Montag, 13. November 2017

Hillary

Hillary war keine schöne Leiche. Schön war sie auch zu Lebzeiten nicht gewesen. Nun hatte sie endlich ihrem Leiden ein Ende, ein schreckliches Ende gesetzt.
Ein bisschen Rache an ihrer Mutter war ihr wohl sehr wichtig gewesen als sie sich entschied sich aus diesem  Scheissleben zu verabschieden.
Hillarys Mutter  war zur Kur nach Abano-Terme gefahren um dort mal wieder auf Partnerjagd zu gehen. Ja eine Kur brauchte sie nicht, sie war mit ihren gut fünfzig Jahren noch  kerngesund und äusserst unternehmungslustig. Rosa machte alle möglichen Ausflüge mit. Mal Padua dann Venedig auch der Gardasee und Bassano del Grappa waren im Programm. Aber am wichtigsten waren die männlichen Mitreisenden die ohne Begleitung, sei es auf diesem Ausflug oder besser noch in der Kur-Klinik waren. Ja Rosa war ihr Leben lang auf Männerfang gewesen, behalten und „bedienen“ hatte sie aber keinen gewollt.
Darum hatte Hillary, ihre einzige Tochter auch keinen Vater. Rosa war in Nordirland, als dort noch so was wie Bürgerkrieg herrschte, als Au-pair Mädchen gewesen, bis ja bis die Land Lady sie mit dem Land Lord beim „intensiv-englisch-Kurs“ überraschte.
Jahre später ging Rosa, einer Pilgerfahrt gleich nach Belfast, um sich in den Pubs nach einem Vater für ihr Wunschkind umzusehen. Nach mehreren intensiven Versuchen flog sie zurück und wartete den Zeitpunkt ab, an dem ein Schwangerschaftstest aussagekräftig wird.
Hillary so nannte sie ihre Tochter nach der, sicherlich irgendwann Präsidentin der USA werdenden, Gattin des von ihr angehimmelten Präsidenten Bill Clinton. Rosa dachte immer, wie gerne sie an Monica Lewinsky‘s Stelle gewesen und wie diskret sie damit umgegangen wäre.
Hillary wuchs zu einem der hässlichsten Kinder der ganzen Gegend heran. Schon bald sah man in ihr die irische Abstammung. Rote fettige dünne Haare, knochiges Gesicht und  Grosswuchs, ja schon mit siebzehn mass sie fast zwei Meter. Dabei war sie spindeldünn. Auch mit dem besten Willen war an Hillary nichts aber auch Garnichts hübsches zu entdecken. Sie hatte nicht mal die üblichen blauen oder grünen Augen, ihre waren schmutziges gelbgrau! Aber sie war sehr intelligent, ja eigentlich Hochbegabt und das war auch ihr Problem, denn sie wusste um ihre Herkunft weil sie die Lügen ihrer Mutter schon längst durchschaut hatte. Hillary, die ihren Namen hasste, hatte nie Freunde oder Freundinnen gehabt. Sie war schon im Kindergarten zum Gespött aller geworden und dies zog sich durch alle Schuljahre hin. Auch in der Schule für Hochbegabte –in die sie ihre Lehrerin geschickt hatte vor allem un sie, die unbeliebte, loszuwerden—war Hillary eine nicht beliebte Aussenseiterin.
Hillary hatte beschlossen ihrem nicht lebenswerten Leben  ein Ende zu setzen, aber es sollte ein Abgang mit einem Knalleffekt sein. Das einzige was sie schade fand, war es, das Gesicht ihrer Mutter nicht sehen zu können wenn diese sie finden würde.
Es war Juli, Mutter war für einen Monat zur „Kur“ gefahren und Hillary musste wie immer die Wohnung hüten, Blumen giessen und die Post erledigen.
Na warte mal wie du deine Wohnung wiederfinden wirst, dachte Hillary, als sie in die Badewanne stieg und den Haartrockner anstellte. Vorab hatte sie alle Fenster gut verschlossen und stellte sich bildhaft vor wie sie nach einem heissen Juli Monat aussehen würde.
Von Fliegen umschwärmt stand Rosa vor der inzwischen ausgelaufenen aber eben doch gefüllten Badewanne. Auch nach vielen Monaten in der Klinik für Gemütskranke war Rosa noch immer in der Horrorwelt in welche sie ihr Töchterlein Hillary geschickt hatte.
















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