Manuel war nach Mittelamerika unterwegs. Hier wollte er
mehrere Monate Urlaub verbringen. Er war Standbauer, das hat nichts mit
Landwirtschaft zu tun, nein er baute Stände für Messen und Kongresse. Diesen
Job hatte er gewählt, weil er als gelernter Schreiner dazu befähigt war und vor
allem weil durch die unregelmässige Arbeits und Überzeit recht viel Urlaub
zusammenkam. Ja ab Oktober bis Ende Februar waren kaum Messen und noch weniger
Kongresse aufzubauen. In den sieben bis acht Monaten der Saison arbeitete er ja
oft bis zu fünfzehn Stunden am Tag bis alles klappte an so einem Stand. In
dieser Zeit brauchte er auch kaum Geld, denn durch die Reisetätigkeit lebte er
fast ausschliesslich auf Spesen und sein Lohn blieb auf seinem Bankkonto. Also
waren die Ferien gut, leicht und wohl verdient. Diesmal wollte er sich vor allem
seinem –zwar gefährlichen da illegalen—Hobby widmen. Ja er hatte schon vor
Jahren in Mexico und Guatemala illegale Schürferbanden kennengelernt. Und nun
wollten sie in der Gegend von Tikal und im nahen Belize auf Schatzsuche gehen.
Das Hauptrisiko war nicht das Graben, wurde man erwischt regelte eine
grosszügige „Propina“ auch Bakschisch, Trinkgeld, Bestechung usw. genannt, die
Affäre problemlos. Kritisch wurde es bei der Ausreise denn die Herren, und
manchmal wohl auch Damen, vom Kulturministerium, mussten ab und zu Erfolge
vorzeigen—meist waren sie ja selbst im illegalen Handel tätig, aber eben
manchmal brauchten sie einen Sündenbock; wen erstaunt es da, dass ein Gringo
als Bauernopfer ideal schien. Erwischte man so einen Naivling konnte man vor
den internationalen Medien glänzen und sich selbst eine weisse Weste verpassen.
Diesmal fanden die Schürfer sehr viele kleine Artefakte, Jadeschmuck, Obsidian
Figuren und Prunkmesser, geritzte und geschnitzte Knochen und Zähne, die in
Europa leicht an Sammler und Händler verkauft werden könnten. Manuel kannte
seine Companeros schon seit Jahren und vertraute ihnen blindlings, dass dies zu
seinem eigenen Schaden war merkte er erst, als er am Flughafen von Guatemala
City von äusserst zielstrebigen Beamten—die auf ihren Tablets und Smartphones
Bilder von ihm, beim Graben hatten—aus der Masse der Touristen rausgeholt und in aller Regel der Kunst gefilzt wurde. Er hatte viel, sehr viel
mitgenommen. Nun sass er schon seit einigen Jahren im Knast, im
Guatemaltekischen Knast wo ohne „Propina“ nichts aber auch gar nichts möglich
war und das Geld hatte man ihm abgenommen, Besuch war verboten, dies war ihm
egal, wer, ja wer, hätte ihn den besuchen sollen. Und so wartete er auf seinen
Prozess. Mit dem Botschafter seines Heimatlandes hatte er nur einmal am Anfang Kontakt
gehabt, der schien aber auf der Seite der Polizei zu stehen, hatte er doch eine
sehr grosse Sammlung von Kulturgütern ohne irgendwelche Probleme, vor einigen Jahren aus Guatemala, in seine Heimat hatte bringen können.
„DIES IST ABER SICHERLICH ÜBLE NACHREDE, DIPLOMATEN KÖNNEN JA NICHT KORRUPT SEIN! oder?
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