La part des Anges, heisst genau übertragen der „Teil
der Engel“. Nun hier die Erklärung. In Cognac in der Charente wird der beste
Weinbrand der Welt hergestellt, das
sagen sogar die Herstellern des Armanac’s hinter vorgehaltener Hand—wenn sie
etwas zu viel vom einen oder anderen getrunken haben—; also dieser Engelsteil
ist die Menge welche jährlich aus den gelagerten Fässern verdunstet und durch
eine chemische Reaktion dazu führt, dass die Ziegeldächer der Lagerhallen
schwarz werden. Diese Menge, ein nicht unbeträchtlicher Prozentsatz, wird jedes Jahr mit neuem -also jüngerem—Cognac aufgefüllt. Bei jedem alten Cognac ist
also der alte Teil, der am Anfang war, über die Jahre aufgefüllt, also
verdünnt, worden. Dies macht den ganz besonderen Geschmack aus, der aus dem Alten
den Gehalt nimmt und aus dem sukzessiv
zugeschütteten die Jugendfrische. An
diese Alterungsprozesse dachte ich, als ich neulich von einer Reise an die
Loire zurückkehrte. Wir sassen beim Abendessen und hatten mitgebrachten weissen
trockenen Saumure zu Brot, Wurst und
Käse getrunken, als ich mich plötzlich daran zu erinnern glaubte irgendwo im
Keller noch eine längst vergessene Flasche Côteaux du Layon zu haben. Und richtig, ich wurde
fündig, eine einzelne Flasche—die mindestens acht Mal Umzüge überlebt hatte—lag
unbeschädigt in einer versteckten Ecke. Es war Jahrgang 1986 ! Nun musste diese
Flasche dran glauben! Ja dieser Wein schmeckte herrlich, noch voller Süsse und
kaum gealtert. Als ich einige Tage später den Rest ganz alleine austrank kam
ich ins Philosophieren über Zeit und Dauer. Warum dachte ich dabei an den „Teil
der Engel“ ? war es, weil ich wissen wollte, sollte ich solch eine Flasche definitiv
bis nach meinem Tod—also in etwa zwanzig Jahren— vergessen haben, welcher Engel
oder Bengel führt sie sich zu Gemüte ? Kenner oder Banause, das ist hier die
Frage ! Also werde ich, im Zweifelsfalle, lieber Sorge dazu tragen dass nichts
so Gutes im Nachlass bleibt. ERGO BIBAMUS wie schon die Lateiner, wenn man den Studentenliedern
Glauben schenken darf, sagten.
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