In den Achtzigerjahren kam ich, nach meiner Scheidung
nach Lausanne, dort hatte ich—durch Beziehungen, anders war es kaum
möglich—eine schöne, grosse Wohnung in ruhiger Lage und nur zwei Minuten vom Bahnhof
entfernt gefunden. Glücklicherweise hatte ich, durch die Arbeit, einen recht
beachtlichen Freundeskreis in dieser Stadt. Ich musste mich neu orientieren, es
fiel mir sehr schwer wieder Vertrauen aufzubauen, nach dieser langen, durch
Gutgläubigkeit geprägten Zeit. Immerhin zwanzig Jahre hat meine Ehe gehalten
und nun war Schluss und ich musste mir eingestehen, dass mein blindes Vertrauen
eigentlich blinde Dummheit gewesen war; so etwas soll mir nie mehr passieren,
dachte und sagte ich immer wieder. Durch einen meiner, mir befreundeten,
Kunden, wurde ich sehr schnell in einen Freundeskreis von mehr oder weniger
Gleichaltrigen aufgenommen. Die ersten zwei bis drei gemeinsamen Essen waren so
etwas wie ein Test, wie ich später erfuhr. Kurz darauf wurde ich gefragt, ob
ich nicht in ihren „Poulet-Klub der acht“ eintreten wolle. Der Klub bestand aus
acht nicht verheirateten Personen, jedoch ein Mitglied hatte sich vor nicht
allzu langer Zeit verehelicht; nun war ein Platz freigeworden den man mir
anbot. Die Klubregeln waren ganz simpel: Ehelosigkeit, alle vier bis sechs
Wochen lud ein Mitglied alle anderen zu einem Essen ein in dem immer Poulet
“also Hühnchen“ auf dem Tisch sein musste. Die Teilnahme war obligat und das
war’s schon. Ich wurde Mitglied und richtete, auf meiner Terrasse, mein erstes
Essen aus. Es gab Hühnchen-Variationen, da wir acht Mitglieder waren gab es
acht verschieden zubereitetes Hühnchen—noblesse oblige—oder wie heisst es
sonst???
Ich brauchte
eine Putzfrau, nicht wegen dieses Essens, nein einfach um meine schöne Wohnung
in Schuss zu halten, also fragte ich meine Klub-Freunde. Alle hatten dieselbe
Putzfrau, die aus dem Balkan stammte. Und alle waren begeistert von ihren
Qualitäten. Leider hatte diese sehr nette Dame keine Zeit um sich auch um mich,
beziehungsweise meine Wohnung und Wäsche, zu kümmern. Ich fand eine Portugiesin,
eine schon etwas ältere Frau, die mich bemutterte. So gepflegt war meine Wohnung,
als ich noch verheiratet war, nie gewesen, nur konnte ich ihr nicht, wie sonst
üblich ,da ich ja meist auf Arbeit war wenn sie zum Putzen kam, eine Notiz mit
meinen Wünschen dalassen, denn lesen konnte sie nicht! Eines Abends bei einem
unsere Klubessen war grosse Aufregung, die Polizei war zu den sieben anderen
Klubmitgliedern gekommen um zu fragen, ob sie nichts vermissten. Nun überlegten
sich, vor allem die weiblichen Klubmitglieder, dass doch manchmal ein
Wäschestück nicht mehr zum Vorschein gekommen war, aber so was passiert ja
immer mal wieder. Der nette Beamte der Stadtpolizei erklärte, dass die so
effiziente und nette balkanesische Putzkraft angeklagt worden war, in allen
Haushalten wo sie putzte zu stehlen. Ja sie war bei einem älteren Herrn zu weit
gegangen und dabei in eine gestellte Falle getappt. Und das war so geschehen.
Dieser Herr, ein ehemaliger Gastwirt der nun verwitwet war, kontrollierte
seinen Alkoholkonsum und hatte bemerkt, dass in verschiedenen Flaschen das
Niveau ohne sein Zutun regelmässig sank. Er war sich bald sicher, dass es nur
die „ach so liebe“ Putzfrau sein konnte. Er klagte an und mit Hilfe der Polizei
stellte er die Falle, in die die Putzfrau blind hineintappte. Als sie nach
getaner Arbeit die Wohnung verliess, standen zwei Polizisten mit dem Wirt
zusammen vor der Tür und wollten die grosse Handtasche, beziehungsweise deren
Inhalt sehen. Es war ein Volltreffer .Dutzendweise Flaschen und Dosen waren in
der Tasche, säuberlich angeschrieben mit: Reis, Zucker, Mehl, Essig, Olivenöl,
Cognac usw. auch einige Geschirrtücher waren dabei. Diese ach so gute Putze war in Lebensmittelläden
fast unbekannt, ernährte sie doch ihre achtköpfige Familie ausschliesslich mit
dem Mitgebrachten aus vielen Haushalten und mit selbstgeerntetem Obst und
Gemüse, ja selbstgeerntet in den vielen Schrebergärten am Stadtrand. BH’s, Höschen,
Strümpfe, Blusen und auch Pullis wollten die verschiedenen Frauen nicht zurückhaben
wer trägt schon gerne Sachen, die die Putzfrau ausgeweitet hat?
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