Rainer war schuld daran, dass seine Frau Heike im Rollstuhl
sass. An diesem Abend, als sie mit Freunden aus der Schulzeit das zehnjährige
Jubiläum des Abiturs feierten—drei Paare, aus dieser Zeit, waren noch
zusammen—hatte er trotz Heikes Bitte einfach zu viel getrunken. Es kam zu einem
spektakulären Unfall, die Boulevardpresse berichtete ausführlich darüber. Rainer
gab auch zu an diesem Selbstunfall Schuld zu haben, aber ohne das
Glatteis….Seitdem ist viel passiert. Nach langen Monaten Reha hatten sie wie
schon lange geplant, geheiratet. Heike war also im Rollstuhl, ihren unteren Körperteil fühlte sie nicht
mehr, Kopf und Oberkörper waren intakt geblieben. Und nun begannen die Jahre
der Rache. Heike machte, auf perfide Art ihren Mann Rainer zu ihrem „hol mir,
bring mir „ Sie wies ihm nie die Schuld zu, n e i n es war ja das Glatteis gewesen. Auch vor
Freunden und Freundinnen verteidigte sie ihn auf sanfte Art „ ja das Glatteis
ist schuld“. Streit oder nur schon laute Worte gab’s nie von Heike, sie war der „leidende, sanftmütige“ aber
immer präsente Vorwurf. Rainer machte
recht schnell Karriere in einer Bank, einer mittelgrossen Privatbank. Was er zu
Hause an Unterwürfigkeit zeigte, überkompensierte er auf Arbeit, er war
cholerisch und absolut ungerecht. Wurde er von Heike auf sanfte Art
schikaniert, piesackte er seine Untergebenen auf brutale Art und Weise. Schon recht jung, Mitte vierzig wurde er
CIO der Bank, hatte also alle Macht die er dann auch rücksichtslos nutzte.
Keiner war vor ihm sicher. Am härtesten traf es die Frauen die er behandelte
wie ein Pascha sein Harem. Seine Methode war eigentlich ganz einfach, er
bezahlte den Frauen Löhne die sehr weit über dem Branchenüblichen waren,
verlangte aber absolute Unterwerfung —die er meist auch bekam—
.Frauen die sich auflehnten bot er einen neuen, viel schlechteren
Arbeitsvertrag an; nur wenige widerstanden der Verlockung des Mammon. Heike und
Rainer verbitterten immer mehr, bis Rainer an Rache dachte. Natürlich
hatten sie Hauspersonal, aber Heike bestand darauf, dass nachts keine Fremden
im Haus waren, Rainer musste sich um ihre Abendtoilette kümmern, dies war für
Heike sowohl Rache wie körperlicher Kontakt. Auch wollte Heike, dass sie
gemeinsam schliefen—nicht zusammen, nur eben gemeinsam— Heike kontrollierte
leider ihre Körperfunktionen nicht mehr und zwang Rainer sie regelmässig sauber
zu machen, auch dies ersetzte nichtvorhandene Intimität. Selten, aber manchmal
doch, ging Rainer abends noch in eine Bar, die zu Fuss erreichbar war da er in
der Innenstadt wohnte, um sich einige Gläser zu genehmigen. Rainer hatte sich
im Internet schlau gemacht wie er zu einer befriedigenden Lösung seiner
Zwangslage kommen könnte. Am aussichtsreichsten schien ihm ein Schwelbrand, er
war einfach zu initiieren und wenn Heike schon im Bett lag, reichte es, das Telefon
und den Rollstuhl, ausser Reichweite zu bringen und dann ganz gemächlich zur
Bar zu schlendern um mit der netten Bardame ein bisschen zu flirten. Als er in (pseudo)angetrunkenem
Zustand nach Hause kam und die Schlafzimmertür öffnete gab es einen furchtbaren
Knall und das ganze Zimmer stand in
Flammen. Die angeordnete Autopsie ergab, dass Heike schon vor der Explosion an
einer Gasvergiftung erstickt und gestorben war. Wieder waren Rainer und Heike
in derselben Boulevardpresse wo auf die Gefahren eines Schwelbrandes
hingewiesen wurde. Anders als das Glatteis brauchte der Schwelbrand—in den
Augen der Presse— nicht die Hilfe von Rainer.
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