Samstag, 10. Oktober 2015

Bücher

Die Stapel der ungelesenen Bücher türmen sich überall in meiner Wohnung, oft als wacklige Gebilde. Manchmal stürzen die Türme auch ein und zwingen mich, ob ich es nun will oder nicht, Ordnung zu schaffen. Dabei finde ich dann meist Bücher, die ich zwar vor ungewisser Zeit gekauft aber nie gelesen habe. Trotz meines Rentnerdaseins, das nun schon bald fünf Jahre dauert wird die Menge der ungelesenen Bücher immer grösser statt kleiner. Kürzlich habe ich, angeregt durch die Lektüre Golo Manns Erinnerungen und Gedanken „Lehrjahre in Frankreich“, nach gefühlten fünfzig Jahren mal wieder Voltaires Candide in die Hände genommen. Es handelt sich um eine Illustrierte Ausgabe von 1939.    Es war ein Genuss mich an die längst vergangene Lektüre zu erinnern und zu versuchen Vergleiche meiner Eindrücke von  heute und  damals zu ziehen. Ich werde keine Abhandlung über Voltaires Text schreiben, dies haben andere gelehrtere schon oft viel besser getan, nein ich will nur wieder daran erinnern, dass in den meisten Bücheregalen älterer Menschen vergessene Schätze nur darauf warten entdeckt oder wiederenddeckt zu werden. Nichts gegen die modernere Literatur, ganz im Gegenteil, ich lese viel und sehr gerne Aktuelles, aber in die Vergangenheit abdriften macht auch sehr viel Spass. Also kann ich nur raten, trotz Arthrose, Sehproblemen oder Schwindel auf die Leiter zu steigen oder  niederzuknien um auf Entdeckungsreise in der eigenen Bibliothek zu gehen, denn es gibt sicher nicht nur bei mir, Bücher die seit Jahrzehnten ungelesen jeden Umzug mitgemacht haben und nur danach lechzen endlich gelesen zu werden und so dem Preis ihrer damaligen Anschaffung gerecht  zu  werden.

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