Hillary war keine schöne
Leiche. Schön war sie auch zu Lebzeiten nicht gewesen. Nun hatte sie endlich
ihrem Leiden ein Ende, ein schreckliches Ende gesetzt.
Ein bisschen Rache an
ihrer Mutter war ihr wohl sehr wichtig gewesen als sie sich entschied sich aus
diesem Scheissleben zu verabschieden.
Hillarys Mutter war zur Kur nach Abano-Terme gefahren um dort
mal wieder auf Partnerjagd zu gehen. Ja eine Kur brauchte sie nicht, sie war
mit ihren gut fünfzig Jahren noch
kerngesund und äusserst unternehmungslustig. Rosa machte alle möglichen
Ausflüge mit. Mal Padua dann Venedig auch der Gardasee und Bassano del Grappa
waren im Programm. Aber am wichtigsten waren die männlichen Mitreisenden die
ohne Begleitung, sei es auf diesem Ausflug oder besser noch in der Kur-Klinik
waren. Ja Rosa war ihr Leben lang auf Männerfang gewesen, behalten und „bedienen“
hatte sie aber keinen gewollt.
Darum hatte Hillary, ihre
einzige Tochter auch keinen Vater. Rosa war in Nordirland, als dort noch so was
wie Bürgerkrieg herrschte, als Au-pair Mädchen gewesen, bis ja bis die Land
Lady sie mit dem Land Lord beim „intensiv-englisch-Kurs“ überraschte.
Jahre später ging Rosa,
einer Pilgerfahrt gleich nach Belfast, um sich in den Pubs nach einem Vater für
ihr Wunschkind umzusehen. Nach mehreren intensiven Versuchen flog sie zurück
und wartete den Zeitpunkt ab, an dem ein
Schwangerschaftstest aussagekräftig wird.
Hillary so nannte sie ihre
Tochter nach der, sicherlich irgendwann Präsidentin der USA werdenden, Gattin des
von ihr angehimmelten Präsidenten Bill Clinton. Rosa dachte immer, wie gerne
sie an Monica Lewinsky‘s Stelle gewesen und wie diskret sie damit umgegangen
wäre.
Hillary wuchs zu einem
der hässlichsten Kinder der ganzen Gegend heran. Schon bald sah man in ihr die irische
Abstammung. Rote fettige dünne Haare, knochiges Gesicht und Grosswuchs, ja schon mit siebzehn mass sie
fast zwei Meter. Dabei war sie spindeldünn. Auch mit dem besten Willen war an
Hillary nichts aber auch Garnichts hübsches zu entdecken. Sie hatte nicht mal
die üblichen blauen oder grünen Augen, ihre waren schmutziges gelbgrau! Aber
sie war sehr intelligent, ja eigentlich Hochbegabt und das war auch ihr
Problem, denn sie wusste um ihre Herkunft weil sie die Lügen ihrer Mutter schon
längst durchschaut hatte. Hillary, die ihren Namen hasste, hatte nie Freunde
oder Freundinnen gehabt. Sie war schon im Kindergarten zum Gespött aller
geworden und dies zog sich durch alle Schuljahre hin. Auch in der Schule für
Hochbegabte –in die sie ihre Lehrerin geschickt hatte vor allem un sie, die
unbeliebte, loszuwerden—war Hillary eine nicht beliebte Aussenseiterin.
Hillary hatte beschlossen
ihrem nicht lebenswerten Leben ein Ende
zu setzen, aber es sollte ein Abgang mit einem Knalleffekt sein. Das einzige
was sie schade fand, war es, das Gesicht ihrer Mutter nicht sehen zu können
wenn diese sie finden würde.
Es war Juli, Mutter war
für einen Monat zur „Kur“ gefahren und Hillary musste wie immer die Wohnung
hüten, Blumen giessen und die Post erledigen.
Na warte mal wie du deine
Wohnung wiederfinden wirst, dachte Hillary, als sie in die Badewanne stieg und
den Haartrockner anstellte. Vorab hatte sie alle Fenster gut verschlossen und
stellte sich bildhaft vor wie sie nach einem heissen Juli Monat aussehen würde.
Von Fliegen umschwärmt
stand Rosa vor der inzwischen ausgelaufenen aber eben doch gefüllten Badewanne.
Auch nach vielen Monaten in der Klinik für Gemütskranke war Rosa noch immer in
der Horrorwelt in welche sie ihr Töchterlein Hillary geschickt hatte.
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