Freitag, 1. Juni 2018

Peter Nadas


Dieser ungarische Schriftsteller, dem ab 23.Juni erneut im Kunsthaus Zug eine Ausstellung gewidmet wird, ist für mich eine der wichtigsten Stimmen aus Ost-Europa.
Schon seine Parallelgeschichten und nun sein,  „Aufleuchtende Details“ betiteltes Erinnerungsbuch geben ein sehr differenziertes Bild Ungarns ab.
Was mich selbst besonders berührt  ist unser gemeinsames Geburtsdatum. Ja Peter Nadas ist am 14.Oktober 1942 im von Nazis besetzten Budapest geboren und ich am selben Tag in der Hauptstadt des Nazi-Regimes Berlin. Meine Geburt wurde durch—von den Alliierten veranstaltetes Feuerwerk gefeiert!
Es ist etwas Besonderes, die Erinnerungen eines gleichentags geborenen zu lesen; ja man vergleicht und wägt ab. Mit 12 Jahren war Nadas mit Meningitis im Spital wo er mehrmals eine Lumbalpunktion über sich ergehen lassen musste. Etwa zur selben Zeit war ich selbst im Kinderspital in Zürich mit einer Lähmung des linkes Beins—es war damals eine Poliomyelitis-Welle im Gang und auch ich hatte das Vergnügen fünfmal eine Lumbalpunktion geniessen zu dürfen!
Durch das lesen der 1277 Seiten kamen mir immer wieder Erinnerungen an mein eigenes Leben in den Sinn, wohl weil vieles Zeitgleich—obwohl sehr entfernt, passiert ist. Beispielsweise erinnere ich mich ,dass im November 56—nach dem brutalen Niedermetzeln des ungarischen Aufstands durch die Russischen Befreier—viele Ungarische Flüchtlinge in die sichere Schweiz kamen und dass wir Schulkinder Kerzen verkauft haben um diese Menschen—die ja den bösen Kommunisten entflohen waren—zu unterstützen. Die Hilfsbereitschaft war damals immens, denn die meisten Westeuropäer freuten sich den bösen Kommunisten entgegen zu wirken.
Mit der Lektüre dieser Erinnerungen habe ich wohl quasi eine Selbstanalyse meines Lebens eingeleitet oder sie ist mir durch diese Lektüre geradezu aufgezwungen worden. Dafür und für den sehr informativen Text bin ich meinem Gleichaltrigen zu Dank verpflichtet.
Aber auch Jüngeren, die den gelebten Kommunismus besser verstehen wollen empfehle ich diese interessanten und nie larmoyanten Erinnerungen.



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