Mit Mitte vierzig endete meine Ehe mit
einer Scheidung. Wie es dazu kam ist ja egal immerhin wurde meine bald Ex-Frau
vom Richter wegen schweren Vergehens gegen die eheliche Treue zu einem
Eheverbot von einem Jahr verdonnert—dies war damals in den Achtzigerjahren eher
etwas Seltenes. Um nicht ins Grübeln zu kommen stürzte ich mich in die Arbeit. Ich
war Ärztebesucher auch Pharmareferent genannt. Mein Wirkungskreis war ein Teil
der Westschweiz, ich besuchte etwas über tausendfünfhundert Kunden. In den
Praxen waren viele Empfangsdamen und Arzthelferinnen mit denen ich mich seit Jahren immer mal wieder unterhalten
hatte. Mit der Zeit wusste man recht viel über Kinder, Arbeit, Ehepartner-Problemchen,
Urlaubsziele etc. voneinander. Komischerweise war bei vielen meine Scheidung
ein Gesprächsthema geworden, wie und durch wen die Information die Runde
gemacht hatte weiss ich nicht. Natürlich hatte ich es einigen, die mich nach
dem Wohlergehen meiner Frau gefragt hatten, gesagt. Ja die Welt ist klein. Was
nun aber einsetzte, hat mich dann doch sehr erstaunt. Plötzlich forderten mich
immer mal wieder solche Empfangsdamen auf doch mal zusammen einen Kaffee trinken zu gehen. Anfangs, wohl auch einer
gewissen Neugier wegen akzeptierte ich recht häufig, bis mich die Erfahrung
zurückschrecken liess. Nach der manchmal versteckten manchmal unverhohlenen
Frage, ob ich meiner EX Unterhaltszahlungen zu leisten habe und der Frage nach
zu unterstützenden Kinder wurden viele der Damen explizit anbiedernd. Sie
erzählten in allen Details, wie ihre Partner sie verarscht hatten trotz ihrer
doch so sichtbaren Vorzüge. Manche Berührung war recht eindeutig eine
Aufforderung und darauf folgte meist eine Einladung zu Speis und Trank in der
vom jeweiligen betrügerischen Lebenspartner verlassenen Wohnung.
Flucht war die einzige Möglichkeit und
die Verweigerung jeder Einladung oder Aufforderung zu Kaffee, Kuchen.
Und dann die Freunde! Ob Mann oder Frau man wollte mich, kaum war meine
Scheidung bekannt, verkuppeln. Blinde Date oder so etwa nannten die
gutmeinenden Freunde das. Kurz nach meiner Scheidung zog ich in eine andere Stadt,
ich wollte meiner EX nicht auf Schritt und Tritt begegnen, denn in einer
Kleinstadt frequentiert man dieselben Kinos, Restaurants und auch Freunde.
Meine recht grosse Single Wohnung wurde
von den Freunden sehr häufig als Begegnungsort benutzt, mir war's recht Menschen
um mich zu haben, denn so störte mich das Alleinsein weniger. Freunde brachten
Freundinnen mit um zu versuchen mich in
gewisser Weise zu verkuppeln. Die eine oder andere missfiel mir nicht und da
ich zu dieser Zeit Single war…….. lud ich sie schon mal zu einem kleinen
Abendessen in meine Wohnung ein. Manchmal war es geradezu grotesk, was für
Fragen gestellt wurden. Fragen über meine Verpflichtungen meiner EX gegenüber
und ob Kinder zu versorgen seien und dann der Rundgang durch die Wohnung. Jedes
Bild, jeder Teppich alle Möbel und Kunstgegenstände wurden taxiert!
Innerlich lachend beobachtete ich wie
in den Augen der Betrachterinnen -so wie
bei Onkel Dagobert- die Dollar $$$ Zeichen runterratterten.
Nach genauem Taxieren ist es mehrmals
dazu gekommen, dass eine Dame, nachdem sie kurz zur Toilette gegangen war,
frisch geduscht in meinen Bademantel gehüllt und dennoch sozusagen unverhüllt in
meinem Wohnzimmer erschien. Ab und zu wurde ich schwach aber meist fanden sich
die Damen ruckzuck wieder vor meiner Wohnungstür.
Noch etwas nicht ganz so Lustiges ist
mir widerfahren.
In der Firma in der ich damals
arbeitete wurde ich gefragt, ob ich bereit sei bei unserem Geschäftspartner in
Pakistan eine Schulung der Aussendienst-Mitarbeiter zu machen. Auf meine
Bemerkung hin, trauen sie mir das zu oder ist das nicht eher eine Aufgabe für
einen unserer Ärzte, antwortete man mir: würden wir es ihnen nicht zutrauen
hätten wir nicht gefragt und Ärzte sind keine Verkäufer!! und wir wollen doch
dort viel verkaufen.
Weil es eilte musste ich einige Tage in
Basel bleiben um alles vorzubereiten. Es war Messezeit und kein Zimmer zu finden. Unsere Sekretärin die als
Elsässerin in Mulhouse wohnte besorge mir eine Bleibe in der Nähe ihrer Wohnung
und bot mir an abends und morgens mit ihr mitzufahren. Um mich erkenntlich zu
zeigen lud ich sie zu einem Abendessen in ein gutes Restaurant ein. Ich solle
doch zum Apéro zu ihr kommen. Schon beim Apéro und dann auch beim Essen wurde
sie sehr! deutlich, sagte dass sie sich ja schon immer für mich interessiert
habe und da ich ja nun geschieden sei……
Irgendwie war ich ein wenig schwer von
Verstand, ausserdem wollte ich erstens nichts aber auch garnichts von ihr und zweitens hätte ich auch wenn sie
mir gefallen hätte nichts mit einer Mitarbeiterin angefangen. Als Resultat dieser
Liebesverweigerung hat sie mir dann für den Rest meiner Zeit bei dieser Firma das
Leben zur Hölle gemacht.
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