Sie beide waren schon ziemlich angetrunken aber, dank der
Routine, noch einigermassen klar im Kopf. Lothar lud seine Bar-Nachbarin zu
einem Drink ein. Josi konnte—wie meist—
nicht nein sage, also bestellte sie einen Klaren. Dann sahen sie sich an,
prosteten sich zu und schon war das Glas leer. Erst mal kam keine richtige Unterhaltung
in Gang aber ein Glas gab das Andere und so tranken sie sich gegenseitig –nicht
schön—nur akzeptabel, so dass es möglich war die zweite Sache, ausser dem
Trinken, die sie verband, zu teilen—die schreckliche Einsamkeit. Josi war wegen
ihres Alkoholkonsums von ihrem Mann rausgeschmissen worden, dann kam die Scheidung;
die Kinder weigerten sich sie zu sehen, ob aus Scham, Wut oder unter Einfluss des
Vaters sowie der Grosseltern? Selbst Josis eigene Eltern hatten sich auf die
Seite der Kinder und des Vaters geschlagen. Dabei arbeitete Josi voll, ihr
Alkoholproblem verstand sie auf Freizeit zu beschränken—na ja ab & zu mal
ein Schnäpschen im versteckten—aber sonst nichts. Josi war das
Organisationsgenie dieser kleinen Baufirma, trotz ihrer schlimmen Abstürze war
sie immer zuverlässig, obschon meist mit einer Scheisslaune, zur Stelle. Lothar war Ermittler, anfangs dachte er, zu einem guten Privatdetektiv
gehört ja nicht nur der Regenmantel, sondern auch das Trinken dazu. Später, als
er ein richtiges Alkoholproblem hatte, schaffte er es, nicht allzu oft
abzudriften. Zurzeit lebte er mal wieder allein, seine letzte Partnerin hat den
Versuch, seinen Alkoholkonsum zu steuern, nach mehreren Anläufen definitiv
aufgegeben und die Bleibe—von Wohnung konnte man nicht reden—sah entsprechend
aus. Davon merkte Josi, als Lothar sie
zu sich abschleppte nichts. In der Küche wo nur das Licht über dem Herd
funktionierte, genehmigten sie sich noch ein letztes Bier bevor sie ins
ungemachte schmutzige Bett fielen. Durch den Suff bedingt kam nur eine sexähnliche
Zweisamkeit auf, bevor beide in einen komatösen Schlaf fielen. Am nächsten Tag,
es war Samstag, wachten sie so gegen Mittag auf, sie waren zu viert im Bett.
Josi Lothar und zwei bösartige Kater. Den Umgang mit Katern kannten sie beide,
aber es war seit Langem das erste Mal dass sie nicht mit ihrem Kater allein waren. Sie
schoben die beiden Viecher zur Seite und sahen sich im hellen Tageslicht zum
ersten Mal richtig an, es war für beide kein schöner Anblick. Lothar ging als
erster aufs Klo und an den Kühlschrank .Als Josi aus dem Bad kam streckte ihr
Lothar ein kühles Bier entgegen, sie prosteten sich traurig zu und versuchten
die Realität ein klein wenig zu mildern. Josi sagte seufzend, „wenn ich sehe
wie du aussiehst kann ich mir vorstellen, ohne in einen Spiegel zu sehen, was
du dir ansehen musst, wirklich nicht schön „ Lothar antwortete nicht nahm aber Josi
das Bier aus der Hand. Dann nahm er sie in die Arme und überraschte sie mit zartem
langedauerndem Liebesspiel. Stundenlang weinte Josi, ihr Gesicht in der
Armbeuge von Lothar versteckt; wie ein Kind das glaubt wenn es nichts sieht,
wird es sicher auch nicht gesehen. Ja sie wollte nicht gesehen werden, denn sie
wusste wie hässlich ihr vom Alkohol ausgemergelter Körper war. Weil
ausser Bier, das auch fast zu Ende war, der Kühlschrank leer war, gingen sie in
die Eckkneipe .Komischerweise hatten beide richtig Hunger, was sonst, wie bei
den meisten Trinkern, kaum vorkam. Zum Essen bestellten sie Rose Wein, schön
kalt fast wie Bier. Dann
fing Lothar an. „Du ändern werden wir
uns beide nicht, aber wir könnten doch mal versuchen zusammen über die Runden zu kommen “
? Und schon wieder rollten die Tränen,
diesmal nicht nur über Josis Wangen.
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