es war kein anderer Wagen da, also musste es ihrer sein. Auch die Namen ihrer beiden Kleinen standen ja, von Aischa schnörkelreich angeschrieben, da. Das Hauptproblem war erst Mal die Zwillinge in und das fremde Baby aus dem Wagen zu bringen ohne dass der Kaddy davonrollte. Sofie sah, als der erste Schock vorbei war, dass an der Strampelhose ein Zettel angeheftet war. Wo habe ich jetzt meine Brille fragte sich die immer noch sehr verwirrte Sofie? Endlich las sie, den mit ungelenker Schrift bedeckten Zettel: bite nim meinem klein Kefin ,ich kann  nich um ihn sorgn—gott wird  dich dankn.
Und so kam Sofie zu—zwar unechten—aber gesunden Drillingen.



Montag, 27. Juni 2016

Lottogewinn als Lockvogel

Heiner hatte  nur noch wenige Freunde. Zu lange war er weg gewesen. Nun war er krank, ernsthaft krank. Ja nach den Ärzten waren seine Tage gezählt. Sehen tat man‘s nicht; es war nicht eine dieser Krankheiten die einen körperlichen Zerfall mit sich bringen. Durch seine vielen Stunden auf dem  Golfplatz und seiner  Gewohnheit stundenlang am Pool zu liegen und zu lesen, war er sonnengebräunt und sah kerngesund aus. Wie, fragte er sich, kann ich alle meine alten Freunde und Bekannte dazu bringen mit mir wieder Kontakt aufzunehmen. Da hatte er eine geniale Idee.

Durch seinen einzig verbliebenen Freund, einem Journalisten bei der Lokalzeitung, liess er verbreiten, er habe einen Riesengewinn in der Internationalen Lotterie gemacht und sei deshalb zurück in die Heimat gekommen. Arm war er nicht, er lebte recht gut in diesem Nobelhotel am See, wusste er doch, dass bei seiner prophezeiten Lebenserwartung das Geld  bestimmt reichen würde um hier an See seine letzten Tage oder gar Monate zu verleben. Aber eben, so alleine das wäre doch irgendwie fad. Wie von Honig angelockte Fliegen kamen alle verlorengeglaubten Freunde –natürlich ganz zufällig—ins Hotel um an der Bar oder im Speisesaal absolut überraschend  auf Heiner zu treffen. Keiner sprach offen von dem Fabelhaften Gewinn, gewisse Anspielungen aber waren nicht zu überhören. Heiner genoss es sehr, erzählte von seinem abenteuerlichen Leben und freute sich diebisch über die Manöver die einige der wiedergewonnenen Freunde anstellten um zum Drink oder  gar zum Essen eingeladen zu werden. Heiner lud nie ein, denn er musste, als Stammgast auch nie eine Rechnung verlangen oder gar unterschreiben. Als Heiner nach wenigen Wochen starb, veröffentlichte der Freund—jener Journalist—diese Geschichte, die sie eben gelesen haben, in der Tageszeitung. Manch einer ärgerte sich grün und blau über seine eigene Dummheit.

Sonntag, 26. Juni 2016

Kalauer

Du mein Mann hat Krebs, sagt eine Frau zu ihrer Freundin bei der  Frühstückspause-

Ja was denn für einen Krebs, Languste, Hummer  Garnele oder einfach nur eine Kellerassel?

Unrat

Es braucht nur ein wenig Phantasie um, nicht mehr Gebrauchtes, also Müll, kostenfrei zu entsorgen. Die, von vielen Jugendlichen gewählte Methode einfach alles auf Strassen und Trottoirs zu werfen finde ich wenig originell. Besser schon sind Orte wie Vorgärten, Hauseingänge und natürlich alle Vehikel des öffentlichen Verkehrs. Grade für Kinder sind aber  auch Brief und Ablage-kästen ein beliebter Ort, so bleiben die Treppenhäuser sauber.
Dass alle Autos das haben, was die Eisenbahn schon seit langem abgeschafft hat, nämlich zu öffnende Fenster, ist ja eine klare Einladung unsere Strassen-Gräben und Ränder mit Müll zu veredeln.
Wenn’s aber raffinierter wird, handelt es sich meist um Rentner. Ja wir/die Alten haben den Schalk meist im—durch Arthrose steifen—Nacken.
Im Supermarkt gibt es ja fast überall Entsorgungsstationen für Batterien, Glasflaschen, Pet-Flaschen und restliche Kunststoffbehälter. Diese Restlich- Kunststoffbehälter lesen die/wir Alten meist als RestMÜLL-Behälter und das ermöglicht fast alles—ohne die lästigen Kehrichtsackgebüren zu berappen— zu entsorgen, der senilen Involution sei‘s gedankt. Noch viel simpler ist es allerdings, Abfall einfach im brav zurückgestellten Einkaufskaddy zu  v e r g e s s e n !                                       
Die/wir Alten sind meist noch fit genug um mit dem Auto die Gegend unsicher zu machen und dabei Sperrmüll mitzunehmen und auf den schönen Rastplätzen unserer Autobahnen oder an lauschigen Bächen und besonnten Waldrändern zu vergessen—wieder diese senile Zerstreutheit.
Eine, bei weiblichen Singles sehr beliebte Methode, ist es alles wie Pizzaschachteln leere Getränkedosen gebrauchte Hygiene-Artikel, zerrissene Wäschestücke, Zeitschriften und Tageszeitungen, Packmaterial der im Supermarkt gekauften Waren und so vieles andere ,einfach im Auto zwischen den vorderen und hinteren Sitzen und vor dem Beifahrersitz am Boden  zu vergessen. Denn, und das ist der Grund dafür, beim nächsten Service in der Garage wird ja alles kostenlos entsorgt damit der Mechaniker überhaupt an die Stellen seines Wirkens gelangen kann.

Übrigens Herr Eugène Poubelle (der dem französischen Mülleimer seinen Namen gab)  und Herr J. Ochsner ( dessen Zürcher Firma das Ochsner-System kreierte) drehen sich seit geraumer Zeit in ihren jeweiligen Gräbern um!

Samstag, 25. Juni 2016

Brexit

 Wenn sich Bürosesselkleber weiterhin um Gurkenkrümmungen Präservativnormierungen und sonstige Lappalien kümmern, die politischen und ethischen Herausforderungen nicht in den Griff bekommen, den Irrtum der gemeinschaftlichen Währung bei so ungleichen Volkswirtschaften nicht irgendwie korrigieren, werden immer mehr Trennungsgelüste nicht nur von den EU-Gegnern sondern auch von frustrierten, vergessenen Arbeits-und perspektive losen Bürgern unterstützt werden. Dann Ade vereintes Europa und  willkommen Nationalchauvinismus. Glücklicherweise bin ich, als Schweizer, erstens nicht in der kriselnden EU und zweitens alt genug es mit Fassung zu beobachten, denn was soll mir noch passieren?


Freitag, 24. Juni 2016

Zwei Ces fünf Has sind stets dabei gibt‘s wegen OH : Schererei

Die OH Gruppe ist stets schuldig
wird hemmungslos dem Wein gehuldigt.
Der Wochenlohn in seiner Tüte
bestimmt sehr  oft des Weines Güte.
Wenn Vater in der Gosse liegt
hat er wohl zu viel  Wein gekriegt.
Am morgen früh kommt er nach Haus
ihn anzusehen ist ein Graus.
Ihn anzukeifen ist fatal
denn zornig wird er allemal.
Die Ehefrau ist nicht erbaut
wenn Vater ihr den Arsch verhaut.
Er bessert sich verspricht er heilig
und geht dann in die Kneipe eilig.
Und wieder fängt‘s von neuem an

er ist halt schwach der starke Mann!

Mittwoch, 22. Juni 2016

Plagiat

Einem aufmerksamen Beobachter wäre in dieser Nacht vom zehnten auf den elften November so zwischen drei und halb vier Uhr früh diese bizarre Gestalt, die über den zu so später Stunde nur spärlich befahrenen Place de l’Etoile ,dem Arc de Triomphe zu gehuscht ist, bestimmt sofort aufgefallen. Es musste sich um einen Soldaten—welcher Armee war unklar—handeln, denn er trug Uniform Tornister-artiges Rückengepäck und ein Gewehr. Er bewegte sich sehr vorsichtig, eben wie ein langgedienter Soldat es in vielen Konflikten gelernt hatte. Trotz dem er mit allen Wassern gewaschen schien, strotzte er vor Dreck. Wäre der besagte Beobachter immer noch in der Nähe gewesen, hätte er einige Minuten nachdem die Gestalt im Schatten des Triumphbogens verschwunden war einen einzelnen Knall gehört. Man fand in den frühen Morgenstunden seine tote Gestalt, die auf dem Grab des unbekannten—immer am elften  November, mit viel Pomp vom Staatspräsidenten und der ganzen Armee geehrten—Soldaten. Um die Feier zur Armistice nicht zu stören wurde er in aller Stille unter Ausschluss der Öffentlichkeit ins Institut für Rechtsmedizin geschafft. Weder Fingerabdrücke noch DNA waren gespeichert, er blieb unvermisst und dadurch auch unbekannt. Als, durch eine Indiskretion des Präparators des Instituts für Forensik, welche er sich sicherlich gut bezahlen liess, die Affäre an die Öffentlichkeit gelangte, titelte ein Satire-Magazin.
                                              DIE ULTIMATIVE FORM DES PLAGIATS.


Dienstag, 21. Juni 2016

B&B

Janet hatte sich ein halbes Leben lang darauf gefreut. Sie hatte insgeheim schon vor Jahren, als ihre drei Töchter noch recht klein waren, angefangen daraufhin zu arbeiten. Janet war, auch wenn sie nun schon so lange in dieser Kleinstadt in der Westschweiz lebte, immer noch eine echte Britin geblieben. Ihr Traum war es, wenn die drei Töchter das Haus verlassen würden um irgendwo sei’s zu studieren sei’s zu heiraten, ein typisch britisches Bed & Breakfest zu eröffnen. Schon beim Bau des recht geräumigen Hauses hatte Janet—ohne es ihrem Gatten Georges, einem waschechten Schweizer, zu gestehen—alles daraufhin geplant. Der „Kinderflügel“ der Villa, mit zwei Bädern und Toiletten und den vier Zimmern eignete sich sehr gut für ihre Pläne. Das vierte Zimmer war das Zimmer für ihr, leider schon vor langem an einem bösartigen Hirntumor verstorbenem Söhnchen gewesen. Janet war überzeugt, dass die Arbeit ,die das Einrichten und dann später das Betreiben des B&B ihr abverlangen würde, sie zumindest zeitweilig daran hindern werde an ihren kleinen kahlköpfigen Engel zu denken! Es konnte jetzt beginnen, alle drei Töchter waren endgültig ausgeflogen. Das Einkaufen und Einrichten der vier Gästezimmer sowie die Änderung des grossen Gartens, mit Bau eines Pools, war zwar harte Arbeit, machte aber viel Spass. Nur Georges war really  „not amused“  hatte er doch von Janets Plänen nichts gewusst. Ja Janet hatte es für sich „in Petto“ behalten, um ihren ach so gutmütigen Georges dann, wenn es endlich so weit wäre, zu überrumpeln und jetzt war es soweit.
An diesem Abend, kurz nach Beginn der Umbauarbeiten, Janet hatte Georges Lieblingsessen gekocht, erklärte sie wie sie sich ihr B&B vorgestellt hatte und vor allem was Georges Rolle dabei sein würde. Es kam, zum ersten Mal in ihrer dreissigjährigen Ehe zu Streit—echtem hartem Streit—.
Monate danach, der Streit hatte einem waffenstillstandähnlichen Groll platz gemacht, kamen die ersten, übers Internet angelockten Gäste. Es stellte sich eine gewisse Ruhe ein, mal waren die vier Zimmer besetzt meist aber nur eins oder zwei. Dann eines Tages kamen vier Paare aus Japan mit mehreren Kindern und die Heisswasserversorgung brach zusammen. Wochen später zog Georges ins Hotel, er ertrug die chinesische Grossfamilie nicht, ihm wurde übel beim Zusehen wie diese (un)Menschen sich beim Frühstück benahmen. Nach der halbherzigen Versöhnung und dem Versprechen, nur noch Amerikaner, Australier und Europäer, aber weder Russen noch Asiaten aufzunehmen—was eine Abkehr vom Internet und eine Verminderung der Gästezahlen zur Folge hatte, kam Georges zurück und nahm seine Aufgaben—Einkauf des  Frühstücks und Gartenpflege—wieder auf. Nach dem nächsten Problem, schien das bisherig Schiefgegangene nur „Peanuts“ gewesen zu sein.
Eines schönen Tages, es war in einer Schönwetterperiode, kam ein amerikanisches Ehepaar, sie hatten  sich telefonisch  angemeldet und zwei Zimmer reserviert. Auch hatten sie nach dem Pool gefragt, weil ihr halbwüchsiger Sohn so gerne im Pool plansche. Der Sohn war ein, an Trisomie leidender, Hüne. Sanftmütig sei er, sagten die etwa sechzigjährigen äusserst liebenswürdigen Eltern. Eigentlich ging es recht gut, denn es waren zur selben Zeit keine anderen Gäste im Haus. Am dritten Morgen erschien der Sohn schon recht zeitig alleine zum Frühstück. Auf die Frage wo seine Eltern denn seien, stotterte er nur we… we.. weggefahren und richtig das Avis-Auto stand nicht mehr auf dem Parkplatz unter dem schattenspendenden Kastanienbaum. Von den angeblichen Eltern—weder Name noch Adresse waren echt—hörten die bedepperten B&B Betreiber nie mehr etwas, das Geld für die Übernachtung hatte fein säuberlich und auf den Rappen genau auf dem Nachttisch des Elternschlafzimmers gelegen. Nach mehreren Tagen kam endlich die Polizei mit einer Sozialbeauftragten und holte den „Vergessenen“ ab.
Wenige Tage danach stand ein selbstgemachtes Schild vor dem Haus, Bed & Breakfest mit vier Gästezimmern und einem Pool, umständehalber sehr günstig zu verkaufen.


Montag, 20. Juni 2016

Lesevergnügen

Kürzlich, etwa vor einem Monat, war ich in einem Buchladen in Konstanz. Es war das Bücherschiff. In diesem Geschäft wird ab und zu aus und aufgeräumt. Alte etwas abgeriebene Bücher, die seit einer gewissen Zeit im Regal stehen und einstauben, werden auf einem Spezialtisch und auch im Schaufenster zu stark reduziertem Preis angeboten. Was ich daran, mehr noch als den billigen Preis, schätze  ist die unerwartete Begegnung mit Literatur, die ich sonst nie angesehen hätte. An diesem Tag war ein über tausend Seiten dicker Schunken dabei, es handelte sich um ein Buch vom Zürcher Schriftsteller Kurt Guggenheim. Der Name und der Titel riefen Erinnerungen in mir wach. Ja damals in den Fünfzigerjahren, als der Roman erschien, schwärmte meine Mutter immer wieder von diesem wunderbaren Epos welches der Stadt Zürich ein phantastisches Denkmal setze. Obwohl mir schon damals  dicke Schmöker keine Angst machten, war ich wohl doch noch zu jung solch ein Epos zu lesen. Später vergass ich es und nach dem Tod der Eltern verschwanden die Bücher irgendwohin. Ausserdem wer liest schon als Kind Bücher die den Eltern so gefallen, dass sie immer mal wieder, mit unverhohlener Begeisterung davon sprechen?
Ich nahm meine Einkäufe—ich hatte natürlich nicht nur ein Buch erstanden—mit zum Bahnhof in Konstanz, setzte mich in die Bahn  und fing an zu lesen. Dass ich in meiner Wohnstadt Winterthur  ausstieg ist eigentlich ein Wunder, ich anhatte mich festgelesen. Und ich schaffte die mehr als tausend Seiten in kurzer Zeit. Ich war und bin  immer noch begeistert. Diese Art, über den Umweg dutzender Schicksals-Beschreibungen ein Loblied auf seine Heimatstadt zu singen, die geschichtlichen Abläufe zu erklären und in Zusammenhang mit der Weltgeschichte zu setzen, ist einfach Magistral! Ich selbst bin Zürcher, habe aber nur etwa acht Jahre lang, zwischen vierzehn und zweiundzwanzig, während denen ich die Stadt kennen und lieben gelernt habe, in Zürich gelebt.   Noch  bevor ich das Buch zu Ende gelesen hatte bestellte ich die ,im letzten Jahr erschienene Gesamtausgabe der Werke von Kurt Guggenheim, deren letzter Band der Roman „Gerufen und nicht Gerufen“ eine Art Fortsetzung des „Alles in Allem“ ist und den ich in nur einem Tag verschlang .
Das schöne Buch von Kaspar Schnetzler „Das Gute“ ein Schmöker über eine Zürcher Familie von 1912 bis 2012  zeigt gut, dass Schnetzler –dessen Roman ich mit Vergnügen gelesen habe—sicherlich „Alles in Allem“ recht genau studiert hat¸ dies ist keine Kritik eher ein Lob!


Sonntag, 19. Juni 2016

Und ewig lockt Europa

Achmed war in Casablanca als Strassenkind aufgewachsen, nicht etwa weil er keine Familie gehabt hätte, sondern weil er einen unbezähmbaren Willen zur Freiheit hatte. Schon mit knapp zehn Jahren hatte er von älteren Kindern gelernt, wie man von alleinreisenden Touristen gut leben kann. Ja er war so was wie ein globaler Fremden(ver)Führer geworden. War einer dieser Touristen mal weder schwul noch pädophil, bot er ihm kaltschnäuzig seine kleine Schwester an. Wenn ein Tourist dies empört zurückwies fragte er lachend „ du kannst also nicht mehr“? Achmed wurde allmählich zum Teenager und sein Ziel war es sich einen Sugar-Daddy oder eine Sugar Mami zu angeln und dadurch nach Europa zu kommen. Um dieses Ziel zu erreichen war ihm nichts zu wider. Mit einem seiner vielen Liebhaber konnte er nach Tanger—dem Marokkanischen Sündenpfuhl—reisen wo er einige Zeit blieb. Mit sechzehn überwand er den Zaun in Ceuta und landete als Flüchtling in Spanien. Nun war er endlich  in Europa. Für viele schwule Männer aber auch für gewisse ältere Frauen sah er, mit seinem seidenen Blick, seiner olivfarbenen Haut und seinem exotischen Habitus  einfach verlockend aus. Und dies nutzte er schamlos aus. Erst in Madrid dann in Barcelona räumte er, nach dem Liebesakt sei es bei einer einsamen Frau oder einem hemmungslos  geilen Mann, nachdem er dem Drink etwas Dormikum beigemischt hatte, die Wohnung leer. Anzeigen musste er nicht befürchten, war er doch noch nicht volljährig! Was die Geschichte noch pikanter macht ist, dass es sehr viele Achmeds, Rachids, Mohammeds, Mustaphas, Alis und wie sie alle heissen mögen unter den Flüchtlingskindern gibt und dass für Nachschub, durch die bodenlose Naivität und Dummheit der europäischen Politik, auch gesorgt ist.

Freitag, 17. Juni 2016

Späte, sehr späte Genugtuung

Peter war ein pseudo Waisenkind. Ja die Mutter hatte den kleinen zur Adoption freigegeben, sie ertrug es nicht dass ihr Sohn zugleich ihr Bruder war. Adoptiert wurde er von einem kinderlosen Paar, so quasi als letzter Versuch die durch Alkohol belastete Ehe zu retten. Weil er, Peter, als Eheretter nichts taugte, die Ehe kaputt ging und geschieden wurde lieferte ihn die Adoptivmutter in einem katholischen  pflege und Erziehungs-Heim ab. Alle Erzieher im Heim waren Geistliche, der Heimleiter Pater Clemens machte seinem Nahmen aber keine Ehre. Er war noch sehr jung für einen so wichtigen Posten, da er aber der Lieblings-Zögling seines Bischofs war……… Item er konnte schalten und walten wie es ihm behagte. Clemens war für Zucht und Ordnung .Er legte die Bibel auf seine ganz persönliche Art und Weise aus, so richtig Aug um Auge Zahn um Zahn.
Peter weckte in Pater Clemens, in aller Unschuld und ohne es zu wollen, Gefühle für die ihn dieser dann aufs härteste bestrafte. So wurde Peter, wohl durch Imitation, für alle Priester zum beliebtesten Prügelknaben des Internats. Übrigens wurde der Name Internat sehr wörtlich genommen, denn allein kam kein Zögling je raus. Es wäre zu schmerzhaft alle Einzelheiten der seelischen, körperlichen und sexuellen Martern zu beschreiben, ausserdem würde es voyeuristischen Veranlagungen Vorschub leisten.
Durch diese Erfahrung war Peter klar geworden, dass er sein Leben so gestalten wolle, das er, wenn auch nur im Kleinen, in der Lage sei Missstände solcher Art wie er sie erlitten hatte zu vermindern. Da kein Geld für ein Studium da war erlernte er den Beruf des Pflegers. Peter arbeitete in vielen verschiedenen Institutionen, strebsam wie er es war, wurde er mit knapp fünfzig Direktor eines, von der alles seligmachenden katholischen Kirche finanzierten Altersheims in dem auch viele Geistliche ihren Lebensabend verbrachten.
Wie gross seine Überraschung und Freude war, als er dort den gealterten aber immer noch sich süperb gebenden Pater Clemens, an einen Rollstuhl gefesselt vorfand. Peter entschied, Pater Clemens persönlich zu pflegen, ihm seine Harnsonde zu wechseln, seine vom Sitzen wund gewordenen Pobacken zu salben das ist Chefsache sagte er fein lächelnd. Dass Pater Clemens—wohl aus Schreck als er Peter wiedererkannte—einen weiteren Schlaganfall erlitt, der ihn zwar aphasisch aber bei vollem Bewusstsein liess gab der unter immer freundlichem Lächeln ausgeführten Rache eine ganz besondere Note.



Mittwoch, 15. Juni 2016

Die Geschichte vom Esel und der Medikamentenmangel in der Schweiz

Zurzeit herrscht in der Schweiz Mangel an verschiedenen Medikamenten. Woher der Mangel kommt versuche ich nun mit einer uralten Fabel zu erläutern.
Es war einmal ein Bauer, der hatte einen Esel. Der Esel arbeitete und Frass. Das Arbeiten passte dem Bauer, das Fressen weniger, also fing der Bauer an seinem Esel jeden Tag etwas weniger zu Fressen zu geben. Der Esel arbeitete weiter, denn der Bauer—so wusste der Esel—würde ihn schlagen arbeitete er weniger. Als der Esel gelernt hatte ohne Fressen zu arbeiten, fand ihn der Bauer am nächsten Morgen Tot im Stall.
Die Behörden, die für die Medikamentenpreise zuständig sind und von der Politik angewiesen werden diese Preise zu senken, wenden seit vielen Jahren die sogenannte „Salamitaktik“ an. Alle Preise der Kassenpflichtigen Medikamente werden regelmässig gesenkt—auch in Zeiten stärkerer Inflation als zur Zeit—statt dem Landespreisindex angepasst zu werden. Die Mieten, Löhne und Spesen steigen natürlich auch für die Pharmabranche aber das Einkommen wird dank Bundesrätlichem Beschluss gekürzt.
Die Pharmabranche ist ein florierender Geschäftszweig, hat viele Arbeitsplätze  geschaffen und liefert ja viele äusserst wirksame Medikamente. Wie jedes Unternehmen sind die Pharmafirmen darauf aus Geld zu verdienen, nur die Politiker gewisser Parteien, die immer tiefere Preise fordern, arbeiten wohl umsonst oder doch sicher zum Mindestlohn. Womit diese Politgurus ihre zweit und dritt-Wohnung bezahlen bleibt ihr Geheimnis.
Ob nun der Medikamente Mangel  artifiziell hervorgerufen wird—sozusagen als Schuss vor den Bug der Behörden—oder ob der Schweizermarkt nun wegen der diktierten Preissenkungen— nicht mehr prioritär bedient wird bleibt wohl ein Geheimnis der Pharmabranche.
Was natürlich noch erschwerend dazukommt ist die lächerliche Trägheit der Swissmedic und des Bundesamt für Gesundheit.
Auch mitverantwortlich sind einige Amts beziehungsweise Spital Apotheker die ,zwar selbst zu den Gutverdienern gehören, aber der bösen Pharmaindustrie nicht einmal das Schwarze unter dem Fingernagel gönnen.



Dienstag, 14. Juni 2016

(Bei)Naherholungsgebiet

Eines schönen Samstag nachmittags, morgens hatte es zu sehr geregnet, entschied  diese junge Frau—nennen wir sie Friederike—sich im nahen Walde zu ergehen. Sie brauchte dieses, im Laufen, ruhiges ungestörtes Überlegen. Schon nach den ersten paar Schritten wurde sie auf dem Waldweg durch zwei alte runzelige laut schwatzende, auf Nordic-Walk Stöcke gestützte, den ganzen Weg blockierende Frauen gezwungen ins Gebüsch auszuweichen. Nur wenig hundert Schritte weiter begrüsste sie, mit Pfoten auf die Schultern legen, ein grosser Hund, wohl eine Mischung aus Berner und Appenzeller-Sennenhund. Das laute Rufen des Stumpen rauchenden Besitzers: „der ist lieb, sie müssen ihn nur streicheln dann tut er ihnen nichts“ tönte irgendwie ironisch in Friederikes Ohren. Beim Weitergehen, die berühmte, sagenhafte Wanderlust hatte nun schon einen klitzekleinen Dämpfer bekommen, kam sie zu einem kleinen ,für Fitnesstraining mit Geräten bestückten Plätzchen, auf dem es sich mehrere Familien mit Kindern bequem gemacht hatten. Die Fahrräder und Kinderwagen sowie der Rollator der Oma waren natürlich in wildem Durcheinander auf dem Waldweg abgestellt worden. Friederike musste sich buchstäblich durchs Dickicht quälen um dann wieder auf dem, für Reiter gesperrten Waldweg, mit beiden neuen weissen Turnschuhen in einem Haufen Pferdemist—der wohl vom Himmel gefallen war—zu landen. Durch den Zigarren-Rauch zweier alter schwatzender ungepflegter Männer, die sie an einen immer meckernden Kollegen erinnerten, flüchtete Friederike auf die, den Waldweg kreuzende Strasse und floh aus diesem idyllischen Naherholungsgebiet auf die asphaltierte ruhige Quartiersstrasse.


Montag, 13. Juni 2016

Hilflose alte Männer

In der NZZ am Sonntag vom 12.6.2016 war ein Artikel—den ich aber nur überflogen habe—über alte Männer und deren grosse Hilflosigkeit die oft in einer Depression endet, weil sie nicht gelernt haben ihre Gefühle auszudrücken. Der Journalist hat hier wohl viel Zeit aufgewandt um ein, am Verschwinden begriffenes Phänomen, zu beleuchten.

Heute, wo die jungen Männer nur noch „spürst mich fühlst mich“ Teizeitarbeitende sind und ihre emanzipierten Frauen zum Schwangerschaftsturnen begleiten bis sie dann im Kreissaal die Nabelschnur durchtrennen und der jungen Mutter tröstend zur Seite stehen, später Baby-Urlaub nehmen und jahrelang ihre Kinder ,erst im Umhängetuch dann im Kinderwagen ,zwischen zwei Windelwechsel und drei Fläschchen-geben oder Breichen-reinstopfen, an die frische gesunde Luft führen,  haben sie keine Berührungsängste mehr mit ihrem Innenleben. Sie  werden wohl auch in mittlerem Alter schon ,wenn ihre Frau sie-- wegen einem wahlweise Jüngeren, Potenteren, Modischeren, Reicheren, unter Mitnahme des Tafelsilbers—verlassen haben wird und ihnen die inzwischen zu Teenies herangereiften Kids zur weiteren Betreuung dalässt, gut durchs Leben kommen da sie ja dank langer Erfahrung gelernt haben auf ihre seelischen Anfechtungen mit dem weiblichen Teil ihres Seins zu agieren, um dann als strahlende Opas die Enkel zu verhätscheln! da bleibt keine Zeit für Altersdepression.

Sonntag, 12. Juni 2016

Wut und Unverständnis

Ich muss vorausschicken, dass ich von Sport im Allgemeinen und von Fussball im Besonderen nichts halte. Dass Menschen daran Spass haben ist mir bekannt, es stört mich auch nicht. Dass aber nun schon seit vielen Jahren im Umfeld von Fussballveranstaltungen randaliert und zerstört wird, was die Funktionäre, Klubpräsidenten und Fanklubvorsteher zwar immer verharmlosen, ärgert mich als Steuerzahler sehr. Für mich sind die Verantwortlichen der Verbände mitschuldig. UEFA & FIFA scheffeln Milliarden—die sie wie ja längst bekannt unter sich verteilen—und die Gemeinden & Staaten tragen die Kosten der immer wieder vorkommenden Ausschreitungen. Was jetzt, anlässlich der Euro Meisterschaft in Nizza und Marseille passiert ist finde ich zum Kotzen. Was ich aber überhaupt nicht verstehe, ist  dass die Polizei in Marseille gerademal 5 Personen in Haft genommen hat. Es waren doch viele hundert Polizisten da, warum bitteschön wurden nicht alle greifbaren mit Handschellen aneinandergefesselt und dann schleunigst dem Richter vorgeführt? Es handelt sich ja in diesen Fällen um BANDENKRIMINALITÄT. Griffe die Polizei mit Festnahmen in aller Härte durch und  würde Justiz und Politik endlich einmal ihre Arbeit ernst nehmen und nicht nur an den eigenen Nutzen und das Geld denken, wäre das Hooligan-Problem wohl bald in den Griff zu bekommen. 

Montag, 6. Juni 2016

Kaspar Hauser Trick

Ja genauso mache ich es, das steht fest, sagte sich Walid. Walid war mit knapp vier Jahren aus dem, im Bürgerkrieg verwüsteten, Beirut in die Schweiz gekommen. Er war eins von sieben Kindern, das jüngste und daher auch das verhätscheltste. Die fünf grossen Schwestern, die älteste war schon achtzehn, verwöhnten ihn und liessen ihm alles durchgehen. Walid war sehr intelligent aber auch sehr faul. Was ihm Spass machte lernte er in Windeseile, alles andere war ihm sch….egal. Dass er schon als Teenie auf die schiefe—sehr schiefe—Bahn geriet kann man bei dieser mangelhaften Erziehung verstehen. Die Mutter lebte in ihrer depressiv gefärbten Gegenwart und träumte nur von der Vergangenheit, sie überliess den Haushalt und die  Obhut der Kleinen ihren grossen  Töchtern. Der Vater war, wie viele Phönizier—die Libanesen sind ja die Nachkommen dieser Handelsnation— geschäftlich immerzu auf Reisen. Es gab da noch einen grossen Bruder, der war vor Jahren abgehauen, wo er war wusste keiner und ausser der Mutter schienen alle ihn vergessen zu haben.  Schon mit elf Jahren lernte Walid Drogen kennen, er hing ungehindert mit grösseren Jungs rum. Polizei, Jugendrichter temporäre Verwahrung, all dies war sein Alltag. Nach einem Bandenraubzug mit Autoklau und Einbruch wurde er mal wieder geschnappt, als einziger geschnappt. Er hielt dicht und wanderte das erste Mal in seinem schon ereignisreichen Leben in den Erwachsenen-Knast. Da, im Knast, fing er an zu lesen. Was Walid am meisten faszinierte war die Geschichte von Kaspar Hauser. Nicht die Wahrheit über diesen Findling, dessen Geschichte  die meisten Leser in Bann zieht, nein die Perspektiven die so ein Verhalten eröffneten interessierte ihn brennend. Und so kam es, dass Walid, kaum dem Knast entronnen, ins Ausland reiste. In einer Belgischen Kleinstadt, wo spielt für die Geschichte keine Rolle, tauchte eines schönen Tages ein in Lumpen gehüllter lang haariger bärtiger Mann auf der nicht sprechen konnte aber mit unmissverständlichen Gesten zeigte, dass er Hunger habe. Wie einst in Nürnberg kümmerte sich die Bourgeoisie um dies Naturkind, ein interessierter Seelenarzt nahm ihn bei sich auf. Dass Walid eines Nachts mit dem „Tafelsilber“—das heisst allem was wertvoll war— auf Nimmerwiedersehen verschwand und sich in einem anderen Land nach günstigen Kleinstädten umsah erstaunt wohl kaum jemand.

Sonntag, 5. Juni 2016

Wie gleich Mann und Frau doch sind.

Alle oder doch sehr viele Frauen  sagen, wenn sie abends die Fernbedienung in Beschlag genommen haben: „ ich will jetzt aber nicht Fussball sondern—wahlweise—Rosemarie Pilcher, Astrid Lindgren oder das Traumschiff sehen, da sind immer so schöne Landschaften aus Südengland, Schweden oder aus Häfen aller Welt zu sehen; ja klar sind die Geschichten meist seicht, aber wo sieht man sonst so schöne  Landschaftsbilder. Lächelnd erhebt sich der Mann, setzt sich mit einer Zeitschrift, sei es der Playboy, Hustler oder Lui in den Sessel und sagt der ihn aufgebracht als „Schwein“ beschimpfenden  Ehefrau: „da sind so interessante Stories, Essays, Abhandlungen und politische Betrachtungen drin, nur deshalb kaufe ich diese Publikationen ja; die Nack Bilder sehe ich mir eigentlich nie an“.

Donnerstag, 2. Juni 2016

Auf der Suche!

Es gibt Männer die absolut triebhaft sind; man sagt ja oft auch sie sind schwanzgesteuert. Wenn Frauen triebhaft sind, also in gewisser Weise auch –sozusagen Objektbezogen—schwanzgesteuert sind, ist das meist für sexhungrige Männer ein gefundenes Fressen. Im sogenannten „Ausgang“  heisst es dann sicher wie bei den Pfadfindern—allzeit bereit— und es kommt zu mehr oder weniger dauerhaften oder aber flüchtigen Paarungen. Nun ist es aber oft so, dass die Männer es gerne bei diesen auf und anreizenden Begegnungen belassen, Frauen sind da meist romantischer, sie warten ja stets auf und glauben gerne auch an den MÄRCHENPRINZEN und das birgt viele Probleme, vor allem wenn die Protagonisten eigentlich in einer (oder mehreren) Beziehung/en sind. Wenn diese naiven Frauen an die Liebesschwüre ,die im Moment  höchster Erregung gemurmelt oder auch geschrien werden, glauben  kann’s zu kopflosen Entscheidungen komme. Bei der nächsten Begegnung sagt die Frau dann strahlend: du ich habe mich von meinem Partner getrennt und ziehe zu dir. Meist bringt sie schon das betroffene Gesicht des Traummannes in die harte Wirklichkeit zurück; für die Enttäuschte bleibt nur die Hoffnung, dass ihr Partner ihre Trennungsankündigungen nicht allzu ernst nimmt und sie reumütig zu ihm zurückkehren kann bis zum nächsten „Ausgang“.



Mittwoch, 1. Juni 2016

Toleranz und Intoleranz

Ich erinnere mich noch recht gut, ich war noch sehr jung, so zwischen zehn und fünfzehn, da kamen mir—ich weiss nicht wie oder woher—Romane in die Hand die in erzprotestantischen Pfarrersfamilien spielten. Schon damals war ich über die geradezu pervers-strenge Erziehungsmethoden schockiert. Die darin beschriebene Allmachtsfigur des strengen Vaters, der den Kindern mit brutalster Prügelstrafe  seine christlichen Werte einzubläuen versuchte und verlangte, dass man ihm dafür—oft mit Handkuss—danke, hat es mir leicht gemacht jeder Art von Glaubensgemeinschaft zu misstrauen. Später, im Geschichtsunterricht als Kreuzzüge und dann die Heilige Inquisition besprochen wurde war’s für mich ein für alle Male vorbei mit Religionen. Viele Jahre  später lernte ich durch meinen Beruf ein Paar kennen, er war ein liebenswürdiger grosser wohlgenährter junger Mann, sie eine zarte, fast zerbrechlich wirkende junge Frau. Sie luden mich eines Abends zum Essen ein. Es wurde grosszügig aufgetischt. Im Gespräch, das sich ums Essen und Geniessen drehte, erfuhr ich, dass die  junge Frau die Tochter eines Professors für Theologie war. Sie erzählte,  im Zusammenhang unseres Tischgesprächs, dass sie sich zum ersten Mal im Leben satt gegessen habe, als ihr Verlobter sie zum Essen eingeladen hatte. Zuhause durfte man sich nie satt essen, nein es wurde immer wenig gekocht und es musste immer etwas in den Schüsseln zurückbleiben, damit der Geist und auch der Körper nicht durch Völlerei auf Abwege geriet. Dies sei Gottes Vorschrift, sagte der unnahbare Vater immer. Calvin, Farel und Zwingli lassen grüssen. Zur selben Zeit las ich einen Roman, war er von Patricia Highsmith? ich bin mir nicht mehr sicher, über die Macht der religiösen Einflussnahme einer Sekte über eine Familie—ins Besondere eines Sohnes—irgendwo im Süden der USA .Auch diese Lektüre hat mich sehr betroffen, vor allem die krasse Intoleranz die in allen Religionsgemeinschaften herrscht ist mir unerträglich. Was auch in unserer Zeit, im Namen irgendeines Gottes—oder eher eines selbsternannten Propheten—passiert ist zwar erschreckend, überraschend ist es leider nicht.